Klärchen und der Raketenrucksack (Kamelgeschichten Teil 30)

Was gibt es Neues in den Landen der Kamele? Wie kommen die Hückeltiere mit Winter, Kälte und Schnee zurecht? Ist Theo noch immer Mr. President? Und was macht eigentlich die Katze? Ich könnte jetzt schnell antworten: Nein, Gut, Ja, Viel. Vielleicht wollen viele Leser (gibt es überhaupt Leser hier, ich bitte um Handzeichen!) auch gar nicht mehr wissen? Aber, ich sagte das schonmal, es ist schließlich mein Blog und ich antworte nicht ganz so kurz auf die selbstgestellten Fragen.

Der Winter mit Kälte und Schnee ist ja gerade in aller Munde. Auch in denen der Kamele. Der einzige der dabei wirklich Winterfreuden zu entwickeln scheint, ist Gustav. Er fragt immer nach einem Schlitten und will wohl rodeln. Wunderlich ist das nicht, er kommt schließlich aus Schweden und dort gibt es bekanntermaßen immer etwas mehr Schnee als in unseren norddeutschen Breiten. Wie das bei Gustav so ist, ist eher sehr vehement mit seinen Äußerungen und man hört nur und ständig „Släde!“ und „Snö!“. Könnte also etwas nervig sein auf Dauer – wobei ich das Wort Snö für Schnee sehr schön finde, Schwede müsste man sein!

Ich erinnere mich, dass Pollux mal mit im Schnee war, das war seinerzeit für vielen Jahren irgendwo im Harz – er war ganz versessen auf Schnee. Nun, das ist lange her. Inzwischen sind seine Schals immer dicker geworden und das Kamel immer frostköteliger. Also nix mehr mit Schnee. Hamfred ist am anderen Ende der Stadt in eine Art Winterruhe geschlüpft. Er trägt statt Klunkerkette nun eine riesige silberfarbene Schleife und schläft ordentlichst drapiert solange bis der Frühling kommt – oder wahlweise bis ein ordentliches Kamelkaffeetrinken mit rosafarbenen Riesendonats stattfindet.
Das wird es natürlich. Also das Kamelkaffeetrinken. Es ist durchgesickert, dass, wer nicht 6,5 Quadratmeter große Brownies backt, künftig im Keller übernachten muss. Aber das ist ein anderes Thema.

Klärchen tanzt (mal wieder) etwas aus der Reihe. Sie kann Schnee und Kälte nicht leiden, weigert sich aber, deswegen zu jammern, oder den Winter einfach auszusitzen. Sie will jetzt Wasserski laufen – auf den Malediven. Gute Idee eigentlich. Da wir momentan aber einiger Reiseverbote unterliegen, will Klärchen ihren Raketenrucksack benutzen, um in den indischen Ozean zu gelangen. Sie spielt seit langem mit Stapelchipsverpackungen herum und hat sich daraus nun einen solchen Raketenrucksack gebastelt. Ob er funktionieren wird? Sicher bin ich mir da nicht – ich weiß nur eins: ich möchte nicht in der Nähe sein, wenn sie ihn ausprobiert. Könnte mal wieder leicht explosiv werden.

Unterdessen nähren sich die Gerüchte, dass das große Kamel Brocki kurz (wirklich ganz kurz!) davor steht, den alles entscheidenden Zug bei seinem Space Invaders Spiel zu machen! Sozusagen steht die Lösung unmittelbar bevor – alle anderen fiebern mit ihm und sind furchtbar aufgeregt! Nunja, wenn man ganz ehrlich ist, steht Brocki seit über 2 Jahren unmittelbar davor, überhaupt einen sichtbaren Zug beim Space-Invaders-Schiebepuzzles zu machen, aber das muss ja niemand wissen.

Und sonst? Die Katze Mausi erfreut sich an einer neuen Massagebürste (und sie erfreut sich daran wild bis genießerisch), die sich ab und an auch Theo (the president) ausleiht. Das Neueste ist, dass das Erdbeerkuchenkamel auf den Fisch gekommen ist: „Fisch sucht Fahrrad“, aber davon an anderer Stelle mal mehr.

Kamelvorstellungsrunde (Kamelgeschichten 6)

Inzwischen häufen sich die missmutigen Stimmen von Kamelen, die sich nicht beachtet fühlen. Das möchte ich natürlich ändern – auch weil ich schon offene Drohungen vereinzelter Hückeltiere erhalten habe. Gerade Klärchen ist da momentan etwas vehement, ich schätze sie ist derzeit gelangweilt, da sie soviel Zuhause ist und auch, weil Pollux gerade eine Trauerphase durchmacht und die beiden nicht den lieben langen Tag herumknutschen wie sonst. Klärchen also. Von ihrer Impulsivität habe ich schon erzählt, wenn sie einem droht, muss man das ernstnehmen! In diesen emotional besonderen Zeiten hat sie sich mit dem kleinen Erdbeerkuchenkamel zusammengetan – die beiden hecken irgendetwas aus und ich bin nicht wirklich sicher, ob ich wissen möchte, was das ist. Das Erdbeerkuchenkamel gehört an Theos Seite, was die beiden genau verbindet, weiß ich nicht. Sie sitzen immer zusammen und Theo macht, was sie sagt. Oft. Sogar meistens. Das Erdbeerkuchenkamel plant, die Erdbeerfelder die in diesen Krisenzeiten nicht abgeerntet werden können, selbst zu beernten. Da kommt dann wohl Klärchen ins Spiel, sie will helfen. Was das für die Erdbeerfelder bedeutet? Keine Ahnung – aber auch hier rate ich allen Beteiligten, einen Helm aufzusetzen. Manchmal frage ich mich, wieviele Erdbeeren in so ein Minikamel hineinpassen? Es sind viele Erdbeeren, sehr viele, das steht mal fest. Im gegensatz zum Erdbeerkuchenkamel ist Klärchen wahrhaft eine Rebellin, sie erinnert ein wenig an eine Guerillakriegerin. Dabei kann sie auch ganz sanft sein, manchmal wenigstens.

Die beiden größten Kamele sind Gustav und Brocki, sie sind eine gute Nummer größer als Pollix und Theo. Beide, also Gustl und Brocki, leben am anderen Ende der Stadt. Gustav ist vor ein paar Jahren aus Schweden gekommen. Er hat in einem schwedischen Second-Hand-Laden sein Dasein gefristet und ist „uns“ praktisch zugelaufen. Uns stimmt nicht, zu mir kommt er nur ab und an zu Besuch. Gustav spricht ausschließlich schwedisch, zumindest vermuten wir das, da wir selbst ja kein Wort schwedisch sprechen. Er hat einen wunderbaren, perfekt geformten Hühnergott um den Hals hängen, den er mal während eines Dänemarkurlaubs am Strand gefunden hat. Seitdem zeigt er jedem der es nicht wissen will im Sekundentakt diesen Stein und möchte, dass man ihn bewundert. Also den Stein. Naja UND Gustav selbst auch. Dumm ist, dass er den Stein in Dänemark fand, er hasst Dänemark. Er will lieber nach Svenska! Gustav ist sehr liebenswert, etwas eigensinnig und wohl verknallt in Etepetete. Seit einigen Monaten hat Gustav einen neuen Job, der ihn total ausfüllt – er ist Kopf- und Buchhalter. Seitdem sehe ich ihn nicht mehr, aber ich höre, ihm geht es gut und das ist das Wichtige. Mit Theo ist Gustl immer zwischendurch im Kontakt, energetisch, Theo fängt dann an zu vibrieren und man sollte schauen, ob nicht im Umfeld merkwürdige Dinge passieren – die beiden hexen und zaubern, ich erwähnte das schon einmal.

Brocki ist schon lange dabei – er ist mir irgendwann mal auf einer Kirmis zugelaufen. Naja gelaufen? Ich habe noch nie gesehen, dass er sich bewegt hätte. Wir haben ihn mal einen Tag lang gefilmt und dann in Superzeitlupe den Eindruck gehabt, er hätte einmal kurz mit dem linken Ohr gewackelt, aber sicher waren wir uns nicht. Seitdem gibt es auf jeden Fall das Gerücht, er würde sich so schnell bewegen können, dass wir das mit bloßem menschlichen Auge nicht erkennen. Brocki hält sich auf jeden Fall zurück, er ist das stoischste Kamel, das es nur geben kann. Früher litt er an Höhenangst, weshalb er eine Konfrontationstherapie gemacht hat und mehrere Jahre (!) auf dem höchsten Regal saß und herunterschaute. Seitdem ist er geheilt. Glaube ich. Seit 1-2 Jahren widmet sich Brocki einem Schieberätselspiel mit Space-Invader-Motiven. Augenscheinlich hat sich noch nie etwas bewegt auf dem Spielfeld, aber vielleicht geht auch das alles so schnell, dass wir das nicht erkennen können. Oder Brocki sinniert seit Jahren über seinen nächsten Zug, wer weiß das schon. Wir mögen Brocki alle sehr und er ist augenscheinlich glücklich und zufrieden, was will man mehr?

Ich glaube, das waren jetzt alle Kamele. Sollte ich eines vergessen haben, wird es eng für mich. Pollux, Humphrey, Theo, Etepetete, Klärchen, Gustav, Brocki, das Erdbeerkuchenkamel und die Önskads.
Es gibt natürlich mitunter noch andere hückellose Wesen, die oft nur temporär dazugehören. In Humphreys Fall ist das, wie schonmal erwähnt, oft Federvieh. Es gab schonmal eine Eselin, einen Hai, einen Pinguin und viele viele andere.

Momentan haben wir, seit ein paar Jahren schon, eine Eule bei uns, sie heißt Greta. Greta kann als Eule leider nicht fliegen, und sitzt meist bei Pollux oder Theo auf deren Hückel und wird von Klärchen und dem Erdbeerkuchenkamel beäugt. Aber Greta ist sehr weise und hat einen spitzen Schnabel, sie wird respektiert. Möglicherweise bringt sie auch ein wenig Gleichgewicht in den Kamelhaufen, wer weiß?

Kamele im März (Kamelgeschichten 5)

Heute mal keine Vorstellung eines Kamels. Ich wollte eigentlich etwas über Klärchen schreiben, sie weigert sich aber und droht mit furchtbaren Vergeltungsmaßnahmen, sollte ich mich nicht daran halten. Komisch eigentlich, dabei ist sie momentan recht friedlich – für ihre Verhältnisse, sollte man relativierender weise dazu sagen. Ich halte mich besser dran. Es ist sowieso gerade ruhig bei den Kamelen. Theo verbindet sich dauernd mit Gustav, die beiden heilen die Welt in merkwürdigen, nicht durchschaubaren Ritualen und finden das überaus wichtig. Was es natürlich auch ist und in diesen Zeiten kann ja alles am Ende nur helfen. Manchmal fängt Theo dabei unvermittelt an zu kichern – scheinbar ist das sowas wie ein schamanisch-kamelisches Heilritual, zumindest würden das Theo und Gustav so nennen, würde man sie darauf ansprechen – diese Kicherkamele! Andere veranstalten Heilgesänge, sie machen Heilgekichere, nun, warum auch nicht? Lachen und kichern kann man eh niemals genug.
Pollix aber ist gerade traurig. Man sieht ihm das immer sofort an, er schaut mit schrägem Kopf und ist sehr ruhig. Wenn Klärchen so ruhig ist, heckt sie etwas aus und man sollte prophylaktisch einen Helm aufsetzen, nicht so bei Pollux. Er braucht dann Zuwendung. Ja, er braucht Schokolade, oder Schokoladenpudding, oder Schokoladentorte. Wenn es schlimm ist, kann man das „oder“ getrost mit einem „und“ ersetzen. Es ist oft schlimm. Jetzt ist es gerade schlimm. Außerdem muss man ausgiebig seinen Hückel kraulen, stundenlang am Besten. Und er möchte (wenn ich sage „er will“ trifft es das besser) nachts mit im Bett sein, das hatten wir uns eigentlich längst abgewöhnt. Es sind aber gerade auch emotional ungewöhnliche Zeiten – eigentlich sind es extreme Zeiten in denen wir uns befinden. Insofern ist auch bei Pollix alles anders als sonst. Bei mir auch. Es sind gerade Zeiten großer Veränderungen, großer Umwälzungen. Das ist sowohl bei mir persönlich so, als auch im kollektiven und eben auch bei den Kamelen. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht – natürlich wird es eine Reise mit Kamelen, soviel ist mal klar. Alle gehen wir damit unterschiedlich um, der eine braucht Zuwendung, andere lässt man besser in Ruhe. Wenn man das bloß immer wüsste, wer was gerade braucht? Da lob ich mir das Kamel Pollux, er sagt was er will, sehr deutlich sogar. Als er heute Nacht aus dem Bett fiel, war das Geschrei und Gezeter auf jeden Fall groß und es dauerte, bis sich alle beruhigt hatten. Pollux zählt immer seine Pfoten, wenn er aufgeregt ist – meist kommt er auf sieben. Heute Nacht war er aufgeregt, sieben Pfoten also…nun ja, daran habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Schwierig wird es, wenn er bei Regen an den Strand will – hat schon mal jemand irgendwo sieben sehr kleine Gummistiefel gekauft?