Scheitern

Wenn du scheiterst,
fällt ein Leben, das zu krumm war
für die geraden Wege
aus der Unmöglichkeit in die Welt.
Er fällt in das Meer deiner Tränen,
und in die Klarheit deiner Enttäuschung,
er fällt in deine Stimme, die vor Zorn zittert,
und hinab bis in die tiefste Erdschicht
deiner Niedergeschlagenheit,
um dort zu wurzeln
und das Bernsteingelb der Sonne zu rufen.

Du denkst, du habest verloren,
nicht nur eine Gelegenheit,
auch ein empfindliches Maß an Mut
und ein Stück des sicheren Bodens unter dir,
doch wenn du mit deinem ganzen Körper lauschst,
spürst du die unermessliche Weite,
die nur durch das Misslingen zu dir fand.
Ohne es zu wissen,
hast du das Unbezähmbare beschworen,
den wilden Vogel der Traumzeit,
der die seltene Blüte der Verwandlung
in die Leere deiner Hände legt.

Klanggebete – Giannina Wedde
(Bild: The Sinner.)

Die Einjahres-Mausi (Keine Kamelgeschichte)

Nein, das ist diesmal wirklich keine Kamelgeschichte, auch kein „Selbsportrait mit Kater“, wie das Titelbild vermuten lassen könnte. Die Feierlichkeiten zum einjährigen Zusammenleben mit Katze fanden komplett ohne Kamele statt: die Katze wollte an jenemTag lieber nur herumliegen – und das hat sie dann auch gemacht, mit großer Grazie selbstverständlich. Glückwünsche nehmen wir aber entgegen.

Natürlich wollten die hiesigen hückeligen Kamele eine Fete samt Kuchen, Torten und sonstigem Allerlei veranstalten und waren entsprechend sauer, enttäuscht oder gar wütend oder „heulerig“, falls es letzteres Wort überhaupt gibt. Ich möchte auf all das an dieser Stelle nicht weiter eingehen, es ist ja keine Kamelgeschichte hier.

Komehle und Kartoffelschnaps (Kamelgeschichten Teil 35)

Neulich bin ich eher zufällig darauf gestoßen, dass die Kamele scheinbar eine neue hochprozentige Nebentätigkeit haben, siehe Beitragsbild. Dazu braucht es natürlich erstmal eine Beschreibung, was Kamele eigentlich sind (und das wird auch mal Zeit, sagen die Einhückler).
Also. Kamele. Kamele sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer. Sie lassen sich in zwei Untergruppen einteilen, die Einhückler (Dromedare) und die Doppelhückler (Trampeltiere). Diese Kamele werden Altweltkamele genannt, es gibt aber auch die Neuweltkamele. Diese Gruppe der Neuweltkamele (auch Lamas genannt) ist unterteilt in Guanako, Lama und Alpaka. Dann gibt es noch die Vikunjas, aber wo genau die zugehören, habe ich noch nie so ganz verstanden.

Viele Nichtwissende behaupten immer, alle Kamele seien Doppelhückler und somit Trampeltiere. Das ist natürlich völliger Quatsch, wie wir sehen.
Die Kamele, um die es in diesem Blog geht, heißen eigentlich gar nicht Kamele. Nein auch nicht Dromedare, wie man jetzt vermuten könnte. Sie heißen Komehle, einhückelige Komehle. Das ist schon immer so gewesen und ich hatte bisher keine Zeit, dieses pikante Detail zu erklären. Neuerdings sind sie ja auch nur noch „Die Desirees“. Aber da verweise ich auf einen der vorangegangenen Geschichten.

Was aber hat das alles aber nun mit Kartoffelschnaps zu tun? Wie man am Beitragsbild erkennt, geht es um Gin und Alpakas. Es könnte natürlich so gemeint sein, dass Neuweltkamele besonders gern Gin trinken, das ist möglich. Oder aber es bedeutet, dass Kamele Schnaps brauen/destillieren, in diesem Falle eben Gin. Ich weiß von Pollux, dass die Familie der hiesigen Kamele (jaja, Komehle!) groß ist und auch aus Doppelhücklern aber eben auch aus Neuweltkomehlen besteht. Es wurde immer wieder angedroht, dass dieser oder jener Onkel aus fernen Ländern zu Besuch käme (Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, etc. pp) und das Komehlkaffeetrinken dann frühzeitig vorzubereiten ist. Diese ganze Herde (Horde?) besteht also aus Ein-, Zwei- und Keinhücklern. Also auch aus Lamas (oder ist der Plural von Lama dann Lamen und was sagen die spirituellen Führer im tibetischen Buddhismus dazu? Ob es da einen Zusammenhang gibt?).
Das Alpaka auf dem Bild erinnert mich an einen entfernten australischen Cousin, der vor vielen Jahren mal zu Besuch war – wenn das mal nicht Cousin Elmar ist!
Der eigentliche Auslöser, den Zusammenhang zwischen diesem Gin und den hiesigen Kamelen zu erkennen, waren aber olle Kartoffeln! Um die ging es nämlich neulich in einem Zusammenhang, auf den ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte. Was kann man mit ollen Kartoffeln alles anstellen, außer sie merkwürdigen Menschen an den Kopf zu werfen? Genau: man kann daraus Vodka oder eben auch Gin machen. Kartoffelschnaps! Ich bin sicher, dass zumindest Klärchen und Ete ihre Finger, respektive ihre Pfoten da mit drin haben! Vielleicht sind Pollix, Theo und Gustav für den Vertrieb zuständig? Und Cousin Elmar ist der hübsche Werbeträger (warum das nicht Fred ist, möchte ich lieber gar nicht fragen!)?

In letzter Zeit haben alle Kamele viel mit ihren Kamelophonen telefoniert. Oh, davon hatte ich noch nicht berichtet: alle hiesigen Hückler haben ein eigenes Kamelophon, welches jeweils getarnt ist und ganz anders aussieht. Humphrey hat zum Beispiel eins, das aussieht wie ein alter Hausschuh, ein Puschen. Pollis Kamelophon erinnert an eine längst eingetrocknete Tafel Schokolade. Seinerzeit vor einigen Jahren war Frau L. aus K. dafür zuständig, jedem Komehl ein Kamelophon auszuliefern. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Auf jeden Fall telefonieren sie alle wie wahnsinnig, da werden wohl die Vertriebswege aufgebaut, denke ich. Kann ja gar nicht anders sein, wenn man mal so darüber nachdenkt. Ich für meinen Teil bin nicht sicher ob ich diesen aus ollen Kartoffeln gebrannten Gin probieren möchte, bisher hat mich zum Glück niemand gefragt oder aufgefordert, hoffentlich bleibt das so.

Die Sachen mit der Blase

Diskutiert wird ja immer, schon immer und zu jeder Zeit. Auch zu jedem Thema. Oft waren solche Diskussionen sehr spannend, weil sie kontrovers verliefen, weil man nie wusste wie das Gegenüber genau unterwegs war.

Wieso aber die Vergangenheitsform? Gibt es das nicht mehr? Natürlich kann man kontrovers und mit offenem Ausgang diskutieren. Aber ganz so einfach ist das nicht. Wir leben in Zeiten sozialer Medien und tummeln uns in ebensolchen. Dort wird auch diskutiert, täglich, immer und über alles, jedes und jeden. Dummerweise treffen sich in Gruppen und Threads immer die Menschen, die sowieso eine ähnliche Meinung, respektive eine ähnliche Einstellung zum Leben und zur Welt haben. Da ist die Bandbreite der Diskussionen dann eher schmal. In diesen Blasen finden keine arg unterschiedlichen Meinungen statt und wenn man sich dessen nicht bewusst ist, ahnt man gar nicht, wie die Welt wirklich aussieht. Naja wer weiß schon wie die Welt in all ihren Facetten aussieht? Wahrscheinlich niemand, würde ich mal ganz keck behaupten.

Interessant wird es wenn in Diskussionen, die abseits der Blasen stattfinden, ganz plötzlich Meinungen, Einstellungen und Gedanken wahrlich aufeinander prallen. Zum Beispiel weil jemand plakativ seine Meinung außerhalb aller einengenden sozialen Filter äußert, sondern schlicht und ergreifend öffentlich.

Nun, die Gedanken mit den sozialen Blasen sind ja nicht neu und natürlich in keinster Weise von mir. Spannend ist, dass sich scheinbar Menschen aus unterschiedlichen Blasen gar nicht mehr kennen, aber einander auch nicht mehr zuhören, wenn sie denn mal aufeinandertreffen. Ist das nicht fatal?

Es ist gerade in diesen Tagen mal wieder öffentlich zu beobachten, wie das passiert. Gerade heute las ich ein Doppelinterview zu einem brennenden Thema, das die Welt scheidet. Nicht nur dass die beiden Protagonisten sich nicht wirklich zuhörten und sich eigentlich nur verteidigten, bzw. rechtfertigten, nein auch die Kommentare der Leser*Innen gingen genau in diese Richtung! Es gab Anfeindungen, Diffamierungen, etc. Man bleibt beim lesen ein wenig ratlos zurück. Wundert sich über viele schimpfende Menschen, selbst wenn sie das gewählt tun und mit scheinbaren Fakten hinterlegen. Wo aber ist das allerkleinste Mitgefühl? Die Demut? Oder auch das Verständnis? Schade. Da treffen sich zwei Menschen, werden moderiert interviewt und dann verpufft diese an sich wunderbare Idee des Zusammenkommens. Schade, sagte ich schon.

Noch etwas fällt auf. Wir leben in dieser pandemischen Zeit in einer schwarz-weißen Welt. Es scheint das Motto vorzuherrschen „bist du nicht für mich, bist du gegen mich“. Differenzierte Meinungen sind im blasenhaften Kontext nicht erwünscht. Dabei gibt es ganz sicher wirklich viele Menschen, die nicht auf der einen oder anderen Seite stehen – oder die gar der Meinung sind, dass diese Polaritäten eher kontraproduktiv sind! Es ist aber anstrengend, so zu denken, weil man ständig angegangen wird, wenn man sich nicht auf eine Seite schlägt. Also bleiben viele Menschen ruhig und diskutieren das eben auch in ihrer Blase. Ich auch. Wieder: schade!

Also? Lasst uns die Blasen verlassen! Lasst uns die Polaritäten verlassen. Lasst uns einander zuhören und wirklich Meinungen austauschen. Jetzt, sofort!

Westernkamele (Kamelgeschichten Teil 34)

Es ist ruhig geworden um die Kamele. Nein, sie sind nicht alle im Güllüp, sie sind auch nicht krank oder viel unterwegs, oder so. Sie sind einfach…ruhig. Ja, eigentlich sollte man in solchen Zeiten vorsichtig sein, Ruhe könnte bedeuten, sie hecken irgendwas aus. Das tun sie augenscheinlich gerade nicht, also etwas aushecken.

Der Einzige der aktiv zu sein scheint, ist Humphrey. Wie ich hörte führt er seit einigen Wochen eine Beziehung mit dem jungen Howard Carpendale – das sieht dann so aus, dass er vor einer sehr alten Schallplatte sitzt, auf der das Konterfei von eben diesem Herren zu sehen ist. Die Platte stammt aus den 80er Jahren. Nun, man kann sich fragen, was daran eine Beziehung ist. Das wäre ja durchaus berechtigt. Man darf aber nicht vergessen, dass Humphrey zusammen mit Ete in einem Haushalt lebt – vielleicht ist es ihr gelungen, nach dem Sombrero-Wurmloch auch einen Zeitreise-Strumpf zu erfinden (oder so) und Fred reist nun immer bestrumpft (siehe auch das Beitragsbild!) zu seiner Liebschaft in die 80er? Oder Ete hat den 80er Howie ins Heute geholt und er wird im Keller gehalten, wo Humphrey ihn sorgsam pflegt und hegt? Weiß man alles nicht. Der letzte Gedanke hat aber durchaus nicht nur Charme, sondern auch das Potenzial, sehr verstörend daherzukommen. Da fällt mir der Ausspruch aus dem „Schweigen der Lämmer“ ein: „Es muss sich mit der Lotion einreiben!“. Nun, wer sich des Films erinnert, weiß was ich meine: es ist etwas verstörend, ganz genau.

Und sonst so? Theo und Pollux hatten vor Kurzem eine Western-Phase. Sie schauten den lieben langen Tag alte Westernfilme über Netflix. Man sollte dabei nicht unerwähnt lassen, dass Pollix sich eher für Winnetou und Old Shatterhand interessierte, während Theo das Mundharmonika-Spielen anfing, nachdem er begeistert „Spiel mir das Lied vom Tod“ sah. Ich muss hier nicht groß betonen, dass Theo in keinster Weise Mundharmonika spielen konnte und kann. Letzte Nacht zum Beispiel hörte ich ein Jaulen und dachte es sei die Katze Mausi, die lauthals jaulte (wie Katzen das eben manchmal tun) – es könnte aber auch Theo gewesen sein, der sich an der Mundharmonika versucht hat. Nun, oder sie „spielten“ im Duett, das ist durchaus auch möglich – zumal das Kamel Theo und die Katze Mausi sich wohl ganz gut verstehen inzwischen. Was die Western angeht, konnten die beiden Kamel-Kerle sich aber auf alte Filme mit John Wayne einigen – die Filme sind zwar allesamt ziemlich öde, aber Mr. Wayne ist immer ein Held mit großem Herzen, das lieben sie beide, die Kamele.

Mir persönlich fällt bei diesem Absatz auf: seit wann haben wir eigentlich Netflix zuhause?!? War vielleicht nur ein Probemonat, inzwischen ist die Westernzeit ja wieder vorbei. Oder demnächst bekomme ich eine große Rechnung, kann auch sein und würde mich weniger wundern.

Wie oben erwähnt ist es momentan aber ruhig. Wahrscheinlich planen alle die große Feier, die in zweieinhalb Wochen stattfinden wird. Dann ist nämlich die Katze Mausi schon ein ganzes Jahr bei uns. Ganz sicher wird mit Pauken und Trompeten (plus Mundharmonika UND alten Howard-C.-Songs) groß gefeiert und getanzt. Ich freu mich drauf. Aber irgendwer sollte Mausi vorwarnen, sie steht nicht darauf wenn es allzu laut wird!

Rún (Skáld)

Runen
Weißt du, sie zu ritzen?
Weißt du, sie zu deuten?
Weißt du, sie zu färben?
Weißt du, sie zu prüfen?
Weißt du, sie zu beten?
Weißt du, sie zu opfern?
Weißt du, sie zu senden?
Weißt du, sie zu vernichten?