Kamele (Letzte Kamelgeschichte)

Hamlet: Seht Ihr die Wolke dort, beinah in Gestalt eines Kamels?
Plonius: Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel.
Hamlet: Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel.
Polonius: Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel.
Hamlet: Oder wie ein Walfisch?
Polonius: Ganz wie ein Walfisch.

William Shakespeare (1564 – 1616)

Viel ist erzählt und geschrieben worden um die Kamele dieser Sphären, die Welt in der sie leben und wie sie uns über viele Jahre auf Trab gehalten haben. Alles hat ein Ende, auch die Kamelgeschichten. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, den Kamelen geht es allesamt gut – aber sie leben ihr eigenes Leben weiter, ziehen weiter in der großen weiten Welt.

Natürlich wird das Kamel Pollux in meiner Nähe bleiben, er wird weiterhin Schokolade futtern, wo er nur kann, wird Menschen auf alle Nerven gehen, aber eben auch das liebenswerte etwas abgerockte Kamel bleiben! Er ist ein wenig erwachsen geworden und freut sich über die Ruhe im Haus, auch zusammen mit der Katze Mausi.
Das liebe schwuppige Kamel Humphrey freut sich seines Lebens in der queeren Wohngemeinschaft am anderen Ende der Stadt. Dort scheint er sehr angekommen zu sein mit all seinen Allüren und seinen Neigungen zu außergewöhnlichem Outfit. Nur wenn er zu seinen Minnegesängen ansetzt, ist es mit dem großen Glück seiner Mitbewohner/Innen schnell vorbei.
Theo und das Erbeerkuchenkamel reisen zusammen um die Welt, schauen sich alles an was sie auch nur am Rande interessiert. Das Erdbeerkuchenkamel sagt wo es lang geht, Theo aber wird immer auf es aufpassen, er wird schamanisieren und alle Kamele dieser Welt weiterhin als Kamelschutzbeauftragter vertreten! Die beiden schicken regelmäßig Nachrichten von wunderschönen Orten dieser Welt.
Klärchen, Pollux’ innig geliebte, wilde Kamelfrau ist aufgebrochen, Abenteuer zu erleben. Sie schreibt immer mal wieder hitzige Postkarten von allen Brennpunkten dieser Welt und kommt so oft es geht, zu Besuch. Für Pollux ist das gut so, es ist doch viel zu aufregend für ihn, wenn Klärchen ständig in der Nähe ist und so freut er sich auf ihre Besuche.
Das schwedische Kamel Gustav vom anderen Ende der Stadt ist zusammen mit Etepetete unterwegs. Fast immer. Die beiden ziehen gemeinsam nach Skandinavien, Gustls alter Heimat. Ete nimmt ihren Wurmloch-Sombrero mit, damit sie immer mal diese Welt verlassen und am Ende des Universums eine Flasche Rotwein in der Kneipe am Ereignishorizont eines fernen schwarzen Loches leeren kann. Manchmal taucht sie noch unerwartet auf meiner Couch auf. Sie sagt dann, sie sei im Wurmloch falsch abgebogen. Ich aber glaube, sie möchte immer mal nach ihrem Bruder Pollux sehen, den sie insgeheim doch ein wenig vermisst.
Das große, stoische Kamel Brocki ist zusammen mit dem ebenso großen Obermarschall in einer fernen Wüste verschwunden. Brocki wird sicher weiter das Schieberätsel „Space Invader“ spielen und sich so gut wie gar nicht bewegen (was in einer heißen Wüste eine gute Idee ist). Der Obermarschall genießt diese Ruhe nach seinem aufregenden Leben in allen möglichen Fremdenlegionen – beide zusammen weisen sich verlaufenden Wüstentouristen gern den Weg in die nächstgelegene Oase, natürlich nicht ohne sich das fürstlich entlohnen zu lassen. Sie werden sicher reich dabei werden und sind als Wüstenwegweiser wichtig und berühmt.
Vom Q-Seng Sir Henry hörte ich schon vor geraumer Zeit, er hätte wieder die Segel gesetzt. Er verschwand mit den Worten, er habe „seine Strümpfe in der Nordwest-Passage verloren“ winkend und merkwürdige Lieder singend auf einem Segelschiff, das die Förde nach Norden davonsegelte.
Die erst vor Kurzem eingetrudelte Kamelin Kassandra ist genauso schnell verschwunden wie sie erschienen ist, natürlich ohne auch nur ein Wort zu sagen oder einen Laut von sich zu geben. Die leiseste Kamelin der Gemeinde hat ganz bestimmt einen ruhigen Ort für sich gefunden.
Von Onkel Tante_Otto und den anderen Önskads weiß ich wenig, Gerüchten zufolge sind sie nach Südamerika ausgewandert und erklären den den Lamas und Alpakas die Vorzüge von mehreren Hückeln.
Die Ehrenkamelöse Eule Greta lebt inzwischen in einem Moorgebiet ganz in der Nähe. Sie hat einen Eulenmann kennengelernt und durchstreift mit ihm die Landschaft auf nächtlichen Flügen. Den Umschnallhückel hat sie mitgenommen und wird ihn sicher in Ehren halten. Manchmal fliegt sie in der Dämmerung winkend und lächelnd an unserem Balkon vorbei. Pollux, die Katze Mausi und ich winken dann zurück und freuen uns über den kurzen Besuch.

Zurück bleiben die Katze Mausi und ich. Auch wenn es ohne die ständigen Unruhen, wirren Ideen und ständigen Kamelkaffeetrinken ziemlich ruhig geworden ist, freuen wir uns für alle Kamele, die wo auch immer in der Welt glücklich sind und sein werden.
Ich freue mich aber auf Weihnachten, wenn von der ganzen Bagage, von all den Bagaluten Vorschläge für die Wahl des Weihnachtskamels hier ankommen.
Natürlich sind das gerade sehr wehmütige Momente, nicht nur für mich, vielleicht auch für alle aufmerksamen LeserInnen. Die Kamele aber haben Spaß und Freude und auch wir leben unsere Leben jetzt weiter. Pollux nickt bei dem Gedanken, schiebt sich einen Riegel Schoki in die Schnute und legt sich wieder hin.

Einmal im Jahr aber, zum Weltkameltag, werden alle Kamele für ein ganz großes Fest an die Förde kommen – es wird Kuchen satt geben, laute Musik und ganz sicher wilde und unglaubliche Geschichten von den Hückeltieren. Ich freue mich drauf – bis dahin macht es gut, ihr Kamele!

Pollux und das Sommerloch (Kamelgeschichten Teil 51)

Fußnote 1

Wie wir alle wissen, hat das Kamel Pollux ja sieben Pfoten. Somit auch sieben Beine und auch sieben Knie. Wen jetzt die Zahl sieben irritiert, oder wer meint, es hieße bei Kamelen nicht Pfoten, den verweise ich auf den Anfang dieser Geschichten.

Mindestens eins von Pollux sieben Knien ist ein wenig „labbrig“, also ausgeleiert, oder wie man das auch immer artgerecht nennen mag. Seit ein paar Tagen wackeln mehrere von seinen Beinen und das sogar bedenklich. Angeblich ist er beim Wohnungs-Joggen in ein Loch gefallen und hat sich dabei eine Pfote verrenkt. Die eigentlich Frage die sich hier aufdrängt, ist die nach der Joggerei – aber das lassen wir mal so stehen. Und was für ein Loch? Genau, es könnte eines von Etes Reisewurmlöchern sein, von denen niemand weiß, wo die gerade herumliegen. Oder aber es ist ein Loch, dass eines der Kamele gebuddelt haben, als sie hörten, dass sie (also die Kamele) inzwischen Zugang zu einem Schrebergarten haben (Fußnote 2) und üben fleißig Löcher buddeln? Das können sie alle, Löcher buddeln – der Obermarschall buddelt Schützengräben, Theo gräbt nach irgendwelchen Artefakten. Pollux vergräbt seine Schokoladenvorräte, der Kuseng sucht grabenderweise Piratenschätze auch außerhalb der Nordwest-Passage, usw. usf.

Was für ein Loch ist es also, in das Pollux gestolpert ist? Ich hatte schnell des Rätsels Lösung: es ist das Sommerloch! Da dieses in diesem Jahr ziemlich groß ist, wird sich das arme Kamel ordentlich weh getan haben und nun verstehen wir alle das große Gejammer und Gezeter. Nun auch das wird vorbeigehen, genauso wie das Sommerloch. Ich koche ihm nachher einen ordentlichen Schokoladenpudding, das wird ihn besänftigen.
Vielleicht möchte er auch mit zu Riesenrad heute Abend – im Zuge der Kieler Woche wird Riesenrad gefahren, es gibt sogar zwei in der Stadt, unglaublich eigentlich.  Humphrey vom anderen Ende der Stadt hat sich angekündigt, weil er meint, dass er dort oben besser von aller Welt bewundert wird! Der Kuseng möchte Ausschau halten nach besagter Nordwestpassage und kommt auch mit. Ebenso wie der Obermarschall und auch die stumme Kassandra, die ja neu in der Sippe ist, die beiden wollen auf jeden Fall mit zum Ausflug. Nun also auch Pollux, vielleicht wäre es klug, ihm den Schokoladenpudding nicht vorher einzuflößen….

Fußnote 1: tatsächlich ist diese Untertasse (siehe Bild) schon mal geflogen, siehe „Ete und das Ufo“, eine Kamelgeschichte, die leider noch nicht veröffentlicht wurde.
Fußnote 2: vom Schrebergarten, dem Kråkengårten, wird in einer der nächsten Geschichten die Rede sein.

Schal und Charles (Kamelgeschichten Teil 45)

Wenn man auf das Datum schaut, erkennt man, es ist ein Tag vor dem ersten Advent. Der aufmerksame Leser wird sich wahrscheinlich diebisch freuen, weil es jetzt um die alljährliche Weihnachtsmützenverteilung gehen könnte. Geht es auch, aber nicht primär. Es ist bisher nur das schwedische Kamel Gustav, das vehement mit dem einzigen ihm bekannten deutschen Wort nervt: Mütze! 

Ansonsten geht es um ein anderes Accessoire: den Schal. Pollux trägt seit vielen Jahren Schal, lange Jahre einen viel zu großen roten Schal und seit einigen Jahren einen Schal in curryfarben. Der ihm ganz hervorragend steht, um es mal ganz deutlich zu sagen. Aber auch jedes Kamel braucht Abwechslung: Pollux möchte nun Himmelblau tragen. Wie auch immer er darauf kommt. 

Vom anderen Ende der Stadt höre ich, dass Humphrey seinen stylischen magentafarbenen Schal gegen einen in mint tauschen möchte. Damit aber nicht genug: der Kuseng möchte auch einen schicken Schal, unbedingt in Der Farbe petrol. Beim Kuseng fällt mir ein, er wollte ja an den Plöner See auswandern, wird aber wohl doch am anderen Ende der Stadt bleiben. Wahrscheinlich befeuert der Plöner See sein Trauma aus der Nord-West-Passage, wir erinnern uns sicher alle, wobei hier die Geheimnisse noch nicht aufgedeckt sind!

Nun, bei all diesen Schals (oder ist der Plural von Schal dann Charles?) wollte das Erdbeerkuchenkamel auch mal auffallen: da muss nun ein weißer Schal her, ein schneeweißer. Es sagt, es sei so unschuldig und unbefleckt. Nun, wer das Erdbeerkuchenkamel kennt, wird wissen, dass es, so klein es auch ist, durchaus recht impulsiv sein kann. Unbefleckt? Nunja. Manchmal zieht es mit Klärchen nachts um die Häuser und kommt schmutzige Lieder singend zurück. Aber ich möchte den beiden Kamelfrauen lieber nicht zu nahe treten. Ist besser. 

Es heißt nun also, die Strick- und Häkelnadeln Tücken, wolle in vier Farben kaufen und daraus vier passgenaue Charles stricken und häkeln. Auf geht’s! 

Außer für Theo und Gustav: Mütze! 

Pollux und der Kamelschnubbn (Kamelgeschichten Teil 44)

Herbstzeit, Schnupfenzeit. Das ist ja keine Neuigkeit, aber kennt jemand die äußerst gefährliche und auch langwierige Krankheit Kamelschnubbn? Wenn man, oder auch frau, denkt, ein üblicher Männerschnupfen sei schlimm und mindestens tödlich, der kennt eben jenen Kamelschnubbn nicht. Leider hat es gerade Pollux erwischt und das so richtig. 

Um ehrlich zu, erwischt es immer nur Pollux, die anderen Hückeltiere scheinen immun zu sein gegen diese gefährliche Krankheit. Ich weiß nicht, ob es ein Virus ist oder ein Bakterium, auf jeden Fall befällt es ausschließlich Pollix. Immer wenn es soweit ist, also mindestens zweimal im Jahr, nehmen alle anderen Reißaus – mit dem ersten weinerlichen „ih ham Schnubbn!“ verlassen alle fluchtartig die östliche Hemisphäre. Ich bin immer noch der Meinung, dass Ete ein wie auch immer getarntes Not-Wurmloch für genau diesen Zweck erfunden und zur Verfügung gestellt hat. Was ich aber sicher weiß: alle anderen Kamele suchen das Weite. Schnellstens. 

Nun liegt Pollux also im Bett, brabbelt unaufhörlich irgendetwas unverständliches, von dem man immer wieder nur „Schnubbn“ versteht – alles fürchterlich nasal und dauernd unterbrochen von weinerlichem Schniefen. Das arme Kamel. 

Für mich heißt es nun, im Fünf-Minutentakt seine Nase mit einem frischen Taschentuch abzuputzen, ihm Suppe zu kochen, literweise heißen Kakao zu machen, ihm dauernd vorzulesen, ihn ständig zu bedauern und ihm natürlich den Hückel zu kraulen. Am besten alles gleichzeitig, klar. Immerhin brauche ich kein Kamelkaffeetrinken zu organisieren, der Rest der treulosen Bande ist ja weg. 

Ich muss unbedingt herausbekommen, wo das Not-Wurmloch ist – ich hoffe ich passe hindurch. Wo immer es auch hinführt, besser und entspannter ist es dort bestimmt. 

Selbst die Katze Mausi macht derzeit einen Bogen um Pollux, er ist aber auch wirklich ein klein wenig anstrengend. Aber was soll ich sagen, ich kenne ja auch Männerschnupfen. Hilft also alles nix, ich muss am Sonntagabend nochmal zum Bahnhof: die Milch ist leer und das arme kranke Kamel braucht noch heißen Kakao. 

Kamelgesundheit (Kamelgeschichten Teil 43)

Natürlich sind die Kamele immer allesamt gesund – nicht dass hier jemand anhand des Titels auf krumme Gedanken kommt! In einer Kameldokumentation hieß es neulich im Zusammenhang mit Wüstendurchquerungen: „An oberster Stelle steht die Gesundheit des Kamels.“ Zitat Ende.
Ich weiß zwar nicht, ob die hiesigen Kamele überhaupt nur grob wissen, was eine Wüste überhaupt ist – aber sie wissen sehr wohl, wie wichtig ihnen ihre Gesundheit ist. Logisch eigentlich.

Daraufhin kamen mir ein paar Ideen, wie man die Gesundheit der Hückeligen noch unterstützen kann. Gesunde Ernährung wäre da mal das allererste. Kuchen und Torten ab sofort nur noch zuckerfrei – so gibt es nur noch Vollwert-Möhrenkuchen ohne Zucker. Dieser Gedanke war kaum zu Ende gedacht, kaum ausgesprochen oder aufgeschrieben, da flogen schon die ersten Tassen, Flaschen und ich-weiß-nicht-was-alles in meine Richtung. Dummerweise hatte ich vergessen, einen Helm aufzusetzen, also half nur die Flucht. Dabei fällt mir ein, bzw. fiel mir auf, dass manche Menschen einen Helm anziehen, statt ihn aufzusetzen. Merkwürdig, das ist so ähnlich bei der Brille, die ziehen manche Leute eher auf. Oder an? Keine Ahnung, bei welcher regionalen Herkunft man was sagt. Auf jeden Fall ist ein Leben ohne Helm semi-optimal, wenn man die Essgewohnheiten der Kamele*Innen hinterfragt, oder gar überlegt, sie zu ändern.

Ein zweites Thema neben dem Zucker ist der Kaffee. Die hiesigen Kamele, zumindest die die bei mir leben, sind ein wenig dem Koffein verfallen. Das äußert sich in hoher Nachtaktivität, weshalb ich auch nachts einen Helm tragen müsste – prophylaktisch gesehen.
Am anderen Ende der Stadt fallen die dortigen Kamele um Punkt 22 Uhr ins wohlverdiente Kobra. (Wer jetzt nicht weiß was „ins Kobra fallen“ bedeutet, hat die Geschichten nicht aufmerksam gelesen und bekommt einen Rüffel, oder wahlweise ein zuckerfreies Stück Vollwert-Möhrenkuchen).
Bei meinen Kamelen hilft gegen die Nachtaktivität aber nur eins: Kaffee-Entzug. Ab sofort gibt es nur noch Kamillentee, bzw. hiesigen Kamelentee, was dasselbe zu sein scheint. Man kann sich nun lebhaft vorstellen, wie alle Kamele bei diesen Ideen ganz tüchtig in ein Tohuwabohu gefallen sind (statt ins Kobra). Großes Gemurre und Gekreische und alle liefen wild durcheinander (wie die Hühner bei Gewitter, möchte ich meinen).  

Hilfe kam sofort vom entspannten anderen Ende der Stadt, die Kamele wurden allesamt zum Kamelenteetrinken eingeladen – natürlich kommen sie mit mehreren 5-Liter-Kannen Kaffee! Im Titelbild sieht man die vor Freude in die Luft springenden Brüder Pollux und Theo, ein Wunder dass sie nicht bis ans andere Ende der Stadt gehüpft sind.

Eventuell sollte ich mal entkoffeinierten Kaffee besorgen, fällt ihnen ja vielleicht nicht auf. Und den Helm, den sollte ich demnächst wieder öfter tragen – vor allem wenn sie auf Entzug sind!

Pollux und das Dreirad (Kamelgeschichten Teil 40)

Es gibt ja so Sachen, die fallen einem plötzlich wieder ein. Sozusagen wie Schuppen von den Augen. Heute waren wir auf Fahrradtour, Klärchen war dabei und saß im Fahrradkorb. Weil sie mal wieder was erleben wollte, wie sagte. Ich erinnere mich, dass auch Gustav mal im Fahrradkorb samt Aluhelm mitgefahren ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Diese andere Geschichte hat aber nichts mit den Aluhelmen zu tun, die derzeit in vielerlei Mündern ist, soll ich dazu sagen, wie ich höre. 

Zum Dreirad. Selber Radfahren können sie ja nicht, die Kamele. Plötzlich fiel es mir ein. Das Dreirad. Vor etlichen Jahren hatte Pollux ein altes, verrostetes Dreirad. Immer wenn ich mich aufs Fahrrad schwingen wollte, kam Pollux auf seinem Dreirad mit. Naja zumindest sagt er das vorher immer, am Ende war es doch ich, der ihn im Rucksack mitschleppte. Gesehen habe ich dieses ominöse Dreirad noch nie. Im Laufe der Jahre, als noch einige Kamele dazu kamen, häuften sich auch die Dreirad-Geschichten. Selbstverständlich hatte auch Theo ein Dreirad, aber auch dieses Vehikel habe ich nie gesehen. Es war immer ein wenig ein geflügelter Spruch, mehr nicht. Wie konnte ich das vergessen? Als ich also gestern die Fahrradtour anbahnte, sagten Pollux und Theo wie es einem Munde: Dreirad! Ich bin sofort geflohen, mit Klärchen im Rucksack. Als sie dann im Fahrradkorb saß, wurde sie selbstverständlich von allen anderen Menschen, die an uns vorbeikamen, bewundert. Sie quittierte das mit fröhlichem Gekicher und spornten uns an, schneller zu fahren. Naja, um ehrlich zu sein, ernteten wir Radfahrer allerhand merkwürdige Blicke und so manches Kopfschütteln, aber das sind wir ja gewohnt. 

Ich hätte gern das Bild eines dreiradfahrenden Kamels zu dieser Geschichte hochgeladen, aber…naja, hier sind Worte überflüssig. Faule Bande!

Für mich heißt es jetzt, diverse Dreiräder sauber zu machen, zu polieren und wieder fahrbereit zu machen. Als hätte ich sonst nichts zu tun.

(Archivbild von Gustl im Fahrradkorb)

Kasperletheater (Kamelgeschichten Teil 39)

Dass es sich bei all diesen Geschichten ein wenig um ein Kasperletheater handeln könnte, dürfte dem einen oder anderen geneigten Leser durchaus schon einmal durch den Kopf gegangen sein. Wer dann der Kasper ist, lasse ich mal im Raum stehen. Ist besser für mich.

Es gibt aber tatsächlich ein Kamel, das sich früher spezialisiert hatte auf diese Form des Theaterspielens: das liebliche Kamel Pollux. Ich hatte das komplett vergessen, bzw. verdrängt, bis ich gestern an einem hiesigen Zirkus vorbeikam und vorsichtig schaute, ob es dort Kamele gibt. Und tatsächlich, es gab nicht nur Doppelhückler, es gab ein Kasperletheater! Das fiel es mir schlagartig wieder ein und ich suchte flott das Weite.
Als wir seinerzeit noch in Hannover lebten, gab es auf der Lister Meile, einer Einkaufsstraße mit vielen kleinen Geschäften unweit unseres Zuhauses, mehrmals im Jahr ein Kasperletheater für Kinder, mitten in der Fußgängerzone. Pollux selbst war der (selbsternannte) Star dieser Aufführungen – er war ganz groß darin, die Kasperletheaterbühne zu seiner Bühne zu machen und hatte (laut eigener Aussage) immer mehrere hochgeschätzte Auftritte pro Tag. Er liebte es, wenn seine Fans ihm zujubelten und ihm huldigten, nach jeder Aufführung gab es massenweise Blumen, er wurde vielfach fotografiert und gab Autogramme. Sagte er hinterher immer.

Ich habe mir so einen Auftritt einmal angesehen, nur ein einziges Mal, danach habe ich mich nicht mehr getraut, hinzugehen. Tatsächlich war Polli ein klitzekleines Bißchen selbstverliebt – und manche der Zuschauer waren eher gelangweilt als begeistert. Wenn Pollux mitbekam, dass jemand schwatzte während er schauspielerte, schnauzte er ihn lautstark an und drohte mit Eisentzug für den ganzen Sommer! Da im Publikum vernehmlich Kinder saßen, waren viele immer wieder am weinen und hatten eher Angst als alles andere. Es war nicht schön anzusehen. Aber Polli war der Star und ließ das auch jeden wissen. Abends war er dann aber auch immer traurig und hatte ein schlechtes Gewissen, weil er die Kinder immer angefratzt hatte – immerhin.

Ich bin gespannt, ob sich diese Geschicht nun auch in der Ostseestadt wiederholen wird. Es wird auf jeden Fall gerade tüchtig geprobt und Pollux bekommt schon wieder schlimmes Lampenfieber! Ich hatte mich schon arg gewundert, warum er gerade so unruhig ist.

Morgen kommt nun endlich der neue Kuseng zu Besuch – vielleicht spielen sie ja gemeinsam und geben eine neue Geschichte mit Seemannscharakter wieder, in der Sir Henry und Pollux durch die Nord-West-Passage segeln? Möchte ich das eigentlich wissen? Oder gar sehen? Ähm. Nein, irgendwie nicht.

Vielleicht sollte man die Eltern der Kinder warnen, bevor sie zum Kasperletheater strömen. Könnte für alle besser sein.

Es ist gerade ruhig bei den Kamelen (Kamelgeschichten Teil 36)

Irgendwie fangen in den letzten Monaten viele dieser lieblichen kleinen Kamelgeschichten mit den Worten „es ist gerade ruhig bei den Kamelen“ an. Bei dieser ist es nicht anders.
Es ist gerade ruhig bei den Kamelen.
Dieser Satz hätte mich früher eher ängstlich gestimmt, weil er bedeuten könnte, dass sie irgendetwas aushecken. Inzwischen ist das anders, die Kamele machen scheinbar einfach „ihr Ding“.

Manchmal zeigen sie sich kurz und vehement. So wie Pollux, der mal eben gucken wollte, was so los ist. Das sieht dann genau so aus wie auf dem Bild, er kommt angeklettert und setzt sich so nah vor’s Gesicht, dass die Augen ca. 4 Zentimeter voneinander entfernt sind. Um genau zu sein, werden es wohl 4,3 Zentimeter sein, das entspricht einem Dingsimeter. Eine Maßeinheit, die im Kamelischen benutzt wird, das metrische System liegt ihnen nicht so. Ich erwähnte das in einer anderen Geschichte schonmal. Merkwürdigerweise ist der schon einmal erwähnte Doppeldingsimeter nicht etwa das doppelte eines Dingsimeters, sondern eigentlich eine Gewichtseinheit, in der man Kuchenstücken kategorisieren kann. Das ist verwirrend? Ja, das ist es. Irgendwann, wenn die Kamele die Herrschaft über Land und Meer übernommen haben, werden wir uns mit all diesen Absurditäten auseinandersetzen müssen – bis es soweit ist, neige ich dazu, sowas mehr oder weniger zu ignorieren.

Pollix wollte also mal gucken. Gesagt hat er derweil nix. Ich nehme an, er wollte eine Art Zeichen setzen, ein Zeichen, dass sie noch da sind. Sicherlich wollte er auch darauf hinweisen, dass heute Nachmittag wieder Kamelkaffeetrinken dran ist – angeblich kommen sogar die Kamele vom anderen Ende Stadt zu Besuch. Dann ist das, des superlativsten Humphreys wegen, also heute Nachmittag am Dransten, sozusagen. Demnach werde ich viele viele Doppeldingsimeter Kuchen backen müssen – hoffentlich bekomme ich dabei Hilfe vom anderen Ende der Stadt. Das ist alles schlechtes Deutsch, oder merkwürdiges Kauderwelsch? Ja. Ist es. Man gewöhnt sich dran.

Ansonsten freuen sich alle auf 6 Wochen Sommerferien. Sogar ich. Wahrscheinlich werden wir alle nur herumlungern – außer ich, ich wird backen müssen. Unter anderem. Zusätzlich höre ich, das Idiotolot sei defekt, muss also repariert werden. Wer jetzt nicht weiß, was ein Idiotolot ist – den verweise ich auf eine der anderen Geschichten. Wer diese Geschichte kennt und trotzdem nicht weiß, was das ist, dem rate ich, einem Idiotoloten nicht zu nahe zu kommen. Vielleicht ist es auch mal an der Zeit, alle Kohmele im Sommer einmal zu baden und zu waschen. Das letzte Mal ist ziemlich lange her. Im Gegensatz zur Katze Mausi können sich die Kamele leider nicht selbst waschen. Nun ja.
Die liebe Katze Mausi hat gestern von freundlichen Nachbarn unzählige Probepackungen Sheba-Futter geschenkt bekommen, fällt mir dabei ein. Hier brauche ich also nicht backen. Immerhin.

Westernkamele (Kamelgeschichten Teil 34)

Es ist ruhig geworden um die Kamele. Nein, sie sind nicht alle im Güllüp, sie sind auch nicht krank oder viel unterwegs, oder so. Sie sind einfach…ruhig. Ja, eigentlich sollte man in solchen Zeiten vorsichtig sein, Ruhe könnte bedeuten, sie hecken irgendwas aus. Das tun sie augenscheinlich gerade nicht, also etwas aushecken.

Der Einzige der aktiv zu sein scheint, ist Humphrey. Wie ich hörte führt er seit einigen Wochen eine Beziehung mit dem jungen Howard Carpendale – das sieht dann so aus, dass er vor einer sehr alten Schallplatte sitzt, auf der das Konterfei von eben diesem Herren zu sehen ist. Die Platte stammt aus den 80er Jahren. Nun, man kann sich fragen, was daran eine Beziehung ist. Das wäre ja durchaus berechtigt. Man darf aber nicht vergessen, dass Humphrey zusammen mit Ete in einem Haushalt lebt – vielleicht ist es ihr gelungen, nach dem Sombrero-Wurmloch auch einen Zeitreise-Strumpf zu erfinden (oder so) und Fred reist nun immer bestrumpft (siehe auch das Beitragsbild!) zu seiner Liebschaft in die 80er? Oder Ete hat den 80er Howie ins Heute geholt und er wird im Keller gehalten, wo Humphrey ihn sorgsam pflegt und hegt? Weiß man alles nicht. Der letzte Gedanke hat aber durchaus nicht nur Charme, sondern auch das Potenzial, sehr verstörend daherzukommen. Da fällt mir der Ausspruch aus dem „Schweigen der Lämmer“ ein: „Es muss sich mit der Lotion einreiben!“. Nun, wer sich des Films erinnert, weiß was ich meine: es ist etwas verstörend, ganz genau.

Und sonst so? Theo und Pollux hatten vor Kurzem eine Western-Phase. Sie schauten den lieben langen Tag alte Westernfilme über Netflix. Man sollte dabei nicht unerwähnt lassen, dass Pollix sich eher für Winnetou und Old Shatterhand interessierte, während Theo das Mundharmonika-Spielen anfing, nachdem er begeistert „Spiel mir das Lied vom Tod“ sah. Ich muss hier nicht groß betonen, dass Theo in keinster Weise Mundharmonika spielen konnte und kann. Letzte Nacht zum Beispiel hörte ich ein Jaulen und dachte es sei die Katze Mausi, die lauthals jaulte (wie Katzen das eben manchmal tun) – es könnte aber auch Theo gewesen sein, der sich an der Mundharmonika versucht hat. Nun, oder sie „spielten“ im Duett, das ist durchaus auch möglich – zumal das Kamel Theo und die Katze Mausi sich wohl ganz gut verstehen inzwischen. Was die Western angeht, konnten die beiden Kamel-Kerle sich aber auf alte Filme mit John Wayne einigen – die Filme sind zwar allesamt ziemlich öde, aber Mr. Wayne ist immer ein Held mit großem Herzen, das lieben sie beide, die Kamele.

Mir persönlich fällt bei diesem Absatz auf: seit wann haben wir eigentlich Netflix zuhause?!? War vielleicht nur ein Probemonat, inzwischen ist die Westernzeit ja wieder vorbei. Oder demnächst bekomme ich eine große Rechnung, kann auch sein und würde mich weniger wundern.

Wie oben erwähnt ist es momentan aber ruhig. Wahrscheinlich planen alle die große Feier, die in zweieinhalb Wochen stattfinden wird. Dann ist nämlich die Katze Mausi schon ein ganzes Jahr bei uns. Ganz sicher wird mit Pauken und Trompeten (plus Mundharmonika UND alten Howard-C.-Songs) groß gefeiert und getanzt. Ich freu mich drauf. Aber irgendwer sollte Mausi vorwarnen, sie steht nicht darauf wenn es allzu laut wird!