Das Neunholz

Zurzeit mache ich, eher so nebenbei, einen „nordischen Zauberkurs“ – ein Exkurs in den nordischen Schamanismus mit vielen volksmagischen Weisheiten und Ritualen aus unseren Breiten. Das Schöne ist, dass man einen direkteren Bezug hat, als bei irgendwelchen Ritualen weit entfernter Kulturen und ihrer Traditionen. Schon bei der Auswahl Pflanzen, Kräutern, Hölzern, Harzen, etc. braucht man nichts von irgendwoher bestellen, sondern kann grundsätzlich im Garten, im Park oder im Wald fündig werden. Wenn man denn alles als das erkennt, was es ist. 

Beim Neunholz-Ritual spricht man von neunerlei Holz, die magische Zahl drei in Quadratur, 3×3, neunerlei Holz. Es gibt als weiteres Beispiel auch den Neunkräutersegen.
Das Ritual des magischen Neunholz hat eine lange Tradition als volksmagischer Zauber für Kraft und Segen, als Schutz, für Transformation oder auch als wirkmächtiges Mittel gegen alle möglichen Leiden, magische Flüche und Gebrechen. 
Man kann das Neunholz als Päckchen schnüren und als Segen und zum Schutz vor die Tür hängen, beim Schnüren wird neunmal gewickelt und die Schnüre werden mit neun Knoten verschlossen. Eine andere Möglichkeit ist es, das Neunholz ins Feuer zu geben und somit alle Inhaltsstoffe direkt zu transformieren und frei zu geben. Oder man macht aus den neun Hölzern eine Räuchermischung. Auf die Einzelheiten und Besonderheiten der „Herstellung“ und auf die Weihung verzichte ich an dieser Stelle mal. 

Spannend ist natürlich, bei allen Varianten, welche Hölzer man gesammelt hat – welches die feinstofflichen und die magischen Wirkweisen der einzelnen Mitglieder eines Neunholzes sind. Entweder man überlegt sich vorher sehr genau, was man erreichen möchte und sucht entsprechende Bäume oder man „lässt sich rufen“, sammelt und sieht erst später, was man für eine Mischung beisammen hat. 
Letzteres habe ich gemacht. Da ich botanisch nicht sonderlich gut bewandert bin, habe ich mich zu neun Bäumen in der nahegelegenen Forstbaumschule, ein Park, aufgemacht. Hier sind sehr viele europäische Bäume beschildert, mein Glück. Ein paar Bäume hatte ich im Kopf, ohne die Eiche, die Buche und die Hasel wollte ich nicht nach Hause gehen, blieben sechs Bäume, die mich riefen. Manche riefen laut, manche leise. Sehr laut rief mich eine Eibe, sie war sehr schön anzuschauen mit ihren roten kleinen Beeren und ihren sattgrünen Nadeln, dazu hatte sie einen sehr uriger Stamm, wunderbar! 

Zuhause angekommen schaute ich die magischen Wirkungen nach und war begeistert von meiner Mischung, das war wahrlich ein bunter Strauß an Wirkungen, den ich da gesammelt hatte! Da ich kein großes Feuer machen wollte, hatte ich mich für eine Räuchermischung entschieden. In einem Ritual nahm ich also von jedem Ast erst einmal die Hälfte (ich hatte sie beschriftet) und raspelte sie zu einer Räuchermischung – ich gab noch drei Kräuter für den guten Duft hinzu und war recht schnell fertig. Natürlich folgt auch bei diesem Herstellungsprozess die Energie der Aufmerksamkeit!
Neunerlei Holz als Räuchermischung! Ich war tatsächlich begeistert – die Kraft war tatsächlich zu erspüren.

Aber, es war Vorsicht geboten mit der Mischung: ich wußte gar nicht, dass die oben genannte Eibe hochgiftig ist, in fast allen Pflanzenteilen, auf jeden Fall auch im Holz. Sie enthält das Alkaloid Taxin. Die Kursleiterin machte mich auf das Gift aufmerksam. Schon spannend. Allerdings bekam ich das erst mit, als ich schon das erste Räucherritual mit meinem Neunholz hinter mir hatte. Interessant finde ich, dass es mich intuitiv zum Räuchern auf den Balkon zog – normalerweise räuchere ich an „meinem Platz“ im Wohnzimmer. Jetzt frage ich mich aber, warum (m)ich ausgerechnet die Eibe gefunden habe (hat)? Es gab und gibt so viele Bäume in der Forstbaumschule. Wenn ich es nochmal nachlese, so heißt es, dass die Eibe „den Menschen in sein Innerstes führt und zentrierend wirkt. Sie vermag die emotional, intuitive Seite („rechtshirning“) für die logische Hälfte („linkshirnig“) zu erklären.“ Spannend, da bekommt das Gift eine ganz andere Bedeutung.
Vielleicht mache ich mal eine schamanische Reise zur Eibe – am Besten direkt bei der Eibe, deren Holz ich mitnehmen durfte. Das Schöne ist ja, dass man in diesem Kontext direkt fragen kann. Ich bin gespannt auf die Antwort.

Die übriggebliebenen halben Äste werde ich zum Neunholz zusammenknoten und als Schutz und Segen an die Wohnungstür hängen. Die Eibe ist eine „Magierin, die vor dunklen Einflüssen schützt“ – das kann man ja immer gebrauchen.

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