Theo und der Ozelotschnaps (Kamelgeschichten #22)

Wer gedacht hat, das Wahlthema aus den letzten Kamelgeschichten sei eine schnell vorrübergehende Anekdote, der hat sich (leider?) getäuscht.
Inzwischen wird fieberhaft gearbeitet. An einem Wahlprogramm. An Wahlreklame. An Wahlstatistiken. Sogar einen WahlOmat soll es bald geben. Alle Kamele und Eulen sind ausschließlich damit beschäftigt, Theo zu unterstützen, damit er bald „Mista President“ ist. Das Erdbeerkuchenkamel übt sogar schon das Happy-Birthday-Lied „a la Monroe“.
Um ehrlich zu sein, sieht man all das den Kamelen gar nicht so richtig an. Pollux futtert den lieben langen Tag Schokolade in all ihren Variationen. Klärchen brütet eher an Weltübernahmeplänen, Anschlägen und Kidnappings. Greta flattert so herum und nur das Erdbeerkuchenkamel bewundert ihren Theo und singt für ihn, falls es nicht gerade damit beschäftigt ist, ein Mini-Wurmloch zu häkeln, wo es nur selbst durchpasst. (Ich wußte gar nicht, dass es so kleine Häkelnadeln gibt!)

Theo selbst ist wie immer ein stolzes Kamel. Er sitzt und guckt; das hat er sich wohl von Brocki abgeschaut, der das ja in Perfektion beherrscht. Ansonsten kann ich bei Theo allerdings auch ein wenig Aufregung entdecken, man stellt sich schließlich nicht ständig zur Präsidentenwahl. Neuerliche Nachfragen zu Einzelheiten dieser Wahlgeschichte werden nach wie vor mit Schweigen quittiert. Und mit wissenden Blicken gepaart mit Kopfnicken und Hückelschwanken. Ja richtig: Theo kann neuerdings mit dem Hückel schwanken. Das sieht, ehrlich gesagt, ein wenig merkwürdig aus, hat aber ganz sicher eine tiefere Bedeutung – die sich mir aber bis zum heutigen Tag noch nicht erschloss.  
Aber die Fragen bleiben. Wer ist der Gegenkandidat? Gibt es überhaupt einen? Was ist das für eine Wahl? Wer wählt wann wen? Gibt es Wahlurnen (oder nur Walturnen?)? Was soll das alles überhaupt? Wie wird eigentlich Ozelotschnaps gemacht? Und: muss ich jetzt das Haus weiß anmalen? Ich weiß(e) nichts.  

Bleibt zu hoffen, dass keine Unruhen entstehen, sollte die Wahl nicht wie gewünscht ausfallen. Ich glaube, ich gratuliere Theo schonmal prophylaktisch zur Präsidentschaft, dann hab ich sicher bei ihm einen Stein im Brett, sollte er wirklich mal etwas zu sagen haben!

Abschiede (#2)

Es gibt im Leben immer wieder Situationen und Momente, in denen es unumgänglich ist, Abschied zu nehmen oder etwas loszulassen. Das können Menschen sein, das kann eine r Idee oder vielleicht auch Träume sein. Oder alte Glaubenssätze. Manchmal ist es wirklich wichtig, etwas loszulassen, um im Leben weiterzukommen – oder einfach auch, um frei zu sein. Oft ist es sehr schwer, wenn liebgewonnene Menschen sich verabschieden. Aber auch das gehört dazu. Mitunter muss man auch schweren Herzens selbst den Abschied suchen – das ist vielleicht  sogar eine Königsaufgabe im Leben, das ist wenigstens für mich so.

Irritiert bin ich, wenn andere Menschen sich aus meinem Leben mit lauthalsen Gesten und Worten verabschieden – dann aber nicht wirklich gehen, sondern noch bewußt/unbewußt  kleben bleiben. In einem Film sah ich gestern, dass sich ein Mann immer wieder die Mailboxansage seiner verstorbenen Freundin anhörte. Immer und immer wieder, bis nach Tagen und Wochen die Nummer gelöscht war. Er quälte sich selbst, wohl auch, weil er eben keinen wirklichen Abschied im Leben nehmen konnte. Das ist eine besondere Situation und eine sehr traurige zugleich.
Andere Menschen schauen sich vielleicht immer und immer wieder Fotos der Person an, die sie doch verabschiedet haben. Oder sie klicken Profile und Seiten im Internet des Menschen an…oft, häufig und noch öfter. Mich verwundert das. Worten müssen doch Taten folgen? Bleibt man nicht umso mehr energetisch verbunden, je mehr man „unauffällig“ die Nähe noch sucht? Oder bleibt man energetisch eh immer mehr oder weniger verbunden? Das vermag ich nicht zu sagen.

Mir persönlich fällt es schon von jeher schwer, etwas oder jemanden loszulassen. Ich werde langsam besser darin, aber trotzdem: es ist nicht leicht. Natürlich nicht. Wenn mir etwas einmal sehr wichtig war, muss ich alles was ich „drumherum“ gebaut habe, mit loszulassen. Manchmal sind das ganze Lebenskonzepte und Entwürfe. Aber eines weiß aus meiner bescheidenen Erfahrung: es lohnt sich. Man sagt das einfach so dahin, aber tatsächlich schafft es Raum, wenn man etwas wirklich frei gibt! Das schließt den Trennungsschmerz gar nicht aus, der ist natürlich da und der gehört auch dazu – weniger bei altem Geschirr welches man weiterverschenkt, als bei geliebten oder vertrauten Menschen, die man weiterziehen lässt. Wenn man aber seine Schränke Zuhause leert, schafft man auch Platz für Neues. Ob man diesen praktischen Umstand einfach so von seinen Schränken auf sein Herz übertragen kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Das mit dem eigenen Herz ist eine schwierige Sache – auch da muss man loslassen. Aber Vieles bleibt auch bestehen, trotzdem man es losgelassen hat. So ein Herz ist ganz schön groß und hat viel Platz und viele Winkel, in denen Erinnerungen, Emotionen und „alte“ Gefühle ihren Ort finden – da braucht es dann wohl den Faktor Zeit, aber eben auch eine klare Intention.

„Höre immer auf dein Herz!“
Sagte mal jemand zu mir. So ist das und damit ist eigentlich alles gesagt.
So einfach, so schön und doch so schwer.

(Bild: The Sinner, FB)

Theo for President (Kamelgeschichten #21)

Wie aus dem Nichts (aus dem Nichtstun kommen ja immer noch die kreativsten Ideen) hat das Kamel Theo beschlossen, sich zur Wahl zu stellen. Zur Wahl um das Präsidentenamt. Momentan tüftelt er an seinem Wahlkredo, so richtig weit ist er damit aber noch nicht. Ich habe ihn gefragt, für welche Wahl er sich denn aufstellt, die Antwort war schlicht ein wissender , aber auch strenger Blick! Wenn ich das richtig sehe, wurde soeben die Eule Greta als Wahlhelferin ernannt, die ist ja schlau und weise, das kann ja gar nicht schiefgehen. Alle anderen ignorieren das – solange es geht. Genau als ich das denke, flattert Greta mit den Flügeln: „Owl and Camel First!“. Der Wahlspruch ist geboren und die Ignoranz ist vorbei. Theo for President!

Sichten

Es gibt viele Sichten in der deutschen Sprache, viele Möglichkeiten, Worte durch anhängen von Silben zu bilden. Umsicht, Einsicht, Absicht sind Beispiele dafür. Ganze Sichtweisen zeigen sich, wenn man mal wieder mit der deutschen Bahn ein paar Kilometer durch die Lande und Landschaften fährt. Gerade unterhalten sich lautstark zwei junge Menschen, scheinbar Wiwi- oder BWL-Studenten, über die wirtschaftliche Lage des Landes, über Chancen und Möglichkeiten in diesen eigentlich schwierigen Zeiten. Demnach scheinen sich neue Gewinnchancen trotz der Pandemie zu ergeben, oder gerade wegen dieser Pandemie? Merkwürdig. Sollte es nicht um anderes gehen als um Profite und Strategien? Auf wessen Rücken gewinnt man? Eine Frage die man vielleicht immer mal stellen sollte. Wo finanzielle Gewinner sind, gibt es auch Verlierer. Solche, um deren Existenz es geht. Interessiert das eigentlich den gemeinen BWLer? Wahrscheinlich nicht, besonders umsichtig und nachhaltig wird in dem Fach wohl nicht immer gehandelt. Aber das ist ja nur meine Ansicht, vielleicht irre ich ja auch?

Das denke ich, während die Schleswig-Holsteinische Landschaft an mir vorbeifliegt. Was für eine Aussicht und welch Weitsicht! Die Wolken am blauen Himmel bilden wunderbare Strukturen und Formen, ich sehe speiende Drachen, Ungetüme, engelsgleiche Wesen, die sich ständig verändern. Darunter die weite Landschaft, das viele Grün in den unendlich vielen Tönen im Herbst. Kühe und Pferde auf Weiden. Raubvögel in der Luft. Kleine Dörfer und Höfe. Bäume, Sträucher, Wiesen. So viel Natur, schöne Natur, mit der es sich lohnt, verbunden zu sein. Aber das ist nur der Fokus und meine Ansicht, den, bzw. die ich gerade setze und habe. In diesem Moment, wo meine Gedanken leicht sind und fliegen können.

Wahrscheinlich sind all das nur Facetten, die wir Menschen haben. Morgen ist mein Fokus auf etwas anderem, vielleicht mache ich mir Gedanken über Materielles? Dann sehe ich keine Wolken, keine Natur und ich habe keine leichten Gedanken? Dann sind vielleicht die Wahrnehmungen und Aussichten eines vermeintlichen Wirtschaftsmenschen nicht mehr so sehr strukturiert, sondern spiegeln ihm etwas ganz anderes wider? Kommt da Freude, Leichtigkeit und Liebe dazu? Möge das doch so sein. Ich würde es mir und jedem Menschen wünschen – ich würde es der ganzen Welt, der ganzen Erde wünschen – dass wir Menschen alle auch Facetten haben, die die Schönheit der Erde sichtbar werden lässt.
„Auf die Dauer nimmt die Seele dir Farbe der Gedanken an“ so (oder so ähnlich) wird Marc Aurel, der römische Philosoph zitiert – und mit all diese Seelen wandern und wandeln wir alle in der Welt, auf der Erde, in den Gemeinschaften mit Menschen und in der Natur umher.

All die Ansichten, Aussichten, Sichtweisen aller Menschen sind doch ein kunterbunter Strauß und niemals alle gleich. Sie ändern sich täglich, stündlich, ja in jedem Moment. Mit diesem Gedanken kann man ja auch umsichtig sein mit seinen Mitmenschen, auch wenn die sich vielleicht gerade mit Themen in den Vordergrund spielen, die fern von dem sind, was uns selbst bewegt. Es hat alles seine Berechtigung. Immer und zu jeder Zeit. Man sollte seinen eigenen Impulsen, was Bewertungen im Außen angeht, mit Vorsicht begegnen. Vielleicht auch mal nachsichtig sein. Nachsichtig sein auch mit sich selbst, ein entspanntes Gesicht machen, sozusagen.

Das ist doch auch mal eine Einsicht.

Die Blaue Stunde oder Pollux und die Ostseeviecher (Kamelgeschichten Teil 20)

Ostseeviecher

Zu allererst sei gesagt, dass alle Kamele wohlbehalten aus dem Güllüp zurück sind – wo auch immer sie alle waren, ich bin sicher sie hatten allesamt ihren Spaß. Einige von ihnen hatten nach ihrer Rückkehr Reste von Sand und Ton an ihren Pfoten. Ich habe dem zu erst keinerlei Bedeutung beigemessen – abgesehen von Pollux‘ und Theos komischer Kicherei war weiter nichts Außergewöhnliches zu verzeichnen. Dachte ich bis vor ein paar Tagen.

Vor diesen paar Tagen besuchte ich mal wieder zur wunderbaren Blauen Stunde den schönen Ostseestrand und was sehe ich, bzw. was sieht mich da an? Ostseeviecher! Urzeitliche, vorsintflutliche, drachenähnliche Echsenwürmer aus….ja genau, aus Sand und Ton. Gefährlich sahen sie aus, mit Blick auf’s Meer saßen und schlängelten sich die Viecher auf einem Stein und ihre spitzen Zähne waren furchteinflößend. Nun gut, sie schielten auch ein wenig, aber das trübte den Gesamteindruck keinesfalls. Schielende Ostseeviecher.
Wenn ich nun eins und eins zusammenzähle, dann liegt der Schluss nahe, dass Pollix und Theo einen Volkshochschulkurs „Töpfern am Strand“ belegt haben. Natürlich sind da keine Vasen, Becher oder Töpfe herausgekommen (das wäre ja viel zu langweilig), sondern eben Ostseeviecher. Wohl gelungen sind sie, das muss ich sagen. Völlig neue Talente offenbaren sich in den sonst oft so grobmotorischen 4-7 Kamelpfoten.

Oder war das ganz anders? Vielleicht war es ja ein Volkshochschul-Zauberkurs, den die beiden Kamelbrüder belegt haben? Dann waren die Ostseeviecher lebendige gemeingefährliche Echsenwürmer und Pollux Und Theo haben sie mit einem Zauberritual zu Stein werden lassen? Möglich ist auch das. Wobei ich vermuten würde, dass Polli Schokolade oder Schwarzwälderkirschtorte gefuttert hat, während Theo einen Zaubertrank gebraut hat. Naja oder Theo hat den Betonmischer genommen, der ansonsten für die mafiöse Betonschuhherstellung genutzt wird und hat die gefährlichen Viecher einfach mit Schnellbinderbeton übergossen? Letzteres ist irgendwie weit weniger mystisch. Vielleicht ist es genau deswegen am Wahrscheinlichsten. Aber ich mag gern denken, dass die beiden gezaubert haben. Bestimmt sind sie auch für das wunderbare Licht der Blauen Stunde am Ostseestrand zuständig gewesen. Denn das war es: wunderbar.

Inzwischen ist die Blaue Stunde vorbei. Die Kamele sind aus dem Güllüp zurück. Die Ostseeviecher werden wieder dort sein, wo sie herkamen und Besucher aus den Wäldern sind zurück in ebendiesen Wäldern. Auf Wiedersehen – bis zum nächsten Mal.

Verbundenheit

Ein immer wiederkehrendes Thema im Leben sehr vieler Menschen ist die Verbundenheit. Verbindung(en). Sich verbinden, verbunden sein. Mit anderen Menschen. Mit der Natur. Mit den Spirits. Mutter Erde. Dem Göttlichen. Am Ende: mit sich selbst, denn wir tragen all das in uns. So weit so theoretisch, so weit so einfach.

Ich für meinen Teil verliere mitunter diese Verbundenheit. Dahinter liegt tatsächlich ein sehr altes Muster – eines das eigentlich längst entlarvt ist und doch läuft es manchmal noch ab. Wenn ich mich unverbunden fühle, dann kommen Gefühle der Einsamkeit und ich suche Ablenkung im Außen. Ablenkung durch alle möglichen Dinge – das hilft am Ende nur temporär, ich bin dann noch weiter entfernt von dem worum es geht. Natürlich weiß ich das alles – und trotzdem ist das so. Zerstreuung ist mir durchaus wichtig, mein Geist und ich brauchen das ab und an sogar dringend, aber das Gefühl der Verbundenheit ist viel wichtiger und sollte eigentlich immer da sein.
Manchmal bemerke ich die Unverbundenheit erst dann, wenn ich mit anderen Menschen in einem Kreis sitze und mir meine eigenen Verbindung fehlt, oder ich merke dass sie unzureichend ist. Meistens braucht es inzwischen gar nicht mehr viel, um zu mir selbst zu kommen – und trotzdem verliere ich sie so oft. Wie kann das sein?
Ist es schlichte Unachtsamkeit mit mir selbst trotz aller Achtsamkeit, die ich ja mag?
Da hilft nur, täglich mal kurz (oder länger) den Fokus auf sich selbst zu richten und zu schauen, ob ich gerade verbunden bin, mit mir selbst! Vielleicht mache ich ein ganz kurzes Ritual, um mich mit mir zu verbinden. Am besten morgens bevor ich aus dem Haus gehe – da klappte es mit der Meditation nicht, mit der Joggingrunde auch nicht. Aber ein kurzes sich-verbinden, das sollte gehen.

Verbundenheit kann aber auch etwas anderes sein – es können ungewollte Verbindungen zu Menschen, Situationen, Gegenständen da sein, ohne dass wir davon wissen. Irgendetwas hält uns fest – vielleicht halten wir es auch fest, unbewusst. Hilfreich ist immer ein (Cord)Cutting, welcher Art und welcher Tradition folgend auch immer. Dazu muss man oft nicht einmal wissen, wer oder was da noch angedockt ist. Es wirkt und ist wirklich wichtig! Neulich gab es in einem Kreis auch mal wieder ein gemeinschaftliches Cutting, genau an dem Tag, an dem ich mein oben genanntes Muster mal wieder identifizierte. Das war schon interessant zu bemerken, wie die Dinge doch zusammen passen. Wenn man verbunden ist, oder die Verbindung wieder hergestellt hat.
Schön ist das.

Ich wünschte mir, alle Menschen wären verbunden. Mit sich selbst. Mit ihrem Herzen, nicht mit ihrem Ego. Die Verbindungen zu anderen Menschen (Tieren, Wesen,…) würden auf einer gesunden Ebene stattfinden. Damit wäre die Welt wohl ein friedvollerer Ort, als er es jetzt ist. Auch wenn sich Manches gerade ändern mag – Verbundenheit kann es eigentlich nie genug geben.

Ein schönes Symbol für die Verbundenheit mit Allem ist Yggdrasil, der Weltenbaum (die Weltenesche), wie er in der nordischen Mythologie, dort in der Edda beschrieben wurde. Er symbolisiert die Verbundenheit aller Welten, aller Wesen und aller Gottheiten und auch aller Zeiten. Anders ausgedrückt ist Yggdrasil die Verkörperung der Schöpfung als ein Gesamtes, sowohl räumlich, als auch zeitlich und inhaltlich betrachtet. Wunderbar!

Lasst uns in Verbindung kommen.
Jetzt.
Genau Jetzt!

(Bild gemalt von A. WALISZEWSKA, gefunden in den „Red Hand Files“)

Das Neunholz

Zurzeit mache ich, eher so nebenbei, einen „nordischen Zauberkurs“ – ein Exkurs in den nordischen Schamanismus mit vielen volksmagischen Weisheiten und Ritualen aus unseren Breiten. Das Schöne ist, dass man einen direkteren Bezug hat, als bei irgendwelchen Ritualen weit entfernter Kulturen und ihrer Traditionen. Schon bei der Auswahl Pflanzen, Kräutern, Hölzern, Harzen, etc. braucht man nichts von irgendwoher bestellen, sondern kann grundsätzlich im Garten, im Park oder im Wald fündig werden. Wenn man denn alles als das erkennt, was es ist. 

Beim Neunholz-Ritual spricht man von neunerlei Holz, die magische Zahl drei in Quadratur, 3×3, neunerlei Holz. Es gibt als weiteres Beispiel auch den Neunkräutersegen.
Das Ritual des magischen Neunholz hat eine lange Tradition als volksmagischer Zauber für Kraft und Segen, als Schutz, für Transformation oder auch als wirkmächtiges Mittel gegen alle möglichen Leiden, magische Flüche und Gebrechen. 
Man kann das Neunholz als Päckchen schnüren und als Segen und zum Schutz vor die Tür hängen, beim Schnüren wird neunmal gewickelt und die Schnüre werden mit neun Knoten verschlossen. Eine andere Möglichkeit ist es, das Neunholz ins Feuer zu geben und somit alle Inhaltsstoffe direkt zu transformieren und frei zu geben. Oder man macht aus den neun Hölzern eine Räuchermischung. Auf die Einzelheiten und Besonderheiten der „Herstellung“ und auf die Weihung verzichte ich an dieser Stelle mal. 

Spannend ist natürlich, bei allen Varianten, welche Hölzer man gesammelt hat – welches die feinstofflichen und die magischen Wirkweisen der einzelnen Mitglieder eines Neunholzes sind. Entweder man überlegt sich vorher sehr genau, was man erreichen möchte und sucht entsprechende Bäume oder man „lässt sich rufen“, sammelt und sieht erst später, was man für eine Mischung beisammen hat. 
Letzteres habe ich gemacht. Da ich botanisch nicht sonderlich gut bewandert bin, habe ich mich zu neun Bäumen in der nahegelegenen Forstbaumschule, ein Park, aufgemacht. Hier sind sehr viele europäische Bäume beschildert, mein Glück. Ein paar Bäume hatte ich im Kopf, ohne die Eiche, die Buche und die Hasel wollte ich nicht nach Hause gehen, blieben sechs Bäume, die mich riefen. Manche riefen laut, manche leise. Sehr laut rief mich eine Eibe, sie war sehr schön anzuschauen mit ihren roten kleinen Beeren und ihren sattgrünen Nadeln, dazu hatte sie einen sehr uriger Stamm, wunderbar! 

Zuhause angekommen schaute ich die magischen Wirkungen nach und war begeistert von meiner Mischung, das war wahrlich ein bunter Strauß an Wirkungen, den ich da gesammelt hatte! Da ich kein großes Feuer machen wollte, hatte ich mich für eine Räuchermischung entschieden. In einem Ritual nahm ich also von jedem Ast erst einmal die Hälfte (ich hatte sie beschriftet) und raspelte sie zu einer Räuchermischung – ich gab noch drei Kräuter für den guten Duft hinzu und war recht schnell fertig. Natürlich folgt auch bei diesem Herstellungsprozess die Energie der Aufmerksamkeit!
Neunerlei Holz als Räuchermischung! Ich war tatsächlich begeistert – die Kraft war tatsächlich zu erspüren.

Aber, es war Vorsicht geboten mit der Mischung: ich wußte gar nicht, dass die oben genannte Eibe hochgiftig ist, in fast allen Pflanzenteilen, auf jeden Fall auch im Holz. Sie enthält das Alkaloid Taxin. Die Kursleiterin machte mich auf das Gift aufmerksam. Schon spannend. Allerdings bekam ich das erst mit, als ich schon das erste Räucherritual mit meinem Neunholz hinter mir hatte. Interessant finde ich, dass es mich intuitiv zum Räuchern auf den Balkon zog – normalerweise räuchere ich an „meinem Platz“ im Wohnzimmer. Jetzt frage ich mich aber, warum (m)ich ausgerechnet die Eibe gefunden habe (hat)? Es gab und gibt so viele Bäume in der Forstbaumschule. Wenn ich es nochmal nachlese, so heißt es, dass die Eibe „den Menschen in sein Innerstes führt und zentrierend wirkt. Sie vermag die emotional, intuitive Seite („rechtshirning“) für die logische Hälfte („linkshirnig“) zu erklären.“ Spannend, da bekommt das Gift eine ganz andere Bedeutung.
Vielleicht mache ich mal eine schamanische Reise zur Eibe – am Besten direkt bei der Eibe, deren Holz ich mitnehmen durfte. Das Schöne ist ja, dass man in diesem Kontext direkt fragen kann. Ich bin gespannt auf die Antwort.

Die übriggebliebenen halben Äste werde ich zum Neunholz zusammenknoten und als Schutz und Segen an die Wohnungstür hängen. Die Eibe ist eine „Magierin, die vor dunklen Einflüssen schützt“ – das kann man ja immer gebrauchen.

Gebt mir Schnaps

Lyrik von
Erich Mühsam:

Gebt mir Schnaps, nach dem meine Seele lechzt!
Gebt mir Schnaps, nach dem meine Kehle krächzt!

Daß sich Friede an meine Schuhe binde!
Daß die verfluchte Qual endlich Ruhe finde! …

Wie es mir durch die Kehle gluckt!
Wie es mir in der Seele juckt!
Ich will kein Bier; – ich will keinen Wein!

Schnaps will ich! Schnaps will meine Pein!

Verliebter Igel, sauf! sauf! sauf! –
Morgen wacht alle Qual wieder auf …
Gebt mir Schnaps!

Die Sache mit dem Schlaf

Vor fast genau einem halben Jahr wollte ich schon einmal etwas über das Schlafen schreiben – aber es ist ein Fragment geblieben. Nun umtreibt mich das Thema schon wieder, mit geänderten (Vor)Zeichen zwar, aber da will scheinbar etwas aus meinem Kopf. Vielleicht nur Wirrwarr, das wird man sehen.  


Also. Ich schlafe sehr gern. Das mal vorweg. Seit einigen Jahren schlafe ich sogar mittags, bzw. am frühen Nachmittag eine halbe Stunde oder Stunde. Es ist wunderbar, die Augen zu schließen, während die Welt jenseits der Vorhänge einer sinnvollen Beschäftigung nachgeht. Dieser Gedanke beschreibt den großen Luxus,  den eine Mittagssiesta bietet – und es ist nicht mein Gedanke, ich hab ihn von Herrn Allmen aus den gleichnamigen Büchern von Martin Suter. Wunderbar. Danke dafür – für die Bücher und den Gedanken. Da weiß ich meine Siesta gleich nochmal ein wenig mehr zu schätzen.
Unproduktiv sein heißt im Falle des Mittagsschlafes ja nicht zwangsläufig, etwas Sinnloses zu tun. Nie ist ‚mensch‘ wacher als nach einem kurzen Mittagsschlaf, finde ich zumindest. Das Gefühl, sich aus dem hektischen Alltag unserer Welt zu klinken ist nahezu unersetzlich. Außerdem markiert diese Zeit für mich persönlich eine Grenze zwischen der Fremdbestimmheit des Jobs und der freien Zeit des Tages. Das ist nicht zu unterschätzen.
Nunja, an dieser Stelle sei erwähnt, dass ein zu langer Mittagsschlaf nicht gerade förderlich ist, den Rest des Tages in einem fitten und wachen Zustand zu verbringen – das kennt wahrscheinlich jeder. Das sei aber nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt.
Mittagsschlaf klingt sehr altmodisch – seit langer Zeit nennen ihn findige Coaches eher den Powernapp.
Nun, ich mittagsschlafe lieber, das klingt nicht nur schön altmodisch, sondern auch sehr gemütlich.


Nachts ausgiebig zu schlafen ist natürlich eine ganz andere Sache. Wenn ich mich recht erinnere (aber das ist gerade gefühltes Wissen) hat man pro Nacht ca. vier REM-Phasen, in denen man träumt, Erlebnisse verarbeitet, wahren Blödsinn zusammenspinnt oder spannende verklausulierte Erkenntnisse hat. Wenn man sich denn an Geträumtes erinnert.
Wahrscheinlich hängt die Anzahl der REM-Phasen mit der Dauer des Nachtschlafes zusammen, wenn ich mal so darüber nachdenke.
Einerseits habe ich nun Zeiten, in denen ich nach jedem Traum aufwache, also sicher 2-4 Mal in der Nacht. Das ist mitunter etwas anstrengend, weil ich, je nach Tiefe des im Traum erlebten, immer eine Weile benötige, bis ich wieder in den Schlaf finde. Seit ich den Mittagsschlafluxus zu meinen Errungenschaften zählen darf, macht mir das nachts weniger etwas aus – ich weiß ja, dass ich fehlenden Nachtschlaf nachholen kann. Komisch ist das aber schon, früher habe ich „nie geträumt“ – zumindest bin ich nie aufgewacht oder habe mich erinnert, es sei denn es handelte sich um Albträume. Irgendetwas hat sich also verändert. Ich denke und sage manchmal, dass sich diese Veränderung mit meiner ersten schamanischen Reise vor inzwischen einigen Jahren eingestellt hat. Nun, der Zeitraum könnte in etwa stimmen, aber ob das tatsächlich zusammenhängt? Es hört sich immer ganz toll und furchtbar wichtig und vor Allem spirituell an, wenn man so etwas äußert. Als sei das ein Initiationserlebnis gewesen – man kann solche Dinge ja auch zu etwas hochstilisieren, wenn man das denn möchte. Eigentlich möchte ich das nicht. Sollen doch alle anderen ihr Ego aufplustern und sich selbst wichtig nehmen – mag ich nicht. Vielleicht ja „nicht mehr“? Aus welchen Gründen nun auch immer, es gibt Zeiten in denen ich viel träume, besser gesagt, mich viel an die Träume erinnere. Je seltsamer der Traum, desto nachhaltiger die Erinnerung – könnte ein sehr guter Merksatz dabei sein. Vielleicht ist mein Schlaf ja auch leichter geworden und ich wache eher mal auf? Oder ich träume intensiver – vielleicht ist mein Leben ja in den ganzen letzten Jahren ja intensiver geworden und entsprechend sind auch die Träume zur Verarbeitung intensiver? Das ist auch ein schöner Gedanke. Aber ob der stimmt? Meine Lieblingstante hat mal gesagt, dass man, je älter man wird, weniger schläft und das der Schlaf leichter wird. Vielleicht werde ich also einfach alt? Das ist kein so schöner Gedanke. Vielleicht ist es ein Gemisch aus alledem, aus allen einzelnen Gedanken? Vielleicht ist es auch etwas ganz anders. Auf jeden Fall sind das ziemlich viele „Vielleichts“.


Was sich inzwischen wirklich greifbar verändert hat, ist, dass immer wenn ich liege, sich die Katze auf mich legt. Wobei: wie immer stimmt auch dieses „immer“ nicht (widerspricht sich der Gedanke mit diesem „immer“ nun in sich selbst?), Mausi legt sich oft auf mich, allerdings sehr oft. Aber eben nicht immer. Auf jeden Fall beim Mittagschlaf – sie wartet förmlich darauf. Sobald ich Mittags nach Hause komme, wir unser Begrüßungsritual hinter uns haben, sitzt sie vor dem Sofa und wartet – sobald ich dann liege, hüpft sie auf mich. Das ist schön, vor Allem schön warm. Dummerweise schlafe ich nicht mehr so gut, weil ich mich nicht viel bewegen mag. Aber die Nähe und Körperwärme ist wirklich schön. Nachts kommt das Kätzchen auch oft. Heute Nacht wachte ich auf und sie schnarchte während sie auf meinem Bauch lag – wer weiß wie lange sie da schon weilte? Ich hatte das nicht einmal mitbekommen. Gut dass sie so schlank und leicht ist. Was mir dabei noch auffällt: ich werde wohl keine Traumphase gehabt haben, als sie kam, sonst hätte ich das ja mitbekommen.


Trotzdem hatte ich heute Nacht seltsame Träume, das hängt mir immer noch nach – keine Bilder, eher ein Gefühl. Kennt wahrscheinlich auch jeder. In den letzten Tagen sind da merkwürdige Gefühle vorherrschend, die Träume betreffend. Muss ich mal drüber nachdenken. Vielleicht während ich heute Mittag mit der Katze auf dem Bauch daliege und vor mich hindöse: ich freu mich drauf!


P.S.: irgendwie ist es tatsächlich nur ein Wirrwarr an Gedanken geworden (siehe oben), aber das war eigentlich vorher klar.

Von Idiotoloten und Dark Romantic (Kamelgeschichten 19)

Manchmal kommt ja Input von Außen – auch für eine Kamelgeschichte. Input von Außen? Müsste der dann nicht Output heißen? Naja, auch so ein Quatschgedanke, den man vielleicht nur dann hat, wenn man sein Leben mit Kamelen teilt. Ich schweife gleich wieder ab. Also, Konzentration!

Gestern sind verschiedene Dinge passiert, bzw. Worte, Sätze gefallen und Ideen geboren. Was haben also „Idiotolote“ mit „Dark Romantic“, oder „Lobotomien“ zu tun? Und wie passt ein Rentierfell da hinein? Das alles sind die Zutaten eines vollkommen normalen Tages mitten in der Arbeitswoche – und die Kamele sind da bisher noch gar nicht vorgekommen. Aber sie gehören natürlich dazu. Mausi auch. Letztere aber nur, weil sie besagtes Rentierfell so toll findet. Es klingt wirr? Jawohl, das ist es auch!

Man mag sich jetzt fragen, was genau ein Idiotolot ist. Vielleicht fragt sich das auch niemand, aber ich werde trotzdem berichten, ist ja schließlich mein Blog. Ein Idiotolot ist eine handliche Maschine mit einem roten Blinklicht und einer großen Sirene. Es hat einen Sensor, der auf Idioten in der unmittelbaren Umgebung anspricht und anspringt. Den Rest kann man sich denken. Schlimm ist es, wenn das Idiotolot lärmt und blinkt, wenn man es einschaltet, während niemand sonst in der Nähe ist. Aber das ist ein anderes Thema und ich mag darauf gerade nicht eingehen. Nun, wir haben so ein Gerät mal erfunden und es machte oft ziemlichen Krach. Egal ob am Strand, in einem Club oder im Bus. Das Gerät ist bei Fred, Gustav, Ete und Brocki am anderen Ende der Stadt. Dort hat Ete gerade das Gehirn verliehen, weil jemand es braucht, um eine möglichst schlaue Arbeit über wichtige und schlaue Sachen zu schreiben – das Idiotolot ist natürlich in keinster Weise angesprungen, ist ja klar. Nun stellte sich die Frage, ob DAS Gehirn wie eine Batterie irgendwann leer ist oder durch Überbeanspruchung kaputt gehen kann. Da fiel mir ein, Ete sprach mal in Rotweinlaune von sogenannten Hirnläden irgendwo in irgendwelchen fernen Galaxien – dahin würde sie von Zeit zu Zeit per Sombrero-Wurmloch reisen, um DAS Gehirn pflegen und warten zu lassen. Soviel weiß ich. Ich weiß aber auch, dass es Hirnieläden gibt, das wiederum sind Läden, wo nur Hirnies hingehen (böse Zungen behaupten, Pollux wäre ein Betreiber eines solchen Ladens, ich möchte dem aber vehement widersprechen!) Man sollte nun tunlichst vermeiden, ein Idiotolot mit in einen Hirnieladen zu nehmen. Es würde wohl zerbersten. In einem Hirnladen macht es aber Sinn und sei es nur, um keine Inkompetenzen festzustellen. Merke zur Unterscheidung folgendes Eselsohr: In einem Hirnladen kann man das Hirn laden. (ok, jetzt springt definitiv das Idiotolot an!)

Wo bleibt nun eigentlich die Dark Romantic aus der Überschrift? Das ist eine gute Frage und ein paralleler Handlungsstrang des Tages.

Ein weitere (nicht ganz so gute) Frage ist: Was würde passieren, wenn man mit gescheiten Menschen aufeinandertrifft? Und wer ist überhaupt gescheit? Müsste man dann nach dem Treffen gegenseitig einen Beurteilungsbogen übereinander verfassen? Und was steht da drin? In Ermangelung eines Idiotoloten (es ist ja ein komplett paralleler Handlungsstrang) könnte es natürlich passieren, dass niemand der Anwesenden sonderlich gescheit ist und alle ob solcher abstrusen Gedankengänge, bzw. ganzer –welten vielleicht und unerbittlich irgendwohin eingeliefert werden müssen? Da kommen dann Lobotomien ins Spiel. Aber ist man gemeingefährlich, nur weil man den Weg in die Einweisung mit sämtlichen Kamelen auf allen Schultern begeht? Was würde Klärchen dazu sagen? Und wieso wäre das „Dark Romantic“? Fragen über Fragen. Man stelle sich vor: eine Zelle (nein, keine Terrorzelle!) in einer Einrichtung. Dunkle abgegilbte Wände. Zwei einfache Pritschen. Zwei Menschen, beide wenig gescheit (oder so viel, dass es sonst niemandem auffällt – wo ist das Idiotolot in diesem Handlungsstrang??). Eine Begegnung. Viele Kamele. Kein Entkommen. Also wenn DAS nicht romantisch ist, dann weiß ich es auch nicht.

Und plötzlich. So ganz nebenbei, tapert die Mausi vorsichtig über das gerade „gefangene“ Rentierfell und schnuppert und leckt daran. Wie eng die Dinge manchmal zusammenhängen – auch wenn man hier ganz sicher nicht von Kausalitäten sprechen kann. Oder doch? Ich glaube, ich sollte mir das Idiotolot mal wieder leihen.