Es ist immer wieder erstaunlich, was es braucht, damit sich etwas verändert. Am Wochenende wurde ausgiebig schamanisiert in einem Onlineseminar. Sowohl das Kamel Theo als selbsternannter Oberschamanisierer als auch Frau Mahlzahn waren sehr präsent. Letztere aber nur am ersten Tag, am zweiten brauchte sie Ruhe und war kaum gesehen – bis auf den Moment des großen Heilrituals, da schaute sie interessiert zu – und kaum war das Ritual zuende, sprang sie auf den Schoß und wollte mit ins Bild der Videokonferenz.
Theo hingegen war zwei Tage in seinem Element. Mir war das gar nicht so aufgefallen, obwohl die Kamele direkt vor mir saßen – aber heute morgen fiel mir die Veränderung auf. Theo hat plötzlich einen Mittelscheitel. Auf dem Hückel! Unglaublich, seit wann hat er den? Und wie blöd sieht das eigentlich aus? Vielleicht ist das der neue Kamelchic, wir werden das beobachten müssen. Vielleicht haben sie das bald alle? Dann kommen bestimmt horrende Kamelfriseurkosten auf uns zu, ich wage nicht, darüber nachzudenken. Neben Kniehaarfriseuren gibt es in Kiel dann auch Kamelhückelfriseure. Prima, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die verschlafene Stadt im Norden.
Aber noch etwas war anders heute früh, Theo pirschte sich unauffällig an Frau Mahlzahn heran. Die saß auf dem Schaffell und harrte der Dinge die da kommen würden – in dem Fall war das Theo, der ihr seinen Hühnergott zeigen wollte, den er ja immer stolz um seinen Hals baumeln hat. Erstaunlicherweise ist Frau Mahlzahn nicht gleich abgehauen, sondern hat sich den Stein angeguckt, sogar daran geschnuppert. Wie ich Theo kenne, ist er nun sehr stolz und freut sich wie bolle. Ich nehme an, man muss sich jetzt nicht nur ständig den Stein bewundert anschauen, sondern auch seine große Heldentat immer wieder anhören, er hat schließlich den großen Mut gehabt, sich der Katzendrachenlady zu nähern. Naja. Ich freu mich selbstverständlich drauf. Worauf ich mich gerade nicht freue ist das Kuchenbacken, ich hätte nicht über Theos neue Hückelfrisur lästern sollen – selber Schuld, immerhin scheint er den Betonmischer im Schrank zu lassen, das Thema Betonschuhe ist glücklicherweise gerade etwas out. Glück im Unglück also.
Nicht dass ich Theos großen Mut nicht zu schätzen wüßte, aber ich sah neulich Frau Mahlzahn schon ein paar Mal bei den Kamelen – so hat sie tatsächlich mal Klärchen die Pfote an den Hückel gelegt und sie begutachtet. Die beiden sind sich aber auch ähnlich, sie haben beide mitunter ein Funkeln in den Augen, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Was für ein Glück, dass ich sowieso schon oft einen Helm trage, an der Stelle ändert sich also nichts.
Aristocats (Kamelgeschichten Teil 11)
Zuerst einmal wird dem aufmerksamen Leser aufgefallen sein, dass der zehnte Teil dieser wundervollen kleinen Serie fehlt – das ist keinesfalls ein Versehen und auch kein Zufall. Eines der Kamele untersagte mir diese runde Zahl zu benutzen, er/sie möchte aber nicht genannt werden. Irgendjemand sagte mal zu ebenjenem Kamel, er/sie könne wohl nicht bis zehn zählen! Seitdem ist dieses Kamel beleidigt und seitdem ist diese Zahl auch eine Tabuzahl. Dem folge ich gern, sonst muss ich wieder stundenlang backen.
So. Die Aristocats. Seit Kurzem lebt also Frau Mahlzahn bei uns. Sie hat sich überraschend schnell eingelebt und macht ihr Ding. Die Kamele sind allesamt skeptisch und argwöhnisch, ich glaube aber auch, dass sie gehörigen Respekt, wenn nicht gar Angst haben – selbstredend wird das niemand zugeben. Verständlich wäre das aber, Frau Mahlzahn hat ziemliche scharfe Krallen, sie kann furchteinflössend fauchen und wahrscheinlich sogar Feuer speien. Ich habe neulich versucht, Frau Mahlzahn und Pollix miteinander bekannt zu machen, es war beiden höchst unwohl zumute, das war deutlich zu erkennen. Theo hat unterdessen gezittert, entweder weil er gerade energetisch mit Gustl verbunden war, oder weil er in Frau Mahlzahn eine Mafiösin und somit einen Racheakt vermutet hat. Ich tippe auf Letzteres, bin mir aber wie immer nicht sicher – mir sagt ja niemand etwas. Die Begegnungen verlaufen auf jeden Fall allesamt kurz, man geht aneinander vorbei und ignoriert sich. Es hätte aber wesentlich schlimmer kommen können.
Gestern nun kam Humphrey zu Besuch. Er hat ein Katzendrachenwillkommenheißungslied, bzw. einen Drachenzähmungssingsang geprobt und wollte die neue Mitbewohnerin kennenlernen – und natürlich wollte er sich eine Weile unter die rosa Seidenlampe setzen, logisch. Von dem Singsang habe ich eigentlich gar nichts gehört, aber Frau Mahlzahn und Hamfred verstanden sich prima. Frau Mahlzahn hat neben Fred sitzend einen ordentlichen Buckel gemacht, der den Hückeln der Kamele in so gar nichts nachstand, daraufhin waren alle Kamele durchweg begeistert. Es sieht also so aus, als wäre Frau Mahlzahn doch eine Ehrenkamelöse, danach sah es anfangs so überhaupt nicht aus. Aufgrund ihres beeindruckendes Buckels braucht sie nichtmal einen Umschnallhückel tragen – das ist auch gut so, ich hätte Angst um meine Hände, wenn ich ihr so einen hätte umbinden sollen. Da hab ich nochmal Glück gehabt. Wieder einmal: danke Humphrey!
Als kleiner Wermutstropfen sei gesagt, dass Pollix ein wenig beleidigt war, weil Humphrey scheinbar einen besseren Schmiß bei Frau Mahlzahn hat als er, aber das kann ja noch kommen. Vielleicht sollte er auch mal wieder baden, er riecht gerade ein wenig streng. (das sollte ich eigentlich nicht laut sagen und nichtmal denken)
Humphrey ist allerdings glücklich wieder von dannen gezogen, auch das hätte sehr viel schlimmer kommen können, hätte er seinen Singsang lauthals in die Länge gezogen. So mußte ich nichtmal rosa Donuts backen – nur ein großen Topf Schokoladenpudding für Polli, aber das mache ich ja eh ständig.