Das Lied des ZAZEN

Lied des ZAZEN von Meister Hakuin Zendschi

1
Alle Lebewesen sind von Natur Buddha, so wie Eis von Natur Wasser ist.. Getrennt von Wasser ist kein Eis, getrennt von Wesen ist kein Buddha.

2
Wie schade, dass Menschen das Naheliegende in der Ferne suchen. Sie jammern vor Durst und stehen mitten im Wasser. Sie irren unter Armen umher, obwohl doch reich geboren.

3
Verloren auf den Wegen der Illusionen, von dunklem Pfad zu dunklem Pfad wandern wir durch alle Welten. Wann endlich werden wir frei sein von Geburt und Tod?

4
Das Zazen des Mahayana sei hochgelobt. Geben, dienen, üben – die vielen Vollkommenheiten, sie alle Gründen im Zazen.

5
Wer Zazen auch nur einmal übt, löscht zahllose Verfehlungen einfach aus. Wo also soll dann das Reich der Sünde sein? Das reine Land ist unmittelbar. Wer das Glück hat, diese Weisheit zu hören, möge sie bewundern und sich daran erfreuen.

6
Du wirst gesegnet sein, je mehr du dich ihr hingibst und deine wahre Natur entdecken. Diese Natur ist ohne Form, weit weg von allen Gedanken und Vorstellungen.

7
Das Tor ist weit geöffnet. Hier sind Ursache und Wirkung unmittelbar. Der Weg ist weder zwei noch drei. Form die keine Form ist. Gehend und kommen wandelt sich denken in nichtdenken. Singen und tanzen zum Klang des Dharma.

8
Wie endlos und frei ist der Samadhi Himmel, wie hell leuchtet der Vollmond der Weisheit? Was gibt es jetzt noch zu suchen? Nirwana ist hier, vor unseren Augen. Dieser Ort ist das Lotusland. Dieser Körper ist der Buddhaleib.

Wir machen zu viel Geschichte

Mit oder ohne uns sind da
Die Stille, die Steine und das ferne Gleißen

Was wir aber sein müssen ist:
Oh! Der kleine Sang der Schwalben
Immer Abends
Beim dunklen Wasser unter Weiden.

Sein heißt, zu wissen,
Dass der Fluss Lachse fasst
Und der Ozean Wale.
So sacht, wie Körper Seelen fassen.

Gegenwärtig. Jetzt.

(Ursula K. LeGuin)

Fragen über Fragen

Soll ich ein Land überfallen?
Warum geschieht nie Nichts?
Kommen Meinungen von selbst?
Sucht mich das Glück am falschen Ort?
Leide ich an gutem Geschmack?
Soll ich aus wissenschaftlichen Gründen Drogen nehmen?
Ist alles, was ich schon vergessen habe, so groß wie ein Haus?
Wird die Freiheit der Vögel überbewertet?
War ich noch nie ganz wach?
Soll ich mich betrinken?
Kommt ein Bus?
Bin ich knapp normal?
Weiß ich fast alles über mich?
Ist das Leben ein seltsames Höhlensystem?

Bewusstsein

Ein schönes Wort, Bewusstsein. Sich bewusst sein. Man sagt das so schnell, aber was ist das eigentlich, das Bewusstsein? Man ist sich seiner selbst bewusst, das ist das Selbstbewusstsein, das meint (für mich) noch etwas anders.

Bewusstes „Sein“ ist das was ich meine. Vielleicht ist das ein spiritueller Gedanke, da es, denkt man diesen Gedanken des „Sein“ zu ende, im großen Universum aufgeht. Was macht diese Bewusstheit aber aus? Es ist fühlen. Hören, sehen, schmecken, riechen. Es ist auch das Präsent-Sein.
Ich glaube ein entscheidendes Merkmal ist die Subjektivität dessen. Jeder Mensch fühlt sich anders. Jedes Sein wird auf eine andere Art und Weise wahrgenommen werden. Oder? Woher weiß ich das eigentlich?

Bewusstsein lässt sich nicht messen. Es lässt sich rational nicht erklären. Die Wissenschaft vermag zu erklären, wie Reize im Gehirn verarbeitet werden. Es gibt Synapsen, Nervenbahnen, Nervenzellen, und so weiter. Aber was ist das Bewusstsein? Die Seele? Hier fühlt der Mensch etwas, das wissenschaftlich nicht erklärt werden kann. Und doch ist es da, das Gefühl zu uns selbst, das Gefühl das uns ausmacht, das Bewusstsein, das Sein!

Nun sprechen wir manchmal noch von Bewusstseinserweiterungen. Wohin erweitern wir uns eigentlich, wenn wir davon sprechen. Geht unsere eigene Wahrnehmung vielleicht über uns selbst hinaus und wohin genau?
Begibt man sich in einen Trancezustand, zum Beispiel durch Meditation, Atemtechniken, oder was auch immer, dann kann es vorkommen, dass man vielschichtige Erkenntnisse erlebt. Erkenntnisse auf die man im „normalen“ Zustand nicht zugreifen kann.
Bewusstseinserweiterung und Trancezustände suchen manche Menschen auch durch psychoaktive Substanzen. Oft sind das natürliche Substanzen, oft aber auch künstliche, also chemisch erzeugte. Es folgt ein Rauschzustand, vielleicht gepaart mit Halluzinationen und dem Zustand der Erweiterung des eigenen Seins. Wie immer sich das für jemanden anfühlen mag, auch das ist hochgradig individuell. Die Erkenntnisse, das Wissen das man dann erlebt…woher stammt es? Reicht die Bewusstseinserweiterung dann ins Unbewusste hinein, gaukelt das Gehirn Erkenntnisse vor, oder erweitert sich das Bewusstsein ins Universum und verbindet sich dort? Spielt diese Frage überhaupt eine Rolle? Wir können nicht wissen, was wahr ist und was nicht. Wahrheit ist auch immer relativ, außer vielleicht von einem kosmischen Punkt aus betrachtet, von dem aus man alles überblicken kann. Naja, an dem Punkt wird niemand sein, es sei denn, er/sie ist erleuchtet.

Geht man spirituell an dieses Fragestellung heran, ist die Frage nach Wahrheit vielleicht egal. Wir sind sowieso mit Allem verbunden. Der eigene Geist, das Sein ist auf einer tiefen Ebene mit dem Kosmos verbunden, mit dem Göttlichen verbunden. Wir sind dann Eins mit Allem. Vielleicht ist es genau diese Erkenntnis, die sich in bewusstseinserweiternden Zuständen zu erfahren gibt. Was für ein schöner Gedanke, bei dem mir ganz warm ums Herz wird. Bleibt für mich die Erkenntnis, immer versuchen, bewusst und präsent zu sein. Um vielleicht im richtigen Moment mein Bewusstsein zu erweitern und offen zu sein für das Wunder des Universums.

To be continued…

Bild: The Sinner