Ein Ehrlicher Kuss

Irgendwann
Kommt für jeden der Tag
An dem man für alles bezahlt
Dann stehen wir da
Denken wie schön es mal war
Bereuen unsere Fehler hätten gern alles anders gemacht
Hätten all unsere Boshaftigkeiten niemals getan
Wir leben versteckt
Wischen all unsere Spuren weg
Vor den anderen und vor uns selbst
Damit kein Mensch jemals sieht
Wer wir in Wahrheit sind Wo ist der Ort für den ehrlichsten Kuss
Ich weiß, dass ich ihn für uns finden muss
Auf ’ner Straße im Regen, auf ’nem Berg nah beim Mond
Oder kann man ihn nur vom Totenbett holen
Wo ist der Ort für einen ehrlichen Kuss
Den Einzigen, den ich dir noch geben mussAll denen
Die uns am nächsten stehen
Tun wir am liebsten weh
Und die Frage warum das so ist
Bleibt unser Leben lang stehenWann ist die Zeit für einen ehrlichen Kuss
Der all unsere Lügen auslöschen muss
Gib mir die Zeit für einen ehrlichen Kuss
So wollen wir uns küssen, wenigstens am Schluss
Es wird ein Kuss sein, der alles verzeiht
Der alles vergibt und uns beide befreit
Du musst ihn mir schenken, ich bin zwar ein Dieb
Doch gestohlen ist er wertlos und dann brauch‘ ich ihn nicht

Songwriter: Andreas Frege / Andreas Meurer / Michael Breitkopf

Bedürnisse

Wir alle kennen sie und haben sie: Bedürfnisse. Das ist nun wahrlich keine neue oder bahnbrechende Erkenntnis. Es ist aber interessant, sich das mal anzusehen und darüber nachzudenken, was Bedürfnisse eigentlich sind, woher sie kommen und was ihnen zugrunde liegt, oder liegen kann.
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Arten von Bedürfnissen, das kennt man vielleicht auch aus der Maslowschen Bedürfnispyramide. Natürlich gibt es Hunger und Schlaf als Bedürfnis oder das Bedürfnis nach Sicherheit. Es gibt soziale und inidividuelle Bedürfnisse. Ästhetische und kognitive Bedürfnisse.
Viele psychologische Theorien beschreiben und kategorisieren Bedürfnisse – darüber lässt sich an anderer Stelle ganz sicher besser lesen als hier.

Ich für meinen Teil denke, dass jedem Bedürfnis ein Mangel zugrunde liegt. Eigentlich ist das eine sehr einfache Schlussfolgerung, es steckt da ja der „Bedarf“ im Wort mir drin. Wenn ich beispielsweise müde bin, an Schlafmangel leide, habe ich das Bedürfnis nach Schlaf und Ruhe. Habe ich lange nichts gegessen, ist der Hunger mein Bedürfnis. Dieser physiologische Teil ist einfach – hier sind wir nur selbst betroffen und können (hoffentlich!) unserem Bedürfnis durch eine einfache Tat nachkommen. Überhaupt sei zu sagen, dass einem Bedürfnis oft ein Verhalten, eine Tat folgt – nämlich die Bedürfnisbefriedigung. Oder der Versuch selbiger.

Interessant wird es, wenn es um individuelle und soziale Bedürfnisse geht. Das Bedürfnis nach Nähe, (Körper)Kontakt, Liebe lässt sich ja zum Beispiel nur zusammen mit anderen Menschen befriedigen. Dieses können wir nur bedingt allein beeinflussen, bzw. befriedigen. Natürlich wird es unendlich viele Kompensationen geben, die wir bewusst oder unbewusst zur Bedürfnisbefriedigung  heranziehen – das ist sicher nicht immer schlau, wenn wir zum Beispiel ein Nähebedürfnis dauerhaft durch Essen/Süßigkeiten/Zucker kompensieren. Was aber machen wir damit sonst? Ein Bedürfnis lässt sich nicht wegdiskutieren, es ist einfach da. Man kann sich überlegen, was einem individuellen Bedürfnis eigentlich zugrunde liegt. Warum haben wir das Gefühl, mehr Nähe zu brauchen? Ist es schlicht Einsamkeit, die dahinter liegt? Oder hat es etwas mit unserem Selbstbild zu tun, das wir vielleicht nicht immer mögen? Radikale Akzeptanz dürfte hier helfen, ist aber nicht so leicht zu bewerkstelligen. Ich denke aber schon, dass eine hohe eigene Akzeptanz durchaus dazu führt, dass sich soziale Bedürfnisse besser „halten“ lassen. Man kann sein Tun darauf ausrichten, dass die Möglichkeiten steigen, Bedürfnisse erfüllen zu können – jeder Mensch hat ja grundsätzlich und prinzipiell ein „Recht“ auf Bedürfnisbefriedigung, zumindest würde ich das mal so behaupten. Prinzipiell! Dummerweise sind manche dieser Bedürfnisse eben abhängig von anderen Menschen und da relativiert sich leider das Recht auf Befriedigung selbiger.

Schwierig wird es, wenn man ein Bedürfnis in Bezug auf einen bestimmten Menschen hat. Vermisst man einen ganz bestimmten Menschen und kann diesen, aus welchen Gründen auch immer, nicht sehen oder ihm nicht nah sein, dann gerät man emotional aufgrund dieses Nähemangels in eine Schieflage. In Beziehungen ist das die so vielzitierte Nähe-Distanz-Problematik. Was also tun, wenn das Bedürfnis nach Nähe, bzw. Distanz scheinbar zu unterschiedlich ist? Kommunikation dürfte die einzige Lösung sein. Kompromisse funktionieren nur bedingt, weil sich dann beide „verbiegen“ und von ihren Bedürfnissen abrücken müssen. Bliebe die Idee, die Herkunft eines Bedürfnisses zu erforschen. Worum geht es eigentlich? Was liegt zugrunde? Für mich ist diese mögliche innere Erforschungsreise allemal besser, als in operative Hektik zu verfallen und impulsive Handlungen zur scheinbaren Lösung zu tätigen. Allerdings ist das manchmal wirklich sehr viel leichter gesagt als getan.

Ich habe zum Beispiel derzeit ein recht großes Bedürfnis nach Nähe und Kontakt zu einem bestimmten Menschen. Liegt dahinter ein grundsätzliches Sehnen nach Nähe? Liegt dahinter der Mangel an Kontakt? Bin ich am Ende mit mir selbst gerade nicht gut in Kontakt? Je mehr ich mich zu jemandem hinsehne, desto mehr verliere ich mich selbst. Genau das finde ich auf Dauer unklug – es ist (für mich)  gut, immer aus der eigenen Mitte zu agieren, aus dem eigenen Selbstverständnis sozusagen. Natürlich bleiben dann trotzdem Bedürfnisse – natürlich sind dadurch nicht alle Mangelerscheinen auf emotionaler Ebene gedeckt. Das Bedürfnis nach menschlicher, körperlicher Nähe kann ich allein nicht kompensieren! Aber mit der Nähe zu mir selbst kann ich das vielleicht besser „halten“. Nein nicht AUShalten, eben keine Opferhaltung einnehmen! Sondern den Zustand halten und ihn akzeptieren.

Aus einem Bedürfnis und der Sehnsucht kann auch Schönes entstehen, wenn sie denn nicht dauerhaft unerfüllt bleibt: Liebe. Hach, wie schön ist dieser (vielleicht viel zu simple?)  Gedanke. Ansonsten erfülle ich nun mein Bedürfnis nach Schlaf, das geht immer!

Desiree (Kamelgeschichten Teil 33)

Also, die Zahl dreiunddreißig ist eine meiner Lieblingszahlen, insofern sollte das eigentlich ein ganz großartiger Teil der hiesigen Kamelgeschichten werden. Aber nein, stattdessen wird es eine Desireegeschichte. Was das sein soll? Tja: weiterlesen!

Es fing ganz harmlos an. Eine Geburtstagsfeier am anderen Ende der Stadt stand vor der Tür, unmittelbar sogar. Alle Kamele waren natürlich versessen darauf, mitzufeiern: sie zeigten nicht nur große Vorfreude auf das eigens bestellte Kuchen- und Tortenbuffet, sie hatten sogar einen ziemlich langen (und sicher auch beeindruckenden) Singsang einstudiert. Allerdings gab es durchaus Menschen, die diesem Gesinge mit ein wenig Argwohn entgegensahen, hatte ich zumindest gehört. Muss aber nicht unbedingt stimmen und ich will auch nix gesagt haben, nachher gibt es noch Ärger, das weiß man ja nie.

Irgendwie ergab dann ein Wort das andere und es schlich sich immer mehr Unbehagen ein beim Thema singende Kamele. Gedanken kamen und gingen und es wurde die Idee geboren, den Kamelen Beruhigungsmittel zu geben und (pssst) alle zu sedieren. Das darf man natürlich nicht sagen, nicht einmal denken! Schreibprogramme wissen das….und meins macht aus „sediert“ gleich mal Desiree. Alle sediert: alle Desiree. Ist das ein Code? Ist das geheim? Oder heißen sie nun alle Desiree? Das wird es sein: die Desirees! Bin ich dann ein Ehrendesiree? Hm. Bisher kannte ich nur Desiree Nosbusch. Jetzt sind alle Desiree. Außer Desiree Humphrey, der ist der Desireeste. Mindestens.

Ansonsten hörte ich davon, dass Desiree Brocki einhändigen Menschen beim puzzlen hilft. Warum auch immer. Und dass der freundliche Desiree Gustav eineinhalbhändigen Menschen als Handablage dient. Ob meine Desirees sowas auch tun würden? Desiree Pollux macht bestimmt lieber andere Sachen als ein- bis eineinhalbhändigen Menschen zu helfen. Lieber möchte er endlich bei Frau Desiree Mahlzahn landen, siehe Bild. Nun ja. Ansonsten alles ganz normal bei den Desirees, sogar zum Frühlingsanfang, bzw. der Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche.

Dancing- vs. Fussball-Queens (Kamelgeschichten Teil 32)

Tanzen gehört seit jeher zu den Kernkompetenzen der Kamele – auch wenn das für Außenstehende sicherlich ein wenig merkwürdig klingt. Als Pollux vor vielen vielen Jahren zu mir kam, war die Tanzerei sogar mit das erste, was er mir vorführte. OK, das allererste war es, Schokolade in großen Mengen zu sich zu nehmen – wenn es sein musste, sogar osmotisch. Es war ausreichend, dass er sich auf eine Tafel Schokolade draufsetzte, die Packung war hinterher leer. So kam er damals auch zu seinem Beinamen „das osmotische Kamel“. Eigentlich hätte es das „teleportations-osmotische Kamel“ heißen müssen – irgendwann fiel mir nämlich auf, dass ganze Schokoladentafel leer waren, nur weil das Kamel sie angesehen hatte! Wahrhaftig unglaublich, wir hätten damit auftreten sollen.

Aber ich schweife schon wieder ab. Mit das Erste was Pollux zeigte, war also seine Tanzkunst. Ganz groß war und ist er im Stepptanz. Ich für meinen Teil habe nicht allzuviel Ahnung vom steppen, aber Pollux schmeißt seine 4-7 mit Pfoten besetzten (teils gummiartigen) Beine mit einer solchen Vehemenz durch die Luft, dass dem Zuschauer der Atem stockt. Und Polli selbst natürlich auch – also der stockende Atem jetzt.
Seit Kurzem gibt es in hiesigen Wohnzimmern aber wahre Tanznachmittage, vielleicht sogar Nächte. Letzteres weiß ich nicht, ich schlafe ja nachts. Obigem Bild zufolge gibt es versteckte Discokugeln aus den 70ern und laute Musik für zappelnde Kamele! Ich frage mich, ob diese Tanztees nun anstelle der Kamelkaffeetrinken stattfinden, oder ob das als zusätzliches Freizeitangebot fungiert? Vielleicht machen die ja auch Paartanz und Theo und das Erdbeerkuchenkamel schwofen zum Beispiel im Wiener Walzer-Takt durch den Raum. Vor meinem inneren Auge formiert sich gerade das abstruse Bild eines tangotanzenden Paares: Pollix und Klärchen schieben sich laszif nach argentinischer Musik über’s nicht vorhandene Parkett. Oha. Wahrscheinlich tanzen sie eher alle wild und zappelig. Hoffe ich. Alles andere ist tatsächlich nicht vorstellbar. Schnell das Thema wechseln, bevor sich merkwürdige Bilder dauerhaft auf die Netzhaut brennen….

Gestern Abend waren die Kamele im Fussballfieber. Holzbein Kiel gastierte bei RW Essen (nach Humphrey heißt es Rosa-Warm Essen). Essen, die Stadt der großen und verehrungswürdigen Künstlerin, die schon so manches der hiesigen Ostseekamele auf Papier gebannt hat. Die Fan-Lager waren tatsächlich eher gespalten, ein paar Kamele waren immer noch für „Kamelbein“ Kiel – in der Tat diejenigen Kamele, die sehnsüchtig darauf warten, künstlerisch verewigt zu werden. Schönen Gruß an Cpt. Heike, soll ich an dieser Stelle ganz und gar bescheiden von Kamel Pollux ausrichten. Naja Bescheidenheit ist nicht Pollis Stärke, möchte ich ganz leise dazu sagen.
Auf jeden Fall wurde gestern groß gefeiert, obwohl sich eigentlich keine Sau für Fussball interessiert, auch kein Kamel. Der Discokugel sei Dank, wurde trotzdem gesungen und getanzt. Wie schön, dass es am Ende dann doch noch immer etwas zu feiern gibt. (Sogar ohne das vielzitierte Kamelkaffeetrinken – da freue ich mich persönlich ganz besonders.)

To have and to hold

I need to be cleansed
It’s time to make amends
For all of the fun
The damage is done
And I feel diseased
I’m down on my knees
And I need forgiveness
Someone to bear witness
To the goodness within
Beneath the sin
Although I may flirt
With all kinds of dirt
To the point of disease
Now I want release
From all this decay
Take it away
And somewhere
There’s someone who cares
With a heart of gold
To have and to hold

(depeche mode – text: Martin Gore)

Pssst: Tabuthema Sterben

Tod und Sterben ist hierzulande noch immer eines der großen Tabuthemen, es findet nur am Rande der Gesellschaft statt. Das obwohl es immer mal wieder auch in den Medien vorkommt, allein schon wegen der sich ändernden Gesetzgebung zur Sterbehilfe.
Pragmatisch betrachtet ist das Sterben der einzige Fakt, von dem wir in diesem Leben ausgehen können – mit der Geburt ist festgelegt, dass wir eines Tages auch sterben werden. Eigentlich ist es genau so einfach.

Als denkende und (meist) empfindungsfähige Menschen ist das natürlich etwas ganz anderes. Niemand möchte grundsätzlich gern sterben und tot sein. Allerdings gibt es einige Gründe im Leben der Menschen, die manch einen dazu verleiten, diesen Grundsatz des leben wollen zu hinterfragen. Schicksalsschläge mögen ein Grund sein, nicht mehr leben zu wollen – oder auch eine schwere Krankheit. In unserer Gesellschaft, bzw. in unserem Rechtssystem ist ein Suizid keine strafbare Handlung – wer kann und das Leben nicht mehr leben mag, begeht Suizid. So leicht dieser Satz geschrieben ist, so schwerwiegend ist diese Entscheidung. Niemand sollte hier das Tun eines anderen Menschen be- oder verurteilen, darum geht es mir auch nicht.
Wie ist das nun bei der Sterbehilfe? Ist es eine „Tötung auf Verlangen“? Oder ist es ein Akt der Menschlichkeit, eben auch um die Würde des Sterbenden zu beachten? Es gibt viele Schattierungen von Meinungen in unserer Gesellschaft und das Thema gehört eigentlich viel mehr diskutiert und viel mehr in den Fokus! Finde ich.
Und ich bin eigentlich der Meinung, dass man Menschen unter bestimmten Umständen beim Sterben auch helfen kann, ihnen Sterbehilfe zukommen zu lassen. „Eigentlich“ – genau, das habe ich mit Bedacht so geschrieben. Es ist ja am Ende die Frage, wo die Grenze liegt, wer „darf“ sterben und wer nicht? Und vor Allem: wer entscheidet das? Bei Dignitas in der Schweiz ist das ein einigermaßen festgeschriebener Prozess, dort werden nur Menschen geholfen, die eine Diagnose und eine unheilbare Krankheit haben. Hier werden ärztliche Gutachten herangezogen und der Faktor Zeit spielt eine Rolle. So oder so ähnlich könnte das bei uns doch auch gehen? Eigentlich wäre ich dafür!

Immer noch „eigentlich“. So leicht ist das vielleicht gar nicht. Ich arbeite ehrenamtlich in einem Hospiz und mache Sterbebegleitung. In der Hospizbewegung heißt es „dem Sterben mehr Leben geben“ und genau darum geht es auch. Es gibt soviele Dinge, die man für Sterbende tun kann, nicht nur in Gesprächen! Es gibt palliative Dienste, den SAPV, der rund um die Uhr zur Verfügung steht, um Schmerzen zu lindern. Es gibt Hospize, Pflegedienste, soviele Möglichkeiten. In einem Artikel las über ich Statistiken, in denen geschrieben stand, dass viele, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen würden, gar nicht von all den beschriebenen Möglichkeiten wissen! Das finde ich tatsächlich schlimm. Wir müssen mit dem Thema Tod aus der Unsichtbarkeit heraustreten, das Tabu brechen! Ich weiß von einigen Menschen, nicht zuletzt von „meinem“ ambulanten Hospiz, dass sie genau das tun: sprechen, informieren, öffnen. Aber die meisten Menschen schließen die Augen vor diesem Thema, bis es sie irgendwann mal einholt. Viele sind dann überrascht, was es da alles gibt, rund um das Thema Tod, bzw. Sterben – das bekomme ich oft genug in meiner Hospizarbeit mit.

Schließt nun der Hospizgedanke die Sterbehilfe aus? Es ist, das weiß ich aus Erfahrung, schwierig, in Hospizen über Sterbehilfe zu diskutieren. Innerhalb eines Hospizes wird niemand Sterbehilfe machen, soviel steht fest! Aber am Ende kann grundsätzlich jeder für sich selbst entscheiden, wie er sterben möchte. Naja, abgesehen davon, dass wir wahrscheinlich alle in einem gesegneten Alter nach einem erfüllten Leben einfach nachts im Schlaf im eigenen Bett sterben möchten. Ich fürchte nur, das wird nicht jedem gelingen.

Irgendwann bei all den Überlegungen kommt man auf die philosophische Frage, wem denn das Leben  eigentlich gehört und wer autonom entscheiden darf, was aus diesem Leben wird und eben auch, ob man aus ihm scheiden darf, weil man das möchte – dann auch durch fremde Hände. Schwierig und nicht eindeutig zu beantworten.

Warum aber haben wir soviel Angst vor dieser Thematik? Wahrscheinlich, unter anderem, weil wir nicht wissen, was nach dem Tod passiert. Werden wir einfach weg sein, werden wir aufhören zu sein? Spirituelle oder religiöse Menschen besitzen eine Hoffnung, einen Glauben. In vielen solcher Lehren geht es um Unsterblichkeit der Seele, es geht um das Leben nach dem Tod. Natürlich weiß immer noch niemand, was am Ende des Lebens passiert – mit uns, unserer Seele, unserer Energie, wie immer man es nennen mag – aber mit Glauben und Hoffnung bekommt der Tod eine Kontur, die durchaus schön sein kann. In anderen Kulturen ist nicht nur der Glaube viel gefestigter vorhanden, auch der Tod ist allgegenwärtig. Im Buddhismus beispielsweise gibt es eine ganze Lehre über das Sterben, festgehalten im „Tibetischen Buch vom Leben und Sterben“, dem „Bardo Thödröl“. Hier wird genauestens über die Stadien des Sterbens geschrieben. Ebenso über die Begleitung der Seelen in diesem Prozess. Es ist spannend und anrührend, mitunter sehr komplex und nicht leicht für westlich geprägte Menschen nachzuvollziehen.
Im Schamanismus kann man in der Trance den Ort bereisen, an den die eigene Seele gehen wird, wenn dieses Leben endet – dazu braucht es ein bestimmtes Ritual und das Wissen, wie man sich diesem Ort nähert. Für Psychopompos-Arbeit ist das unabdingbar.
Was wir wohl alle schon wissen, ist der Gedanke an die Auferstehung im Christentum. Es gilt die Überzeugung, dass nach dem Tod eine unsterbliche, überpersönliche Seele weiterexistiert. Aber wissen wir das? Ich musste den Wortlaut gerade nachlesen, dabei bin ich im Christentum aufgewachsen, bin sogar mal konfirmiert worden. Wie viele andere Menschen hatte auch ich das vergessen – wohl auch, weil dieser Glaube nicht der meine ist.

Es gibt also einige Wege, über die eigene Sterblichkeit nachzudenken. Ob das nun innerhalb eines religiösen oder spirituellen Kontextes ist, oder ob man sich medizinisch-pragmatisch nähert, dürfte erst einmal egal sein. Man kann anfangen, eine Patientenverfügung aufzusetzen, daraus folgen in der Regel schon viele Gedanken.

Am Ende all solcher Überlegungen könnte ja auch stehen, dass wir unsere Zeit sinnvoller und bewußter nutzen (sollten). Das Leben ist eben gar nicht so lang. Also weg mit den vielen Gedanken und den ganzen Zweifeln, auf geht’s ins Leben!

Es geht ein dunkle Wolk herein

Es geht ein dunkle Wolk herein,
mich deucht, es wird ein Regen sein,
ein Regen aus den Wolken
wohl in das grüne Gras.

Und kommst du, liebe Sonn, nit bald,
so weset alls im grünen Wald,
und all die müden Blumen,
die haben müden Tod.

Es geht ein dunkle Wolk herein,
es soll und muss geschieden sein.
Ade, Feinslieb, dein Scheiden
macht mir das Herze schwer.

(Volkslied, Melodie und Text: nach Pater Johann Werlins Liederhandschrift, Kloster Seeon am Chiemsee, 1646. – Bild: Sinner, FB)

Der größte Star am Himmel (Kamelgeschichten Teil 31)

Es ist endlich soweit: Humphrey, das schönste aller superlativen Kamele, ist gemalt worden. Dazu noch so schön. Das liegt natürlich nicht nur daran, dass die Künstlerin (ein ganz großer Dank an Cpt. Heike!) ihre Kunst so gut beherrscht, sondern (und das muss ich an dieser Stelle selbstverständlich sagen) auch daran, dass das Motiv wahrlich und wahrhaftig wunderschön ist. Großes Glück haben alle Beteiligten, weil Humphrey, wie vor wenigen Tagen erwähnt, derzeit mit schöner Schleife drapiert im Winterschlaf weilt. Nicht auszudenken was passiert, wenn Fred von seiner Ehre erfährt (und das ist es natürlich: eine große Ehre!) – er wird frohlocken und noch mehr Bewunderung einfordern, als er das sowieso schon macht. Wahrscheinlich wird Fred ein wenig durchdrehen, divenhaft wie unser so geliebtes Schwuppenkamel nunmal auch sein kann. Eine Ehre ist es natürlich gerade nicht nur für ihn. Eine Ehre ist es für alle, die sein Dasein erleben dürfen – und eben auch für die, die ihn portraitieren dürfen!

Fred sprach schon einmal kokettierend davon, dass eine Homestory über ihn der ganzen Welt gut tun würde. Nun denn. Da wird Cpt. Heike als Starportrait-Illustratorin wohl oder übel aus dem schönen Ruhrpott an die ferne Kieler Förde reisen müssen, um diese Homestory zu dichten und zu zeichnen. Ruhm ist auch der Künstlerin gewiß, soviel steht mal fest. Ob diese Art Ruhm an dieser Stelle erwünscht ist, müssen nun andere entscheiden, ich bin an dieser Stelle raus.

(Bild von Cpt. Heike Kurtenbach:
https://www.instagram.com/heikekurtenbach/)