Re-Agieren

Manchmal wundere ich mich. Eigentlich wundere ich mich oft: oft genug über mich selbst, aber sehr häufig auch über andere Menschen und ihre Art zu handeln. Oder eben nicht zu handeln. Ich habe viele Jahre meines Lebens auch nicht wirklich gehandelt,  sondern habe Dinge geschehen lassen. In emotional positiven Zeiten habe ich behauptet, ich vertraue dem Schicksal, dem Universum. Ging es mir emotional nicht so gut, fühlte ich mich wie eine Kugel auf dem Billardtisch, die von anderen angestoßen wird und ohne eigenen Antrieb an andere Kugeln stößt oder einfach über den Tisch rollt. Der eigene Antrieb ist doch aber so wichtig – eine Entscheidung zu treffen, zu agieren, statt darauf zu warten, dass andere Entscheidungen treffen, die einen selbst beeinflussen. Auf Letzteres kann man nur reagieren, viele machen nicht mal das, sie bleiben in der Starre und halten Situationen aus. Bestimmt ist es auch mal gut, auszuhalten, es ist auch mal gut zu reagieren – aber manchmal tut es gut, in die Aktion zu kommen. Dem Universum einen Impuls zu geben! Seinem Herz entsprechend etwas tun und/oder sagen. Auch hier folgt die Energie der Aufmerksamkeit.

Natürlich folgt auf eine Aktion auch eine Reaktion. Ursache und Wirkung heißt es in der Physik und so ist es auch im tagtäglichen Miteinander. Manchmal folgt nicht einmal das, keine offensichtliche Reaktion, vielleicht eine Wirkung, von der man aber nichts weiß. Mit einer Reaktion kann man etwas tun, man kann wiederum darauf reagieren. Manchmal muss man Reaktionen auch aushalten, das ist wahr. Aber alles besser als…die Starre und das Nichts. In diesen schwierigen Zeiten, in denen die Polaritäten zwischen den Menschen zu wachsen scheinen, wäre es so wichtig, aufeinander zu Re-Agieren. Möglichst freundlich in einen Austausch zu gehen. Dazu braucht es aber deutliche Signale, von allen Seiten. Signale, dass man offen für einen Austausch ist. Das sehe ich gerade so wenig. In Zeiten des Rückzuges, der Kontaktsperre ist das auch nicht so einfach. Alle halten wir vielleicht ein wenig die Luft an, verhärten unsere Meinungen und unsere Vorstellungen und verharren darin, bis wir nicht mehr offen für einen Austausch sind.
Wir Menschen sind komisch, wir haben die Fähigkeit zur Reflektion und auch die Fähigkeit, Dinge differenziert zu betrachten. Aber wir tun es so selten. Ich gebe zu, da auch noch viel lernen zu können, aber ich bin auf dem Weg. Zu-Hören. Re-Agieren. Los-Lassen. All das.

Nach meinem Empfinden kommt jetzt die Zeit des Agierens, des „sich-zeigens“. Des „in-den-Kontakt-kommens“. Ohne all die Urteile, Verurteilungen und Schubladen, die man ja hat. Das ist eine echte Aufgabe für uns alle. Aber es wird mal Zeit. Im Großen wie im Kleinen, global und lokal. Mir fällt dazu ein Spruch ein „Öffnet die Herzen und herzt die Öffnungen“, im übertragenen Sinn macht dieser Satz richtig Spaß…im direkten Sinn sicher auch, wenn man jemanden an seiner Seite hätte, mit dem das ginge. Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

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