Heutzutage ist Kommunikation scheinbar alles, wir haben alle unendlich viele Kanäle, auf denen wir mit unterschiedlichsten Menschen kommunizieren. Sei es über diverse Messenger auf dem Smartphone, in verschiedensten sozialen Medien, per elektronischer Mail, oder auch im realen Leben, am Telefon, im direkten Kontakt, usw. Aber was heißt das alles eigentlich? Sind wir wirklich so kommunikativ? Oft kommt es mir so vor als würden wir, oder sehr viele von uns, weniger kommunizieren, als vielmehr ungefragt Meinungen in die Welt schreien. Ob Facebook, Instagram oder sonstwas: man braucht Meinung und davon möglichst viel! (da fällt mit ein passendes Zitat von Sven Regener ein: „viele haben keine Ahnung, aber viel Meinung!“). Verfolge ich öffentliche „Diskussionen“, geht es selten um Inhaltliches, sondern vielmehr darum, andere Menschen zu übertrumpfen – und da das bei Meinungen gar nicht geht, wird sich angeschrien, sich beleidigt und…eben nicht zugehört. Zur Kommunikation gehört aber zwingend beides: reden und zuhören. Das ist nicht nur im virtuellen Konflikt zu erleben, auch im realen Leben. Mir fallen Demonstrationen und ihre Gegendemonstrationen ein. Da schreien sich scheinbar verfeindete Parteien gegenseitig an, sonst nichts. Wer lauter brüllt, übertönt den anderen. Wer schreit, hat Recht. Das gibt es natürlich auch in Familien, in Büros, beim Sport. Wer lauter schreit, hat Recht.
Dabei finde ich es gerade auch heutzutage so wichtig, sich mal zuzuhören. Niemand weiß am Ende, was die gegnerische Partei wirklich denkt, was sie zu ihrer Meinung bewegt hat. Die Linken sollten den Rechten mal zuhören, die Christen den Muslimen. Die Hannoveraner den ungeliebten Braunschweigern, die HSV-Fans den Werderanern. Was geht man schon für ein Risiko ein, wenn man mal nicht lauter schreit? Man könnte Freundschaften gewinnen. Respekt füreinander entwickeln. Nicht zuletzt seine Stimme schonen.
Im Hospizkurs habe ich mal wieder gelernt, dass man auch aktiv zuhören kann. Dem Gegenüber Raum geben – Raum für Worte und Gedanken, Sätze, Meinungen. Ohne zu bewerten, ohne zu urteilen. Das ist wunderbar, weil es Nähe und Wärme bereitet. Zu-Hören hat ja auch etwas damit zu tun, dass man sich zu-wendet. Sich jemandem öffnet. Nun stelle ich mir eine Demonstration vor, wo sich Demonstranten und Gegendemonstranten leise gegenseitig zuhören….welch ein skurriles Bild, ich muss lachen, wenn ich es vor meinem inneren Auge entstehen lasse. Je emotionaler die Themen, desto schwieriger wird es mit dem Zuhören. Dabei wäre es gerade dann mal gut, innezuhalten, einen Schritt herauszutreten und Raum zu geben – ohne sich in lauthalsen Rechtfertigungen zu ereifern. Heute fängt das Weihnachtsfest an, ein guter Zeitpunkt sich zu üben – wir kennen es ja sicher fast alle, dass so ein Fest prädestiniert für den kleinen Unfrieden ist, also: seien wir entspannt und wenden wir uns einander zu! Vielleicht wird es dann warm.
P.S.: was sagt dieses ganze Geschreibsel, um das niemand gebeten hat, jetzt eigentlich über mich aus? Eben.