Dancing- vs. Fussball-Queens (Kamelgeschichten Teil 32)

Tanzen gehört seit jeher zu den Kernkompetenzen der Kamele – auch wenn das für Außenstehende sicherlich ein wenig merkwürdig klingt. Als Pollux vor vielen vielen Jahren zu mir kam, war die Tanzerei sogar mit das erste, was er mir vorführte. OK, das allererste war es, Schokolade in großen Mengen zu sich zu nehmen – wenn es sein musste, sogar osmotisch. Es war ausreichend, dass er sich auf eine Tafel Schokolade draufsetzte, die Packung war hinterher leer. So kam er damals auch zu seinem Beinamen „das osmotische Kamel“. Eigentlich hätte es das „teleportations-osmotische Kamel“ heißen müssen – irgendwann fiel mir nämlich auf, dass ganze Schokoladentafel leer waren, nur weil das Kamel sie angesehen hatte! Wahrhaftig unglaublich, wir hätten damit auftreten sollen.

Aber ich schweife schon wieder ab. Mit das Erste was Pollux zeigte, war also seine Tanzkunst. Ganz groß war und ist er im Stepptanz. Ich für meinen Teil habe nicht allzuviel Ahnung vom steppen, aber Pollux schmeißt seine 4-7 mit Pfoten besetzten (teils gummiartigen) Beine mit einer solchen Vehemenz durch die Luft, dass dem Zuschauer der Atem stockt. Und Polli selbst natürlich auch – also der stockende Atem jetzt.
Seit Kurzem gibt es in hiesigen Wohnzimmern aber wahre Tanznachmittage, vielleicht sogar Nächte. Letzteres weiß ich nicht, ich schlafe ja nachts. Obigem Bild zufolge gibt es versteckte Discokugeln aus den 70ern und laute Musik für zappelnde Kamele! Ich frage mich, ob diese Tanztees nun anstelle der Kamelkaffeetrinken stattfinden, oder ob das als zusätzliches Freizeitangebot fungiert? Vielleicht machen die ja auch Paartanz und Theo und das Erdbeerkuchenkamel schwofen zum Beispiel im Wiener Walzer-Takt durch den Raum. Vor meinem inneren Auge formiert sich gerade das abstruse Bild eines tangotanzenden Paares: Pollix und Klärchen schieben sich laszif nach argentinischer Musik über’s nicht vorhandene Parkett. Oha. Wahrscheinlich tanzen sie eher alle wild und zappelig. Hoffe ich. Alles andere ist tatsächlich nicht vorstellbar. Schnell das Thema wechseln, bevor sich merkwürdige Bilder dauerhaft auf die Netzhaut brennen….

Gestern Abend waren die Kamele im Fussballfieber. Holzbein Kiel gastierte bei RW Essen (nach Humphrey heißt es Rosa-Warm Essen). Essen, die Stadt der großen und verehrungswürdigen Künstlerin, die schon so manches der hiesigen Ostseekamele auf Papier gebannt hat. Die Fan-Lager waren tatsächlich eher gespalten, ein paar Kamele waren immer noch für „Kamelbein“ Kiel – in der Tat diejenigen Kamele, die sehnsüchtig darauf warten, künstlerisch verewigt zu werden. Schönen Gruß an Cpt. Heike, soll ich an dieser Stelle ganz und gar bescheiden von Kamel Pollux ausrichten. Naja Bescheidenheit ist nicht Pollis Stärke, möchte ich ganz leise dazu sagen.
Auf jeden Fall wurde gestern groß gefeiert, obwohl sich eigentlich keine Sau für Fussball interessiert, auch kein Kamel. Der Discokugel sei Dank, wurde trotzdem gesungen und getanzt. Wie schön, dass es am Ende dann doch noch immer etwas zu feiern gibt. (Sogar ohne das vielzitierte Kamelkaffeetrinken – da freue ich mich persönlich ganz besonders.)

Pollux und der fliegende Teppich (Kamelgeschichten Teil 29)

Pollix

Das Kamel Pollux selbst ist ja der Meinung, er komme aus Nordeuropa, genauer gesagt aus Dänemark. Gefunden wurde er dann ja auf der Nordseeinsel Sylt, also unweit der dänischen Grenze. Im Laufe der Jahre ergaben sich aber immer wieder und immer größer werdende Zweifel um seine Herkunft. Vielleicht lag es daran, dass er mal mit im Urlaub in türkischen Regionen war und sich dort pudelwohl fühlte? Oder dass bei ihm Urlaub nicht Ferien, sondern Güllüp heißt. Hinzu kommt, dass er einen ziemlichen Zinken im Gesicht hat. Natürlich sind das Vorurteile und Schubladen – aber ihm wurde genau wegen dieses großen Zinkens von manchen Menschen eine ostanatolische Herkunft angedichtet.
Pollux selbst hat das immer vehement bestritten – und ich habe ihn dabei selbstverständlich unterstützt!

Seit ein paar Tagen kursieren nun neue Gerüchte. Angeblich geht es um einen fliegenden Teppich, mit dem die ganze Kamelherde von A nach B zu fliegen scheint. Hierbei dürfte A mein Domizil sein und B die Heimat der anderen Kamele am anderen Ende der Stadt. Ich hab mich immer schon gefragt, wie die Damen und Herren Kamele*Innen denn eigentlich hin und her kommen? Naja außer bei Ete, die hat ja ihren Wurmloch-Sombrero zum Reisen.  
Ein fliegender Teppich würde also vieles erklären. Überraschenderweise soll Polli derjenige sein, der ihn fliegt, bzw. steuert. Kommt also Pollux aus tausendundeiner Nacht? Stimmen demnach die Gerüchte seiner anatolische Herkunft? Ist Pollux ein Nachkomme aus dem ehemals riesigen osmanischen Reich?

Es läge ja nahe, bei all den Kamelen auch an Scheichs (was ist eigentlich der Plural von Scheich?) zu denken. Oder an Wüsten, an Kamelrennen (rennen? Haha, so faul die die alle immer sind!) und eben an fliegende Teppiche. Wo aber ist dieser fliegende Teppich? Handelt es sich schlicht und ergreifend um meinen Wohnzimmerteppich und wird dieser nur dann benutzt, wenn ich nicht da bin? Kann eigentlich nicht sein, da dieser Teppich von einem schwedischen Möbelhaus stammt und demnach skandinavischer und nicht osmanischer Herkunft ist. Hm, dabei fällt mir ein, dass das große Kamel Gustav ja in Schweden gefunden wurde. Was ist da nur los? Können schwedische Teppiche also fliegen? Oder liegt ein Teppich irgendwo zusammengerollt in einer Ecke, ohne dass ich von ihm weiß?

Vor meinem inneren Auge sehe ich auf jeden Fall windige Bilder der ganzen Kamelhorde, die mit wehenden Haaren auf einem fliegenden Teppich mit lustigen bunten Fransen sitzen und mit Champusgläsern in den Pfoten freudig singend auf kommende Güllüp-Ziele anstoßen. Pollix sitzt ganz vorne und steuert das „Gefährt“, natürlich mit einer Kapitänsmütze auf dem Kopf – immer neuen Abenteuern entgegen!
Hoffentlich fällt keiner runter bei der wilden Fahrt und hoffentlich muß sich niemand der Kamele übergeben, so ganz höhenfest sind sie ja fast alle nicht.

Adventskamele (Kamelgeschichten Teil 24)

Wie schnell doch die Zeit verfliegt, es ist schon wieder Advent. Die besinnlichste Zeit des ganzen Jahres, so sagt man. Es ist aber auch die Zeit, wo viele Menschen zig zusätzliche Termine jeden Tag haben. Es scheint mir also relativ zu sein mit der Besinnung der Menschen, aber das ist durchaus keine neue Erkenntnis. 

Bei den Kamelen aber ist es sehr ruhig geworden – die unspektakulär zu Ende gegangene Wahl vor wenigen Wochen hat scheinbar sehr viel Kraft gekostet. Theo sagt kein Wort mehr, ob er schläft oder wacht, vermag ich gerade nicht zu sagen. Ich weiß nicht einmal wie die Wahl eigentlich ausgegangen ist, ist Theo nun Präsident? Keine Ahnung, scheint aber auch nicht wichtig zu sein. Mitunter ist es ja das Brimbramborium als solches, um das es geht. Und davon gab es ja wahrlich genug! Soll er sich mal ordentlich ausruhen, der Theo, das hat er auf jeden Fall verdient.

Vor Kurzem kam die Kamelin Etepetete vom anderen Ende der Stadt zu Besuch. Allerdings nicht so wie man sich das vorstellt, also nicht dass sie an die Tür geklopft oder geklingelt hätte, nein. Sie saß plötzlich auf dem Sofa. Ohne Puff und Zisch, ohne Rauchwolken, einfach so. Ihr Wurmloch scheint also wieder gut zu funktionieren, wie geölt sozusagen. Zuerst dachte ich, Ete hätte eine falsche Abzweigung in Raum und Zeit genommen und würde, wenn  sie ihren Irrtum bemerkt hätte, wieder verschwinden. Das tat sie aber nicht. Vielmehr steckte sie mit ihrem Bruder Pollux Köpfe und Hückel zusammen und sie tuschelten eine Weile, bevor sie gemeinsam in den Sombrero hüpften, in dem sich Etes Wurmloch befindet und: weg waren sie. Das alles dauerte kaum ein Minute.
Es ist überflüssig zu erwähnen, dass ich keine Ahnung habe, wohin die beiden unterwegs sind. Gestern kam dann eine Postkarte mit Pollux am Strand und einem Helm als Kopfbedeckung (siehe Bild). Wahrscheinlich ist es ein Strand auf einem sehr fernen Planeten, zu einer Zeit, in der die Menschheit auf der Erde noch nicht das Licht der Welt erblickt hat. Naja zumindest ist das möglich. Vielleicht sind die beiden aber auch am Strand ums Eck, oder sitzen vor einer Fototapete – wer weiß das schon?

Interessant ist natürlich Pollux‘ Helm, um Kopfbedeckungen jedweder Art ging es ja schon im letzten Kamelgeschichtenteil. Weshalb mir die Frage kommt, wer denn dieses Jahr Weihnachtskamel wird, ich erinnere den Leser an dieser Stelle an die so wichtige Weihnachtsmütze („Mütze!“ Wie die schlichte und wiederkehrende Aufforderung vom großen schwedischen Kamel Gustav ist). Normalerweise stritten bei mir Theo und Pollux vehement um den wichtigen Titel des amtierenden Weihnachtskamels, das geht schon seit vielen vielen Jahren so. Dieses Jahr ist ja sowieso alles anders in der Welt und nun auch noch das! Theo hängt wegen des anstrengendes Wahlkampfes in den Seilen und Pollux macht Strandurlaub auf Beteigeuze. Fällt Weihnachten dieses Jahr aus? Geht am Ende die Welt doch noch unter? Oder übernimmt ein anderes Kamel die Weihnachtsmütze in der Adventszeit? Wie ging eigentlich die Wahl aus? Wer trägt die Weihnachtsmütze im anderen Kameldomizil am entfernten Ende der Stadt? Warum trägt Pollux einen Blechhelm am Strand? Und an welchem Strand überhaupt? Fragen über Fragen. Wie so oft.

Ich bin aber auch guter Dinge: am Ende wird sich alles zurechtruckeln. Gestern Nacht hörte ich leise Weihnachtslieder in der Wohnung. Ich schlich in Richtung der schrägen Melodien und sah durch den Türspalt, dass die Kameldamen leise sangen. Klärchen, das Erdbeerkuchenkamel und die Eule Greta (ihres Zeichens Ehrenkamelöse). Letzteres gab auch den Ton an. Selbst Frau Mahlzahn miaute dazu.
Demnach wird die Weihnachtsmütze dieses Jahr wohl von einer Kamelin getragen werden! Das wird auch mal Zeit, emanzipiert sind sie zwar sowieso alle, aber nun werden endlich auch mal die Posten entsprechend verteilt. Wer es wohl werden wird? Wer wird Weihnachtskamelin? Müssen wir die Weihnachtsmütze noch größer (Greta) oder kleiner (Erdbeerkuchenkamel) nähen, damit sie passt? Wir werden es alle die nächsten Tage erfahren, es bleibt also spannend.  

Die Blaue Stunde oder Pollux und die Ostseeviecher (Kamelgeschichten Teil 20)

Ostseeviecher

Zu allererst sei gesagt, dass alle Kamele wohlbehalten aus dem Güllüp zurück sind – wo auch immer sie alle waren, ich bin sicher sie hatten allesamt ihren Spaß. Einige von ihnen hatten nach ihrer Rückkehr Reste von Sand und Ton an ihren Pfoten. Ich habe dem zu erst keinerlei Bedeutung beigemessen – abgesehen von Pollux‘ und Theos komischer Kicherei war weiter nichts Außergewöhnliches zu verzeichnen. Dachte ich bis vor ein paar Tagen.

Vor diesen paar Tagen besuchte ich mal wieder zur wunderbaren Blauen Stunde den schönen Ostseestrand und was sehe ich, bzw. was sieht mich da an? Ostseeviecher! Urzeitliche, vorsintflutliche, drachenähnliche Echsenwürmer aus….ja genau, aus Sand und Ton. Gefährlich sahen sie aus, mit Blick auf’s Meer saßen und schlängelten sich die Viecher auf einem Stein und ihre spitzen Zähne waren furchteinflößend. Nun gut, sie schielten auch ein wenig, aber das trübte den Gesamteindruck keinesfalls. Schielende Ostseeviecher.
Wenn ich nun eins und eins zusammenzähle, dann liegt der Schluss nahe, dass Pollix und Theo einen Volkshochschulkurs „Töpfern am Strand“ belegt haben. Natürlich sind da keine Vasen, Becher oder Töpfe herausgekommen (das wäre ja viel zu langweilig), sondern eben Ostseeviecher. Wohl gelungen sind sie, das muss ich sagen. Völlig neue Talente offenbaren sich in den sonst oft so grobmotorischen 4-7 Kamelpfoten.

Oder war das ganz anders? Vielleicht war es ja ein Volkshochschul-Zauberkurs, den die beiden Kamelbrüder belegt haben? Dann waren die Ostseeviecher lebendige gemeingefährliche Echsenwürmer und Pollux Und Theo haben sie mit einem Zauberritual zu Stein werden lassen? Möglich ist auch das. Wobei ich vermuten würde, dass Polli Schokolade oder Schwarzwälderkirschtorte gefuttert hat, während Theo einen Zaubertrank gebraut hat. Naja oder Theo hat den Betonmischer genommen, der ansonsten für die mafiöse Betonschuhherstellung genutzt wird und hat die gefährlichen Viecher einfach mit Schnellbinderbeton übergossen? Letzteres ist irgendwie weit weniger mystisch. Vielleicht ist es genau deswegen am Wahrscheinlichsten. Aber ich mag gern denken, dass die beiden gezaubert haben. Bestimmt sind sie auch für das wunderbare Licht der Blauen Stunde am Ostseestrand zuständig gewesen. Denn das war es: wunderbar.

Inzwischen ist die Blaue Stunde vorbei. Die Kamele sind aus dem Güllüp zurück. Die Ostseeviecher werden wieder dort sein, wo sie herkamen und Besucher aus den Wäldern sind zurück in ebendiesen Wäldern. Auf Wiedersehen – bis zum nächsten Mal.

Aristocats (Kamelgeschichten Teil 11)

Zuerst einmal wird dem aufmerksamen Leser aufgefallen sein, dass der zehnte Teil dieser wundervollen kleinen Serie fehlt – das ist keinesfalls ein Versehen und auch kein Zufall. Eines der Kamele untersagte mir diese runde Zahl zu benutzen, er/sie möchte aber nicht genannt werden. Irgendjemand sagte mal zu ebenjenem Kamel, er/sie könne wohl nicht bis zehn zählen! Seitdem ist dieses Kamel beleidigt und seitdem ist diese Zahl auch eine Tabuzahl. Dem folge ich gern, sonst muss ich wieder stundenlang backen.

So. Die Aristocats. Seit Kurzem lebt also Frau Mahlzahn bei uns. Sie hat sich überraschend schnell eingelebt und macht ihr Ding. Die Kamele sind allesamt skeptisch und argwöhnisch, ich glaube aber auch, dass sie gehörigen Respekt, wenn nicht gar Angst haben – selbstredend wird das niemand zugeben. Verständlich wäre das aber, Frau Mahlzahn hat ziemliche scharfe Krallen, sie kann furchteinflössend fauchen und wahrscheinlich sogar Feuer speien. Ich habe neulich versucht, Frau Mahlzahn und Pollix miteinander bekannt zu machen, es war beiden höchst unwohl zumute, das war deutlich zu erkennen. Theo hat unterdessen gezittert, entweder weil er gerade energetisch mit Gustl verbunden war, oder weil er in Frau Mahlzahn eine Mafiösin und somit einen Racheakt vermutet hat. Ich tippe auf Letzteres, bin mir aber wie immer nicht sicher – mir sagt ja niemand etwas. Die Begegnungen verlaufen auf jeden Fall allesamt kurz, man geht aneinander vorbei und ignoriert sich. Es hätte aber wesentlich schlimmer kommen können.

Gestern nun kam Humphrey zu Besuch. Er hat ein Katzendrachenwillkommenheißungslied, bzw. einen Drachenzähmungssingsang geprobt und wollte die neue Mitbewohnerin kennenlernen – und natürlich wollte er sich eine Weile unter die rosa Seidenlampe setzen, logisch. Von dem Singsang habe ich eigentlich gar nichts gehört, aber Frau Mahlzahn und Hamfred verstanden sich prima. Frau Mahlzahn hat neben Fred sitzend einen ordentlichen Buckel gemacht, der den Hückeln der Kamele in so gar nichts nachstand, daraufhin waren alle Kamele durchweg begeistert. Es sieht also so aus, als wäre Frau Mahlzahn doch eine Ehrenkamelöse, danach sah es anfangs so überhaupt nicht aus. Aufgrund ihres beeindruckendes Buckels braucht sie nichtmal einen Umschnallhückel tragen – das ist auch gut so, ich hätte Angst um meine Hände, wenn ich ihr so einen hätte umbinden sollen. Da hab ich nochmal Glück gehabt. Wieder einmal: danke Humphrey!

Als kleiner Wermutstropfen sei gesagt, dass Pollix ein wenig beleidigt war, weil Humphrey scheinbar einen besseren Schmiß bei Frau Mahlzahn hat als er, aber das kann ja noch kommen. Vielleicht sollte er auch mal wieder baden, er riecht gerade ein wenig streng. (das sollte ich eigentlich nicht laut sagen und nichtmal denken)
Humphrey ist allerdings glücklich wieder von dannen gezogen, auch das hätte sehr viel schlimmer kommen können, hätte er seinen Singsang lauthals in die Länge gezogen. So mußte ich nichtmal rosa Donuts backen – nur ein großen Topf Schokoladenpudding für Polli, aber das mache ich ja eh ständig.

Kamele mit Schlafmasken (Kamelgeschichten Teil 8)

Inzwischen haben scheinbar auch die Kamele einen leichten bis mittelschweren Lagerkoller – wobei es immer noch Menschen gibt, die behaupten, das sei alles immer noch ganz normal.

Ich bekam gestern ein Bild von Humphrey am recht frühen morgen zugeschickt – er hatte ein unsinnig großes „Etwas“ auf dem Kopf, das sich als Kätzchenschlafmaske aus Plüsch offenbarte. Es sah ein bißchen grotesk aus, das muss ich zugeben, aber Hamfred war schon immer ein wenig extraordinär. Soweit so gut.

Fünf Minuten später saß das Erbeerkuchenkamel auf Pollux‘ Kopf. Er sagte, er hätte nun eine nach Erdbeerkuchen duftende Erdbeerkuchenkamelschlafmaske. Ohje, die haben Langeweile, war mein Gedanke. Kurze Zeit später saß Pollux auf dem Erdbeerkuchenkamel, es schaute nur ihr Hintern hervor: sie hatten getauscht und nunmehr hatte sie eine Polluxschlafmaske auf.

Als ich noch mit  den Augen rollte, sah ich Theo, der mal wieder Bungeejumping probte: mit einem um seine Pfoten gewickelten Teraband sprang er vom höchsten Bücherregal im Wohnzimmer und kreischte im freien Fall. Ich musste ihn dann wieder nach oben setzen, als er aufhörte, sinnlos herumzubaumeln. Aber das ist ja alles ganz normal. Derweil hat die Eule Greta versucht, Klärchen das Fliegen beizubringen – allerdings in Trockenübungen auf dem Sessel. Sie saßen da nebeneinander und Greta schlug wie bekloppt mit den Flügeln und raunte Klärchen leise ihre Flugtipps ins Ohr. Also ich habe Greta noch nie fliegen sehen und ich schätze, das wird auch bei Klärchen nicht anders werden. Alles also immer noch ganz normal.

Aber Langeweile haben sie sicher immer noch alle, nur zugeben würden sie es nie.
Immerhin waren alle so sehr mit ihrem Unsinn beschäftigt, dass ich keinen Schokoladenkuchen backen mußte – es hätte also schlimmer kommen können. Allerdings wollen jetzt doch alle eine Kätzchenschlafmaske aus Plüsch haben, vielen Dank Humphrey!

Kamele in wirren Zeiten (Kamelgeschichten 7)

Oft werde ich gefragt, wie es sich mit den Kamelen in diesen viralen Zeiten lebt. Naja, eigentlich fragt mich das kein Mensch, aber ich möchte doch davon berichten.
Wenn ich ehrlich bin, ist es den Kamelen auch vollkommen schnurzpiepenegal, ob da draußen Viren und Bakterien oder Monster und Dämonen unterwegs sind. Sie kümmern sich um ihre eigenen Befindlichkeiten. Wobei Klärchen ja gerade dabei ist, sich einen Mundschutz zu besorgen. (Wie heißt das dann eigentlich bei Kamelen, Schnauzenschutz?) Auf jeden Fall plant Klärchen etwas, wo sie so einen Schutz benötigt – natürlich sagt sie nicht, was sie plant. Ich fürchte aber, es wird weniger um ihren Schutz gehen. Wahrscheinlich plant sie eine Art Terroranschlag und möchte nicht erkannt werden, wobei jeder sie aufgrund ihres imposanten Hückels sofort erkennen wird. Aber das sag ich ihr lieber nicht.

Pollux ist momentan dabei, sich um Theo zu kümmern. Auch wenn Polli selbst gerade nicht so gut beieinander ist, er weint immerzu. Aber Theo steht wirklich etwas neben sich – er schaut immer ganz verwirrt und traurig, ist wohl nicht in seiner Kraft, der großen Kamelkraft. Scheinbar hat die äußere Verwirrung in der großen und kleinen Welt um ihn herum auch Einfluss auf sein Seelenleben. Pollux spürt sowas und die beiden kleben momentan sehr aneinander – der eine ist wirr und kraftlos, der andere traurig und verzweifelt. Zusammen können sie sich aber gut halten und Halt geben. Zwischendurch muss man beiden den Hückel kraulen und ihnen sagen, dass alles gut ist, bzw. wieder wird. Oft wollen sie das aber nicht glauben. Dann bringe ich Schokoklade, Schokladenpudding oder Schokoladenkuchen. Dann geht’s.

Von Hamfred am anderen Ende der Stadt hörte ich neulich, dass er derzeit in einer Nachttischschublade lebt. Manchmal wird er von den Straußens (das sei der korrekte Plural eines Vogel-Straußes, wie ich die Tage gelernt habe) besucht und es geht verdammt hoch her im Nachttisch. Eigentlich wollten die Straußens und Humphrey mich über Ostern besuchen und hatten die Chippendales gebucht, die dann bei mir für die Kamele und Co. getanzt hätten, zumindest mal für die schwuppigen. Ich war sehr froh, dass ich nicht da war. Die Feierei wurde verschoben und die Chippendales kampieren zurzeit auf einem Spielplatz vor Humphreys Wohnung, bzw. seinem Nachttisch. Ich bin sehr froh, dass ich niemals an besagtem Spielplatz vorbeikomme und am Ende noch angesprochen werde, aber leider befürchte ich, dass Fred bald doch vorkommen wird, um „mal unter meiner rosa Lampe zu sitzen“ – hoffentlich ohne Chippendales!

Wie man sieht, ist auch in diesen wirren Zeiten alles ganz normal. Spannend wird es, sollte tatsächlich bald mal eine Katze einziehen, das wird alles und alle auf den Kopf stellen – ich freu mich drauf!

Kamele im März (Kamelgeschichten 5)

Heute mal keine Vorstellung eines Kamels. Ich wollte eigentlich etwas über Klärchen schreiben, sie weigert sich aber und droht mit furchtbaren Vergeltungsmaßnahmen, sollte ich mich nicht daran halten. Komisch eigentlich, dabei ist sie momentan recht friedlich – für ihre Verhältnisse, sollte man relativierender weise dazu sagen. Ich halte mich besser dran. Es ist sowieso gerade ruhig bei den Kamelen. Theo verbindet sich dauernd mit Gustav, die beiden heilen die Welt in merkwürdigen, nicht durchschaubaren Ritualen und finden das überaus wichtig. Was es natürlich auch ist und in diesen Zeiten kann ja alles am Ende nur helfen. Manchmal fängt Theo dabei unvermittelt an zu kichern – scheinbar ist das sowas wie ein schamanisch-kamelisches Heilritual, zumindest würden das Theo und Gustav so nennen, würde man sie darauf ansprechen – diese Kicherkamele! Andere veranstalten Heilgesänge, sie machen Heilgekichere, nun, warum auch nicht? Lachen und kichern kann man eh niemals genug.
Pollix aber ist gerade traurig. Man sieht ihm das immer sofort an, er schaut mit schrägem Kopf und ist sehr ruhig. Wenn Klärchen so ruhig ist, heckt sie etwas aus und man sollte prophylaktisch einen Helm aufsetzen, nicht so bei Pollux. Er braucht dann Zuwendung. Ja, er braucht Schokolade, oder Schokoladenpudding, oder Schokoladentorte. Wenn es schlimm ist, kann man das „oder“ getrost mit einem „und“ ersetzen. Es ist oft schlimm. Jetzt ist es gerade schlimm. Außerdem muss man ausgiebig seinen Hückel kraulen, stundenlang am Besten. Und er möchte (wenn ich sage „er will“ trifft es das besser) nachts mit im Bett sein, das hatten wir uns eigentlich längst abgewöhnt. Es sind aber gerade auch emotional ungewöhnliche Zeiten – eigentlich sind es extreme Zeiten in denen wir uns befinden. Insofern ist auch bei Pollix alles anders als sonst. Bei mir auch. Es sind gerade Zeiten großer Veränderungen, großer Umwälzungen. Das ist sowohl bei mir persönlich so, als auch im kollektiven und eben auch bei den Kamelen. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht – natürlich wird es eine Reise mit Kamelen, soviel ist mal klar. Alle gehen wir damit unterschiedlich um, der eine braucht Zuwendung, andere lässt man besser in Ruhe. Wenn man das bloß immer wüsste, wer was gerade braucht? Da lob ich mir das Kamel Pollux, er sagt was er will, sehr deutlich sogar. Als er heute Nacht aus dem Bett fiel, war das Geschrei und Gezeter auf jeden Fall groß und es dauerte, bis sich alle beruhigt hatten. Pollux zählt immer seine Pfoten, wenn er aufgeregt ist – meist kommt er auf sieben. Heute Nacht war er aufgeregt, sieben Pfoten also…nun ja, daran habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Schwierig wird es, wenn er bei Regen an den Strand will – hat schon mal jemand irgendwo sieben sehr kleine Gummistiefel gekauft?

Etepetete (Kamelgeschichten 2)

Das Kamel Pollux hat eine Schwester, Etepetete, genannt schlicht Ete. Ete kam wenige Jahre nach Pollux zu mir – ich weiß nicht mehr, woher sie kam, sie war plötzlich da. Wie alle anderen übrigens auch. Ich hatte schon das Gefühl, die Kamelgroßfamilie würde sich komplett bei mir einquartieren – zumal es im Laufe der Zeit merkwürdige Geschichten von entfernten Verwandten gab, die irgendwann alle zum Kamelkaffeetrinken kommen würden. Kamelkaffeetrinken. Das ist ein ganz eigenes Thema – und kein leichtes, weil es viel Vorbereitung bedarf, allein das Backen unzähliger Kuchen (es gibt dann Kuchenlisten!) dauert seine Zeit. Aber ich schweife ab. Ete. Ete ist eine sehr hübsche Kamelin, sie ist eine Etage kleiner als Pollux, dafür ist sie unglaublich schlau. Sie ist praktisch „das Gehirn“, wenn man mal etwas Wichtiges zu erledigen hat, wo es viel Cleverness braucht, kann man sich von Ete das Gehirn leihen. Meist bekommt man es dann für ein paar Stunden und weiß plötzlich alles über jedes, das ist großartig. Für Ete selbst hat es aber den Nachteil, dass sie sich mit anderen Menschen und anderen Kamelen schnell intellektuell langweilt, das macht sie eigentlich immer. Daher hat sie sich irgendwann ein Wurmloch gebaut, dass sie in einem großen Sombrero versteckt hat (am Anfang wußte niemand, warum Ete immer in diesen Sombrero hüpfte und erst Stunden später selig lächelnd wiederkam). Ete ist mit dem Wurmloch gern in Raum und Zeit unterwegs, oft ist sie im Restaurant am Ende des Universums und trinkt dort ganze Rotweinbestände aus. Sie nimmt das Leben leicht macht was sie will und schnaubt eher einmal, wenn jemand dummes Zeug erzählt, um dann fix im Sombrero zu verschwinden. Naja, und dummes Zeug wird viel geredet wenn die anderen Kamele in der Nähe sind, das steht mal fest! Ete hat aber auch ein Faible für große stattliche Kamelherren – sie hat sich in das schwedische Kamel Gustav verguckt, obwohl Gustav eigentlich nur schwedisch spricht, verstehen sie sich ohne Worte meist gut – vielleicht kann Ete aber auch alle Fremdsprachen dieser Welt gleichzeitig sprechen, sie hat ja DAS Gehirn. Das weiß ich aber nicht so genau. Ete wohnt zusammen mit Gustav, Fred und Brocki am anderen Ende der Stadt und ich sehe sie selten. Manchmal materialisiert sie sich auf meinem Sofa, dann ist sie irgendwo im Wurmloch falsch abgebogen. Sie murmelt dann ein „Guten Abend“ und verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Sie ist ein wenig eigenbrötlerisch, aber wenn man sie braucht, ist sie da. Pollux liebt seine Schwester und ist sehr stolz auf sie. Die beiden kommen sich auch nicht ins Gehege, weil er auf Schokolade und sie auf Rotwein (und Schnaps) steht. Schimm war es,als vor einiger Zeit mal der Sombrero kaputt war, da war Sie unausstehlich, wohl auch weil sie nicht mehr zum Restaurant am Ende des Universums oder zum Café an den Saturnringen reisen konnte – da hat sie dann mal ein wenig geplaudert über ihre Reisen. Sonst würde davon ja niemand wissen, ist ja klar. Mit Ete muss man sich gustellen – sie hat nicht nur das Gehirn, sie kann auch immer einen guten Rotwein besorgen. Außerdem ist sie ja eine sehr liebenswerte Kamelin, wenn sie mal da ist.

Pollux das Kamel (Kamelgeschichten 1)

Es war hübsch, es war unglaublich charmant, es war neugierig und es war gestrandet auf der Nordseeinsel Sylt in einem Camel-Shop: ein Kamel, genauer gesagt: ein Dromedar. Jeden Besucher hat es angezwinkert, überall wollte es mitkommen, es suchte ein Zuhause und es fand Menschen die es mitnahmen. Das war vor ca. 30 Jahren. Das Kamel landete damals in der Nähe von Hannover, bei mir. Damals war es ein Plüschkamel, stehend ca. 30 Zentimeter groß, treuer Blick und ein imposanter Höcker. Pollux der Name, männlich.
Jetzt sind viele Jahre vergangen, das Kamel ist viele Male mit mir umgezogen, es ist und bleibt treu an meiner Seite. Seit einigen Jahren leben wir an der Ostsee und bald wird es in den Schwarzwald gehen. Pollux kommt mit, dann wird es ein süddeutsches Kamel sein.
Die Menschen im Schwarzwald wissen noch gar nicht, wer und was da auf sie zukommt, man sollte das aber auch ein wenig diskret behandeln. Ist besser.
Unzählige Geschichten ranken sich mittlerweile um dieses schöne Hückeltier und ständig kommen neue dazu. Es gibt auch viele Kamele rund um Pollux, die lange nicht mehr alle zusammen leben – zum Glück, denn sonst bräuchte ich einen eigenen Raum für all diese…wundervollen Tiere. Eigentlich ist Pollux aber sowieso der Meinung, dass er das einzig wahre Kamel ist und die Welt ihm grundsätzlich huldigen sollte. Dummerweise denken das andere Kamele auch von sich. Da ist zum Beispiel Fred (eigentlich Humphrey), der sich selbst als unbedingt allerschönstes Kamel betrachtet und Weinanfälle bekommt, wenn man widerspricht. Es gibt auch das Kamel Theo, der ruhig bis aufgeregt seinem schamanischen Treiben fröhnt und sich mit Gustav, dem schwedischen Kamel, darüber streitet, wer den schönsten Stein um den Hals baumeln hat. Es gibt Klärchen, Ete und das Erdbeerkuchenkamel. Und da ist auch noch Brocki, der immer und ständig mit stoischer Ruhe Space Invaders spielt. Das alte Kamel Oppa ist auch noch da, er wohnt inzwischen in der Nähe von Hameln in seiner Altenresidenz, er ist leicht senil, ihm geht es aber gut. Naja und es gibt einen Haufen „Önskads“, die allerdings Doppelhückler sind und ein wenig argwöhnisch betrachtet werden vom Rest der Bande. Das Önskad Onkel „Tante-Otto“ war mal mit Fred liiert, hat ihm aber das Herz gebrochen und ich weiß gar nicht so ganz genau, wo es abgeblieben ist. Müsste ich mal nachforschen…oder nein, lieber nicht. Nachher kommt Onkel Tante-Otto wieder zu mir und ich weiß, dass Theo immer knurrt wenn er Önskads sieht. Theo neigt zusammen mit Gustav dazu, bei Schwierigkeiten jedweder Art große Kessel voll „Zaubertrank“ zu brauen – wobei diese Tränke vermehrt diverse unschöne Nebenwirkungen aufweisen. Von eigentlichen Wirkungen weiss ich bisher leider nichts. Also reden wir hier besser nicht von Önsk….pssst.
Um all diese Charaktere soll es in diesem Blog gehen – und glaubt mir, das sind irrwitzige bis abstruse Geschichten, die es da zu erzählen gibt!
Pollux möchte natürlich immer vorkommen, in jeder Geschichte. Er hat ein ziemliches Geltungsbedürfnis, und das kann ich nur sagen, weil ich ihm gerade einen großen Topf Schokoladenpudding hingestellt habe, ansonsten würde er lauthals zetern, weil er im Grunde meint, sowas wie ein königliches Kamel zu sein. So gesehen hält er mich Mensch als Hofnarr, bzw. als Schokoladenlieferant. Klärchen ist seit vielen Jahren Pollux‘ Freundin. Sie ist eine sehr explosive Kamelin, erfreut sich an Explodierendem und ist selten sanft und ruhig – auch nicht zu Pollux, weswegen er ein wenig Angst vor ihr hat. Verständlicherweise, möchte ich sagen. Klärchen ist erst seit gestern wieder zuhause, sie war eine Weile zu Besuch bei Fred, Gustav, Ete und Brocki am anderen Ende der Stadt. Es gab also große Wiedersehensfreude, Klärchen und Pollux (der manchmal auch Pollix oder einfach Polli genannt wird) sind schon toll verliebt ineinander. Meistens zumindest.
Ich bin gespannt, was es an dieser Stelle alles zu berichten gibt aus der Welt der wunderbaren Hückler.