Kamele in Aufruhr (Kamelgeschichten Teil 28)

Nachdem es wochenlang recht ruhig war, ändert sich gerade ein wenig die kamelische Stimmung. Nicht nur dass seit Bekanntwerden des Ruhmes von der gemalten „Ete mit Sombrero“ mehr oder weniger alle Kamele gemalt werden wollen, nein, es kommen andere Begebenheiten ans Licht. Kleine Erpressungen der Kamele untereinander sind zum Beispiel gerade an der Tagesordnung. Aber auch der Versuch, ordentlich Aufruhr zu stiften, gelingt immer mal wieder.

Auf dem hiesigen Titelbild sieht man das Kamel Brocki und ein Önskad. Dieses Bild ist gerade sehr plötzlich wieder aufgetaucht. Keines der Kamele lässt diese Bild kalt. Auf den ersten Blick sehen wir eine liebevolle Umarmung, aber was steckt alles dahinter? Es ist ein Affront für alle! Glaube ich wenigstens. Sicher ist auf jeden Fall eines: Theo knurrt, seitdem dieses Bild kursiert. Er knurrt ja immer, wenn er Kamele mit Doppelkückel sieht.
Jetzt stellt sich aber die Frage, was um Himmels Willen macht Brocki da? Und wieso spielt er kein „Space Invaders“? Ist das Önskad wirklich Onkel Tante-Otto? Wer hat dieses Bild geknipst? Und wann überhaupt?

Die Einzige die zuckersüß lächelt, seit das Bild aufgetaucht ist, ist das Erdbeerkuchenkamel. Vielleicht wollte sie ihrem Theo mal eins auswischen und ist für Verbreitung des Fotos verantwortlich? Theo beschäftigt sich ja gerade mit allerlei Kram und seit einiger Zeit am wenigsten mit dem Erdbeerkuchenkamel – ein Umstand der eben dieser kleinen Kameldame sehr missfällt. Man darf sie nicht unterschätzen! Augenscheinlich ist sie manchmal eher hinterlistig und ist nicht so süß wie hier:

Was aber sagt Humphrey, wenn er mitbekommt, dass sein ehemals so geliebter Onkel Tante-Otto mit Brocki rumgemacht hat? Wird er weinen? Wird er Brocki anklagen? Natürlich wird er das! Ich bin froh, dass das am anderen Ende der Stadt passiert und ich davon nur über Umwege erfahren werde. Wird sich Brocki rechtfertigen? Oder spielt er weiter Space Invaders? Vielleicht werden wir es nie erfahren.

Auf jeden Fall ist das Kamel Theo wieder zur Besinnung gekommen und läßt sich vom zuckersüßen Erdbeerkuchenkamel besänftigen – scheinbar wird sie erreichen was sie erreichen wollte.

Klärchen und Pollux hingegen sind erschüttert. Naja, auf jeden Fall ist Pollux erschüttert, er will seinem Freund Humphrey natürlich beistehen. Er probt schon Klagegesänge, die er zusammen mit Fred singen will. Klärchen dagegen ist tatsächlich erfreut, sie liebt ja Aufruhr jeglicher Couleur und ist sicher froh, dass wieder etwas Stimmung in der Bude ist! Ich hoffe für alle Önskads, dass sie weit weg sind und nichts von alledem mitbekommen. Theo traue ich da einiges zu – außerdem möchte neimand wirklich hören, wie Humphrey & Pollix im Duett singen. Ich auch nicht.

Unterdessen sitzt die Eule Greta, ihres Zeichens Ehrenkamelöse, ein wenig abseits und zählt. Ja genau, sie zählt. Sie zählt leise immer bis sieben und immer wenn sie bei Sieben ankommt, ist ein leises Grollen von irgendwoher zu hören – erinnert mich ein wenig an Graf Zahl von der Sesamstrasse. Warum sie das macht? Wer weiß das schon. Ich bin aber sicher, es hängt mit Brocki und Onkel Tante-Otto zusammen. Das Unheil wird seinen grollenden Lauf nehmen. Da hilft nur eins: schnell ein ausgiebiges kamelkaffeetrinken veranstalten: OHNE Önskad natürlich!

Im Güllüp – die Urlaubskamele (Kamelgeschichten Teil 17)

Auch in diesem Jahr wollen alle Kamele natürlich in den Urlaub fahren – bei Kamelen heißt das aber nicht Urlaub oder Ferien. Nein es heißt Güllüp, oder genauer: im Güllüp“. Zitat von Pollix „Ich fahr im Güllüp!“. Zitat Ende. Nein, da ist kein Grammatikfehler drin, oder soetwas – das heißt so. Bei den Kamelen.
Immer wenn mal das Wort „im Güllüp“ fällt, heißt es aufgemerkt und wachsam sein! Eigentlich sollte man dann schnell das Weite suchen und hoffen, es ist wieder unter den Tisch gefallen wenn man wiederkommt. Manchmal helfen auch geschickte Ablenkungsmanöver, ein ausgedehntes Kamelkaffeetrinken mit extraviel Kuchen (angepasst auf den jeweiligen Güllüp-Rufer) zum Beispiel.

Momentan wird jedes Ablenkungsmanöver nutzlos sein – es hat sich bereits herumgesprochen mit dem Güllüp. Für jedes der Kamele bedeutet das etwas anderes, das war ja zu erwarten. Pollux ist es vollkommen egal, wo Güllüp ist. Er will irgendwohin, wo es viel Schokolade gibt, am besten geht es in eine Schokoladenfabrik – natürlich in so eine a la „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Der Film ist toll, aber ich könnte Tim Burton dafür steinigen, dass er Pollux einen solchen Floh ins Ohr gesetzt hat.
Klärchen möchte gern irgendwohin, wo „richtig was los ist“. Gar nicht so in Richtung Party und Feiern, eher sowas wie „revolutionäre Zustände“, sie braucht es eher handgreiflich, möchte ich mal vorsichtig sagen.
Theo will „im Kobra“. Natürlich zusammen mit Gustav. Das mit dem Kobra ist mal so entstanden, dass Theo und Gustav soviel Quatsch gemacht haben (ich weiß beim besten Willen nicht mehr, worum es seinerzeit ging) und derartig viel Kram gefressen hatten, dass sie zusammen ins Koma gefallen sind. Aus dem Koma wurde durch leichte bis mittelschwere Schwerhörigkeiten dann das Kobra. „Im Kobra“ ist inzwischen geflügelt, die beiden großen Kamele schmeißen sich auf die Seite und bleiben bewegungslos liegen. Das hat den Vorteil, dass sie beide endlich mal die Klappe halten (aber das darf ich jetzt nicht zu laut sagen). Theo und Gustav gehen gern ins Kobra und zum Glück auch ausdauernd.
Das Erdbeerkuchenkamel ist ja immer gern bei ihrem Theo – aber wenn er im Kobra ist, hat sie schlechte Laune. Ansonsten ist das kleineste aller Kamele immer gern da, wo Kuchen ist. Es muss, entgegen der Namensgebung, nichtmal Erdbeerkuchen sein.
Hamfred macht, soweit ich das noch weiß, gern dort Güllüp wo sich schräge Vögel aufhalten. Am gernsten ist der superlativste Fred auch umgeben von Glitzer, rosa Donats und klebrigen Cocktails. Das geografische Wo spielt also überhaupt keine Rolle.
Wenn Ete das Wort Güllüp hört, wird man sie für die nächste Zeit nicht wiedersehen – sie hüpft leicht panisch in den Sombrero und wird lange Zeit durch die hintersten Winkel des Universums reisen. Wenn man den Sombrero vorsichtig schüttelt, hört man immer ein leises Klirren leerer Weinflaschen, das sagt ja alles. Ete kann gemeinsamen Güllüp nicht ausstehen – naja, wenn man sich die Vorlieben der einzelnen Kamele anschaut, ist das ja auch durchaus verständlich.
Ach es fehlt noch Brocki. Ich glaube, Brocki hat sich noch nie für Güllüp interessiert. Bei ihm weiß man ja auch nie, ob er sich überhaupt bewegen kann. Es häufen sich allerdings die Gerüchte, er könne sich SO schnell bewegen, dass man das mit bloßem Auge nicht sieht. Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal erwähnte, wir haben Brocki mal mit einer Zeitlupenkamera gefilmt und festgestellt, dass sich sein linkes Ohr bewegt hat. Da war die Überraschung natürlich groß. Niemand hat je gesehen, dass er sich bewegt hat! Wer weiß, wo er sich in Bruchteilen von Zehntelsekunden immer aufhält?


Die Frage ist, was mache ich im Urlaub, im Güllüp? Und komme ich schnell genug weg, um die Horde nicht mitnehmen zu müssen? Vielleicht frage ich mal in den Akasha Chroniken nach, ich werde sicherlich einen guten Hinweis bekommen.

Kamelvorstellungsrunde (Kamelgeschichten 6)

Inzwischen häufen sich die missmutigen Stimmen von Kamelen, die sich nicht beachtet fühlen. Das möchte ich natürlich ändern – auch weil ich schon offene Drohungen vereinzelter Hückeltiere erhalten habe. Gerade Klärchen ist da momentan etwas vehement, ich schätze sie ist derzeit gelangweilt, da sie soviel Zuhause ist und auch, weil Pollux gerade eine Trauerphase durchmacht und die beiden nicht den lieben langen Tag herumknutschen wie sonst. Klärchen also. Von ihrer Impulsivität habe ich schon erzählt, wenn sie einem droht, muss man das ernstnehmen! In diesen emotional besonderen Zeiten hat sie sich mit dem kleinen Erdbeerkuchenkamel zusammengetan – die beiden hecken irgendetwas aus und ich bin nicht wirklich sicher, ob ich wissen möchte, was das ist. Das Erdbeerkuchenkamel gehört an Theos Seite, was die beiden genau verbindet, weiß ich nicht. Sie sitzen immer zusammen und Theo macht, was sie sagt. Oft. Sogar meistens. Das Erdbeerkuchenkamel plant, die Erdbeerfelder die in diesen Krisenzeiten nicht abgeerntet werden können, selbst zu beernten. Da kommt dann wohl Klärchen ins Spiel, sie will helfen. Was das für die Erdbeerfelder bedeutet? Keine Ahnung – aber auch hier rate ich allen Beteiligten, einen Helm aufzusetzen. Manchmal frage ich mich, wieviele Erdbeeren in so ein Minikamel hineinpassen? Es sind viele Erdbeeren, sehr viele, das steht mal fest. Im gegensatz zum Erdbeerkuchenkamel ist Klärchen wahrhaft eine Rebellin, sie erinnert ein wenig an eine Guerillakriegerin. Dabei kann sie auch ganz sanft sein, manchmal wenigstens.

Die beiden größten Kamele sind Gustav und Brocki, sie sind eine gute Nummer größer als Pollix und Theo. Beide, also Gustl und Brocki, leben am anderen Ende der Stadt. Gustav ist vor ein paar Jahren aus Schweden gekommen. Er hat in einem schwedischen Second-Hand-Laden sein Dasein gefristet und ist „uns“ praktisch zugelaufen. Uns stimmt nicht, zu mir kommt er nur ab und an zu Besuch. Gustav spricht ausschließlich schwedisch, zumindest vermuten wir das, da wir selbst ja kein Wort schwedisch sprechen. Er hat einen wunderbaren, perfekt geformten Hühnergott um den Hals hängen, den er mal während eines Dänemarkurlaubs am Strand gefunden hat. Seitdem zeigt er jedem der es nicht wissen will im Sekundentakt diesen Stein und möchte, dass man ihn bewundert. Also den Stein. Naja UND Gustav selbst auch. Dumm ist, dass er den Stein in Dänemark fand, er hasst Dänemark. Er will lieber nach Svenska! Gustav ist sehr liebenswert, etwas eigensinnig und wohl verknallt in Etepetete. Seit einigen Monaten hat Gustav einen neuen Job, der ihn total ausfüllt – er ist Kopf- und Buchhalter. Seitdem sehe ich ihn nicht mehr, aber ich höre, ihm geht es gut und das ist das Wichtige. Mit Theo ist Gustl immer zwischendurch im Kontakt, energetisch, Theo fängt dann an zu vibrieren und man sollte schauen, ob nicht im Umfeld merkwürdige Dinge passieren – die beiden hexen und zaubern, ich erwähnte das schon einmal.

Brocki ist schon lange dabei – er ist mir irgendwann mal auf einer Kirmis zugelaufen. Naja gelaufen? Ich habe noch nie gesehen, dass er sich bewegt hätte. Wir haben ihn mal einen Tag lang gefilmt und dann in Superzeitlupe den Eindruck gehabt, er hätte einmal kurz mit dem linken Ohr gewackelt, aber sicher waren wir uns nicht. Seitdem gibt es auf jeden Fall das Gerücht, er würde sich so schnell bewegen können, dass wir das mit bloßem menschlichen Auge nicht erkennen. Brocki hält sich auf jeden Fall zurück, er ist das stoischste Kamel, das es nur geben kann. Früher litt er an Höhenangst, weshalb er eine Konfrontationstherapie gemacht hat und mehrere Jahre (!) auf dem höchsten Regal saß und herunterschaute. Seitdem ist er geheilt. Glaube ich. Seit 1-2 Jahren widmet sich Brocki einem Schieberätselspiel mit Space-Invader-Motiven. Augenscheinlich hat sich noch nie etwas bewegt auf dem Spielfeld, aber vielleicht geht auch das alles so schnell, dass wir das nicht erkennen können. Oder Brocki sinniert seit Jahren über seinen nächsten Zug, wer weiß das schon. Wir mögen Brocki alle sehr und er ist augenscheinlich glücklich und zufrieden, was will man mehr?

Ich glaube, das waren jetzt alle Kamele. Sollte ich eines vergessen haben, wird es eng für mich. Pollux, Humphrey, Theo, Etepetete, Klärchen, Gustav, Brocki, das Erdbeerkuchenkamel und die Önskads.
Es gibt natürlich mitunter noch andere hückellose Wesen, die oft nur temporär dazugehören. In Humphreys Fall ist das, wie schonmal erwähnt, oft Federvieh. Es gab schonmal eine Eselin, einen Hai, einen Pinguin und viele viele andere.

Momentan haben wir, seit ein paar Jahren schon, eine Eule bei uns, sie heißt Greta. Greta kann als Eule leider nicht fliegen, und sitzt meist bei Pollux oder Theo auf deren Hückel und wird von Klärchen und dem Erdbeerkuchenkamel beäugt. Aber Greta ist sehr weise und hat einen spitzen Schnabel, sie wird respektiert. Möglicherweise bringt sie auch ein wenig Gleichgewicht in den Kamelhaufen, wer weiß?