Manchmal ist es merkwürdig, an manchen Tagen an denen ich mich unverbunden und nicht verwurzelt fühle, kommt es zu abstrusen Verbindungen mit anderen Menschen, die tatsächlich ein warmes Gefühl erzeugen.
Sehr auffällig ist das für mich zum Beispiel beim Sport, wenn ich ruhige Wege am Meer entlanglaufe und mir andere Läufer entgegenkommen, werde ich freundlich gegrüßt und ich grüße, ebenso freundlich, zurück. Das erste Mal als mir das passierte, bin ich glaube ich stehengeblieben und mir ist die sprichwörtliche Kinnlade heruntergeklappt. In den nächsten Wochen und Monaten (inzwischen schon „Jahren“) habe ich darauf geachtet. Es ist tatsächlich so, dass Läufer sich meist grüßen, wobei es einen Unterschied zu geben scheint zwischen Läufern in der Stadt und außerhalb der Stadt – in der Stadt wird weniger gegrüßt, hier steht oft der sportliche Aspekt im Vordergrund und die Athleten sind im Studialter (im Gegensatz zu mir).
Ich habe auch mal ausprobiert, andere „Freizeitgruppenangehörige“ zu grüßen. Fahrradfahrer, Inlineskater, Hundegassigänger, sowas. Demnach grüßen Inlineskater meist etwas verdutzt zurück (ob die sich wohl untereinander grüßen?), Fahrradfahrer ignorieren Läufer in der Regel meiner Beobachtungen und Hundegassigänger scheinen mir eh oft sehr entspannt zu sein, sie grüßen offensichtlich gern. Was ist mit den Fahrradfahrern los? Ich bin selber Radler, radele jeden Tag durch die Stadt ins Büro und in der Tat: hier wird nicht gegrüßt! Im Gegensatz zu den Läufern, die eine Art Gruppengefühl entwickeln, sind Fahrradfahrer allein. Sie werden auch von anderen Zweirädern nicht gegrüßt, Motorradfahrer grüßen sich zum Beispiel immer mit einer absolut lässigen Geste gegenseitig, je cooler das Mopped, desto lässiger die Grußgeste. Wobei das meinerseits auch nichts weiter als eine sehr oberflächliche Deutung ist. Aber die Fahrradfahrer, die bleiben allein auf ihrem Drahtesel.
Ich werde mal sehen, ob ich beim Laufen mal einen Motorradfahrer grüße, oder einen vorbeifahrenden Busfahrer, die Gruppe Busfahrer grüßt sich schließlich auch immer! Oder wenn ich auf dem Fahrrad bin, einem Läufer einen freundlichen Gruß entgegenbringe. Mal sehen was dann so alles passiert? Die Palette der Reaktionen dürfte so groß nicht sein.
Auf jeden Fall ist es erstaunlich, wie sehr wir Menschen uns offensichtlich bemühen, irgendeiner Form einer Gruppe anzugehören. Manche Menschen bemühen sich auch, eben keiner Gruppe anzugehören, sich zu distanzieren, individuell zu sein. Aber irgendwie ist das dann auch eine Art Gruppe. Die wenigsten Menschen die ich kenne, scheren sich um solche Dinge gar nicht, leben ihr Leben, lassen sich wenig von Außen beeinflussen und schließen sich anderen Menschen an oder eben auch nicht an und das manchmal nur temporär und sehr kurz. Ich wollte immer gern so jemand sein, habe aber mehr und mehr festgestellt, dass ich Kreise von Menschen, Gruppen schätze – es ist sehr verbindend mit Gleichgesinnten Zeit zu verbringen, sei es beim Laufen ein kurzer Gruß, oder sei es in einem Heilkreis, wo man in einem sicheren Rahmen gemeinsam energetisch arbeitet und sich zeigen kann! Wunderbar, ich mag Gruppen. Trotz aller Individualität – und einen Hund brauche ich auch nochmal an meiner Seite.