Adventskamele (Kamelgeschichten Teil 24)

Wie schnell doch die Zeit verfliegt, es ist schon wieder Advent. Die besinnlichste Zeit des ganzen Jahres, so sagt man. Es ist aber auch die Zeit, wo viele Menschen zig zusätzliche Termine jeden Tag haben. Es scheint mir also relativ zu sein mit der Besinnung der Menschen, aber das ist durchaus keine neue Erkenntnis. 

Bei den Kamelen aber ist es sehr ruhig geworden – die unspektakulär zu Ende gegangene Wahl vor wenigen Wochen hat scheinbar sehr viel Kraft gekostet. Theo sagt kein Wort mehr, ob er schläft oder wacht, vermag ich gerade nicht zu sagen. Ich weiß nicht einmal wie die Wahl eigentlich ausgegangen ist, ist Theo nun Präsident? Keine Ahnung, scheint aber auch nicht wichtig zu sein. Mitunter ist es ja das Brimbramborium als solches, um das es geht. Und davon gab es ja wahrlich genug! Soll er sich mal ordentlich ausruhen, der Theo, das hat er auf jeden Fall verdient.

Vor Kurzem kam die Kamelin Etepetete vom anderen Ende der Stadt zu Besuch. Allerdings nicht so wie man sich das vorstellt, also nicht dass sie an die Tür geklopft oder geklingelt hätte, nein. Sie saß plötzlich auf dem Sofa. Ohne Puff und Zisch, ohne Rauchwolken, einfach so. Ihr Wurmloch scheint also wieder gut zu funktionieren, wie geölt sozusagen. Zuerst dachte ich, Ete hätte eine falsche Abzweigung in Raum und Zeit genommen und würde, wenn  sie ihren Irrtum bemerkt hätte, wieder verschwinden. Das tat sie aber nicht. Vielmehr steckte sie mit ihrem Bruder Pollux Köpfe und Hückel zusammen und sie tuschelten eine Weile, bevor sie gemeinsam in den Sombrero hüpften, in dem sich Etes Wurmloch befindet und: weg waren sie. Das alles dauerte kaum ein Minute.
Es ist überflüssig zu erwähnen, dass ich keine Ahnung habe, wohin die beiden unterwegs sind. Gestern kam dann eine Postkarte mit Pollux am Strand und einem Helm als Kopfbedeckung (siehe Bild). Wahrscheinlich ist es ein Strand auf einem sehr fernen Planeten, zu einer Zeit, in der die Menschheit auf der Erde noch nicht das Licht der Welt erblickt hat. Naja zumindest ist das möglich. Vielleicht sind die beiden aber auch am Strand ums Eck, oder sitzen vor einer Fototapete – wer weiß das schon?

Interessant ist natürlich Pollux‘ Helm, um Kopfbedeckungen jedweder Art ging es ja schon im letzten Kamelgeschichtenteil. Weshalb mir die Frage kommt, wer denn dieses Jahr Weihnachtskamel wird, ich erinnere den Leser an dieser Stelle an die so wichtige Weihnachtsmütze („Mütze!“ Wie die schlichte und wiederkehrende Aufforderung vom großen schwedischen Kamel Gustav ist). Normalerweise stritten bei mir Theo und Pollux vehement um den wichtigen Titel des amtierenden Weihnachtskamels, das geht schon seit vielen vielen Jahren so. Dieses Jahr ist ja sowieso alles anders in der Welt und nun auch noch das! Theo hängt wegen des anstrengendes Wahlkampfes in den Seilen und Pollux macht Strandurlaub auf Beteigeuze. Fällt Weihnachten dieses Jahr aus? Geht am Ende die Welt doch noch unter? Oder übernimmt ein anderes Kamel die Weihnachtsmütze in der Adventszeit? Wie ging eigentlich die Wahl aus? Wer trägt die Weihnachtsmütze im anderen Kameldomizil am entfernten Ende der Stadt? Warum trägt Pollux einen Blechhelm am Strand? Und an welchem Strand überhaupt? Fragen über Fragen. Wie so oft.

Ich bin aber auch guter Dinge: am Ende wird sich alles zurechtruckeln. Gestern Nacht hörte ich leise Weihnachtslieder in der Wohnung. Ich schlich in Richtung der schrägen Melodien und sah durch den Türspalt, dass die Kameldamen leise sangen. Klärchen, das Erdbeerkuchenkamel und die Eule Greta (ihres Zeichens Ehrenkamelöse). Letzteres gab auch den Ton an. Selbst Frau Mahlzahn miaute dazu.
Demnach wird die Weihnachtsmütze dieses Jahr wohl von einer Kamelin getragen werden! Das wird auch mal Zeit, emanzipiert sind sie zwar sowieso alle, aber nun werden endlich auch mal die Posten entsprechend verteilt. Wer es wohl werden wird? Wer wird Weihnachtskamelin? Müssen wir die Weihnachtsmütze noch größer (Greta) oder kleiner (Erdbeerkuchenkamel) nähen, damit sie passt? Wir werden es alle die nächsten Tage erfahren, es bleibt also spannend.  

Oppa und die Kamelhorde (Kamelgeschichten Teil 13)

Kamelrudel

Irgendwie ist das alte Kamel Oppa bisher gar nicht so richtig aufgetaucht, dabei reden alle Kamele ständig über ihn (naja das tun sie eigentlich nicht, der Kamelhaufen ist eine treulose Bande (ich weiß bis heute nicht, ob es Herde oder gar Horde heißt) und sie haben ihren alten Lehrer nur sehr sehr selten auf dem Schirm).

Oppa ist nicht wirklich der Großvater der Kamele – er kam irgendwann, bzw. war er einfach irgendwann da und stellte sich als eben als Oppa vor. Er sagte, er sei ein großer Kamellehrer und daraufhin sind alle bei ihm zur Schule gegangen. Seitdem kann Pollix bis sieben zählen, man erkennt das an seinen schon erwähnten sieben Pfoten – könnte er bis 100 zählen, hätte er wohl hundert Pfoten. Theo war auch in der Oppa-Schule, Hamfred genauso. Was aus den beiden bisher geworden ist, wissen wir ja. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle lieber nicht sagen.
Oppa ist alt und vergesslich, das war er schon als er bei mir damals ankam, oder eben einfach „da war“. Er war leicht senil – da er dieses Wort aber als gebildetes Kamel verstand und verständlicherweise nicht mochte, galt er eben als sinel, nicht als senil. Das fand er gut.

Etepetete war auch in Oppas Unterricht. Aber nur ca. 2 Doppel-Sekunden, dann ist sie ausgerissen. Da Oppa (und das darf ich gar nicht laut sagen) ja selbst auch nicht lesen kann (er kann nur schreiben), war Ete natürlich komplett unterfordert – ich glaube, damals hat sie dann angefangen, Wurmlöcher zu entwickeln. Inzwischen scheint Ete auch Wurmlöcher an andere zu veräußern – offensichtlich ist Humphreys derzeitige Wohn-Schublade auch ein Wurmloch, mit dem er zu einem glitzernden Schwuppenschloß reisen kann. Was er natürlich ständig tut, mitsamt den Straußens und allen Chippendales. Auf jeden Fall hörte ich letztens eine solche Theorie. Bei Pollux ist das anders, er ist beinahe selbst ein Wurmloch – hält man eine Tafel Schokolade in seine Richtung, osmodiert er sie, ohne sich zu bewegen. Selbst durch Staniolpapier kann er Schokolade aus der Verpackung ziehen und futtern, ohne sich auch nur im Mindesten zu bewegen (Dabei fällt mir ein, dass es sehr schade ist, dass die meisten Schokoladen inzwischen ohne Staniolpapier auskommen, sicher aus Umweltgründen, emotional finde ich das allerdings schade – aber das ist nun wirklich Off-Topic). Pollux ist also das Osmosekamel, sozusagen. Oder eben ein Wurmlochkamel explizit für Schokolade. Das klingt spannend, ist aber höchst lästig wenn man selbst mal Schokolade essen will – das geht per se nur heimlich und sehr weit weg. Ich muss Ete irgendwann auch mal fragen, ob ich so ein Wurmloch haben kann. Das muss allerdings so groß sein, dass ich hinein- oder besser hindurchpasse – Sombrerogröße reicht mir nicht. Könnte also problematisch werden.

Achja, es ging um Oppa. Der sinele Oppa hatte irgendwann die Schnauze voll von der Kamelherde (Horde, Herde, Gruppe, Rudel, was weiß denn ich?), die alle immer was von ihm wollten – zudem ist er sehr ungern von Niedersachsen nach Schleswig-Holstein gezogen. Es ergab sich vor ein paar Jahren, dass eine nahestehende Kamelliebhaberin in der Nähe von Hameln das Bedürfnis nach Kamelnähe hatte, ihr ging es wohl nicht so gut, sonst hätte sie niemals ein Kamel wie Oppa zu sich geholt! Naja so ganz stimmt das nicht, ich habe Oppa einfach zu ihr geschickt, er wollte dringend zurück nach Niedersachsen und das war DIE Chance. Nun sitzt er unweit von Hameln und schreibt ab und an eine Ansichtskarte, die niemand lesen kann (weil ja alle bei Oppa nur schreiben, aber nicht lesen gelernt haben). Ich kann die Karten lesen. Leider. Es steht nur Unsinn und unzusammenhängender Quatsch drauf – Oppa ist wohl noch ein wenig sineler geworden. Der Inhalt der letzten Karte zu Ostern war „Hallo Rudel! Habe viel Ohren im Bauch! Pistazien sind gelb-geangelt. Geht so! Von Oppa.“ Nunja. Was soll man dazu sagen? genau: gar nichts!
Macht aber alles nix, wir schicken ihm 2-3-mal im Jahr eine Grußkarte, die er aber auch nicht lesen kann. So ist das mit der Kommunikation. Hauptsache, es geht allen gut und sie sind gesund.  

Nachtrag:
Ich fürchte, jetzt ist Klärchen sauer. Sie wollte den 13. Teil der Kamelgeschichten für sich verbuchen – sie sieht sich als sowas wie “die wilde 13” der Kamelhorde. Sie wollte in der 13. Geschichte etwas über ihre geplanten Attentate loswerden. Vielleicht will sie nur angeben…diesen Gedanken laut zu sagen, könnte gefährlich sein – schließlich will ich nicht Teil der Attentatsplanungen werden. Ich sag also lieber mal nüscht.

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