Von Seemannsgarn und Wollfäden (Kamelgeschichten Teil 41)

Wenn der aufmerksame Leser den Titel dieser neuerlichen KamelGeschichte liest, denkt er sofort an das neu zugezogen Kamel, den Quseng Henry aus der Nordwestpassage. Und natürlich ist es auch so, Quseng Henry erzählt jede Menge Geschichten, die wohl allesamt in die Kategorie Seemannsgarn passen.

Aber hier geht es eigentlich um etwas anderes. Vor ein paar Tagen spielte die Katze Mausi mal wieder vehement mit kleinen an Wollfäden befestigten Korktierchen. Sie ist da meist sehr ausgelassen und unachtsam. So kam es, dass sich einer dieser Wollfäden um ihre rechte Hinterpfote wickelte. Sie hat sich dabei so wild erschrocken, dass sie sich panisch gedreht und gewendet hat, leider hat sich dabei der Wollfaden verknotet und zog sich um ihre Pfote fest zusammen. Ich habe sofort versucht sie zu befreien, aber sie hat sich mit Händen und Füßen gewährt. Das Ganze gipfelte beinahe in einem Drama, in dem auch fast ein Tierarzt vorgekommen wäre, da sich der Faden doch sehr sehr eng um die Katzenpfote wickelte und mehrfach verknotete und dabei dir Pfore fast abschnürte. Selbst mit vier Händen konnten wir die Katze nicht ruhig stellen, um den Faden zu entfernen. Sie schrie, fauchte, spie Feuer und entwandt sich immer wieder unseren Händen. Wie meine Hände und Arme aussehen, kann man sich vielleicht vorstellen. Glücklicherweise hatte die  inzwischen zu einem Drachen mutierte Katze es dann doch geschafft, über Nacht die Schlinge selbst zu entfernen. 

Das liest sich schnell und einfach, war aber doch ein kleines Drama, welches uns alle beschäftigt hat. Klärchen hatte sich angeboten, zu helfen, da sie nachvollziehen kann, wie die Katze Mausi wieder zum Scheindrachen Frau Mahlzahn werden konnte. 

Pollux indes weinte bitterlich, er hat die Katze Mausi inzwischen lieb gewonnen. Theo aber, seines Zeichens selbsternannter Vorsitzender des hiesigen aber auch weltweiten Kamelschutzbundes, schrieb sofort diverse Anzeigen wegen Übergriffigkeiten gegenüber der „Ehrenkamelöse Katze Mausi Mahlzahn“ (so ihr offizieller Titel), die er sofort auch aushändigte. Wie immer nahm Theo auch dieses Mal seine Rolle sehr ernst und war sehr unnachgiebig. Was soll ich sagen, ich hatte vier schriftliche Anzeigen und am nächsten Tag schon drei Mahnungen im Briefkasten. Selbst Klärchen verschonte Theo nicht und das ist ein Novum: noch nie bekam ein anderes Kamel Post vom Kamelschutzbund! 

Als das Drama mit den Wollfäden  ausgestanden war, sah ich Theo eines morgens eingewoben mit Seemannsgarn, nahezu bewegungslos. Natürlich war er stinkig, nur die anderen Kamele grinsten leise vor sich hin. Wer das wohl war mit den Wollfäden? Ich wasche meine Hände natürlich in absoluter Unschuld. 

Inzwischen hat sich die ganze Lage beruhigt, die Katze ist gesund und munter, die Kamele sitzen wieder auf ihrem Kissen, nur Theo ist noch eine Spur rosafarbener im Gesicht geworden. 

Fast auf Föhr (Kamelgeschichten Teil 38)

Eins muss ich gleich mal sagen: ICH war auf Föhr und hatte viel Spaß mit Kapitänen, alten Schiffen, Künstlern, Fahrrädern, Kieler Bier und Fähren, die am Ende doch fahren. Natürlich sind meine persönlichen Erlebnisse hier nicht das Thema – eigentlich wollte Klärchen  mitfahren und die Insel im Nord-Westen von Kiel nach Spuren untersuchen. Der geneigte Leser wird aufmerken: Nord-Westen, die Nord-West-Passage, Kuseng Sir Henry. Ganz genau! Seitdem der neue Kuseng da ist, schwanken die Kamele zwischen großer Freude und ein wenig Argwohn. Letzteres, weil es ja um den sagenumwobenen großen Kamelschatz geht, auf den alle ein Anrecht haben, die zur Sippe gehören. Was, wenn sich da einer eingeschlichen hat? 

Ich persönlich glaube die Geschichte von Kuseng Sir Henry, als Navigator taugt er nicht viel und ihm ist es zu verdanken, dass sein Expeditionsschiff in der Nord-West-Passage verschwand und lange Zeit verschollen war.

Sir Henry lebt sich inzwischen gut ein am anderen Ende der Stadt und wie höre, ist er wohl ein sehr sehr plüschiges Kamel, das Plüschigste sogar, was den superlativsten Humphrey zu leidvollen Minnegesängen verleitet. Klärchen aber ist argwöhnisch und wollte sich auf Föhr mal umsehen, vielleicht anheuern auf einem Schiff das gen Passage aufbricht, um sich auf Sir Henrys Fersen zu heften. Detektivisch wie sie ja sein kann. Tja, warum sie das nicht gemacht hat? Ich habe sie vergessen mitzunehmen. Klingt einfach? Jeder der diesen Geschichten folgt, weiß was das bedeutet. Böse und sehr strenge Blicke, Kuchen backen noch und nöcher, sowie jeden Abend Geschichten erzählen, die mehr Seemannsgarn enthalten, als eine alte Frau braucht, um Pullover für die ganze Besatzung von Sir Henrys Schiff zu stricken. Immerhin habe ich auf Föhr einige Geschichten auch von echten Kapitänen gehört, um dem nachzukommen.

Seemannsgarn ist überhaupt ein gutes Stichwort für all diese Kamelgeschichten. Stimmen sie? Hat sich das jemand nur ausgedacht? Wieviele Kamele gehören noch zur Sippe, falls es diese Sippe gibt. Bevor ich in Ungnade falle, geh ich mal schnell einen Kuchen backen…