Die Jahreszeiten bestimmen unser Leben – immer noch, auch wenn wir das in unserer zivilisierten Welt manchmal nicht wahrhaben wollen. Nun ist also ein schöner, ein warmer Sommer. Der Herbst schickt trotz der immer noch hohen Temperaturen schon unauffällig seine Boten voraus. Die Abende werden kürzer, auch morgens sehe ich schon der Dämmerung zu, wenn im Alltag mein Wecker klingelt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, überkommt mich ein melancholisches Gefühl, sozusagen die Vorfreude auf die graue Zeit, auf die Zeit des inneren und äußeren Rückzugs.
Ich frage mich, ob dieser Herbst und dieser Winter wohl auch für mich Zeit für Rückzug bereit hält, das war in den letzten Jahren wahrlich nicht der Standard. Ich neige, wie vielleicht viele Menschen auch, gerade dazu den Umständen im Außen die Verantwortung dafür zu übertragen, aber nein, das ist nicht richtig. Wie immer ist auch das eine Entscheidung, die ich sehr bewusst für mich treffen kann. Selbst bei Stürmen, bei hoher See wird es möglich sein, unter meiner Decke zu liegen und alles vorbeiziehen zu lassen, was in der Welt tobt. Mein Gefühl sagt mir, es wird in der Welt toben. Nicht nur mein Gefühl, auch das vieler anderer Menschen zeigt unruhige Zeiten an. Vielleicht schafft es der Herbst, vielleicht gelingt es der Winterzeit, Ruhe in die Menschen zu bringen? Vielleicht einen Samen zu pflanzen, der im Frühjahr keimen wird? Das ist ein sehr naiver Gedanke, ja. Aber na und? Am Ende folgt die Energie dann eben doch der Aufmerksamkeit.
Aber noch ist es Sommer. Ein schöner warmer, ein heißer Sommer und der möchte auch bis zu seinem Ende gelebt werden. Soviele wunderbare laue Sommernächte gab es zu erleben in den letzten Wochen, das Meer war warm wie selten, die nahen Seen schon nicht mehr erfrischend.
Inzwischen ist es aber doch etwas kühler geworden und es gab Regen. Endlich, sagen nicht wenige. Es wäre schön, wenn auch die pandemischen Gemüter da draußen sich abkühlen würden. Ich bin mir nicht immer sicher, ob man sich heraushalten kann bei all den Dynamiken die sich zeigen und abzeichnen. Manchmal ducke ich mich aber tatsächlich lieber weg, weil es mir schwerfällt, eine der polarisierenden Meinungen mitzutragen, mittragen zu können. So oft ist kaum eine differenzierte Meinung gefragt.
Aber ich gehe ja auch bei großer Hitze und starkem Regen nicht ungeschützt draußen herum. Zumindest nicht lange.
Die Sache mit dem Sommer also. Der geht langsam aber stetig dem Ende entgegen, die Menschen werden nicht mehr alle nur weiße Haut haben – die Strände in S-H waren voll und überfüllt, die Menschen waren ausgelassen und scheinbar unpandemisch unterwegs. Der Schein trügt, die Ruhe auch. Hoffentlich ist es keine Ruhe vor dem Sturm? Vielleicht braucht es aber auch ein wenig Wind, damit sich etwas ändert. Katalysator Pandemie. Was sich ändern wird? Wird es wirklich sehr stürmisch, möchte ich darüber gar nicht nachdenken. Die Welt, die Gesellschaft, wir Menschen müssen etwas ändern. Jeder einzelne. Gut wenn es draußen kühler wird, wir brauchen alle einen kühlen Kopf. Der Sommer hat’s hochgekocht, jetzt darf sich alles setzen, bis ein Bodensatz bleibt. Den Winter als Rückzug, der Frühling wird die Keime austreiben! Ich bin sehr gespannt, was da kommt, was wir Menschen zusammen schaffen können! Ich habe beschlossen, mich darauf zu freuen!