Die Einjahres-Mausi (Keine Kamelgeschichte)

Nein, das ist diesmal wirklich keine Kamelgeschichte, auch kein „Selbsportrait mit Kater“, wie das Titelbild vermuten lassen könnte. Die Feierlichkeiten zum einjährigen Zusammenleben mit Katze fanden komplett ohne Kamele statt: die Katze wollte an jenemTag lieber nur herumliegen – und das hat sie dann auch gemacht, mit großer Grazie selbstverständlich. Glückwünsche nehmen wir aber entgegen.

Natürlich wollten die hiesigen hückeligen Kamele eine Fete samt Kuchen, Torten und sonstigem Allerlei veranstalten und waren entsprechend sauer, enttäuscht oder gar wütend oder „heulerig“, falls es letzteres Wort überhaupt gibt. Ich möchte auf all das an dieser Stelle nicht weiter eingehen, es ist ja keine Kamelgeschichte hier.

Komehle und Kartoffelschnaps (Kamelgeschichten Teil 35)

Neulich bin ich eher zufällig darauf gestoßen, dass die Kamele scheinbar eine neue hochprozentige Nebentätigkeit haben, siehe Beitragsbild. Dazu braucht es natürlich erstmal eine Beschreibung, was Kamele eigentlich sind (und das wird auch mal Zeit, sagen die Einhückler).
Also. Kamele. Kamele sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer. Sie lassen sich in zwei Untergruppen einteilen, die Einhückler (Dromedare) und die Doppelhückler (Trampeltiere). Diese Kamele werden Altweltkamele genannt, es gibt aber auch die Neuweltkamele. Diese Gruppe der Neuweltkamele (auch Lamas genannt) ist unterteilt in Guanako, Lama und Alpaka. Dann gibt es noch die Vikunjas, aber wo genau die zugehören, habe ich noch nie so ganz verstanden.

Viele Nichtwissende behaupten immer, alle Kamele seien Doppelhückler und somit Trampeltiere. Das ist natürlich völliger Quatsch, wie wir sehen.
Die Kamele, um die es in diesem Blog geht, heißen eigentlich gar nicht Kamele. Nein auch nicht Dromedare, wie man jetzt vermuten könnte. Sie heißen Komehle, einhückelige Komehle. Das ist schon immer so gewesen und ich hatte bisher keine Zeit, dieses pikante Detail zu erklären. Neuerdings sind sie ja auch nur noch „Die Desirees“. Aber da verweise ich auf einen der vorangegangenen Geschichten.

Was aber hat das alles aber nun mit Kartoffelschnaps zu tun? Wie man am Beitragsbild erkennt, geht es um Gin und Alpakas. Es könnte natürlich so gemeint sein, dass Neuweltkamele besonders gern Gin trinken, das ist möglich. Oder aber es bedeutet, dass Kamele Schnaps brauen/destillieren, in diesem Falle eben Gin. Ich weiß von Pollux, dass die Familie der hiesigen Kamele (jaja, Komehle!) groß ist und auch aus Doppelhücklern aber eben auch aus Neuweltkomehlen besteht. Es wurde immer wieder angedroht, dass dieser oder jener Onkel aus fernen Ländern zu Besuch käme (Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, etc. pp) und das Komehlkaffeetrinken dann frühzeitig vorzubereiten ist. Diese ganze Herde (Horde?) besteht also aus Ein-, Zwei- und Keinhücklern. Also auch aus Lamas (oder ist der Plural von Lama dann Lamen und was sagen die spirituellen Führer im tibetischen Buddhismus dazu? Ob es da einen Zusammenhang gibt?).
Das Alpaka auf dem Bild erinnert mich an einen entfernten australischen Cousin, der vor vielen Jahren mal zu Besuch war – wenn das mal nicht Cousin Elmar ist!
Der eigentliche Auslöser, den Zusammenhang zwischen diesem Gin und den hiesigen Kamelen zu erkennen, waren aber olle Kartoffeln! Um die ging es nämlich neulich in einem Zusammenhang, auf den ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte. Was kann man mit ollen Kartoffeln alles anstellen, außer sie merkwürdigen Menschen an den Kopf zu werfen? Genau: man kann daraus Vodka oder eben auch Gin machen. Kartoffelschnaps! Ich bin sicher, dass zumindest Klärchen und Ete ihre Finger, respektive ihre Pfoten da mit drin haben! Vielleicht sind Pollix, Theo und Gustav für den Vertrieb zuständig? Und Cousin Elmar ist der hübsche Werbeträger (warum das nicht Fred ist, möchte ich lieber gar nicht fragen!)?

In letzter Zeit haben alle Kamele viel mit ihren Kamelophonen telefoniert. Oh, davon hatte ich noch nicht berichtet: alle hiesigen Hückler haben ein eigenes Kamelophon, welches jeweils getarnt ist und ganz anders aussieht. Humphrey hat zum Beispiel eins, das aussieht wie ein alter Hausschuh, ein Puschen. Pollis Kamelophon erinnert an eine längst eingetrocknete Tafel Schokolade. Seinerzeit vor einigen Jahren war Frau L. aus K. dafür zuständig, jedem Komehl ein Kamelophon auszuliefern. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Auf jeden Fall telefonieren sie alle wie wahnsinnig, da werden wohl die Vertriebswege aufgebaut, denke ich. Kann ja gar nicht anders sein, wenn man mal so darüber nachdenkt. Ich für meinen Teil bin nicht sicher ob ich diesen aus ollen Kartoffeln gebrannten Gin probieren möchte, bisher hat mich zum Glück niemand gefragt oder aufgefordert, hoffentlich bleibt das so.

Bedürnisse

Wir alle kennen sie und haben sie: Bedürfnisse. Das ist nun wahrlich keine neue oder bahnbrechende Erkenntnis. Es ist aber interessant, sich das mal anzusehen und darüber nachzudenken, was Bedürfnisse eigentlich sind, woher sie kommen und was ihnen zugrunde liegt, oder liegen kann.
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Arten von Bedürfnissen, das kennt man vielleicht auch aus der Maslowschen Bedürfnispyramide. Natürlich gibt es Hunger und Schlaf als Bedürfnis oder das Bedürfnis nach Sicherheit. Es gibt soziale und inidividuelle Bedürfnisse. Ästhetische und kognitive Bedürfnisse.
Viele psychologische Theorien beschreiben und kategorisieren Bedürfnisse – darüber lässt sich an anderer Stelle ganz sicher besser lesen als hier.

Ich für meinen Teil denke, dass jedem Bedürfnis ein Mangel zugrunde liegt. Eigentlich ist das eine sehr einfache Schlussfolgerung, es steckt da ja der „Bedarf“ im Wort mir drin. Wenn ich beispielsweise müde bin, an Schlafmangel leide, habe ich das Bedürfnis nach Schlaf und Ruhe. Habe ich lange nichts gegessen, ist der Hunger mein Bedürfnis. Dieser physiologische Teil ist einfach – hier sind wir nur selbst betroffen und können (hoffentlich!) unserem Bedürfnis durch eine einfache Tat nachkommen. Überhaupt sei zu sagen, dass einem Bedürfnis oft ein Verhalten, eine Tat folgt – nämlich die Bedürfnisbefriedigung. Oder der Versuch selbiger.

Interessant wird es, wenn es um individuelle und soziale Bedürfnisse geht. Das Bedürfnis nach Nähe, (Körper)Kontakt, Liebe lässt sich ja zum Beispiel nur zusammen mit anderen Menschen befriedigen. Dieses können wir nur bedingt allein beeinflussen, bzw. befriedigen. Natürlich wird es unendlich viele Kompensationen geben, die wir bewusst oder unbewusst zur Bedürfnisbefriedigung  heranziehen – das ist sicher nicht immer schlau, wenn wir zum Beispiel ein Nähebedürfnis dauerhaft durch Essen/Süßigkeiten/Zucker kompensieren. Was aber machen wir damit sonst? Ein Bedürfnis lässt sich nicht wegdiskutieren, es ist einfach da. Man kann sich überlegen, was einem individuellen Bedürfnis eigentlich zugrunde liegt. Warum haben wir das Gefühl, mehr Nähe zu brauchen? Ist es schlicht Einsamkeit, die dahinter liegt? Oder hat es etwas mit unserem Selbstbild zu tun, das wir vielleicht nicht immer mögen? Radikale Akzeptanz dürfte hier helfen, ist aber nicht so leicht zu bewerkstelligen. Ich denke aber schon, dass eine hohe eigene Akzeptanz durchaus dazu führt, dass sich soziale Bedürfnisse besser „halten“ lassen. Man kann sein Tun darauf ausrichten, dass die Möglichkeiten steigen, Bedürfnisse erfüllen zu können – jeder Mensch hat ja grundsätzlich und prinzipiell ein „Recht“ auf Bedürfnisbefriedigung, zumindest würde ich das mal so behaupten. Prinzipiell! Dummerweise sind manche dieser Bedürfnisse eben abhängig von anderen Menschen und da relativiert sich leider das Recht auf Befriedigung selbiger.

Schwierig wird es, wenn man ein Bedürfnis in Bezug auf einen bestimmten Menschen hat. Vermisst man einen ganz bestimmten Menschen und kann diesen, aus welchen Gründen auch immer, nicht sehen oder ihm nicht nah sein, dann gerät man emotional aufgrund dieses Nähemangels in eine Schieflage. In Beziehungen ist das die so vielzitierte Nähe-Distanz-Problematik. Was also tun, wenn das Bedürfnis nach Nähe, bzw. Distanz scheinbar zu unterschiedlich ist? Kommunikation dürfte die einzige Lösung sein. Kompromisse funktionieren nur bedingt, weil sich dann beide „verbiegen“ und von ihren Bedürfnissen abrücken müssen. Bliebe die Idee, die Herkunft eines Bedürfnisses zu erforschen. Worum geht es eigentlich? Was liegt zugrunde? Für mich ist diese mögliche innere Erforschungsreise allemal besser, als in operative Hektik zu verfallen und impulsive Handlungen zur scheinbaren Lösung zu tätigen. Allerdings ist das manchmal wirklich sehr viel leichter gesagt als getan.

Ich habe zum Beispiel derzeit ein recht großes Bedürfnis nach Nähe und Kontakt zu einem bestimmten Menschen. Liegt dahinter ein grundsätzliches Sehnen nach Nähe? Liegt dahinter der Mangel an Kontakt? Bin ich am Ende mit mir selbst gerade nicht gut in Kontakt? Je mehr ich mich zu jemandem hinsehne, desto mehr verliere ich mich selbst. Genau das finde ich auf Dauer unklug – es ist (für mich)  gut, immer aus der eigenen Mitte zu agieren, aus dem eigenen Selbstverständnis sozusagen. Natürlich bleiben dann trotzdem Bedürfnisse – natürlich sind dadurch nicht alle Mangelerscheinen auf emotionaler Ebene gedeckt. Das Bedürfnis nach menschlicher, körperlicher Nähe kann ich allein nicht kompensieren! Aber mit der Nähe zu mir selbst kann ich das vielleicht besser „halten“. Nein nicht AUShalten, eben keine Opferhaltung einnehmen! Sondern den Zustand halten und ihn akzeptieren.

Aus einem Bedürfnis und der Sehnsucht kann auch Schönes entstehen, wenn sie denn nicht dauerhaft unerfüllt bleibt: Liebe. Hach, wie schön ist dieser (vielleicht viel zu simple?)  Gedanke. Ansonsten erfülle ich nun mein Bedürfnis nach Schlaf, das geht immer!

Desiree (Kamelgeschichten Teil 33)

Also, die Zahl dreiunddreißig ist eine meiner Lieblingszahlen, insofern sollte das eigentlich ein ganz großartiger Teil der hiesigen Kamelgeschichten werden. Aber nein, stattdessen wird es eine Desireegeschichte. Was das sein soll? Tja: weiterlesen!

Es fing ganz harmlos an. Eine Geburtstagsfeier am anderen Ende der Stadt stand vor der Tür, unmittelbar sogar. Alle Kamele waren natürlich versessen darauf, mitzufeiern: sie zeigten nicht nur große Vorfreude auf das eigens bestellte Kuchen- und Tortenbuffet, sie hatten sogar einen ziemlich langen (und sicher auch beeindruckenden) Singsang einstudiert. Allerdings gab es durchaus Menschen, die diesem Gesinge mit ein wenig Argwohn entgegensahen, hatte ich zumindest gehört. Muss aber nicht unbedingt stimmen und ich will auch nix gesagt haben, nachher gibt es noch Ärger, das weiß man ja nie.

Irgendwie ergab dann ein Wort das andere und es schlich sich immer mehr Unbehagen ein beim Thema singende Kamele. Gedanken kamen und gingen und es wurde die Idee geboren, den Kamelen Beruhigungsmittel zu geben und (pssst) alle zu sedieren. Das darf man natürlich nicht sagen, nicht einmal denken! Schreibprogramme wissen das….und meins macht aus „sediert“ gleich mal Desiree. Alle sediert: alle Desiree. Ist das ein Code? Ist das geheim? Oder heißen sie nun alle Desiree? Das wird es sein: die Desirees! Bin ich dann ein Ehrendesiree? Hm. Bisher kannte ich nur Desiree Nosbusch. Jetzt sind alle Desiree. Außer Desiree Humphrey, der ist der Desireeste. Mindestens.

Ansonsten hörte ich davon, dass Desiree Brocki einhändigen Menschen beim puzzlen hilft. Warum auch immer. Und dass der freundliche Desiree Gustav eineinhalbhändigen Menschen als Handablage dient. Ob meine Desirees sowas auch tun würden? Desiree Pollux macht bestimmt lieber andere Sachen als ein- bis eineinhalbhändigen Menschen zu helfen. Lieber möchte er endlich bei Frau Desiree Mahlzahn landen, siehe Bild. Nun ja. Ansonsten alles ganz normal bei den Desirees, sogar zum Frühlingsanfang, bzw. der Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche.

To have and to hold

I need to be cleansed
It’s time to make amends
For all of the fun
The damage is done
And I feel diseased
I’m down on my knees
And I need forgiveness
Someone to bear witness
To the goodness within
Beneath the sin
Although I may flirt
With all kinds of dirt
To the point of disease
Now I want release
From all this decay
Take it away
And somewhere
There’s someone who cares
With a heart of gold
To have and to hold

(depeche mode – text: Martin Gore)

Pssst: Tabuthema Sterben

Tod und Sterben ist hierzulande noch immer eines der großen Tabuthemen, es findet nur am Rande der Gesellschaft statt. Das obwohl es immer mal wieder auch in den Medien vorkommt, allein schon wegen der sich ändernden Gesetzgebung zur Sterbehilfe.
Pragmatisch betrachtet ist das Sterben der einzige Fakt, von dem wir in diesem Leben ausgehen können – mit der Geburt ist festgelegt, dass wir eines Tages auch sterben werden. Eigentlich ist es genau so einfach.

Als denkende und (meist) empfindungsfähige Menschen ist das natürlich etwas ganz anderes. Niemand möchte grundsätzlich gern sterben und tot sein. Allerdings gibt es einige Gründe im Leben der Menschen, die manch einen dazu verleiten, diesen Grundsatz des leben wollen zu hinterfragen. Schicksalsschläge mögen ein Grund sein, nicht mehr leben zu wollen – oder auch eine schwere Krankheit. In unserer Gesellschaft, bzw. in unserem Rechtssystem ist ein Suizid keine strafbare Handlung – wer kann und das Leben nicht mehr leben mag, begeht Suizid. So leicht dieser Satz geschrieben ist, so schwerwiegend ist diese Entscheidung. Niemand sollte hier das Tun eines anderen Menschen be- oder verurteilen, darum geht es mir auch nicht.
Wie ist das nun bei der Sterbehilfe? Ist es eine „Tötung auf Verlangen“? Oder ist es ein Akt der Menschlichkeit, eben auch um die Würde des Sterbenden zu beachten? Es gibt viele Schattierungen von Meinungen in unserer Gesellschaft und das Thema gehört eigentlich viel mehr diskutiert und viel mehr in den Fokus! Finde ich.
Und ich bin eigentlich der Meinung, dass man Menschen unter bestimmten Umständen beim Sterben auch helfen kann, ihnen Sterbehilfe zukommen zu lassen. „Eigentlich“ – genau, das habe ich mit Bedacht so geschrieben. Es ist ja am Ende die Frage, wo die Grenze liegt, wer „darf“ sterben und wer nicht? Und vor Allem: wer entscheidet das? Bei Dignitas in der Schweiz ist das ein einigermaßen festgeschriebener Prozess, dort werden nur Menschen geholfen, die eine Diagnose und eine unheilbare Krankheit haben. Hier werden ärztliche Gutachten herangezogen und der Faktor Zeit spielt eine Rolle. So oder so ähnlich könnte das bei uns doch auch gehen? Eigentlich wäre ich dafür!

Immer noch „eigentlich“. So leicht ist das vielleicht gar nicht. Ich arbeite ehrenamtlich in einem Hospiz und mache Sterbebegleitung. In der Hospizbewegung heißt es „dem Sterben mehr Leben geben“ und genau darum geht es auch. Es gibt soviele Dinge, die man für Sterbende tun kann, nicht nur in Gesprächen! Es gibt palliative Dienste, den SAPV, der rund um die Uhr zur Verfügung steht, um Schmerzen zu lindern. Es gibt Hospize, Pflegedienste, soviele Möglichkeiten. In einem Artikel las über ich Statistiken, in denen geschrieben stand, dass viele, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen würden, gar nicht von all den beschriebenen Möglichkeiten wissen! Das finde ich tatsächlich schlimm. Wir müssen mit dem Thema Tod aus der Unsichtbarkeit heraustreten, das Tabu brechen! Ich weiß von einigen Menschen, nicht zuletzt von „meinem“ ambulanten Hospiz, dass sie genau das tun: sprechen, informieren, öffnen. Aber die meisten Menschen schließen die Augen vor diesem Thema, bis es sie irgendwann mal einholt. Viele sind dann überrascht, was es da alles gibt, rund um das Thema Tod, bzw. Sterben – das bekomme ich oft genug in meiner Hospizarbeit mit.

Schließt nun der Hospizgedanke die Sterbehilfe aus? Es ist, das weiß ich aus Erfahrung, schwierig, in Hospizen über Sterbehilfe zu diskutieren. Innerhalb eines Hospizes wird niemand Sterbehilfe machen, soviel steht fest! Aber am Ende kann grundsätzlich jeder für sich selbst entscheiden, wie er sterben möchte. Naja, abgesehen davon, dass wir wahrscheinlich alle in einem gesegneten Alter nach einem erfüllten Leben einfach nachts im Schlaf im eigenen Bett sterben möchten. Ich fürchte nur, das wird nicht jedem gelingen.

Irgendwann bei all den Überlegungen kommt man auf die philosophische Frage, wem denn das Leben  eigentlich gehört und wer autonom entscheiden darf, was aus diesem Leben wird und eben auch, ob man aus ihm scheiden darf, weil man das möchte – dann auch durch fremde Hände. Schwierig und nicht eindeutig zu beantworten.

Warum aber haben wir soviel Angst vor dieser Thematik? Wahrscheinlich, unter anderem, weil wir nicht wissen, was nach dem Tod passiert. Werden wir einfach weg sein, werden wir aufhören zu sein? Spirituelle oder religiöse Menschen besitzen eine Hoffnung, einen Glauben. In vielen solcher Lehren geht es um Unsterblichkeit der Seele, es geht um das Leben nach dem Tod. Natürlich weiß immer noch niemand, was am Ende des Lebens passiert – mit uns, unserer Seele, unserer Energie, wie immer man es nennen mag – aber mit Glauben und Hoffnung bekommt der Tod eine Kontur, die durchaus schön sein kann. In anderen Kulturen ist nicht nur der Glaube viel gefestigter vorhanden, auch der Tod ist allgegenwärtig. Im Buddhismus beispielsweise gibt es eine ganze Lehre über das Sterben, festgehalten im „Tibetischen Buch vom Leben und Sterben“, dem „Bardo Thödröl“. Hier wird genauestens über die Stadien des Sterbens geschrieben. Ebenso über die Begleitung der Seelen in diesem Prozess. Es ist spannend und anrührend, mitunter sehr komplex und nicht leicht für westlich geprägte Menschen nachzuvollziehen.
Im Schamanismus kann man in der Trance den Ort bereisen, an den die eigene Seele gehen wird, wenn dieses Leben endet – dazu braucht es ein bestimmtes Ritual und das Wissen, wie man sich diesem Ort nähert. Für Psychopompos-Arbeit ist das unabdingbar.
Was wir wohl alle schon wissen, ist der Gedanke an die Auferstehung im Christentum. Es gilt die Überzeugung, dass nach dem Tod eine unsterbliche, überpersönliche Seele weiterexistiert. Aber wissen wir das? Ich musste den Wortlaut gerade nachlesen, dabei bin ich im Christentum aufgewachsen, bin sogar mal konfirmiert worden. Wie viele andere Menschen hatte auch ich das vergessen – wohl auch, weil dieser Glaube nicht der meine ist.

Es gibt also einige Wege, über die eigene Sterblichkeit nachzudenken. Ob das nun innerhalb eines religiösen oder spirituellen Kontextes ist, oder ob man sich medizinisch-pragmatisch nähert, dürfte erst einmal egal sein. Man kann anfangen, eine Patientenverfügung aufzusetzen, daraus folgen in der Regel schon viele Gedanken.

Am Ende all solcher Überlegungen könnte ja auch stehen, dass wir unsere Zeit sinnvoller und bewußter nutzen (sollten). Das Leben ist eben gar nicht so lang. Also weg mit den vielen Gedanken und den ganzen Zweifeln, auf geht’s ins Leben!

Der größte Star am Himmel (Kamelgeschichten Teil 31)

Es ist endlich soweit: Humphrey, das schönste aller superlativen Kamele, ist gemalt worden. Dazu noch so schön. Das liegt natürlich nicht nur daran, dass die Künstlerin (ein ganz großer Dank an Cpt. Heike!) ihre Kunst so gut beherrscht, sondern (und das muss ich an dieser Stelle selbstverständlich sagen) auch daran, dass das Motiv wahrlich und wahrhaftig wunderschön ist. Großes Glück haben alle Beteiligten, weil Humphrey, wie vor wenigen Tagen erwähnt, derzeit mit schöner Schleife drapiert im Winterschlaf weilt. Nicht auszudenken was passiert, wenn Fred von seiner Ehre erfährt (und das ist es natürlich: eine große Ehre!) – er wird frohlocken und noch mehr Bewunderung einfordern, als er das sowieso schon macht. Wahrscheinlich wird Fred ein wenig durchdrehen, divenhaft wie unser so geliebtes Schwuppenkamel nunmal auch sein kann. Eine Ehre ist es natürlich gerade nicht nur für ihn. Eine Ehre ist es für alle, die sein Dasein erleben dürfen – und eben auch für die, die ihn portraitieren dürfen!

Fred sprach schon einmal kokettierend davon, dass eine Homestory über ihn der ganzen Welt gut tun würde. Nun denn. Da wird Cpt. Heike als Starportrait-Illustratorin wohl oder übel aus dem schönen Ruhrpott an die ferne Kieler Förde reisen müssen, um diese Homestory zu dichten und zu zeichnen. Ruhm ist auch der Künstlerin gewiß, soviel steht mal fest. Ob diese Art Ruhm an dieser Stelle erwünscht ist, müssen nun andere entscheiden, ich bin an dieser Stelle raus.

(Bild von Cpt. Heike Kurtenbach:
https://www.instagram.com/heikekurtenbach/)

Pollux und der fliegende Teppich (Kamelgeschichten Teil 29)

Pollix

Das Kamel Pollux selbst ist ja der Meinung, er komme aus Nordeuropa, genauer gesagt aus Dänemark. Gefunden wurde er dann ja auf der Nordseeinsel Sylt, also unweit der dänischen Grenze. Im Laufe der Jahre ergaben sich aber immer wieder und immer größer werdende Zweifel um seine Herkunft. Vielleicht lag es daran, dass er mal mit im Urlaub in türkischen Regionen war und sich dort pudelwohl fühlte? Oder dass bei ihm Urlaub nicht Ferien, sondern Güllüp heißt. Hinzu kommt, dass er einen ziemlichen Zinken im Gesicht hat. Natürlich sind das Vorurteile und Schubladen – aber ihm wurde genau wegen dieses großen Zinkens von manchen Menschen eine ostanatolische Herkunft angedichtet.
Pollux selbst hat das immer vehement bestritten – und ich habe ihn dabei selbstverständlich unterstützt!

Seit ein paar Tagen kursieren nun neue Gerüchte. Angeblich geht es um einen fliegenden Teppich, mit dem die ganze Kamelherde von A nach B zu fliegen scheint. Hierbei dürfte A mein Domizil sein und B die Heimat der anderen Kamele am anderen Ende der Stadt. Ich hab mich immer schon gefragt, wie die Damen und Herren Kamele*Innen denn eigentlich hin und her kommen? Naja außer bei Ete, die hat ja ihren Wurmloch-Sombrero zum Reisen.  
Ein fliegender Teppich würde also vieles erklären. Überraschenderweise soll Polli derjenige sein, der ihn fliegt, bzw. steuert. Kommt also Pollux aus tausendundeiner Nacht? Stimmen demnach die Gerüchte seiner anatolische Herkunft? Ist Pollux ein Nachkomme aus dem ehemals riesigen osmanischen Reich?

Es läge ja nahe, bei all den Kamelen auch an Scheichs (was ist eigentlich der Plural von Scheich?) zu denken. Oder an Wüsten, an Kamelrennen (rennen? Haha, so faul die die alle immer sind!) und eben an fliegende Teppiche. Wo aber ist dieser fliegende Teppich? Handelt es sich schlicht und ergreifend um meinen Wohnzimmerteppich und wird dieser nur dann benutzt, wenn ich nicht da bin? Kann eigentlich nicht sein, da dieser Teppich von einem schwedischen Möbelhaus stammt und demnach skandinavischer und nicht osmanischer Herkunft ist. Hm, dabei fällt mir ein, dass das große Kamel Gustav ja in Schweden gefunden wurde. Was ist da nur los? Können schwedische Teppiche also fliegen? Oder liegt ein Teppich irgendwo zusammengerollt in einer Ecke, ohne dass ich von ihm weiß?

Vor meinem inneren Auge sehe ich auf jeden Fall windige Bilder der ganzen Kamelhorde, die mit wehenden Haaren auf einem fliegenden Teppich mit lustigen bunten Fransen sitzen und mit Champusgläsern in den Pfoten freudig singend auf kommende Güllüp-Ziele anstoßen. Pollix sitzt ganz vorne und steuert das „Gefährt“, natürlich mit einer Kapitänsmütze auf dem Kopf – immer neuen Abenteuern entgegen!
Hoffentlich fällt keiner runter bei der wilden Fahrt und hoffentlich muß sich niemand der Kamele übergeben, so ganz höhenfest sind sie ja fast alle nicht.

Kamele in Aufruhr (Kamelgeschichten Teil 28)

Nachdem es wochenlang recht ruhig war, ändert sich gerade ein wenig die kamelische Stimmung. Nicht nur dass seit Bekanntwerden des Ruhmes von der gemalten „Ete mit Sombrero“ mehr oder weniger alle Kamele gemalt werden wollen, nein, es kommen andere Begebenheiten ans Licht. Kleine Erpressungen der Kamele untereinander sind zum Beispiel gerade an der Tagesordnung. Aber auch der Versuch, ordentlich Aufruhr zu stiften, gelingt immer mal wieder.

Auf dem hiesigen Titelbild sieht man das Kamel Brocki und ein Önskad. Dieses Bild ist gerade sehr plötzlich wieder aufgetaucht. Keines der Kamele lässt diese Bild kalt. Auf den ersten Blick sehen wir eine liebevolle Umarmung, aber was steckt alles dahinter? Es ist ein Affront für alle! Glaube ich wenigstens. Sicher ist auf jeden Fall eines: Theo knurrt, seitdem dieses Bild kursiert. Er knurrt ja immer, wenn er Kamele mit Doppelkückel sieht.
Jetzt stellt sich aber die Frage, was um Himmels Willen macht Brocki da? Und wieso spielt er kein „Space Invaders“? Ist das Önskad wirklich Onkel Tante-Otto? Wer hat dieses Bild geknipst? Und wann überhaupt?

Die Einzige die zuckersüß lächelt, seit das Bild aufgetaucht ist, ist das Erdbeerkuchenkamel. Vielleicht wollte sie ihrem Theo mal eins auswischen und ist für Verbreitung des Fotos verantwortlich? Theo beschäftigt sich ja gerade mit allerlei Kram und seit einiger Zeit am wenigsten mit dem Erdbeerkuchenkamel – ein Umstand der eben dieser kleinen Kameldame sehr missfällt. Man darf sie nicht unterschätzen! Augenscheinlich ist sie manchmal eher hinterlistig und ist nicht so süß wie hier:

Was aber sagt Humphrey, wenn er mitbekommt, dass sein ehemals so geliebter Onkel Tante-Otto mit Brocki rumgemacht hat? Wird er weinen? Wird er Brocki anklagen? Natürlich wird er das! Ich bin froh, dass das am anderen Ende der Stadt passiert und ich davon nur über Umwege erfahren werde. Wird sich Brocki rechtfertigen? Oder spielt er weiter Space Invaders? Vielleicht werden wir es nie erfahren.

Auf jeden Fall ist das Kamel Theo wieder zur Besinnung gekommen und läßt sich vom zuckersüßen Erdbeerkuchenkamel besänftigen – scheinbar wird sie erreichen was sie erreichen wollte.

Klärchen und Pollux hingegen sind erschüttert. Naja, auf jeden Fall ist Pollux erschüttert, er will seinem Freund Humphrey natürlich beistehen. Er probt schon Klagegesänge, die er zusammen mit Fred singen will. Klärchen dagegen ist tatsächlich erfreut, sie liebt ja Aufruhr jeglicher Couleur und ist sicher froh, dass wieder etwas Stimmung in der Bude ist! Ich hoffe für alle Önskads, dass sie weit weg sind und nichts von alledem mitbekommen. Theo traue ich da einiges zu – außerdem möchte neimand wirklich hören, wie Humphrey & Pollix im Duett singen. Ich auch nicht.

Unterdessen sitzt die Eule Greta, ihres Zeichens Ehrenkamelöse, ein wenig abseits und zählt. Ja genau, sie zählt. Sie zählt leise immer bis sieben und immer wenn sie bei Sieben ankommt, ist ein leises Grollen von irgendwoher zu hören – erinnert mich ein wenig an Graf Zahl von der Sesamstrasse. Warum sie das macht? Wer weiß das schon. Ich bin aber sicher, es hängt mit Brocki und Onkel Tante-Otto zusammen. Das Unheil wird seinen grollenden Lauf nehmen. Da hilft nur eins: schnell ein ausgiebiges kamelkaffeetrinken veranstalten: OHNE Önskad natürlich!