Seuchensuppen und Önskads (Kamelgeschichten Teil 26)

Auch in diesem neuen Jahr hat sich wenig geändert. Die Weihnachtsmützen sind passé, die Tannbäume sind, so verhanden, abgebaut und es werden mancherorts wieder viele Kuchen und Donats gebacken. Auch die Nachrichten und Geschichten sind ähnlich geblieben, in der weiten Welt genauso wie in der kleinen Welt der Kamele.

Doch eines ist neu: wie aus dem Nichts hat sich ein ernstzunehmender Zusammenhang zwischen der pandemischen Welt und der Kamelwelt aufgetan. Es ist geradezu erschütternd. Der Einzige der es immer schon wusste, ist das Kamel Theo! Offensichtlich sind die doppelhücklerischen Önskads für die Herstellung eines Virus‘ verantwortlich: Unglaublich. Skandalös. Unfassbar. Eben erschütternd! Um welches Virus es sich handelt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen – ein Schelm, wer aber Böses dabei denkt.

Der Reihe nach. Ich hörte neulich eher zufällig die beiden Worte „Önskads“ und „Seuchensuppe“ in einem Satz! Da muss doch ein Zusammenhang sein? Theo spitzte sofort seine Ohren, er hatte die Doppelhückler ja schon immer sehr argwöhnisch betrachtet und vor Allem in der Gegenwart von Onkel Tante-Otto immer tief geknurrt, bzw. gegrollt. (Das Önskad Onkel Tante-Otto war einmal vor ein paar wenigen Jahren die große Liebe von Primärkamel Humphrey, ich berichtete darüber schon einmal kurz.)
Die Önskads brauen also Seuchensuppen. Theo machte sich nach dieser Erkenntnis sofort auf die Suche nach seinem großen Suppentopf, mit dem er, zusammen mit dem schwedischen Kamel Gustav, schon mehrfach mehr oder weniger wirksame Zaubertränke für Dies und Das gebraut hatte: er war weg! Also der Suppentopf. Naja, Gustav ist irgendwie auch weg, seit er den neuen Job als Lesehilfe am anderen Ende der Stadt angenommen hat, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wer noch weg ist, sind die Önskads! Faktisch seit der Trennung von Fred und Onkel Tante-Otto sind alle Önskads verschwunden. Es mehren sich aber die Gerüchte, sie würden in irgendeinem Keller aus purer Verzweiflung nun in Theos geklautem Suppentopf eine Seuchensuppe nach der anderen brauen – dabei scheint dann ein Virus entfleucht zu sein. So einfach ist das. Also vielleicht ist das so einfach. Beweise gibt es natürlich nicht! In der Welt der Kamele zählen solche Beweise aber nicht, da geht nichts über eine spannende Gerüchteküche. (die Frage, in welchem Topf dieses Gerücht nun gebraut wurde, müßte man aber vielleicht auch mal stellen).

Was können wir also tun und wer sind eigentlich die Önskads?
Sollen wir den Keller mit den Önskads suchen? Oder Theo und Gustav bitten, ein Gegenmittel zu brauen? Oder sollen wir uns besser einfach wieder hinlegen? Wer sagt Humphrey Bescheid, wenn wir Onkel Tante-Otto wiederfinden und wird er dann weinen? Schon wieder soviele Fragen.

Eines weiß ich: die Önskads sind allesamt Doppelhückler, im Gegensatz zur hiesigen Kamelgemeinde, die allesamt mit einem Hückel ausgestattet sind, wenn auch jeweils mit einem sehr imposanten! Es ist ein paar Jahre her, als eben diese Doppelhückler in Scharen auftraten – ein paar davon (es waren genau zwei!) haben sich unter die hiesige Kamelgemeinde gemischt. Nach anfänglichem Misstrauen waren sie sehr beliebt, das lag sicherlich an ihrem bezaubernden Augenaufschlag, den sie drauf hatten. Ich erinnere mich an Kuschelszenen zwischen Gustav…ja sogar zwischen Brocki und einem Önskad! Einzig Theo hat die ganze Zeit nur geknurrt – er wusste schon warum, wie sich jetzt ja zeigt! Jetzt sind sie also lange alle verschwunden und müssen dringend gefunden werden, um die Weltverschwörung aufzuhalten.

Theo und Gustav sprechen, bzw. chatten, inzwischen nur noch in Afrikaans miteinander, um nicht so leicht abgehört zu werden – wahrscheinlich haben sie einen groß angelegten Suchplan entwickelt, um die Welt zu retten. Vielleicht erzählen sie sich aber nur Witze, keine Ahnung, ich kann ja kein Afrikaans. Was mir aber auffällt ist, dass diese Sprache so ähnlich „aussieht“ wie Plattdeutsch – und siehe da, sie stammt vom Niederländischen ab. Was man alles durch die Kamele lernt, toll ist das. Toll sind auch die beiden „Kasköppe“ die jetzt die Welt retten, ich bin gespannt!