Kamelgesundheit (Kamelgeschichten Teil 43)

Natürlich sind die Kamele immer allesamt gesund – nicht dass hier jemand anhand des Titels auf krumme Gedanken kommt! In einer Kameldokumentation hieß es neulich im Zusammenhang mit Wüstendurchquerungen: „An oberster Stelle steht die Gesundheit des Kamels.“ Zitat Ende.
Ich weiß zwar nicht, ob die hiesigen Kamele überhaupt nur grob wissen, was eine Wüste überhaupt ist – aber sie wissen sehr wohl, wie wichtig ihnen ihre Gesundheit ist. Logisch eigentlich.

Daraufhin kamen mir ein paar Ideen, wie man die Gesundheit der Hückeligen noch unterstützen kann. Gesunde Ernährung wäre da mal das allererste. Kuchen und Torten ab sofort nur noch zuckerfrei – so gibt es nur noch Vollwert-Möhrenkuchen ohne Zucker. Dieser Gedanke war kaum zu Ende gedacht, kaum ausgesprochen oder aufgeschrieben, da flogen schon die ersten Tassen, Flaschen und ich-weiß-nicht-was-alles in meine Richtung. Dummerweise hatte ich vergessen, einen Helm aufzusetzen, also half nur die Flucht. Dabei fällt mir ein, bzw. fiel mir auf, dass manche Menschen einen Helm anziehen, statt ihn aufzusetzen. Merkwürdig, das ist so ähnlich bei der Brille, die ziehen manche Leute eher auf. Oder an? Keine Ahnung, bei welcher regionalen Herkunft man was sagt. Auf jeden Fall ist ein Leben ohne Helm semi-optimal, wenn man die Essgewohnheiten der Kamele*Innen hinterfragt, oder gar überlegt, sie zu ändern.

Ein zweites Thema neben dem Zucker ist der Kaffee. Die hiesigen Kamele, zumindest die die bei mir leben, sind ein wenig dem Koffein verfallen. Das äußert sich in hoher Nachtaktivität, weshalb ich auch nachts einen Helm tragen müsste – prophylaktisch gesehen.
Am anderen Ende der Stadt fallen die dortigen Kamele um Punkt 22 Uhr ins wohlverdiente Kobra. (Wer jetzt nicht weiß was „ins Kobra fallen“ bedeutet, hat die Geschichten nicht aufmerksam gelesen und bekommt einen Rüffel, oder wahlweise ein zuckerfreies Stück Vollwert-Möhrenkuchen).
Bei meinen Kamelen hilft gegen die Nachtaktivität aber nur eins: Kaffee-Entzug. Ab sofort gibt es nur noch Kamillentee, bzw. hiesigen Kamelentee, was dasselbe zu sein scheint. Man kann sich nun lebhaft vorstellen, wie alle Kamele bei diesen Ideen ganz tüchtig in ein Tohuwabohu gefallen sind (statt ins Kobra). Großes Gemurre und Gekreische und alle liefen wild durcheinander (wie die Hühner bei Gewitter, möchte ich meinen).  

Hilfe kam sofort vom entspannten anderen Ende der Stadt, die Kamele wurden allesamt zum Kamelenteetrinken eingeladen – natürlich kommen sie mit mehreren 5-Liter-Kannen Kaffee! Im Titelbild sieht man die vor Freude in die Luft springenden Brüder Pollux und Theo, ein Wunder dass sie nicht bis ans andere Ende der Stadt gehüpft sind.

Eventuell sollte ich mal entkoffeinierten Kaffee besorgen, fällt ihnen ja vielleicht nicht auf. Und den Helm, den sollte ich demnächst wieder öfter tragen – vor allem wenn sie auf Entzug sind!

Von Seemannsgarn und Wollfäden (Kamelgeschichten Teil 41)

Wenn der aufmerksame Leser den Titel dieser neuerlichen KamelGeschichte liest, denkt er sofort an das neu zugezogen Kamel, den Quseng Henry aus der Nordwestpassage. Und natürlich ist es auch so, Quseng Henry erzählt jede Menge Geschichten, die wohl allesamt in die Kategorie Seemannsgarn passen.

Aber hier geht es eigentlich um etwas anderes. Vor ein paar Tagen spielte die Katze Mausi mal wieder vehement mit kleinen an Wollfäden befestigten Korktierchen. Sie ist da meist sehr ausgelassen und unachtsam. So kam es, dass sich einer dieser Wollfäden um ihre rechte Hinterpfote wickelte. Sie hat sich dabei so wild erschrocken, dass sie sich panisch gedreht und gewendet hat, leider hat sich dabei der Wollfaden verknotet und zog sich um ihre Pfote fest zusammen. Ich habe sofort versucht sie zu befreien, aber sie hat sich mit Händen und Füßen gewährt. Das Ganze gipfelte beinahe in einem Drama, in dem auch fast ein Tierarzt vorgekommen wäre, da sich der Faden doch sehr sehr eng um die Katzenpfote wickelte und mehrfach verknotete und dabei dir Pfore fast abschnürte. Selbst mit vier Händen konnten wir die Katze nicht ruhig stellen, um den Faden zu entfernen. Sie schrie, fauchte, spie Feuer und entwandt sich immer wieder unseren Händen. Wie meine Hände und Arme aussehen, kann man sich vielleicht vorstellen. Glücklicherweise hatte die  inzwischen zu einem Drachen mutierte Katze es dann doch geschafft, über Nacht die Schlinge selbst zu entfernen. 

Das liest sich schnell und einfach, war aber doch ein kleines Drama, welches uns alle beschäftigt hat. Klärchen hatte sich angeboten, zu helfen, da sie nachvollziehen kann, wie die Katze Mausi wieder zum Scheindrachen Frau Mahlzahn werden konnte. 

Pollux indes weinte bitterlich, er hat die Katze Mausi inzwischen lieb gewonnen. Theo aber, seines Zeichens selbsternannter Vorsitzender des hiesigen aber auch weltweiten Kamelschutzbundes, schrieb sofort diverse Anzeigen wegen Übergriffigkeiten gegenüber der „Ehrenkamelöse Katze Mausi Mahlzahn“ (so ihr offizieller Titel), die er sofort auch aushändigte. Wie immer nahm Theo auch dieses Mal seine Rolle sehr ernst und war sehr unnachgiebig. Was soll ich sagen, ich hatte vier schriftliche Anzeigen und am nächsten Tag schon drei Mahnungen im Briefkasten. Selbst Klärchen verschonte Theo nicht und das ist ein Novum: noch nie bekam ein anderes Kamel Post vom Kamelschutzbund! 

Als das Drama mit den Wollfäden  ausgestanden war, sah ich Theo eines morgens eingewoben mit Seemannsgarn, nahezu bewegungslos. Natürlich war er stinkig, nur die anderen Kamele grinsten leise vor sich hin. Wer das wohl war mit den Wollfäden? Ich wasche meine Hände natürlich in absoluter Unschuld. 

Inzwischen hat sich die ganze Lage beruhigt, die Katze ist gesund und munter, die Kamele sitzen wieder auf ihrem Kissen, nur Theo ist noch eine Spur rosafarbener im Gesicht geworden. 

Westernkamele (Kamelgeschichten Teil 34)

Es ist ruhig geworden um die Kamele. Nein, sie sind nicht alle im Güllüp, sie sind auch nicht krank oder viel unterwegs, oder so. Sie sind einfach…ruhig. Ja, eigentlich sollte man in solchen Zeiten vorsichtig sein, Ruhe könnte bedeuten, sie hecken irgendwas aus. Das tun sie augenscheinlich gerade nicht, also etwas aushecken.

Der Einzige der aktiv zu sein scheint, ist Humphrey. Wie ich hörte führt er seit einigen Wochen eine Beziehung mit dem jungen Howard Carpendale – das sieht dann so aus, dass er vor einer sehr alten Schallplatte sitzt, auf der das Konterfei von eben diesem Herren zu sehen ist. Die Platte stammt aus den 80er Jahren. Nun, man kann sich fragen, was daran eine Beziehung ist. Das wäre ja durchaus berechtigt. Man darf aber nicht vergessen, dass Humphrey zusammen mit Ete in einem Haushalt lebt – vielleicht ist es ihr gelungen, nach dem Sombrero-Wurmloch auch einen Zeitreise-Strumpf zu erfinden (oder so) und Fred reist nun immer bestrumpft (siehe auch das Beitragsbild!) zu seiner Liebschaft in die 80er? Oder Ete hat den 80er Howie ins Heute geholt und er wird im Keller gehalten, wo Humphrey ihn sorgsam pflegt und hegt? Weiß man alles nicht. Der letzte Gedanke hat aber durchaus nicht nur Charme, sondern auch das Potenzial, sehr verstörend daherzukommen. Da fällt mir der Ausspruch aus dem „Schweigen der Lämmer“ ein: „Es muss sich mit der Lotion einreiben!“. Nun, wer sich des Films erinnert, weiß was ich meine: es ist etwas verstörend, ganz genau.

Und sonst so? Theo und Pollux hatten vor Kurzem eine Western-Phase. Sie schauten den lieben langen Tag alte Westernfilme über Netflix. Man sollte dabei nicht unerwähnt lassen, dass Pollix sich eher für Winnetou und Old Shatterhand interessierte, während Theo das Mundharmonika-Spielen anfing, nachdem er begeistert „Spiel mir das Lied vom Tod“ sah. Ich muss hier nicht groß betonen, dass Theo in keinster Weise Mundharmonika spielen konnte und kann. Letzte Nacht zum Beispiel hörte ich ein Jaulen und dachte es sei die Katze Mausi, die lauthals jaulte (wie Katzen das eben manchmal tun) – es könnte aber auch Theo gewesen sein, der sich an der Mundharmonika versucht hat. Nun, oder sie „spielten“ im Duett, das ist durchaus auch möglich – zumal das Kamel Theo und die Katze Mausi sich wohl ganz gut verstehen inzwischen. Was die Western angeht, konnten die beiden Kamel-Kerle sich aber auf alte Filme mit John Wayne einigen – die Filme sind zwar allesamt ziemlich öde, aber Mr. Wayne ist immer ein Held mit großem Herzen, das lieben sie beide, die Kamele.

Mir persönlich fällt bei diesem Absatz auf: seit wann haben wir eigentlich Netflix zuhause?!? War vielleicht nur ein Probemonat, inzwischen ist die Westernzeit ja wieder vorbei. Oder demnächst bekomme ich eine große Rechnung, kann auch sein und würde mich weniger wundern.

Wie oben erwähnt ist es momentan aber ruhig. Wahrscheinlich planen alle die große Feier, die in zweieinhalb Wochen stattfinden wird. Dann ist nämlich die Katze Mausi schon ein ganzes Jahr bei uns. Ganz sicher wird mit Pauken und Trompeten (plus Mundharmonika UND alten Howard-C.-Songs) groß gefeiert und getanzt. Ich freu mich drauf. Aber irgendwer sollte Mausi vorwarnen, sie steht nicht darauf wenn es allzu laut wird!

Seuchensuppen und Önskads (Kamelgeschichten Teil 26)

Auch in diesem neuen Jahr hat sich wenig geändert. Die Weihnachtsmützen sind passé, die Tannbäume sind, so verhanden, abgebaut und es werden mancherorts wieder viele Kuchen und Donats gebacken. Auch die Nachrichten und Geschichten sind ähnlich geblieben, in der weiten Welt genauso wie in der kleinen Welt der Kamele.

Doch eines ist neu: wie aus dem Nichts hat sich ein ernstzunehmender Zusammenhang zwischen der pandemischen Welt und der Kamelwelt aufgetan. Es ist geradezu erschütternd. Der Einzige der es immer schon wusste, ist das Kamel Theo! Offensichtlich sind die doppelhücklerischen Önskads für die Herstellung eines Virus‘ verantwortlich: Unglaublich. Skandalös. Unfassbar. Eben erschütternd! Um welches Virus es sich handelt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen – ein Schelm, wer aber Böses dabei denkt.

Der Reihe nach. Ich hörte neulich eher zufällig die beiden Worte „Önskads“ und „Seuchensuppe“ in einem Satz! Da muss doch ein Zusammenhang sein? Theo spitzte sofort seine Ohren, er hatte die Doppelhückler ja schon immer sehr argwöhnisch betrachtet und vor Allem in der Gegenwart von Onkel Tante-Otto immer tief geknurrt, bzw. gegrollt. (Das Önskad Onkel Tante-Otto war einmal vor ein paar wenigen Jahren die große Liebe von Primärkamel Humphrey, ich berichtete darüber schon einmal kurz.)
Die Önskads brauen also Seuchensuppen. Theo machte sich nach dieser Erkenntnis sofort auf die Suche nach seinem großen Suppentopf, mit dem er, zusammen mit dem schwedischen Kamel Gustav, schon mehrfach mehr oder weniger wirksame Zaubertränke für Dies und Das gebraut hatte: er war weg! Also der Suppentopf. Naja, Gustav ist irgendwie auch weg, seit er den neuen Job als Lesehilfe am anderen Ende der Stadt angenommen hat, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wer noch weg ist, sind die Önskads! Faktisch seit der Trennung von Fred und Onkel Tante-Otto sind alle Önskads verschwunden. Es mehren sich aber die Gerüchte, sie würden in irgendeinem Keller aus purer Verzweiflung nun in Theos geklautem Suppentopf eine Seuchensuppe nach der anderen brauen – dabei scheint dann ein Virus entfleucht zu sein. So einfach ist das. Also vielleicht ist das so einfach. Beweise gibt es natürlich nicht! In der Welt der Kamele zählen solche Beweise aber nicht, da geht nichts über eine spannende Gerüchteküche. (die Frage, in welchem Topf dieses Gerücht nun gebraut wurde, müßte man aber vielleicht auch mal stellen).

Was können wir also tun und wer sind eigentlich die Önskads?
Sollen wir den Keller mit den Önskads suchen? Oder Theo und Gustav bitten, ein Gegenmittel zu brauen? Oder sollen wir uns besser einfach wieder hinlegen? Wer sagt Humphrey Bescheid, wenn wir Onkel Tante-Otto wiederfinden und wird er dann weinen? Schon wieder soviele Fragen.

Eines weiß ich: die Önskads sind allesamt Doppelhückler, im Gegensatz zur hiesigen Kamelgemeinde, die allesamt mit einem Hückel ausgestattet sind, wenn auch jeweils mit einem sehr imposanten! Es ist ein paar Jahre her, als eben diese Doppelhückler in Scharen auftraten – ein paar davon (es waren genau zwei!) haben sich unter die hiesige Kamelgemeinde gemischt. Nach anfänglichem Misstrauen waren sie sehr beliebt, das lag sicherlich an ihrem bezaubernden Augenaufschlag, den sie drauf hatten. Ich erinnere mich an Kuschelszenen zwischen Gustav…ja sogar zwischen Brocki und einem Önskad! Einzig Theo hat die ganze Zeit nur geknurrt – er wusste schon warum, wie sich jetzt ja zeigt! Jetzt sind sie also lange alle verschwunden und müssen dringend gefunden werden, um die Weltverschwörung aufzuhalten.

Theo und Gustav sprechen, bzw. chatten, inzwischen nur noch in Afrikaans miteinander, um nicht so leicht abgehört zu werden – wahrscheinlich haben sie einen groß angelegten Suchplan entwickelt, um die Welt zu retten. Vielleicht erzählen sie sich aber nur Witze, keine Ahnung, ich kann ja kein Afrikaans. Was mir aber auffällt ist, dass diese Sprache so ähnlich „aussieht“ wie Plattdeutsch – und siehe da, sie stammt vom Niederländischen ab. Was man alles durch die Kamele lernt, toll ist das. Toll sind auch die beiden „Kasköppe“ die jetzt die Welt retten, ich bin gespannt!

Wahl- und Akademikermützen (Kamelnachrichten #23)

Es ist nun also Wahltag. Große Aufregung unter allen Kamelen und Ehrenkamelen, es werden Wahlurnen geleert, Stimmen gezählt, Briefwahlunterlagen ausgewertet und so fort. Vor ein paar wenigen Tagen habe ich mal einen Wahlzettel gesehen, er besteht aus einem abgerissenen kleinen Papierfetzen mit genau einem Kästchen, das man ankreuzen MUSS, ansonsten ist die Stimme ungültig. Sonst steht da nix drauf. Ich frage mich, wer eigentlich wahlberechtigt ist, ich bin es auf jeden Fall nicht. Ich frage mich vieles in diesem Kontext und weiß…ganz genau, ich weiß nix. Das macht aber auch nix.   

Theo hat sich schon aufgeplustert und seinen Wahlsieg verkündet – zumindest habe ich das aus dritter Hand gehört, Theo selbst ist vor lauter Aufregung längst eingeschlafen. Eigentlich schläft er seit Tagen, weil er ein wenig erkältet ist. Wenn der sprichwörtliche Männerschnupfen schlimm ist, dann ist ein Kamelschnupfen katastrophal, dem Weltuntergang gleichgesetzt. Pollux ist schön geflüchtet, er möchte sich nicht anstecken und sitzt mit Klärchen und dem Erdbeerkuchenkamel in der Küche herum, nahe den Schoki- und Kuchenvorräten. Die Eule Greta, Theos erste (und einzige) Wahlkämpferin, lackiert sich die Fußnägel und ist ein wenig trantütig unterwegs heute, sie ist ja eine Nachteule und war bis zum Morgengrauen bei einem nächtlichen Tanztee unterwegs. Was aber ist nun mit dieser Wahl? Kandidiert Theo für das Präsidentenamt am Kaffeetisch? Geht es hier nur um eine feudale Wahlparty, für die ich schon seit vielen Tagen ständig wachsende Kuchenlisten bekomme?

Die einzige im Haus, die sich so gar nicht um das Wahlgeschehen kümmert, ist die Katze Mausi. Sie versteckt sich gern unter der Decke, um dem bunten Kameltreiben zu entkommen. Indes hat sie zum ungefähr siebten Mal in wenigen Tagen den Schlafplatz gewechselt und ist meistens die Ruhe selbst – neulich war sie sogar mal eine ganze Nacht allein und hat das bravourös gemeistert!

Was auf jeden Fall bald ansteht, ist die Wahl des hiesigen Weihnachtskamels für dieses Jahr. Ich nehme an, das Brimbamborium wird dann noch viel größer sein als jetzt – schließlich geht es dann wirklich um etwas. Es ist weniger der Titel, als das (zweifelhafte?) Privileg, die Weihnachtsmütze tragen zu dürfen. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass sich die Eule Greta auch um dieses Amt bemühen wird – auch wenn ihr die Mütze nicht einmal passen wird.

Mitten in dieses große Thema ereilte mich neulich die Nachricht, dass Etes Hirn wieder intakt und an Ort und Stelle ist – ich berichtete mal darüber, dass jemand vom anderen Ende der Stadt wichtige und überaus schlaue Aufsätze zu schreiben hatte. Die sind jetzt fertig und als Lohn gab es ein Akademikerhütchen, welches sich Humphrey direkt unter den Nagel gerissen hat. Fred ist nun also das allerakademischste Kamel von allen. Was Ete dazu sagt, weiß ich nicht, sie ist schließlich die Einzige mit echtem Gehirn. Von Vorteil könnte sein, dass sich Humphrey entsprechend des Akademikerhutes nicht an der Wahl zum Weihnachtsmützen tragenden Weihnachtskamel beteiligen wird. Sicher bin ich mir da allerdings nicht. „Mütze!“ ist übrigens das einzig deutsche Wort, das das schwedische Kamel Gustav beherrscht. Man gut, dass ich das gerade nicht immerzu hören muss.

Ich glaube, ich geh mal einkaufen. Die Backzutaten für die ausschweifende Wahlparty wollen besorgt werden. Wer auch immer die Wahl gewinnt, ich drücke Theo die Daumen, es gibt auf jeden Fall schlimmere Wahlsieger mit viel komischeren Mützen. Es könnte also ein düsterer Wahltag werden.


Theo und der Ozelotschnaps (Kamelgeschichten #22)

Wer gedacht hat, das Wahlthema aus den letzten Kamelgeschichten sei eine schnell vorrübergehende Anekdote, der hat sich (leider?) getäuscht.
Inzwischen wird fieberhaft gearbeitet. An einem Wahlprogramm. An Wahlreklame. An Wahlstatistiken. Sogar einen WahlOmat soll es bald geben. Alle Kamele und Eulen sind ausschließlich damit beschäftigt, Theo zu unterstützen, damit er bald „Mista President“ ist. Das Erdbeerkuchenkamel übt sogar schon das Happy-Birthday-Lied „a la Monroe“.
Um ehrlich zu sein, sieht man all das den Kamelen gar nicht so richtig an. Pollux futtert den lieben langen Tag Schokolade in all ihren Variationen. Klärchen brütet eher an Weltübernahmeplänen, Anschlägen und Kidnappings. Greta flattert so herum und nur das Erdbeerkuchenkamel bewundert ihren Theo und singt für ihn, falls es nicht gerade damit beschäftigt ist, ein Mini-Wurmloch zu häkeln, wo es nur selbst durchpasst. (Ich wußte gar nicht, dass es so kleine Häkelnadeln gibt!)

Theo selbst ist wie immer ein stolzes Kamel. Er sitzt und guckt; das hat er sich wohl von Brocki abgeschaut, der das ja in Perfektion beherrscht. Ansonsten kann ich bei Theo allerdings auch ein wenig Aufregung entdecken, man stellt sich schließlich nicht ständig zur Präsidentenwahl. Neuerliche Nachfragen zu Einzelheiten dieser Wahlgeschichte werden nach wie vor mit Schweigen quittiert. Und mit wissenden Blicken gepaart mit Kopfnicken und Hückelschwanken. Ja richtig: Theo kann neuerdings mit dem Hückel schwanken. Das sieht, ehrlich gesagt, ein wenig merkwürdig aus, hat aber ganz sicher eine tiefere Bedeutung – die sich mir aber bis zum heutigen Tag noch nicht erschloss.  
Aber die Fragen bleiben. Wer ist der Gegenkandidat? Gibt es überhaupt einen? Was ist das für eine Wahl? Wer wählt wann wen? Gibt es Wahlurnen (oder nur Walturnen?)? Was soll das alles überhaupt? Wie wird eigentlich Ozelotschnaps gemacht? Und: muss ich jetzt das Haus weiß anmalen? Ich weiß(e) nichts.  

Bleibt zu hoffen, dass keine Unruhen entstehen, sollte die Wahl nicht wie gewünscht ausfallen. Ich glaube, ich gratuliere Theo schonmal prophylaktisch zur Präsidentschaft, dann hab ich sicher bei ihm einen Stein im Brett, sollte er wirklich mal etwas zu sagen haben!

Die Blaue Stunde oder Pollux und die Ostseeviecher (Kamelgeschichten Teil 20)

Ostseeviecher

Zu allererst sei gesagt, dass alle Kamele wohlbehalten aus dem Güllüp zurück sind – wo auch immer sie alle waren, ich bin sicher sie hatten allesamt ihren Spaß. Einige von ihnen hatten nach ihrer Rückkehr Reste von Sand und Ton an ihren Pfoten. Ich habe dem zu erst keinerlei Bedeutung beigemessen – abgesehen von Pollux‘ und Theos komischer Kicherei war weiter nichts Außergewöhnliches zu verzeichnen. Dachte ich bis vor ein paar Tagen.

Vor diesen paar Tagen besuchte ich mal wieder zur wunderbaren Blauen Stunde den schönen Ostseestrand und was sehe ich, bzw. was sieht mich da an? Ostseeviecher! Urzeitliche, vorsintflutliche, drachenähnliche Echsenwürmer aus….ja genau, aus Sand und Ton. Gefährlich sahen sie aus, mit Blick auf’s Meer saßen und schlängelten sich die Viecher auf einem Stein und ihre spitzen Zähne waren furchteinflößend. Nun gut, sie schielten auch ein wenig, aber das trübte den Gesamteindruck keinesfalls. Schielende Ostseeviecher.
Wenn ich nun eins und eins zusammenzähle, dann liegt der Schluss nahe, dass Pollix und Theo einen Volkshochschulkurs „Töpfern am Strand“ belegt haben. Natürlich sind da keine Vasen, Becher oder Töpfe herausgekommen (das wäre ja viel zu langweilig), sondern eben Ostseeviecher. Wohl gelungen sind sie, das muss ich sagen. Völlig neue Talente offenbaren sich in den sonst oft so grobmotorischen 4-7 Kamelpfoten.

Oder war das ganz anders? Vielleicht war es ja ein Volkshochschul-Zauberkurs, den die beiden Kamelbrüder belegt haben? Dann waren die Ostseeviecher lebendige gemeingefährliche Echsenwürmer und Pollux Und Theo haben sie mit einem Zauberritual zu Stein werden lassen? Möglich ist auch das. Wobei ich vermuten würde, dass Polli Schokolade oder Schwarzwälderkirschtorte gefuttert hat, während Theo einen Zaubertrank gebraut hat. Naja oder Theo hat den Betonmischer genommen, der ansonsten für die mafiöse Betonschuhherstellung genutzt wird und hat die gefährlichen Viecher einfach mit Schnellbinderbeton übergossen? Letzteres ist irgendwie weit weniger mystisch. Vielleicht ist es genau deswegen am Wahrscheinlichsten. Aber ich mag gern denken, dass die beiden gezaubert haben. Bestimmt sind sie auch für das wunderbare Licht der Blauen Stunde am Ostseestrand zuständig gewesen. Denn das war es: wunderbar.

Inzwischen ist die Blaue Stunde vorbei. Die Kamele sind aus dem Güllüp zurück. Die Ostseeviecher werden wieder dort sein, wo sie herkamen und Besucher aus den Wäldern sind zurück in ebendiesen Wäldern. Auf Wiedersehen – bis zum nächsten Mal.

Jagende Kamele (Kamelgeschichten Teil 14)

So langsam spielen wir uns ein: die Katze, die Kamele und ich. So dachte ich wenigstens. Heute morgen kam ich nach dem Aufstehen ins Wohnzimmer, Frau Mahlzahn lag wie immer morgens auf dem Fell, die Kamele hockten zusammen auf ihrem Sitz. Alles vollkommen normal und wie immer. Bis auf Theo. Ein verräterisches Blitzen in den Augen, eine Schweißperle tropfte von seiner Stirn – und, wie auf dem Bild zu sehen, war er umgeben von bunten Federn. Ich war, gelinde gesagt, ein wenig erstaunt. Was war da passiert? Bei genauerem Hinsehen sah man Pollux neben Theo leicht grinsen, das Erdbeerkuchenkamel zuckte unablässig mit den Vorderpfoten und Klärchen kicherte ein wenig verrückt-verzückt vor sich hin. Haben die Kamele sich Frau Mahlzahn als Beispiel genommen und jagen jetzt….ja, was jagen die denn? Woher kommen die Federn und wo ist der Rest von Ihnen? Jagen die Kamele im Rudel (Horde, Herde, Gruppe?) wie Löwen das tun? Oder darf jeder mal jagen und alle anderen feuern ihn/sie an? Fragen über Fragen.

Die Einzige die in dieser Situation ruhig war, war die Katze. Wobei, auch das stimmt eigentlich nicht. Ich wurde kurz vorher etwas merkwürdig von Frau Mahlzahn geweckt, sie stand neben meinem Kopfkissen und miaute mir zweimal dermaßen laut ins Ohr, dass ich beinahe senkrecht im Bett stand. Woraufhin sie direkt wieder abzog und sich auf das Fell im Wohnzimmer gesetzt hat. Das haben die doch alle miteinander abgesprochen! Also glaube ich wenigstens. Oder aber, es fliegen neuerdings bunte Vogelattrappen durch den Raum? Vielleicht hat ja die Eule Greta für bunten Federschmuck gesorgt? Oder Ete hat Vogelattrappen durch Wurmlöcher geschickt und sie im Wohnzimmer materialisieren lassen?
Ich hab ja schon öfter überlegt, die eine oder andere Webcam zu installieren, um sehen zu können, was während meiner Abwesenheit und während der Nacht so alles passiert. Aber vielleicht ist es auch besser, wenn ich all das nicht so genau weiß und die Kamele freuen sich diebisch, wenn ich verdattert bin…sollen sie doch ihren Spass haben.

Der mutige Theo (Kamelgeschichten Teil 12)

Es ist immer wieder erstaunlich, was es braucht, damit sich etwas verändert. Am Wochenende wurde ausgiebig schamanisiert in einem Onlineseminar.  Sowohl das Kamel Theo als selbsternannter Oberschamanisierer als auch Frau Mahlzahn waren sehr präsent. Letztere aber nur am ersten Tag, am zweiten brauchte sie Ruhe und war kaum gesehen – bis auf den Moment des großen Heilrituals, da schaute sie interessiert zu – und kaum war das Ritual zuende, sprang sie auf den Schoß und wollte mit ins Bild der Videokonferenz.

Theo hingegen war zwei Tage in seinem Element. Mir war das gar nicht so aufgefallen, obwohl die Kamele direkt vor mir saßen – aber heute morgen fiel mir die Veränderung auf. Theo hat plötzlich einen Mittelscheitel. Auf dem Hückel! Unglaublich, seit wann hat er den? Und wie blöd sieht das eigentlich aus? Vielleicht ist das der neue Kamelchic, wir werden das beobachten müssen. Vielleicht haben sie das bald alle? Dann kommen bestimmt horrende Kamelfriseurkosten auf uns zu, ich wage nicht, darüber nachzudenken. Neben Kniehaarfriseuren gibt es in Kiel dann auch Kamelhückelfriseure. Prima, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die verschlafene Stadt im Norden.

Aber noch etwas war anders heute früh, Theo pirschte sich unauffällig an Frau Mahlzahn heran. Die saß auf dem Schaffell und harrte der Dinge die da kommen würden – in dem Fall war das Theo, der ihr seinen Hühnergott zeigen wollte, den er ja immer stolz um seinen Hals baumeln hat. Erstaunlicherweise ist Frau Mahlzahn nicht gleich abgehauen, sondern hat sich den Stein angeguckt, sogar daran geschnuppert. Wie ich Theo kenne, ist er nun sehr stolz und freut sich wie bolle. Ich nehme an, man muss sich jetzt nicht nur ständig den Stein bewundert anschauen, sondern auch seine große Heldentat immer wieder anhören, er hat schließlich den großen Mut gehabt, sich der Katzendrachenlady zu nähern. Naja. Ich freu mich selbstverständlich drauf. Worauf ich mich gerade nicht freue ist das Kuchenbacken, ich hätte nicht über Theos neue Hückelfrisur lästern sollen – selber Schuld, immerhin scheint er den Betonmischer im Schrank zu lassen, das Thema Betonschuhe ist glücklicherweise gerade etwas out. Glück im Unglück also.

Nicht dass ich Theos großen Mut nicht zu schätzen wüßte, aber ich sah neulich Frau Mahlzahn schon ein paar Mal bei den Kamelen – so hat sie tatsächlich mal Klärchen die Pfote an den Hückel gelegt und sie begutachtet. Die beiden sind sich aber auch ähnlich, sie haben beide mitunter ein Funkeln in den Augen, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Was für ein Glück, dass ich sowieso schon oft einen Helm trage, an der Stelle ändert sich also nichts.

Kamele in wirren Zeiten (Kamelgeschichten 7)

Oft werde ich gefragt, wie es sich mit den Kamelen in diesen viralen Zeiten lebt. Naja, eigentlich fragt mich das kein Mensch, aber ich möchte doch davon berichten.
Wenn ich ehrlich bin, ist es den Kamelen auch vollkommen schnurzpiepenegal, ob da draußen Viren und Bakterien oder Monster und Dämonen unterwegs sind. Sie kümmern sich um ihre eigenen Befindlichkeiten. Wobei Klärchen ja gerade dabei ist, sich einen Mundschutz zu besorgen. (Wie heißt das dann eigentlich bei Kamelen, Schnauzenschutz?) Auf jeden Fall plant Klärchen etwas, wo sie so einen Schutz benötigt – natürlich sagt sie nicht, was sie plant. Ich fürchte aber, es wird weniger um ihren Schutz gehen. Wahrscheinlich plant sie eine Art Terroranschlag und möchte nicht erkannt werden, wobei jeder sie aufgrund ihres imposanten Hückels sofort erkennen wird. Aber das sag ich ihr lieber nicht.

Pollux ist momentan dabei, sich um Theo zu kümmern. Auch wenn Polli selbst gerade nicht so gut beieinander ist, er weint immerzu. Aber Theo steht wirklich etwas neben sich – er schaut immer ganz verwirrt und traurig, ist wohl nicht in seiner Kraft, der großen Kamelkraft. Scheinbar hat die äußere Verwirrung in der großen und kleinen Welt um ihn herum auch Einfluss auf sein Seelenleben. Pollux spürt sowas und die beiden kleben momentan sehr aneinander – der eine ist wirr und kraftlos, der andere traurig und verzweifelt. Zusammen können sie sich aber gut halten und Halt geben. Zwischendurch muss man beiden den Hückel kraulen und ihnen sagen, dass alles gut ist, bzw. wieder wird. Oft wollen sie das aber nicht glauben. Dann bringe ich Schokoklade, Schokladenpudding oder Schokoladenkuchen. Dann geht’s.

Von Hamfred am anderen Ende der Stadt hörte ich neulich, dass er derzeit in einer Nachttischschublade lebt. Manchmal wird er von den Straußens (das sei der korrekte Plural eines Vogel-Straußes, wie ich die Tage gelernt habe) besucht und es geht verdammt hoch her im Nachttisch. Eigentlich wollten die Straußens und Humphrey mich über Ostern besuchen und hatten die Chippendales gebucht, die dann bei mir für die Kamele und Co. getanzt hätten, zumindest mal für die schwuppigen. Ich war sehr froh, dass ich nicht da war. Die Feierei wurde verschoben und die Chippendales kampieren zurzeit auf einem Spielplatz vor Humphreys Wohnung, bzw. seinem Nachttisch. Ich bin sehr froh, dass ich niemals an besagtem Spielplatz vorbeikomme und am Ende noch angesprochen werde, aber leider befürchte ich, dass Fred bald doch vorkommen wird, um „mal unter meiner rosa Lampe zu sitzen“ – hoffentlich ohne Chippendales!

Wie man sieht, ist auch in diesen wirren Zeiten alles ganz normal. Spannend wird es, sollte tatsächlich bald mal eine Katze einziehen, das wird alles und alle auf den Kopf stellen – ich freu mich drauf!