Zuwachs (Kamelgeschichten Teil 50)

Auch diese Kamelgeschichte fängt an, wie soviele davor auch. Sie beginnt also mit den Worten „es ist ist ruhig geworden“. Das ist es, also ruhig. Zumindest von mir und an dieser Stelle. Wochen, wenn nicht gar Monate sind ins Land gegangen, ohne wesentliche Meldungen von Kamelen. Das liegt aber an mir, nicht an den Hückeltieren.

Denn wie bereits in der letzten Geschichte erwähnt, es gibt ein neues Kamel in der Horde. Und das ist eine Untertreibung: es gibt gar zwei neue Kamele. Wer hätte das gedacht?

In meiner Kamel-Kleinherde ist der Neuzugang die Legionelle. Seines Zeichens Kamel der Fremdenlegion. Genauer gesagt der „Obermarschall der Fremdenlegion MacLaurel“. Der Vorname ist nicht bekannt, es geistern aber Gerüchte durch die Welt, nach denen er Hansi heißt. Klingt natürlich blöd: Obermarschall Hansi MacLaurel. Insofern haben sich alle sehr schnell auf einen Spitznamen geeinigt: Legionelle.
Tatsächlich ist die Legionelle das am strengsten schauende Kamel, das ich jemals sah. Er war kaum aus dem Kamelpaket (mit dem er kam) entsprungen, schon waren alle Anwesenden schlagartig ruhig. Naja bis auf die Katze Mausi, die ihn anmiaute und ausgiebig beschnupperte. Allen anderen hat der strenge Blick sofort die Sprache verschlagen.
Natürlich hat die Legionelle einen Befehlston am Leib – dem allerdings niemand so recht folgt. Er möchte Marschmusik hören, möchte marschieren und allerlei so unnützes Zeug tun. Da ist er in seiner neuen Horde natürlich falsch.
Ich habe allerdings den leisen Verdacht, dass die Legionelle eigentlich fahnenflüchtig ist. Er kam direkt zum Ausbruch dieser vermaledeiten aktuellen neuen Sicherheitslage in der Welt. Ich schätze er war es leid, als Legionär immer wieder an so viel Leid teilzuhaben. Also ist er abgehauen und bei mir gelandet. Ich kann das gut verstehen und biete ihm gern Unterschlupf. Er wird sich allerdings den hiesigen Gepflogenheiten anpassen müssen – sollte ihm das gelingen, wird es noch einige lustige Geschichten um unseren Hansi geben – naja oder strenge Geschichten, wir werden sehen.

Ein zweiter Neuzugang ist am anderen Ende der Stadt zu verzeichnen. Ihres Zeichens ist Kassandra per Kamelpaket dorthin gelangt. Diese neue sehr sehr flauschige Kamelin ist sehr sonderbar, sie sagt keinen Ton, macht nichtmal Piep und ist das zurückhaltenste kamel, welches ich jemals sah. Diesen Superlativ macht sie tatsächlich dem schönen Humphrey streitig, der ja in allen Disziplinen der Superlativste ist. Was die Flauschigkeit angeht, hat Kassandra eigentlich auch die Nase vorn, aber das kann man Fred nicht antun.
Der Strengste ist nun auch die Legionelle, aber da wird Humphrey keinen Anspruch hegen.
Von der flauschig-zurückhaltenden Kassandra kann ich wenig berichten, das wird sich vielleicht auch ändern – auch das werden wir sehen, siehe oben.

Neulich hat die Legionelle gekocht. Es gab Kaktussalat und eingelegte Krokodilhaut. Was soll ich dazu sagen? Er versucht noch immer, das harte Kamel zu geben – das wird sich verwachsen, hoffe ich inständig. Auf jeden Fall war sein Essen…naja, ich möchte niemandem zu Nahe treten… aber es mußte mindestens mal ordentlich nachgewürzt werden. Vielleicht kocht er demnächst nicht mehr so oft, ist sicher besser…