Kamele (Letzte Kamelgeschichte)

Hamlet: Seht Ihr die Wolke dort, beinah in Gestalt eines Kamels?
Plonius: Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel.
Hamlet: Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel.
Polonius: Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel.
Hamlet: Oder wie ein Walfisch?
Polonius: Ganz wie ein Walfisch.

William Shakespeare (1564 – 1616)

Viel ist erzählt und geschrieben worden um die Kamele dieser Sphären, die Welt in der sie leben und wie sie uns über viele Jahre auf Trab gehalten haben. Alles hat ein Ende, auch die Kamelgeschichten. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, den Kamelen geht es allesamt gut – aber sie leben ihr eigenes Leben weiter, ziehen weiter in der großen weiten Welt.

Natürlich wird das Kamel Pollux in meiner Nähe bleiben, er wird weiterhin Schokolade futtern, wo er nur kann, wird Menschen auf alle Nerven gehen, aber eben auch das liebenswerte etwas abgerockte Kamel bleiben! Er ist ein wenig erwachsen geworden und freut sich über die Ruhe im Haus, auch zusammen mit der Katze Mausi.
Das liebe schwuppige Kamel Humphrey freut sich seines Lebens in der queeren Wohngemeinschaft am anderen Ende der Stadt. Dort scheint er sehr angekommen zu sein mit all seinen Allüren und seinen Neigungen zu außergewöhnlichem Outfit. Nur wenn er zu seinen Minnegesängen ansetzt, ist es mit dem großen Glück seiner Mitbewohner/Innen schnell vorbei.
Theo und das Erbeerkuchenkamel reisen zusammen um die Welt, schauen sich alles an was sie auch nur am Rande interessiert. Das Erdbeerkuchenkamel sagt wo es lang geht, Theo aber wird immer auf es aufpassen, er wird schamanisieren und alle Kamele dieser Welt weiterhin als Kamelschutzbeauftragter vertreten! Die beiden schicken regelmäßig Nachrichten von wunderschönen Orten dieser Welt.
Klärchen, Pollux’ innig geliebte, wilde Kamelfrau ist aufgebrochen, Abenteuer zu erleben. Sie schreibt immer mal wieder hitzige Postkarten von allen Brennpunkten dieser Welt und kommt so oft es geht, zu Besuch. Für Pollux ist das gut so, es ist doch viel zu aufregend für ihn, wenn Klärchen ständig in der Nähe ist und so freut er sich auf ihre Besuche.
Das schwedische Kamel Gustav vom anderen Ende der Stadt ist zusammen mit Etepetete unterwegs. Fast immer. Die beiden ziehen gemeinsam nach Skandinavien, Gustls alter Heimat. Ete nimmt ihren Wurmloch-Sombrero mit, damit sie immer mal diese Welt verlassen und am Ende des Universums eine Flasche Rotwein in der Kneipe am Ereignishorizont eines fernen schwarzen Loches leeren kann. Manchmal taucht sie noch unerwartet auf meiner Couch auf. Sie sagt dann, sie sei im Wurmloch falsch abgebogen. Ich aber glaube, sie möchte immer mal nach ihrem Bruder Pollux sehen, den sie insgeheim doch ein wenig vermisst.
Das große, stoische Kamel Brocki ist zusammen mit dem ebenso großen Obermarschall in einer fernen Wüste verschwunden. Brocki wird sicher weiter das Schieberätsel „Space Invader“ spielen und sich so gut wie gar nicht bewegen (was in einer heißen Wüste eine gute Idee ist). Der Obermarschall genießt diese Ruhe nach seinem aufregenden Leben in allen möglichen Fremdenlegionen – beide zusammen weisen sich verlaufenden Wüstentouristen gern den Weg in die nächstgelegene Oase, natürlich nicht ohne sich das fürstlich entlohnen zu lassen. Sie werden sicher reich dabei werden und sind als Wüstenwegweiser wichtig und berühmt.
Vom Q-Seng Sir Henry hörte ich schon vor geraumer Zeit, er hätte wieder die Segel gesetzt. Er verschwand mit den Worten, er habe „seine Strümpfe in der Nordwest-Passage verloren“ winkend und merkwürdige Lieder singend auf einem Segelschiff, das die Förde nach Norden davonsegelte.
Die erst vor Kurzem eingetrudelte Kamelin Kassandra ist genauso schnell verschwunden wie sie erschienen ist, natürlich ohne auch nur ein Wort zu sagen oder einen Laut von sich zu geben. Die leiseste Kamelin der Gemeinde hat ganz bestimmt einen ruhigen Ort für sich gefunden.
Von Onkel Tante_Otto und den anderen Önskads weiß ich wenig, Gerüchten zufolge sind sie nach Südamerika ausgewandert und erklären den den Lamas und Alpakas die Vorzüge von mehreren Hückeln.
Die Ehrenkamelöse Eule Greta lebt inzwischen in einem Moorgebiet ganz in der Nähe. Sie hat einen Eulenmann kennengelernt und durchstreift mit ihm die Landschaft auf nächtlichen Flügen. Den Umschnallhückel hat sie mitgenommen und wird ihn sicher in Ehren halten. Manchmal fliegt sie in der Dämmerung winkend und lächelnd an unserem Balkon vorbei. Pollux, die Katze Mausi und ich winken dann zurück und freuen uns über den kurzen Besuch.

Zurück bleiben die Katze Mausi und ich. Auch wenn es ohne die ständigen Unruhen, wirren Ideen und ständigen Kamelkaffeetrinken ziemlich ruhig geworden ist, freuen wir uns für alle Kamele, die wo auch immer in der Welt glücklich sind und sein werden.
Ich freue mich aber auf Weihnachten, wenn von der ganzen Bagage, von all den Bagaluten Vorschläge für die Wahl des Weihnachtskamels hier ankommen.
Natürlich sind das gerade sehr wehmütige Momente, nicht nur für mich, vielleicht auch für alle aufmerksamen LeserInnen. Die Kamele aber haben Spaß und Freude und auch wir leben unsere Leben jetzt weiter. Pollux nickt bei dem Gedanken, schiebt sich einen Riegel Schoki in die Schnute und legt sich wieder hin.

Einmal im Jahr aber, zum Weltkameltag, werden alle Kamele für ein ganz großes Fest an die Förde kommen – es wird Kuchen satt geben, laute Musik und ganz sicher wilde und unglaubliche Geschichten von den Hückeltieren. Ich freue mich drauf – bis dahin macht es gut, ihr Kamele!

Kamele in Aufruhr (Kamelgeschichten Teil 28)

Nachdem es wochenlang recht ruhig war, ändert sich gerade ein wenig die kamelische Stimmung. Nicht nur dass seit Bekanntwerden des Ruhmes von der gemalten „Ete mit Sombrero“ mehr oder weniger alle Kamele gemalt werden wollen, nein, es kommen andere Begebenheiten ans Licht. Kleine Erpressungen der Kamele untereinander sind zum Beispiel gerade an der Tagesordnung. Aber auch der Versuch, ordentlich Aufruhr zu stiften, gelingt immer mal wieder.

Auf dem hiesigen Titelbild sieht man das Kamel Brocki und ein Önskad. Dieses Bild ist gerade sehr plötzlich wieder aufgetaucht. Keines der Kamele lässt diese Bild kalt. Auf den ersten Blick sehen wir eine liebevolle Umarmung, aber was steckt alles dahinter? Es ist ein Affront für alle! Glaube ich wenigstens. Sicher ist auf jeden Fall eines: Theo knurrt, seitdem dieses Bild kursiert. Er knurrt ja immer, wenn er Kamele mit Doppelkückel sieht.
Jetzt stellt sich aber die Frage, was um Himmels Willen macht Brocki da? Und wieso spielt er kein „Space Invaders“? Ist das Önskad wirklich Onkel Tante-Otto? Wer hat dieses Bild geknipst? Und wann überhaupt?

Die Einzige die zuckersüß lächelt, seit das Bild aufgetaucht ist, ist das Erdbeerkuchenkamel. Vielleicht wollte sie ihrem Theo mal eins auswischen und ist für Verbreitung des Fotos verantwortlich? Theo beschäftigt sich ja gerade mit allerlei Kram und seit einiger Zeit am wenigsten mit dem Erdbeerkuchenkamel – ein Umstand der eben dieser kleinen Kameldame sehr missfällt. Man darf sie nicht unterschätzen! Augenscheinlich ist sie manchmal eher hinterlistig und ist nicht so süß wie hier:

Was aber sagt Humphrey, wenn er mitbekommt, dass sein ehemals so geliebter Onkel Tante-Otto mit Brocki rumgemacht hat? Wird er weinen? Wird er Brocki anklagen? Natürlich wird er das! Ich bin froh, dass das am anderen Ende der Stadt passiert und ich davon nur über Umwege erfahren werde. Wird sich Brocki rechtfertigen? Oder spielt er weiter Space Invaders? Vielleicht werden wir es nie erfahren.

Auf jeden Fall ist das Kamel Theo wieder zur Besinnung gekommen und läßt sich vom zuckersüßen Erdbeerkuchenkamel besänftigen – scheinbar wird sie erreichen was sie erreichen wollte.

Klärchen und Pollux hingegen sind erschüttert. Naja, auf jeden Fall ist Pollux erschüttert, er will seinem Freund Humphrey natürlich beistehen. Er probt schon Klagegesänge, die er zusammen mit Fred singen will. Klärchen dagegen ist tatsächlich erfreut, sie liebt ja Aufruhr jeglicher Couleur und ist sicher froh, dass wieder etwas Stimmung in der Bude ist! Ich hoffe für alle Önskads, dass sie weit weg sind und nichts von alledem mitbekommen. Theo traue ich da einiges zu – außerdem möchte neimand wirklich hören, wie Humphrey & Pollix im Duett singen. Ich auch nicht.

Unterdessen sitzt die Eule Greta, ihres Zeichens Ehrenkamelöse, ein wenig abseits und zählt. Ja genau, sie zählt. Sie zählt leise immer bis sieben und immer wenn sie bei Sieben ankommt, ist ein leises Grollen von irgendwoher zu hören – erinnert mich ein wenig an Graf Zahl von der Sesamstrasse. Warum sie das macht? Wer weiß das schon. Ich bin aber sicher, es hängt mit Brocki und Onkel Tante-Otto zusammen. Das Unheil wird seinen grollenden Lauf nehmen. Da hilft nur eins: schnell ein ausgiebiges kamelkaffeetrinken veranstalten: OHNE Önskad natürlich!

Seuchensuppen und Önskads (Kamelgeschichten Teil 26)

Auch in diesem neuen Jahr hat sich wenig geändert. Die Weihnachtsmützen sind passé, die Tannbäume sind, so verhanden, abgebaut und es werden mancherorts wieder viele Kuchen und Donats gebacken. Auch die Nachrichten und Geschichten sind ähnlich geblieben, in der weiten Welt genauso wie in der kleinen Welt der Kamele.

Doch eines ist neu: wie aus dem Nichts hat sich ein ernstzunehmender Zusammenhang zwischen der pandemischen Welt und der Kamelwelt aufgetan. Es ist geradezu erschütternd. Der Einzige der es immer schon wusste, ist das Kamel Theo! Offensichtlich sind die doppelhücklerischen Önskads für die Herstellung eines Virus‘ verantwortlich: Unglaublich. Skandalös. Unfassbar. Eben erschütternd! Um welches Virus es sich handelt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen – ein Schelm, wer aber Böses dabei denkt.

Der Reihe nach. Ich hörte neulich eher zufällig die beiden Worte „Önskads“ und „Seuchensuppe“ in einem Satz! Da muss doch ein Zusammenhang sein? Theo spitzte sofort seine Ohren, er hatte die Doppelhückler ja schon immer sehr argwöhnisch betrachtet und vor Allem in der Gegenwart von Onkel Tante-Otto immer tief geknurrt, bzw. gegrollt. (Das Önskad Onkel Tante-Otto war einmal vor ein paar wenigen Jahren die große Liebe von Primärkamel Humphrey, ich berichtete darüber schon einmal kurz.)
Die Önskads brauen also Seuchensuppen. Theo machte sich nach dieser Erkenntnis sofort auf die Suche nach seinem großen Suppentopf, mit dem er, zusammen mit dem schwedischen Kamel Gustav, schon mehrfach mehr oder weniger wirksame Zaubertränke für Dies und Das gebraut hatte: er war weg! Also der Suppentopf. Naja, Gustav ist irgendwie auch weg, seit er den neuen Job als Lesehilfe am anderen Ende der Stadt angenommen hat, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wer noch weg ist, sind die Önskads! Faktisch seit der Trennung von Fred und Onkel Tante-Otto sind alle Önskads verschwunden. Es mehren sich aber die Gerüchte, sie würden in irgendeinem Keller aus purer Verzweiflung nun in Theos geklautem Suppentopf eine Seuchensuppe nach der anderen brauen – dabei scheint dann ein Virus entfleucht zu sein. So einfach ist das. Also vielleicht ist das so einfach. Beweise gibt es natürlich nicht! In der Welt der Kamele zählen solche Beweise aber nicht, da geht nichts über eine spannende Gerüchteküche. (die Frage, in welchem Topf dieses Gerücht nun gebraut wurde, müßte man aber vielleicht auch mal stellen).

Was können wir also tun und wer sind eigentlich die Önskads?
Sollen wir den Keller mit den Önskads suchen? Oder Theo und Gustav bitten, ein Gegenmittel zu brauen? Oder sollen wir uns besser einfach wieder hinlegen? Wer sagt Humphrey Bescheid, wenn wir Onkel Tante-Otto wiederfinden und wird er dann weinen? Schon wieder soviele Fragen.

Eines weiß ich: die Önskads sind allesamt Doppelhückler, im Gegensatz zur hiesigen Kamelgemeinde, die allesamt mit einem Hückel ausgestattet sind, wenn auch jeweils mit einem sehr imposanten! Es ist ein paar Jahre her, als eben diese Doppelhückler in Scharen auftraten – ein paar davon (es waren genau zwei!) haben sich unter die hiesige Kamelgemeinde gemischt. Nach anfänglichem Misstrauen waren sie sehr beliebt, das lag sicherlich an ihrem bezaubernden Augenaufschlag, den sie drauf hatten. Ich erinnere mich an Kuschelszenen zwischen Gustav…ja sogar zwischen Brocki und einem Önskad! Einzig Theo hat die ganze Zeit nur geknurrt – er wusste schon warum, wie sich jetzt ja zeigt! Jetzt sind sie also lange alle verschwunden und müssen dringend gefunden werden, um die Weltverschwörung aufzuhalten.

Theo und Gustav sprechen, bzw. chatten, inzwischen nur noch in Afrikaans miteinander, um nicht so leicht abgehört zu werden – wahrscheinlich haben sie einen groß angelegten Suchplan entwickelt, um die Welt zu retten. Vielleicht erzählen sie sich aber nur Witze, keine Ahnung, ich kann ja kein Afrikaans. Was mir aber auffällt ist, dass diese Sprache so ähnlich „aussieht“ wie Plattdeutsch – und siehe da, sie stammt vom Niederländischen ab. Was man alles durch die Kamele lernt, toll ist das. Toll sind auch die beiden „Kasköppe“ die jetzt die Welt retten, ich bin gespannt!

Ägypten (Kamelgeschichten Teil 25)

Man könnte meinen, es handele sich hier um einen neuerlichen Teil von den Kamelen im Güllüp, aber weit gefehlt. Bei Ägypten fällt mir ein, dass wir früher immer fragten: „Äh, gypt’n das’n Sinn?“ Nein, einen Sinn gibt das irgendwie nicht. Oder vielleicht doch?
Um mal zur Sache zu kommen. Einige Kamele tragen neuerdings ägyptische Namen aus den Zeitaltern der Pharaonen.

Es fing damit an, dass der Name Nofret-Ete kursierte und mit ihm Bilder einer kunstvoll geschminkten Etepetete. Mir stellt sich die Frage, wer denn dann Echnaton sein soll, dessen Hauptgemahlin Nofetete ja im 14. Jahrhundert v.Chr. war. Wenn ich mir aber die Büste der Ägyterin ansehe, sehe ich natürlich auch Etes wunderbare und erhabene Schönheit: Nofret-Ete eben! Ob nun Etes Gustl als Echnaton taugt und ob der Begriff der Hauptgemahlin in die heutige Zeit passt, sei mal dahingestellt. Vom schwedischen Kamel Gustav habe ich diesbezüglich nun so gar nichts gehört. (er soll wohl dieses Jahr noch in die Waschmaschine, da hat er gerade ganz andere Sorgen)

Es dauerte natürlich nur Zehntelsekunden (bzw. einen Doppeldingsimeter, was eine neue nicht-metrische Maßeinheit ist, oder eine Altägyptische, wer weiß?), bis die anderen Hückeltiere auf den ägyptischen Gedankenzug aufsprangen. Schlimm war und ist es für die Primärkamele Pollux und Humphrey: kein Name eines ägytischen Pharaos passt zu den Beiden. Ich kann nur von Pollux reden, der schmollt und heult abwechselnd. Den selbsterfunden Namen Pollinx als Sphinx-Versatz wollte niemand unterschreiben. Armer Pollux. Und armer Fred. Der wird sicherlich nicht weniger weinerlich sein am anderen Ende der Stadt.

Ganz weit Vorne ist das Kamel Theo. Er nannte sich erst Theo-Patra, fand das aber weniger passend und gab die Königin des ägyptischen Ptolemäerreiches an Klärchen ab und nannte sich fortan Theops. Wohl wissend um die größte aller Pyramiden die seinethalben erbaut wurde: die Theops–Pyramide. Mir war bisher gar nicht bewußt, wie größenwahnsinnig Theo sein kann.
Nunja, es könnte auch sein, dass Klärchen ihm ordentlich gedroht hat, seit sie erkannte, ihr würde der Name Klär-Opatra grandios zu Gesicht stehen. Das tut er selbstverständlich auch – wehe dem, der etwas anderes behauptet.

Nun wehen also alte sagenumwobene Mythen um die genannten Kamele. Pyramiden werden erbaut, Lieder werden gesungen (wer erinnert sich nicht an die Ärzte mit „Geh’n wie ein Ägyp-ter“?) und jede Menge Schminke verteilt sich über die ägytischen Kamele.
Wo die Pyramiden nachher stehen sollen und vor Allem, wer sie bauen soll, steht noch in den Sternen. Das viele Gold, das die Pharaonen hatten, der große Reichtum, das sind natürlich gute Argumente, sich den drei Kamelen anzuschließen und ihnen zu huldigen.

Nofret-Ete, Theops, Klär-Opatra – wir verneigen uns vor euch, ehrfürchtig natürlich.

Oppa und die Kamelhorde (Kamelgeschichten Teil 13)

Kamelrudel

Irgendwie ist das alte Kamel Oppa bisher gar nicht so richtig aufgetaucht, dabei reden alle Kamele ständig über ihn (naja das tun sie eigentlich nicht, der Kamelhaufen ist eine treulose Bande (ich weiß bis heute nicht, ob es Herde oder gar Horde heißt) und sie haben ihren alten Lehrer nur sehr sehr selten auf dem Schirm).

Oppa ist nicht wirklich der Großvater der Kamele – er kam irgendwann, bzw. war er einfach irgendwann da und stellte sich als eben als Oppa vor. Er sagte, er sei ein großer Kamellehrer und daraufhin sind alle bei ihm zur Schule gegangen. Seitdem kann Pollix bis sieben zählen, man erkennt das an seinen schon erwähnten sieben Pfoten – könnte er bis 100 zählen, hätte er wohl hundert Pfoten. Theo war auch in der Oppa-Schule, Hamfred genauso. Was aus den beiden bisher geworden ist, wissen wir ja. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle lieber nicht sagen.
Oppa ist alt und vergesslich, das war er schon als er bei mir damals ankam, oder eben einfach „da war“. Er war leicht senil – da er dieses Wort aber als gebildetes Kamel verstand und verständlicherweise nicht mochte, galt er eben als sinel, nicht als senil. Das fand er gut.

Etepetete war auch in Oppas Unterricht. Aber nur ca. 2 Doppel-Sekunden, dann ist sie ausgerissen. Da Oppa (und das darf ich gar nicht laut sagen) ja selbst auch nicht lesen kann (er kann nur schreiben), war Ete natürlich komplett unterfordert – ich glaube, damals hat sie dann angefangen, Wurmlöcher zu entwickeln. Inzwischen scheint Ete auch Wurmlöcher an andere zu veräußern – offensichtlich ist Humphreys derzeitige Wohn-Schublade auch ein Wurmloch, mit dem er zu einem glitzernden Schwuppenschloß reisen kann. Was er natürlich ständig tut, mitsamt den Straußens und allen Chippendales. Auf jeden Fall hörte ich letztens eine solche Theorie. Bei Pollux ist das anders, er ist beinahe selbst ein Wurmloch – hält man eine Tafel Schokolade in seine Richtung, osmodiert er sie, ohne sich zu bewegen. Selbst durch Staniolpapier kann er Schokolade aus der Verpackung ziehen und futtern, ohne sich auch nur im Mindesten zu bewegen (Dabei fällt mir ein, dass es sehr schade ist, dass die meisten Schokoladen inzwischen ohne Staniolpapier auskommen, sicher aus Umweltgründen, emotional finde ich das allerdings schade – aber das ist nun wirklich Off-Topic). Pollux ist also das Osmosekamel, sozusagen. Oder eben ein Wurmlochkamel explizit für Schokolade. Das klingt spannend, ist aber höchst lästig wenn man selbst mal Schokolade essen will – das geht per se nur heimlich und sehr weit weg. Ich muss Ete irgendwann auch mal fragen, ob ich so ein Wurmloch haben kann. Das muss allerdings so groß sein, dass ich hinein- oder besser hindurchpasse – Sombrerogröße reicht mir nicht. Könnte also problematisch werden.

Achja, es ging um Oppa. Der sinele Oppa hatte irgendwann die Schnauze voll von der Kamelherde (Horde, Herde, Gruppe, Rudel, was weiß denn ich?), die alle immer was von ihm wollten – zudem ist er sehr ungern von Niedersachsen nach Schleswig-Holstein gezogen. Es ergab sich vor ein paar Jahren, dass eine nahestehende Kamelliebhaberin in der Nähe von Hameln das Bedürfnis nach Kamelnähe hatte, ihr ging es wohl nicht so gut, sonst hätte sie niemals ein Kamel wie Oppa zu sich geholt! Naja so ganz stimmt das nicht, ich habe Oppa einfach zu ihr geschickt, er wollte dringend zurück nach Niedersachsen und das war DIE Chance. Nun sitzt er unweit von Hameln und schreibt ab und an eine Ansichtskarte, die niemand lesen kann (weil ja alle bei Oppa nur schreiben, aber nicht lesen gelernt haben). Ich kann die Karten lesen. Leider. Es steht nur Unsinn und unzusammenhängender Quatsch drauf – Oppa ist wohl noch ein wenig sineler geworden. Der Inhalt der letzten Karte zu Ostern war „Hallo Rudel! Habe viel Ohren im Bauch! Pistazien sind gelb-geangelt. Geht so! Von Oppa.“ Nunja. Was soll man dazu sagen? genau: gar nichts!
Macht aber alles nix, wir schicken ihm 2-3-mal im Jahr eine Grußkarte, die er aber auch nicht lesen kann. So ist das mit der Kommunikation. Hauptsache, es geht allen gut und sie sind gesund.  

Nachtrag:
Ich fürchte, jetzt ist Klärchen sauer. Sie wollte den 13. Teil der Kamelgeschichten für sich verbuchen – sie sieht sich als sowas wie “die wilde 13” der Kamelhorde. Sie wollte in der 13. Geschichte etwas über ihre geplanten Attentate loswerden. Vielleicht will sie nur angeben…diesen Gedanken laut zu sagen, könnte gefährlich sein – schließlich will ich nicht Teil der Attentatsplanungen werden. Ich sag also lieber mal nüscht.

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Kamelvorstellungsrunde (Kamelgeschichten 6)

Inzwischen häufen sich die missmutigen Stimmen von Kamelen, die sich nicht beachtet fühlen. Das möchte ich natürlich ändern – auch weil ich schon offene Drohungen vereinzelter Hückeltiere erhalten habe. Gerade Klärchen ist da momentan etwas vehement, ich schätze sie ist derzeit gelangweilt, da sie soviel Zuhause ist und auch, weil Pollux gerade eine Trauerphase durchmacht und die beiden nicht den lieben langen Tag herumknutschen wie sonst. Klärchen also. Von ihrer Impulsivität habe ich schon erzählt, wenn sie einem droht, muss man das ernstnehmen! In diesen emotional besonderen Zeiten hat sie sich mit dem kleinen Erdbeerkuchenkamel zusammengetan – die beiden hecken irgendetwas aus und ich bin nicht wirklich sicher, ob ich wissen möchte, was das ist. Das Erdbeerkuchenkamel gehört an Theos Seite, was die beiden genau verbindet, weiß ich nicht. Sie sitzen immer zusammen und Theo macht, was sie sagt. Oft. Sogar meistens. Das Erdbeerkuchenkamel plant, die Erdbeerfelder die in diesen Krisenzeiten nicht abgeerntet werden können, selbst zu beernten. Da kommt dann wohl Klärchen ins Spiel, sie will helfen. Was das für die Erdbeerfelder bedeutet? Keine Ahnung – aber auch hier rate ich allen Beteiligten, einen Helm aufzusetzen. Manchmal frage ich mich, wieviele Erdbeeren in so ein Minikamel hineinpassen? Es sind viele Erdbeeren, sehr viele, das steht mal fest. Im gegensatz zum Erdbeerkuchenkamel ist Klärchen wahrhaft eine Rebellin, sie erinnert ein wenig an eine Guerillakriegerin. Dabei kann sie auch ganz sanft sein, manchmal wenigstens.

Die beiden größten Kamele sind Gustav und Brocki, sie sind eine gute Nummer größer als Pollix und Theo. Beide, also Gustl und Brocki, leben am anderen Ende der Stadt. Gustav ist vor ein paar Jahren aus Schweden gekommen. Er hat in einem schwedischen Second-Hand-Laden sein Dasein gefristet und ist „uns“ praktisch zugelaufen. Uns stimmt nicht, zu mir kommt er nur ab und an zu Besuch. Gustav spricht ausschließlich schwedisch, zumindest vermuten wir das, da wir selbst ja kein Wort schwedisch sprechen. Er hat einen wunderbaren, perfekt geformten Hühnergott um den Hals hängen, den er mal während eines Dänemarkurlaubs am Strand gefunden hat. Seitdem zeigt er jedem der es nicht wissen will im Sekundentakt diesen Stein und möchte, dass man ihn bewundert. Also den Stein. Naja UND Gustav selbst auch. Dumm ist, dass er den Stein in Dänemark fand, er hasst Dänemark. Er will lieber nach Svenska! Gustav ist sehr liebenswert, etwas eigensinnig und wohl verknallt in Etepetete. Seit einigen Monaten hat Gustav einen neuen Job, der ihn total ausfüllt – er ist Kopf- und Buchhalter. Seitdem sehe ich ihn nicht mehr, aber ich höre, ihm geht es gut und das ist das Wichtige. Mit Theo ist Gustl immer zwischendurch im Kontakt, energetisch, Theo fängt dann an zu vibrieren und man sollte schauen, ob nicht im Umfeld merkwürdige Dinge passieren – die beiden hexen und zaubern, ich erwähnte das schon einmal.

Brocki ist schon lange dabei – er ist mir irgendwann mal auf einer Kirmis zugelaufen. Naja gelaufen? Ich habe noch nie gesehen, dass er sich bewegt hätte. Wir haben ihn mal einen Tag lang gefilmt und dann in Superzeitlupe den Eindruck gehabt, er hätte einmal kurz mit dem linken Ohr gewackelt, aber sicher waren wir uns nicht. Seitdem gibt es auf jeden Fall das Gerücht, er würde sich so schnell bewegen können, dass wir das mit bloßem menschlichen Auge nicht erkennen. Brocki hält sich auf jeden Fall zurück, er ist das stoischste Kamel, das es nur geben kann. Früher litt er an Höhenangst, weshalb er eine Konfrontationstherapie gemacht hat und mehrere Jahre (!) auf dem höchsten Regal saß und herunterschaute. Seitdem ist er geheilt. Glaube ich. Seit 1-2 Jahren widmet sich Brocki einem Schieberätselspiel mit Space-Invader-Motiven. Augenscheinlich hat sich noch nie etwas bewegt auf dem Spielfeld, aber vielleicht geht auch das alles so schnell, dass wir das nicht erkennen können. Oder Brocki sinniert seit Jahren über seinen nächsten Zug, wer weiß das schon. Wir mögen Brocki alle sehr und er ist augenscheinlich glücklich und zufrieden, was will man mehr?

Ich glaube, das waren jetzt alle Kamele. Sollte ich eines vergessen haben, wird es eng für mich. Pollux, Humphrey, Theo, Etepetete, Klärchen, Gustav, Brocki, das Erdbeerkuchenkamel und die Önskads.
Es gibt natürlich mitunter noch andere hückellose Wesen, die oft nur temporär dazugehören. In Humphreys Fall ist das, wie schonmal erwähnt, oft Federvieh. Es gab schonmal eine Eselin, einen Hai, einen Pinguin und viele viele andere.

Momentan haben wir, seit ein paar Jahren schon, eine Eule bei uns, sie heißt Greta. Greta kann als Eule leider nicht fliegen, und sitzt meist bei Pollux oder Theo auf deren Hückel und wird von Klärchen und dem Erdbeerkuchenkamel beäugt. Aber Greta ist sehr weise und hat einen spitzen Schnabel, sie wird respektiert. Möglicherweise bringt sie auch ein wenig Gleichgewicht in den Kamelhaufen, wer weiß?

Kamele im März (Kamelgeschichten 5)

Heute mal keine Vorstellung eines Kamels. Ich wollte eigentlich etwas über Klärchen schreiben, sie weigert sich aber und droht mit furchtbaren Vergeltungsmaßnahmen, sollte ich mich nicht daran halten. Komisch eigentlich, dabei ist sie momentan recht friedlich – für ihre Verhältnisse, sollte man relativierender weise dazu sagen. Ich halte mich besser dran. Es ist sowieso gerade ruhig bei den Kamelen. Theo verbindet sich dauernd mit Gustav, die beiden heilen die Welt in merkwürdigen, nicht durchschaubaren Ritualen und finden das überaus wichtig. Was es natürlich auch ist und in diesen Zeiten kann ja alles am Ende nur helfen. Manchmal fängt Theo dabei unvermittelt an zu kichern – scheinbar ist das sowas wie ein schamanisch-kamelisches Heilritual, zumindest würden das Theo und Gustav so nennen, würde man sie darauf ansprechen – diese Kicherkamele! Andere veranstalten Heilgesänge, sie machen Heilgekichere, nun, warum auch nicht? Lachen und kichern kann man eh niemals genug.
Pollix aber ist gerade traurig. Man sieht ihm das immer sofort an, er schaut mit schrägem Kopf und ist sehr ruhig. Wenn Klärchen so ruhig ist, heckt sie etwas aus und man sollte prophylaktisch einen Helm aufsetzen, nicht so bei Pollux. Er braucht dann Zuwendung. Ja, er braucht Schokolade, oder Schokoladenpudding, oder Schokoladentorte. Wenn es schlimm ist, kann man das „oder“ getrost mit einem „und“ ersetzen. Es ist oft schlimm. Jetzt ist es gerade schlimm. Außerdem muss man ausgiebig seinen Hückel kraulen, stundenlang am Besten. Und er möchte (wenn ich sage „er will“ trifft es das besser) nachts mit im Bett sein, das hatten wir uns eigentlich längst abgewöhnt. Es sind aber gerade auch emotional ungewöhnliche Zeiten – eigentlich sind es extreme Zeiten in denen wir uns befinden. Insofern ist auch bei Pollix alles anders als sonst. Bei mir auch. Es sind gerade Zeiten großer Veränderungen, großer Umwälzungen. Das ist sowohl bei mir persönlich so, als auch im kollektiven und eben auch bei den Kamelen. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht – natürlich wird es eine Reise mit Kamelen, soviel ist mal klar. Alle gehen wir damit unterschiedlich um, der eine braucht Zuwendung, andere lässt man besser in Ruhe. Wenn man das bloß immer wüsste, wer was gerade braucht? Da lob ich mir das Kamel Pollux, er sagt was er will, sehr deutlich sogar. Als er heute Nacht aus dem Bett fiel, war das Geschrei und Gezeter auf jeden Fall groß und es dauerte, bis sich alle beruhigt hatten. Pollux zählt immer seine Pfoten, wenn er aufgeregt ist – meist kommt er auf sieben. Heute Nacht war er aufgeregt, sieben Pfoten also…nun ja, daran habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Schwierig wird es, wenn er bei Regen an den Strand will – hat schon mal jemand irgendwo sieben sehr kleine Gummistiefel gekauft?

Theo (Kamelgeschichten 4)

Theo ist Pollux‘ Bruder, und er ist das Kamel mit den vielen Gesichtern. Das ist zuerst einmal sehr wörtlich gemeint, seine rechte Gesichtshälfte unterscheidet sich sehr von der linken. Links schaut er stets sehr streng und leicht böse. Auf der rechten Seite sieht er ein wenig verträumt aus. Aber Theo ist auch im Wesen sehr vielseitig. Bevor er zu mir kam (auch im Kamelpaket, wenn ich mich recht erinnere) umgab ihn der Mythos, er habe eine mafiöse Vergangenheit. Natürlich hat er diesen Mythos selbst in die Welt gesetzt, indem er immer von „Betonschuhen“, etc. erzählte. Will man jemanden um die Ecke bringen, fragt man Theo – er fängt anstandslos an, seinen Betonmischer aus dem Schrank zu holen und unheilvolle Melodien zu pfeifen. Angeblich sind schon einige Wesen mit Betonschuhen an den Füssen auf den Grund der Kieler Förde gesunken. Es ist also Vorsicht geboten. Allerdings ist Theo den Klauen der Mafia entkommen und Angst vor diversen Racheakten hat er grundsätzlich immer. Wenn zum Beispiel ein Auto vor der Tür hupt, fängt das stattliche Kamel gern zu zittern an, gibt seine Ängstlichkeit aber niemals zu. Theo ist inzwischen etwas rot- bis violettgesichtig, das könnte daran liegen dass er mal jahrelang auf einem großen roten Kissen vor einem Fenster saß und die Sonne ihn etwas gefärbt hat – möglicherweise leidet er auch unter Bluthochdruck, so genau weiß das niemand.
Seit einiger Zeit verdingt sich Theo auch als spirituelles Kamel und war auch während einer schamanischen Ausbildung einige Tage mit dabei, mit sehr großer Begeisterung, möchte ich sagen. Er hat dort nicht nur viel gelernt, er hat auch alle Anwesenden in seinen Bann gezogen und nebenbei alle Schokoladenplätzchen dort vertilgt.
Vor wenigen Jahren kam das schwedische Kamel Gustav in die Kamelherde. Gustav ist inzwischen Theos bester Freund. Beide haben Hühnergötter um den Hals hängen und streiten, wer den schönsten Stein hat. Das sieht dann so aus, dass beide dauernd ihren Stein zeigen und hören wollen, das es der beste aller möglichen Kamelsteine ist. Dieses Unterfangen kann sowohl lange dauern als auch total und vollkommen nerven! Das ist den beiden aber egal, sie sind sehr ausdauernd bei diesem Thema (wobei Gustav damit angefangen hat, das sei an dieser Stelle gesagt). Theo und Gustl brauen sehr gern große Kessel voller Zaubertrank, ich erwähnte es schon an anderer Stelle. Als mir beispielsweise mal das Knie sehr weh tat, haben sie einen Trank gebraut, sich verschworen und um Knie-Heilung gebeten. Mein Knie tat zwar immer noch weh, dafür wuchs mir eine schicke Langhaarfrisur an eben jenem Knie, mit ca. 50cm langen Haaren. Da die beiden sowas öfter machen, gibt es in Kiel inzwischen Kniehaarfriseure, das dürfte weltweit einmalig sein. Ich vermute, dass die beiden dieses Läden selbst betreiben, denn sie haben erstaunlich große Portemonnaies und Sparkonten. Wenn man Theo und Gustl beobachtet, geben sie sich sehr ernst – fühlen sie sich unbeobachtet, sieht man sie tuscheln und anschließend gemeinsam kichern, sie werden deshalb die Kicherkamele genannt, was sie ziemlich blöd finden und mit strengen Blicken kommentieren.
Das Kamel Theo ist ein sehr stolzes und eigentlich sehr leises Kamel – er liebt das Erdbeerkuchenkamel und es liebt ihn. Dieses kleinste aller Kamele sitzt immer zwischen Theos Pfoten (ja, das heißt bei den hiesigen Kamelen tatsächlich Pfoten, Pollux hat nach eigener Zählung sogar sieben davon!) oder auf seinem Hückel (genau, es heißt hier Hückel und nicht Höcker) und bewundert ihn. Theo mag gern bewundert werden, außer er zittert gerade aus Angst vor Racheakten der Mafia, dann versteckt er sich lieber vor der Welt. Theo ist absolut unbestechlich, das hat er wohl aus der Mafiazeit – im Gegensatz zu Pollix, der für eine Tafel Schokolade schonmal seine Oma verkauft.

(Auf dem Bild sind die besten Freunde Gustav und Theo zu sehen. )

Humphrey (Kamelgeschichten 3)

So ganz genau kann ich gar nicht mehr sagen, wann Humphrey zu mir kam, oder ob er vor oder nach Theo da war. Zumindest weiß ich, dass er in einem Paket kam, einem Kamelpaket. Ich glaube das steht auch immer dran, in dicken fetten Lettern auf der Kartonage: Kamelpaket. Humphrey wird heute oft Fred genannt, einfach weil es kürzer ist – das spart sehr viel Zeit, da man ihn ständig ansprechen muss. Wenn Pollux ein Starkamel ist und im Rampenlicht stehen mag, dann ist Humphrey DER Superstar, er ist eine wahre Diva und möchte angehimmelt werden. Er ist aber auch sehr hübsch und sehr süß – er proklamiert alle Superlativen für sich, also ist er der Hübscheste und der Süßeste, logisch. Humphrey ist kleiner als Pollux, er ist so groß wie Ete und Klärchen. Er hat ein absolutes Faible für männliches Federvieh – er verliebt sich meist in merkwürdige Vögel. Das fing damals mal mit einer Amsel an, vielmehr waren es mehrere Amseln, die immer mal wieder vorbeiflatterten. Der aufmerksame Leser weiß aber, dass Freds große Liebe der vergangenen Jahre Onkel Tante-Otto war, ein Önskad, also ein Doppelhückler und somit kein Federvieh – aber auch Onkel Tante-Otto ist durchaus ein sehr merkwürdiger Vogel, soviel ist definitiv klar! Soweit ich weiß, ist Humphrey zurzeit mit einem Strauss zusammen, der ihn aber ein wenig zappeln lässt. Deswegen weint er viel und singt noch vielmehr schräge Liebeslieder mit brüchiger Stimme. Da ist er laut und ausdauernd, sehr ausdauernd. Sozusagen ist er der Ausdauernste.
Humphrey wohnt am anderen Ende der Stadt. Er ist das wohl schwuppigste Kamel der Welt, aber auch das verehrenswürdigste, so süß und hübsch ist er! Er ist dort am anderen Ende Stadt das Primärkamel, genauso wie Pollux bei mir. Das bedeutet, dass sich diese beide Kamele nahezu alles erlauben können und trotzdem abgöttisch geliebt werden. Nahezu? Haha. Humphrey darf überall mit hinkommen und so ist er schon eine ganze Menge um die Welt gereist – und ich wette, er verdreht allen Amseln weltweit den Kopf!
Freddy trägt gern Schmuck, er hat meist einen kunstvoll gebunden Schal um, in weinrot und abgestimmt auf seine Fellfarbe, darüber goldschirmende Klunker, die bei jeder Bewegung klappern. Muss man mögen. Mögen wir selbstverständlich alle. Durch das Gewicht am Hals, kippt er im Stehen oft nach vorne und fällt auf die Nase…PÖCK, ist das Geräusch welches dann entsteht. Es gilt dann schnell zu handeln und ihn aufzustellen, sonst weint er. Humphrey liebt Donats, am allerliebsten hat er sie sehr süß und zuckrig und rosafarben. Bei einem Kamelkaffeetrinken sollte man das nicht vergessen, sonst fängt Hamfred unweigerlich an zu singen: laut, schrill und ein wenig weinerlich. Ein wahrer Minnesänger.
Pollux und Humphrey verstehen sich blendend, das war schon immer so. Klärchen passt gern auf Fred auf und bewacht das allerschönste Kamel. Neulich bei großem norddeutschen Sturm hat sie stundenlang neben ihm gehockt, während er ängstlich seine Fellnase unter die Decke gesteckt hat. Andere Kamele sind etwas, nunja angepestet von all der Singerei und behaupten, das wäre gar nicht so richtig schön und verschwinden lieber schnell, wenn es losgeht – wohl dem der ein eigenes Wurmloch zur Verfügung hat.
Manchmal kommt mich Humphrey besuchen – ich habe eine rosafarbene Seidenlampe, die er liebt. Pollux gibt ihm dann sogar etwas von seiner Schokolade ab, Theo guckt derweil lieber aus dem Fenster und ich…ich muss Donats und Schokoladenkuchen backen. Immerhin bin ich dann in der Küche und höre die Minnesängerei nur leise durch die geschlossenen Türen (das darf ich aber nicht allzu laut sagen).

Etepetete (Kamelgeschichten 2)

Das Kamel Pollux hat eine Schwester, Etepetete, genannt schlicht Ete. Ete kam wenige Jahre nach Pollux zu mir – ich weiß nicht mehr, woher sie kam, sie war plötzlich da. Wie alle anderen übrigens auch. Ich hatte schon das Gefühl, die Kamelgroßfamilie würde sich komplett bei mir einquartieren – zumal es im Laufe der Zeit merkwürdige Geschichten von entfernten Verwandten gab, die irgendwann alle zum Kamelkaffeetrinken kommen würden. Kamelkaffeetrinken. Das ist ein ganz eigenes Thema – und kein leichtes, weil es viel Vorbereitung bedarf, allein das Backen unzähliger Kuchen (es gibt dann Kuchenlisten!) dauert seine Zeit. Aber ich schweife ab. Ete. Ete ist eine sehr hübsche Kamelin, sie ist eine Etage kleiner als Pollux, dafür ist sie unglaublich schlau. Sie ist praktisch „das Gehirn“, wenn man mal etwas Wichtiges zu erledigen hat, wo es viel Cleverness braucht, kann man sich von Ete das Gehirn leihen. Meist bekommt man es dann für ein paar Stunden und weiß plötzlich alles über jedes, das ist großartig. Für Ete selbst hat es aber den Nachteil, dass sie sich mit anderen Menschen und anderen Kamelen schnell intellektuell langweilt, das macht sie eigentlich immer. Daher hat sie sich irgendwann ein Wurmloch gebaut, dass sie in einem großen Sombrero versteckt hat (am Anfang wußte niemand, warum Ete immer in diesen Sombrero hüpfte und erst Stunden später selig lächelnd wiederkam). Ete ist mit dem Wurmloch gern in Raum und Zeit unterwegs, oft ist sie im Restaurant am Ende des Universums und trinkt dort ganze Rotweinbestände aus. Sie nimmt das Leben leicht macht was sie will und schnaubt eher einmal, wenn jemand dummes Zeug erzählt, um dann fix im Sombrero zu verschwinden. Naja, und dummes Zeug wird viel geredet wenn die anderen Kamele in der Nähe sind, das steht mal fest! Ete hat aber auch ein Faible für große stattliche Kamelherren – sie hat sich in das schwedische Kamel Gustav verguckt, obwohl Gustav eigentlich nur schwedisch spricht, verstehen sie sich ohne Worte meist gut – vielleicht kann Ete aber auch alle Fremdsprachen dieser Welt gleichzeitig sprechen, sie hat ja DAS Gehirn. Das weiß ich aber nicht so genau. Ete wohnt zusammen mit Gustav, Fred und Brocki am anderen Ende der Stadt und ich sehe sie selten. Manchmal materialisiert sie sich auf meinem Sofa, dann ist sie irgendwo im Wurmloch falsch abgebogen. Sie murmelt dann ein „Guten Abend“ und verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Sie ist ein wenig eigenbrötlerisch, aber wenn man sie braucht, ist sie da. Pollux liebt seine Schwester und ist sehr stolz auf sie. Die beiden kommen sich auch nicht ins Gehege, weil er auf Schokolade und sie auf Rotwein (und Schnaps) steht. Schimm war es,als vor einiger Zeit mal der Sombrero kaputt war, da war Sie unausstehlich, wohl auch weil sie nicht mehr zum Restaurant am Ende des Universums oder zum Café an den Saturnringen reisen konnte – da hat sie dann mal ein wenig geplaudert über ihre Reisen. Sonst würde davon ja niemand wissen, ist ja klar. Mit Ete muss man sich gustellen – sie hat nicht nur das Gehirn, sie kann auch immer einen guten Rotwein besorgen. Außerdem ist sie ja eine sehr liebenswerte Kamelin, wenn sie mal da ist.