Wege im Leben – Lebenswege

Man sitzt in einem Zug, in einem Wagon, einem Abteil, auf einem Platz. Die Landschaften rauschen rechts und links vorbei, andere Züge mit anderen Menschen kommen entgegen oder überholen, biegen links ab oder rechts. An Bahnhöfen wird gehalten. Menschen steigen aus und steigen ein. Oder steigen um. In andere Richtungen. Nach Norden. Nach Süden, Osten oder Westen. Mit all ihren Gedanken, Geschichten, mit ihren Sorgen und ihren Freuden. Alle sind in Bewegung. Und immer kommt es zu Begegnungen. Vielleicht ist es ein Blickkontakt. Ein Lächeln. Vielleicht ein Anrempeln wenn Menschen es eilig haben, umzusteigen. Manchmal ist es auch ein Gespräch im Abteil, mit dem Sitznachbarn. Ein kleines, oft klitzekleines Stück des Weges geht man gemeinsam und sei es nur für einen Wimpernschlag, einen Augenblick. Ein Augen-Blick. Ein Wimpern-Schlag. Bevor das Leben dann wieder rasant an Fahrt aufnimmt, Wege sich wieder voneinander trennen, durch losfahrende Züge in allerlei Richtungen, von mir weg, oder parallel zu meinen Wegen. Es sind aber genau diese Momente, die das Leben ausmachen, die mein Leben ausmachen. Begegnungen, kurze oder lange. Begleitungen, für den Moment oder für Jahre. Alles, jede Begegnung kann mir etwas sagen, kann ein Gefühl hervorrufen, vielleicht sogar ein bleibendes, oft ist es nur eine Emotion für den Moment. Nur? Auch diese kleinen Momente machen in der Summe so viel aus – da gilt es, offen zu bleiben für all die Begegnungen, für die Lebenswege anderen Menschen die den meinen kreuzen. Ich freue mich drauf.

Die Wege im Leben
sind ein großes Bestreben,
die Richtung zu finden
sich winden
nach links und nach rechts
vor und zurück.
Immer mit der Hoffnung,
etwas oder jemand bleibt kleben.
Bleibt im Leben.
(Matt Mandarin)

Jagende Kamele (Kamelgeschichten Teil 14)

So langsam spielen wir uns ein: die Katze, die Kamele und ich. So dachte ich wenigstens. Heute morgen kam ich nach dem Aufstehen ins Wohnzimmer, Frau Mahlzahn lag wie immer morgens auf dem Fell, die Kamele hockten zusammen auf ihrem Sitz. Alles vollkommen normal und wie immer. Bis auf Theo. Ein verräterisches Blitzen in den Augen, eine Schweißperle tropfte von seiner Stirn – und, wie auf dem Bild zu sehen, war er umgeben von bunten Federn. Ich war, gelinde gesagt, ein wenig erstaunt. Was war da passiert? Bei genauerem Hinsehen sah man Pollux neben Theo leicht grinsen, das Erdbeerkuchenkamel zuckte unablässig mit den Vorderpfoten und Klärchen kicherte ein wenig verrückt-verzückt vor sich hin. Haben die Kamele sich Frau Mahlzahn als Beispiel genommen und jagen jetzt….ja, was jagen die denn? Woher kommen die Federn und wo ist der Rest von Ihnen? Jagen die Kamele im Rudel (Horde, Herde, Gruppe?) wie Löwen das tun? Oder darf jeder mal jagen und alle anderen feuern ihn/sie an? Fragen über Fragen.

Die Einzige die in dieser Situation ruhig war, war die Katze. Wobei, auch das stimmt eigentlich nicht. Ich wurde kurz vorher etwas merkwürdig von Frau Mahlzahn geweckt, sie stand neben meinem Kopfkissen und miaute mir zweimal dermaßen laut ins Ohr, dass ich beinahe senkrecht im Bett stand. Woraufhin sie direkt wieder abzog und sich auf das Fell im Wohnzimmer gesetzt hat. Das haben die doch alle miteinander abgesprochen! Also glaube ich wenigstens. Oder aber, es fliegen neuerdings bunte Vogelattrappen durch den Raum? Vielleicht hat ja die Eule Greta für bunten Federschmuck gesorgt? Oder Ete hat Vogelattrappen durch Wurmlöcher geschickt und sie im Wohnzimmer materialisieren lassen?
Ich hab ja schon öfter überlegt, die eine oder andere Webcam zu installieren, um sehen zu können, was während meiner Abwesenheit und während der Nacht so alles passiert. Aber vielleicht ist es auch besser, wenn ich all das nicht so genau weiß und die Kamele freuen sich diebisch, wenn ich verdattert bin…sollen sie doch ihren Spass haben.

Kamele mit Krallen (Kamelgeschichten Teil 13.2)

Die ungewöhnliche Kamelgeschichten-Nummerierung dieses Teils resultiert aus der Tatsache, dass das Thema dieses Eintrages für manche von uns sehr unheilvoll werden könnte, das wird es auf jeden Fall mal für mich sein, sollte das so eintreffen. Die dreizehn musste also irgendwie in den Titel rein.

Seit einigen Wochen lebt ja die liebe Frau Mausi Mahlzahn in der Kamel-WG. Sie ist nach wie vor ganz und gar großartig darin, einen spektakulären Hückel zu machen und macht das auch von Zeit zu Zeit, um auch den skeptischsten unter den Kamelen den Wind aus den zweifelnden Segeln zu nehmen. Die skeptischste von allen ist neben Klärchen aber das Erdbeerkuchenkamel. Die Kleine (wenn man sie so nennt, kriecht sie einem in die Ohren  und fängt an, sehr hohe und sehr helle Töne zu kreischen – Blixa Bargeld lässt grüßen!) ist doch sehr argwöhnisch, was die Katze angeht. Ich glaube, sie ist ein wenig eifersüchtig, weil sich Theo immer etwas an Frau Mahlzahn heranmacht – dass der Arme dabei komplett ignoriert wird, dürfte dem Erdbeerkuchenkamel vollkommen egal sein, ihr geht es immer sehr ums Prinzip! Gestern ging es eigentlich ganz gut bei ihr, es gab frische Erdbeeren.  Allerdings ohne Kuchen, dafür mit kleinem Kamel, welches sehr schnell alle Erdbeeren einmal angeleckt hatte. Toll, ich wollte dann plötzlich lieber keine Erdbeeren mehr und alles blieb für das Erdbeerkuchenkamel.

Während also das Erdbeerkuchenkamel die Erdbeeren anleckte, hat Frau Mahlzahn ihre augenscheinlich lieblichen Pfoten gezeigt. Man darf sich aber von der Sanftheit nicht täuschen lassen, sie kann ordentlich zulangen, manchmal gar sehr nachhaltig, auch wenn man dann nicht weiß, was eigentlich passiert ist. Schlimm ist es, wenn sie dabei ihre Krallen ausfährt, die sind gemeingefährlich. Zumindest für mich. Die Kamele finden das toll und vor Allem Klärchen will unbedingt auch solche Krallen! Pollux möchte seinem Klärchen natürlich eine Freude machen und hat schonmal angefangen, Frau Mahlzahns Pfoten zu zählen (er kam auf fünf bis sechs pro Pfote, das ist immerhin sehr nahe dran!) und hat zusammen mit Theo eine Krallenbestellung für alle aufgegeben. Eines von Theos Ämtern ist ja auch die externe Beschaffung, das heißt, ich bekomme von ihm gesammelte Aufträge und Einkaufslisten. Nun stehen da heute also neben etlichen Schokoladen- und Erdbeertorten gleich mal 93 (in Worten: dreiundneunzig!) Krallen für die vier Kamele. Ich habe keine Ahnung wie diese Zahl zustande kam, wahrscheinlich sind da auch noch diverse Ersatzkrallen mit dabei. Ich gehe auch davon aus, die Kamele die am anderen Ende der Stadt leben, werden dann auch Krallen haben wollen. Aber das ist dann ja weniger mein Problem.

Ich frage mich jetzt, wo man solche Krallen bestellt? Werden die dann mit Lederriemchen zum umbinden geliefert, oder wie soll das gehen? Wenn ich an Pollis sieben Pfoten in sieben Gummistiefeln am Strand denke, wird das auch ein wenig skurril. Aber das ist es ja irgendwie eh schon, was machen also noch Krallen aus? Außer dass es für mich unheilvoll sein könnte, wenn diese Hückeltiere neben ihrem scharfen Mundwerk auch noch scharfe Klingen an den Pfoten haben. Immerhin könnten sie dann ihre Torten und Kuchen selbst portionieren, das ist doch was!

Oppa und die Kamelhorde (Kamelgeschichten Teil 13)

Kamelrudel

Irgendwie ist das alte Kamel Oppa bisher gar nicht so richtig aufgetaucht, dabei reden alle Kamele ständig über ihn (naja das tun sie eigentlich nicht, der Kamelhaufen ist eine treulose Bande (ich weiß bis heute nicht, ob es Herde oder gar Horde heißt) und sie haben ihren alten Lehrer nur sehr sehr selten auf dem Schirm).

Oppa ist nicht wirklich der Großvater der Kamele – er kam irgendwann, bzw. war er einfach irgendwann da und stellte sich als eben als Oppa vor. Er sagte, er sei ein großer Kamellehrer und daraufhin sind alle bei ihm zur Schule gegangen. Seitdem kann Pollix bis sieben zählen, man erkennt das an seinen schon erwähnten sieben Pfoten – könnte er bis 100 zählen, hätte er wohl hundert Pfoten. Theo war auch in der Oppa-Schule, Hamfred genauso. Was aus den beiden bisher geworden ist, wissen wir ja. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle lieber nicht sagen.
Oppa ist alt und vergesslich, das war er schon als er bei mir damals ankam, oder eben einfach „da war“. Er war leicht senil – da er dieses Wort aber als gebildetes Kamel verstand und verständlicherweise nicht mochte, galt er eben als sinel, nicht als senil. Das fand er gut.

Etepetete war auch in Oppas Unterricht. Aber nur ca. 2 Doppel-Sekunden, dann ist sie ausgerissen. Da Oppa (und das darf ich gar nicht laut sagen) ja selbst auch nicht lesen kann (er kann nur schreiben), war Ete natürlich komplett unterfordert – ich glaube, damals hat sie dann angefangen, Wurmlöcher zu entwickeln. Inzwischen scheint Ete auch Wurmlöcher an andere zu veräußern – offensichtlich ist Humphreys derzeitige Wohn-Schublade auch ein Wurmloch, mit dem er zu einem glitzernden Schwuppenschloß reisen kann. Was er natürlich ständig tut, mitsamt den Straußens und allen Chippendales. Auf jeden Fall hörte ich letztens eine solche Theorie. Bei Pollux ist das anders, er ist beinahe selbst ein Wurmloch – hält man eine Tafel Schokolade in seine Richtung, osmodiert er sie, ohne sich zu bewegen. Selbst durch Staniolpapier kann er Schokolade aus der Verpackung ziehen und futtern, ohne sich auch nur im Mindesten zu bewegen (Dabei fällt mir ein, dass es sehr schade ist, dass die meisten Schokoladen inzwischen ohne Staniolpapier auskommen, sicher aus Umweltgründen, emotional finde ich das allerdings schade – aber das ist nun wirklich Off-Topic). Pollux ist also das Osmosekamel, sozusagen. Oder eben ein Wurmlochkamel explizit für Schokolade. Das klingt spannend, ist aber höchst lästig wenn man selbst mal Schokolade essen will – das geht per se nur heimlich und sehr weit weg. Ich muss Ete irgendwann auch mal fragen, ob ich so ein Wurmloch haben kann. Das muss allerdings so groß sein, dass ich hinein- oder besser hindurchpasse – Sombrerogröße reicht mir nicht. Könnte also problematisch werden.

Achja, es ging um Oppa. Der sinele Oppa hatte irgendwann die Schnauze voll von der Kamelherde (Horde, Herde, Gruppe, Rudel, was weiß denn ich?), die alle immer was von ihm wollten – zudem ist er sehr ungern von Niedersachsen nach Schleswig-Holstein gezogen. Es ergab sich vor ein paar Jahren, dass eine nahestehende Kamelliebhaberin in der Nähe von Hameln das Bedürfnis nach Kamelnähe hatte, ihr ging es wohl nicht so gut, sonst hätte sie niemals ein Kamel wie Oppa zu sich geholt! Naja so ganz stimmt das nicht, ich habe Oppa einfach zu ihr geschickt, er wollte dringend zurück nach Niedersachsen und das war DIE Chance. Nun sitzt er unweit von Hameln und schreibt ab und an eine Ansichtskarte, die niemand lesen kann (weil ja alle bei Oppa nur schreiben, aber nicht lesen gelernt haben). Ich kann die Karten lesen. Leider. Es steht nur Unsinn und unzusammenhängender Quatsch drauf – Oppa ist wohl noch ein wenig sineler geworden. Der Inhalt der letzten Karte zu Ostern war „Hallo Rudel! Habe viel Ohren im Bauch! Pistazien sind gelb-geangelt. Geht so! Von Oppa.“ Nunja. Was soll man dazu sagen? genau: gar nichts!
Macht aber alles nix, wir schicken ihm 2-3-mal im Jahr eine Grußkarte, die er aber auch nicht lesen kann. So ist das mit der Kommunikation. Hauptsache, es geht allen gut und sie sind gesund.  

Nachtrag:
Ich fürchte, jetzt ist Klärchen sauer. Sie wollte den 13. Teil der Kamelgeschichten für sich verbuchen – sie sieht sich als sowas wie “die wilde 13” der Kamelhorde. Sie wollte in der 13. Geschichte etwas über ihre geplanten Attentate loswerden. Vielleicht will sie nur angeben…diesen Gedanken laut zu sagen, könnte gefährlich sein – schließlich will ich nicht Teil der Attentatsplanungen werden. Ich sag also lieber mal nüscht.

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Naturgesetze (2) – das Resonanzgesetz

Ein Naturgesetz auf das ich immer wieder stoße, ist das Resonanzgesetz. Oft wird es mit dem Spiegelgesetz oder dem Gesetz der Anziehung gleichgestellt. Auf die eine oder andere Art und Weise, mit unterschiedlichen Um- und Beschreibungen ist mir das in den letzten Jahren häufig begegnet und es gibt vielerlei Erklärungen und Definitionen dazu. Für mich bedeutet das Gesetz der Resonanz im Grunde, dass ich fast alles in mir selbst finde und es im Außen gespiegelt wiederfinde, oder eben andersrum, wie es wohl meistens ist. Es ist demnach immer gut, bei sich selbst zu schauen – wenn mir in der Welt etwas gefällt, oder eben nicht gefällt – es hat immer mit mir selbst zu tun. Es bedeutet aber auch, dass ich alles schon in mir habe, manches im Bewusstsein und vieles auch im Schatten oder im blinden Fleck, den wir ja auch alle haben, und oft ist der nicht allzu klein. Aber ist es nicht ein beruhigender Gedanke, dass alle schon in uns ist? Alle Lösungen sind schon irgendwo da – wir müssen nicht nach ihnen streben und den vermeintlichen Lösungen hinterherlaufen, es reicht, mit offenen Sinnen im Leben zu stehen. Es braucht oft die kurze Resonanz in Begegnungen/Situationen, um uns hinzuweisen. Das ist doch großartig!

Worum es mir beim Thema Resonanzen grundsätzlich am Meisten geht, ist das Vertrauen. Zum Einen das Vertrauen darauf, dass eben alles schon da ist, in uns ist. Zum Anderen aber auch das Vertrauen, dass wir die richtigen Menschen zur richtigen Zeit finden, bzw. sie uns im passenden Moment begegnen. Dazu braucht es dann eine Offenheit für Begegnungen, Situationen und Momente – das ist nicht immer ganz einfach, wenn man sich gerade mit Prozessen oder Stimmungen beschäftigt, wenn man abgelenkt ist. Aber mit Vertrauen wird das immer funktionieren, gerade in solchen scheinbar „abgelenkten Zeiten“. Bedarf etwas der inneren Heilung, wird sich im Außen die Lösung spiegeln, die im Innen schon da ist – natürlich lässt sich eine solche Aussage nicht erklären oder gar  beweisen. So ist das mit dem Vertrauen und auch dem Glauben – und doch funktioniert, nach meinem Empfinden, das Leben mit all seinen Resonanzen genau so. Meist braucht auch Heilung sehr viel mehr als die bloße Resonanz, aber sie zeigt uns wo es lang geht, was ansteht oder was gerade wichtig ist. Wo eine Resonanz ist oder sich auftut, ist Emotionalität dabei, egal ob negativ oder positiv. Dann weiß ich, da spiegelt sich etwas in mir und es lohnt sich, hinzuschauen! Ob, womit und mit welchen Lehren oder Tools ich dann daran weiterarbeite, ist vollkommen egal. Der erste Schritt ist der wichtige: das Erkennen, die Erkenntnis.

Während ich so darüber nachdenke, fällt mir draußen im Netz ein Satz von Herrn Karl Valentin ins Auge, wie schön und wie passend:
Heute mache ich mir eine Freude und besuche mich selbst.
Hoffentlich bin ich daheim.


Es lebe die Resonanz! Gleich gehe ich nach Hause und schaue, ob ich da sein werde und was mir dort und auf dem Weg dahin sonst alles begegnen wird. Ich freu‘ mich drauf!
(Bild: Edvard Munch „Verzweiflung“)

Der mutige Theo (Kamelgeschichten Teil 12)

Es ist immer wieder erstaunlich, was es braucht, damit sich etwas verändert. Am Wochenende wurde ausgiebig schamanisiert in einem Onlineseminar.  Sowohl das Kamel Theo als selbsternannter Oberschamanisierer als auch Frau Mahlzahn waren sehr präsent. Letztere aber nur am ersten Tag, am zweiten brauchte sie Ruhe und war kaum gesehen – bis auf den Moment des großen Heilrituals, da schaute sie interessiert zu – und kaum war das Ritual zuende, sprang sie auf den Schoß und wollte mit ins Bild der Videokonferenz.

Theo hingegen war zwei Tage in seinem Element. Mir war das gar nicht so aufgefallen, obwohl die Kamele direkt vor mir saßen – aber heute morgen fiel mir die Veränderung auf. Theo hat plötzlich einen Mittelscheitel. Auf dem Hückel! Unglaublich, seit wann hat er den? Und wie blöd sieht das eigentlich aus? Vielleicht ist das der neue Kamelchic, wir werden das beobachten müssen. Vielleicht haben sie das bald alle? Dann kommen bestimmt horrende Kamelfriseurkosten auf uns zu, ich wage nicht, darüber nachzudenken. Neben Kniehaarfriseuren gibt es in Kiel dann auch Kamelhückelfriseure. Prima, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die verschlafene Stadt im Norden.

Aber noch etwas war anders heute früh, Theo pirschte sich unauffällig an Frau Mahlzahn heran. Die saß auf dem Schaffell und harrte der Dinge die da kommen würden – in dem Fall war das Theo, der ihr seinen Hühnergott zeigen wollte, den er ja immer stolz um seinen Hals baumeln hat. Erstaunlicherweise ist Frau Mahlzahn nicht gleich abgehauen, sondern hat sich den Stein angeguckt, sogar daran geschnuppert. Wie ich Theo kenne, ist er nun sehr stolz und freut sich wie bolle. Ich nehme an, man muss sich jetzt nicht nur ständig den Stein bewundert anschauen, sondern auch seine große Heldentat immer wieder anhören, er hat schließlich den großen Mut gehabt, sich der Katzendrachenlady zu nähern. Naja. Ich freu mich selbstverständlich drauf. Worauf ich mich gerade nicht freue ist das Kuchenbacken, ich hätte nicht über Theos neue Hückelfrisur lästern sollen – selber Schuld, immerhin scheint er den Betonmischer im Schrank zu lassen, das Thema Betonschuhe ist glücklicherweise gerade etwas out. Glück im Unglück also.

Nicht dass ich Theos großen Mut nicht zu schätzen wüßte, aber ich sah neulich Frau Mahlzahn schon ein paar Mal bei den Kamelen – so hat sie tatsächlich mal Klärchen die Pfote an den Hückel gelegt und sie begutachtet. Die beiden sind sich aber auch ähnlich, sie haben beide mitunter ein Funkeln in den Augen, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Was für ein Glück, dass ich sowieso schon oft einen Helm trage, an der Stelle ändert sich also nichts.

Aristocats (Kamelgeschichten Teil 11)

Zuerst einmal wird dem aufmerksamen Leser aufgefallen sein, dass der zehnte Teil dieser wundervollen kleinen Serie fehlt – das ist keinesfalls ein Versehen und auch kein Zufall. Eines der Kamele untersagte mir diese runde Zahl zu benutzen, er/sie möchte aber nicht genannt werden. Irgendjemand sagte mal zu ebenjenem Kamel, er/sie könne wohl nicht bis zehn zählen! Seitdem ist dieses Kamel beleidigt und seitdem ist diese Zahl auch eine Tabuzahl. Dem folge ich gern, sonst muss ich wieder stundenlang backen.

So. Die Aristocats. Seit Kurzem lebt also Frau Mahlzahn bei uns. Sie hat sich überraschend schnell eingelebt und macht ihr Ding. Die Kamele sind allesamt skeptisch und argwöhnisch, ich glaube aber auch, dass sie gehörigen Respekt, wenn nicht gar Angst haben – selbstredend wird das niemand zugeben. Verständlich wäre das aber, Frau Mahlzahn hat ziemliche scharfe Krallen, sie kann furchteinflössend fauchen und wahrscheinlich sogar Feuer speien. Ich habe neulich versucht, Frau Mahlzahn und Pollix miteinander bekannt zu machen, es war beiden höchst unwohl zumute, das war deutlich zu erkennen. Theo hat unterdessen gezittert, entweder weil er gerade energetisch mit Gustl verbunden war, oder weil er in Frau Mahlzahn eine Mafiösin und somit einen Racheakt vermutet hat. Ich tippe auf Letzteres, bin mir aber wie immer nicht sicher – mir sagt ja niemand etwas. Die Begegnungen verlaufen auf jeden Fall allesamt kurz, man geht aneinander vorbei und ignoriert sich. Es hätte aber wesentlich schlimmer kommen können.

Gestern nun kam Humphrey zu Besuch. Er hat ein Katzendrachenwillkommenheißungslied, bzw. einen Drachenzähmungssingsang geprobt und wollte die neue Mitbewohnerin kennenlernen – und natürlich wollte er sich eine Weile unter die rosa Seidenlampe setzen, logisch. Von dem Singsang habe ich eigentlich gar nichts gehört, aber Frau Mahlzahn und Hamfred verstanden sich prima. Frau Mahlzahn hat neben Fred sitzend einen ordentlichen Buckel gemacht, der den Hückeln der Kamele in so gar nichts nachstand, daraufhin waren alle Kamele durchweg begeistert. Es sieht also so aus, als wäre Frau Mahlzahn doch eine Ehrenkamelöse, danach sah es anfangs so überhaupt nicht aus. Aufgrund ihres beeindruckendes Buckels braucht sie nichtmal einen Umschnallhückel tragen – das ist auch gut so, ich hätte Angst um meine Hände, wenn ich ihr so einen hätte umbinden sollen. Da hab ich nochmal Glück gehabt. Wieder einmal: danke Humphrey!

Als kleiner Wermutstropfen sei gesagt, dass Pollix ein wenig beleidigt war, weil Humphrey scheinbar einen besseren Schmiß bei Frau Mahlzahn hat als er, aber das kann ja noch kommen. Vielleicht sollte er auch mal wieder baden, er riecht gerade ein wenig streng. (das sollte ich eigentlich nicht laut sagen und nichtmal denken)
Humphrey ist allerdings glücklich wieder von dannen gezogen, auch das hätte sehr viel schlimmer kommen können, hätte er seinen Singsang lauthals in die Länge gezogen. So mußte ich nichtmal rosa Donuts backen – nur ein großen Topf Schokoladenpudding für Polli, aber das mache ich ja eh ständig.

Eule Greta (Kamelgeschichten Teil 9)

Greta ist natürlich eine Eule, kein Kamel. Aber sie ist seit einiger Zeit ein Ehrenkamel, eine Ehrenkamelöse. Normalerweise bekommt jedes Ehrenkamel, jede Ehrenkamlöse einen Umschnallhückel, den er/sie regelmäßig und voller Stolz tragen muss – da passen Theo und Gustav meist akribisch drauf auf. Bei Greta ist anders, sie hat irgendwie einen Sonderstatus und ich habe noch nicht verstanden, warum.
Sie braucht auf jeden Fall weder besagten Umschnallhückel, noch muss sie regelmäßig Kuchen backen oder Schokolade besorgen. Sie sitzt ständig auf Pollux‘ oder Theos Hückel, angeblich wegen des besseren Überblicks – die beiden scheinen sich sogar geehrt zu fühlen, wenn sie da sitzt, bzw. sogar trohnt. Das ist schon merkwürdig. Komisch auch, dass nichtmal Klärchen sonderlich eifersüchtig wird, wenn Greta mit Pollux herumflirtet – normalerweise ist Helmpflicht, wenn Klärchen sowas mitbekommt, aber sie beäugt Greta nur. Vielleicht liegt das an der sprichwörtlichen Weisheit von Eulen, Greta ist vielleicht das Orakel der Kamele? Naja, oder es liegt an ihrem wirklich spitzen und scharfen Schnabel. Wer weiß?

Greta ist mir mal zugeflattert. Zugeflogen wäre falsch gesagt, sie kann glaube ich nicht fliegen, zumindest habe ich das noch nie gesehen. Ab und an sitzt sie irgendwo und flattert wie wild mit den Flügeln – ohne dass irgendetwas passiert. Also außer dass ein ordentlicher Luftzug durch den Raum weht und Greta nach einiger Zeit sehr kurzatmig wird. Neulich hat sie versucht, Klärchen das fliegen….äh das flattern beizubringen. Ich konnte mir das Drama nicht mit ansehen und bin lieber rausgegangen.

Spannend wird es jetzt, wenn der Katzendrachen morgen kommt. Wer dann wohl vor wem mehr Respekt hat? Vor mir sicher weiterhin niemand – alles andere würde mich wundern.