Es war hübsch, es war unglaublich charmant, es war neugierig und es war gestrandet auf der Nordseeinsel Sylt in einem Camel-Shop: ein Kamel, genauer gesagt: ein Dromedar. Jeden Besucher hat es angezwinkert, überall wollte es mitkommen, es suchte ein Zuhause und es fand Menschen die es mitnahmen. Das war vor ca. 30 Jahren. Das Kamel landete damals in der Nähe von Hannover, bei mir. Damals war es ein Plüschkamel, stehend ca. 30 Zentimeter groß, treuer Blick und ein imposanter Höcker. Pollux der Name, männlich.
Jetzt sind viele Jahre vergangen, das Kamel ist viele Male mit mir umgezogen, es ist und bleibt treu an meiner Seite. Seit einigen Jahren leben wir an der Ostsee und bald wird es in den Schwarzwald gehen. Pollux kommt mit, dann wird es ein süddeutsches Kamel sein.
Die Menschen im Schwarzwald wissen noch gar nicht, wer und was da auf sie zukommt, man sollte das aber auch ein wenig diskret behandeln. Ist besser.
Unzählige Geschichten ranken sich mittlerweile um dieses schöne Hückeltier und ständig kommen neue dazu. Es gibt auch viele Kamele rund um Pollux, die lange nicht mehr alle zusammen leben – zum Glück, denn sonst bräuchte ich einen eigenen Raum für all diese…wundervollen Tiere. Eigentlich ist Pollux aber sowieso der Meinung, dass er das einzig wahre Kamel ist und die Welt ihm grundsätzlich huldigen sollte. Dummerweise denken das andere Kamele auch von sich. Da ist zum Beispiel Fred (eigentlich Humphrey), der sich selbst als unbedingt allerschönstes Kamel betrachtet und Weinanfälle bekommt, wenn man widerspricht. Es gibt auch das Kamel Theo, der ruhig bis aufgeregt seinem schamanischen Treiben fröhnt und sich mit Gustav, dem schwedischen Kamel, darüber streitet, wer den schönsten Stein um den Hals baumeln hat. Es gibt Klärchen, Ete und das Erdbeerkuchenkamel. Und da ist auch noch Brocki, der immer und ständig mit stoischer Ruhe Space Invaders spielt. Das alte Kamel Oppa ist auch noch da, er wohnt inzwischen in der Nähe von Hameln in seiner Altenresidenz, er ist leicht senil, ihm geht es aber gut. Naja und es gibt einen Haufen „Önskads“, die allerdings Doppelhückler sind und ein wenig argwöhnisch betrachtet werden vom Rest der Bande. Das Önskad Onkel „Tante-Otto“ war mal mit Fred liiert, hat ihm aber das Herz gebrochen und ich weiß gar nicht so ganz genau, wo es abgeblieben ist. Müsste ich mal nachforschen…oder nein, lieber nicht. Nachher kommt Onkel Tante-Otto wieder zu mir und ich weiß, dass Theo immer knurrt wenn er Önskads sieht. Theo neigt zusammen mit Gustav dazu, bei Schwierigkeiten jedweder Art große Kessel voll „Zaubertrank“ zu brauen – wobei diese Tränke vermehrt diverse unschöne Nebenwirkungen aufweisen. Von eigentlichen Wirkungen weiss ich bisher leider nichts. Also reden wir hier besser nicht von Önsk….pssst.
Um all diese Charaktere soll es in diesem Blog gehen – und glaubt mir, das sind irrwitzige bis abstruse Geschichten, die es da zu erzählen gibt!
Pollux möchte natürlich immer vorkommen, in jeder Geschichte. Er hat ein ziemliches Geltungsbedürfnis, und das kann ich nur sagen, weil ich ihm gerade einen großen Topf Schokoladenpudding hingestellt habe, ansonsten würde er lauthals zetern, weil er im Grunde meint, sowas wie ein königliches Kamel zu sein. So gesehen hält er mich Mensch als Hofnarr, bzw. als Schokoladenlieferant. Klärchen ist seit vielen Jahren Pollux‘ Freundin. Sie ist eine sehr explosive Kamelin, erfreut sich an Explodierendem und ist selten sanft und ruhig – auch nicht zu Pollux, weswegen er ein wenig Angst vor ihr hat. Verständlicherweise, möchte ich sagen. Klärchen ist erst seit gestern wieder zuhause, sie war eine Weile zu Besuch bei Fred, Gustav, Ete und Brocki am anderen Ende der Stadt. Es gab also große Wiedersehensfreude, Klärchen und Pollux (der manchmal auch Pollix oder einfach Polli genannt wird) sind schon toll verliebt ineinander. Meistens zumindest.
Ich bin gespannt, was es an dieser Stelle alles zu berichten gibt aus der Welt der wunderbaren Hückler.
Inzwischen hat sich längst herausgestellt, dass Pollux das Kamel nicht in den Schwarzwald ziehen wird. Der Schwarzwald und die Schwarzwälder werden es uns danken – wenn sie denn gewusst hätten, wer und was da auf sie zu kam. Pollux selbst findet das bedauerlich – ich auch, möchte ich anmerken. Aber so ist das Leben, während man etwas plant…na das kennt ja jeder. :-/