Es ist nun also Wahltag. Große Aufregung unter allen Kamelen und Ehrenkamelen, es werden Wahlurnen geleert, Stimmen gezählt, Briefwahlunterlagen ausgewertet und so fort. Vor ein paar wenigen Tagen habe ich mal einen Wahlzettel gesehen, er besteht aus einem abgerissenen kleinen Papierfetzen mit genau einem Kästchen, das man ankreuzen MUSS, ansonsten ist die Stimme ungültig. Sonst steht da nix drauf. Ich frage mich, wer eigentlich wahlberechtigt ist, ich bin es auf jeden Fall nicht. Ich frage mich vieles in diesem Kontext und weiß…ganz genau, ich weiß nix. Das macht aber auch nix.
Theo hat sich schon aufgeplustert und seinen Wahlsieg verkündet – zumindest habe ich das aus dritter Hand gehört, Theo selbst ist vor lauter Aufregung längst eingeschlafen. Eigentlich schläft er seit Tagen, weil er ein wenig erkältet ist. Wenn der sprichwörtliche Männerschnupfen schlimm ist, dann ist ein Kamelschnupfen katastrophal, dem Weltuntergang gleichgesetzt. Pollux ist schön geflüchtet, er möchte sich nicht anstecken und sitzt mit Klärchen und dem Erdbeerkuchenkamel in der Küche herum, nahe den Schoki- und Kuchenvorräten. Die Eule Greta, Theos erste (und einzige) Wahlkämpferin, lackiert sich die Fußnägel und ist ein wenig trantütig unterwegs heute, sie ist ja eine Nachteule und war bis zum Morgengrauen bei einem nächtlichen Tanztee unterwegs. Was aber ist nun mit dieser Wahl? Kandidiert Theo für das Präsidentenamt am Kaffeetisch? Geht es hier nur um eine feudale Wahlparty, für die ich schon seit vielen Tagen ständig wachsende Kuchenlisten bekomme?
Die einzige im Haus, die sich so gar nicht um das Wahlgeschehen kümmert, ist die Katze Mausi. Sie versteckt sich gern unter der Decke, um dem bunten Kameltreiben zu entkommen. Indes hat sie zum ungefähr siebten Mal in wenigen Tagen den Schlafplatz gewechselt und ist meistens die Ruhe selbst – neulich war sie sogar mal eine ganze Nacht allein und hat das bravourös gemeistert!
Was auf jeden Fall bald ansteht, ist die Wahl des hiesigen Weihnachtskamels für dieses Jahr. Ich nehme an, das Brimbamborium wird dann noch viel größer sein als jetzt – schließlich geht es dann wirklich um etwas. Es ist weniger der Titel, als das (zweifelhafte?) Privileg, die Weihnachtsmütze tragen zu dürfen. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass sich die Eule Greta auch um dieses Amt bemühen wird – auch wenn ihr die Mütze nicht einmal passen wird.
Mitten in dieses große Thema ereilte mich neulich die Nachricht, dass Etes Hirn wieder intakt und an Ort und Stelle ist – ich berichtete mal darüber, dass jemand vom anderen Ende der Stadt wichtige und überaus schlaue Aufsätze zu schreiben hatte. Die sind jetzt fertig und als Lohn gab es ein Akademikerhütchen, welches sich Humphrey direkt unter den Nagel gerissen hat. Fred ist nun also das allerakademischste Kamel von allen. Was Ete dazu sagt, weiß ich nicht, sie ist schließlich die Einzige mit echtem Gehirn. Von Vorteil könnte sein, dass sich Humphrey entsprechend des Akademikerhutes nicht an der Wahl zum Weihnachtsmützen tragenden Weihnachtskamel beteiligen wird. Sicher bin ich mir da allerdings nicht. „Mütze!“ ist übrigens das einzig deutsche Wort, das das schwedische Kamel Gustav beherrscht. Man gut, dass ich das gerade nicht immerzu hören muss.
Ich glaube, ich geh mal einkaufen. Die Backzutaten für die ausschweifende Wahlparty wollen besorgt werden. Wer auch immer die Wahl gewinnt, ich drücke Theo die Daumen, es gibt auf jeden Fall schlimmere Wahlsieger mit viel komischeren Mützen. Es könnte also ein düsterer Wahltag werden.