2021

Auch das inzwischen ja längst vergangene Jahr ist nun also vorbei. Es gab wie immer einen Jahreswechsel in dem „Konstrukt Zeit“, das wir Menschen uns erdacht haben und dieser Jahreswechsel ist einfach so passiert. Ohne unser Zutun und ganz unspektakulär.
Das obwohl alle Welt davon zu sprechen scheint, wie schlimm das vergangene Jahr war.  Viele Menschen haben Angst und Sorge, dass sich die Situation auf der Erde, in der Welt nicht ändern wird. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Wenn man sich die öffentlichen Diskussionen ansieht, wird das natürlich auch so sein, zumindest in bestimmten Bereichen, bzw. Ebenen. Trotzdem scheint mir, dass das eine nicht so ganz optimale Sicht auf die Dinge ist, vorsichtig ausgedrückt.

Den Fokus auf die positiven Dingen setzen, so macht es Sinn. Zumindest für mich. Das vergangene Jahr hielt sehr viele Herausforderungen bereit. Nicht nur für mich, das dürfte so ziemlich alle Menschen betreffen. Trotzdem war es ein großartiges Jahr mit so vielen wunderbaren Momenten. Wenn ich mich auf letztere fokussiere, fühlt sich das doch viel besser an. Das ist zwar nun auch keine neue Erkenntnis, aber so kann es funktionieren und dafür muss ich nicht einmal irgendetwas ausblenden, verdrängen oder ignorieren. Den Fokus auf das Positive setzen, so einfach kann das sein. Nur so einfach ist es natürlich nicht immer – es wird immer wieder Momente geben, oder kurze oder auch lange Phasen, in denen Negatives die Oberhand gewinnt. Es wäre wohl ein wenig weltfremd, wenn man das nicht sehen würde? Vielleicht ist es eine Kunst, am Ende frohen Mutes zu sein, auch wenn sprichwörtlich die Welt fünfmal untergegangen ist. Vielleicht ist sie ja auch wieder fünfmal wieder aufgegangen! Erinnern wir uns doch immer mal wieder genau daran.  

Also los, freuen wir uns auf das was kommt! Manifestieren wir uns wunderbare Momente für dieses Jahr. Freuen wir uns auf nährende Begegnungen. Wappnen wir uns aber auch für Tief- und Nackenschläge, auch die gehören dazu – überhaupt kann man ja auch denken, dass auch wegen solcher Tiefschläge sich die schönen Momente noch viel besser wahrnehmen lassen.

Hallo Zwanzig-Einundzwanzig, Salut, Welcome: ich freu mich auf dich!

Von Meinungen und Emotionen

Es ist ja ein ganz aktuelles, sehr brisantes Thema, um das man nicht herumkommt – ich habe schon in einigen älteren Beiträgen darüber am Rande geschrieben und inzwischen spitzt sich die pandemische Lage immer mehr zu. Immer mehr verfestigen sich die Standpunkte da draußen, immer mehr abgegrenzte Lager bilden sich und scheinbar zieht sich ein Spalt die Gesellschaft. Möglicherweise (hoffentlich) ist das Bild mit der Spaltung übertrieben. Ich möchte gar nicht über einzelne Standpunkte, Meinungen oder Ängste schreiben – das tun gerade allzu viele Menschen, niemand möchte noch eine Meinung hören/lesen die am Ende auch nichts Neues beiträgt, sondern immer noch einen kleinen Keil in die gespaltene Welt hineintreibt.

Was mich schon seit Monaten umtreibt ist die Frage, warum nur ergeben sich in diesen pandemischen Themenbereichen so viele Emotionen? Eigentlich spricht doch alle Welt immer und gern über die Toleranz. Toleranz was Meinungen angeht, Religionen, Rassen, Herkünfte, Sprachen. Was auch immer. Im Großen und Ganzen klappt das scheinbar doch ganz gut – warum versagen wir jetzt gerade so kollektiv? Kaum „outet“ sich jemand mit seiner Meinung über die aktuelle Situation, schon wird er/sie praktisch von Menschen, die anders denken an die sprichwörtliche Wand gestellt. Ohne Nachfrage, ohne Verständnis, ohne Reflexion, dafür mit höchster Emotionalität und oftmals sehr lautstark.
Erschreckend ist aus meiner Sicht, dass sich das nicht nur in den sozialen Medien spiegelt, wo viele Menschen sich hinter der Anonymität verstecken und eine „dicke Lippe“ riskieren, nein, auch ganz banal auf der Straße, im Bus oder im Supermarkt ist das zu beobachten. Menschen fühlen sich scheinbar bei diesem Thema immer im Recht, so deutlich im Recht, dass keine andere Meinung gültig sein kann oder auch nur theoretisch gültig sein könnte, nicht mal teilweise.

Das Schlimmste für mich ist eigentlich, dass es mir selbst nicht so ganz anders geht. Auch ich werde furchtbar emotional in dieser Situation und bei diesen Themen. Immer dann wenn ich von Menschen höre/lese die etwas ganz anderes empfinden, anders denken und auch handeln. Ich werde wütend, bin fassungslos, bin bewertend, und so weiter. Warum? Was haben mir andere Menschen getan? Genau: nichts. Sie haben eine andere Meinung,  vertrauen anderen Quellen, hören/lesen/sehen andere Nachrichten. Und haben andere Ängste. Aber das ist alles doch ok. Oder nicht? Wo ist sie, die so vielzierte Akzeptanz, oder wenigstens die Toleranz für etwas das ich weniger akzeptieren kann?
Ein wenig beruhigend könnte sein, dass es sehr vielen Menschen so geht. Der Ton in der Welt wird immer rauer, die Polaritäten werden immer größer. Jemandem Zuhören wird scheinbar immer unmöglicher. Das Verständnis füreinander auch.

Vor Monaten habe ich noch versucht, in Diskussionen zu vermitteln und um Verständnis für das Gegenüber zu werben. Wohlwissend wie schwer ich mich selbst damit tue. Außer der einen oder anderen blutigen Nase meinerseits hat das nichts gebracht und ich lasse das sein, ziehe mich oft eher zurück. Aber wenn das alle immer so machen, werden die Polaritäten nie geringer. Eigentlich geht es nur über gute Kommunikation. Wie so oft. Auf einander zugehen und zuhören. Das ist nun wahrlich kein neuer Gedanke, keine neue Erkenntnis. Die Frage ist halt, warum klappt das bei diesen Thematiken nicht?

Kann mir das mal jemand erklären?

Theo und der Ozelotschnaps (Kamelgeschichten #22)

Wer gedacht hat, das Wahlthema aus den letzten Kamelgeschichten sei eine schnell vorrübergehende Anekdote, der hat sich (leider?) getäuscht.
Inzwischen wird fieberhaft gearbeitet. An einem Wahlprogramm. An Wahlreklame. An Wahlstatistiken. Sogar einen WahlOmat soll es bald geben. Alle Kamele und Eulen sind ausschließlich damit beschäftigt, Theo zu unterstützen, damit er bald „Mista President“ ist. Das Erdbeerkuchenkamel übt sogar schon das Happy-Birthday-Lied „a la Monroe“.
Um ehrlich zu sein, sieht man all das den Kamelen gar nicht so richtig an. Pollux futtert den lieben langen Tag Schokolade in all ihren Variationen. Klärchen brütet eher an Weltübernahmeplänen, Anschlägen und Kidnappings. Greta flattert so herum und nur das Erdbeerkuchenkamel bewundert ihren Theo und singt für ihn, falls es nicht gerade damit beschäftigt ist, ein Mini-Wurmloch zu häkeln, wo es nur selbst durchpasst. (Ich wußte gar nicht, dass es so kleine Häkelnadeln gibt!)

Theo selbst ist wie immer ein stolzes Kamel. Er sitzt und guckt; das hat er sich wohl von Brocki abgeschaut, der das ja in Perfektion beherrscht. Ansonsten kann ich bei Theo allerdings auch ein wenig Aufregung entdecken, man stellt sich schließlich nicht ständig zur Präsidentenwahl. Neuerliche Nachfragen zu Einzelheiten dieser Wahlgeschichte werden nach wie vor mit Schweigen quittiert. Und mit wissenden Blicken gepaart mit Kopfnicken und Hückelschwanken. Ja richtig: Theo kann neuerdings mit dem Hückel schwanken. Das sieht, ehrlich gesagt, ein wenig merkwürdig aus, hat aber ganz sicher eine tiefere Bedeutung – die sich mir aber bis zum heutigen Tag noch nicht erschloss.  
Aber die Fragen bleiben. Wer ist der Gegenkandidat? Gibt es überhaupt einen? Was ist das für eine Wahl? Wer wählt wann wen? Gibt es Wahlurnen (oder nur Walturnen?)? Was soll das alles überhaupt? Wie wird eigentlich Ozelotschnaps gemacht? Und: muss ich jetzt das Haus weiß anmalen? Ich weiß(e) nichts.  

Bleibt zu hoffen, dass keine Unruhen entstehen, sollte die Wahl nicht wie gewünscht ausfallen. Ich glaube, ich gratuliere Theo schonmal prophylaktisch zur Präsidentschaft, dann hab ich sicher bei ihm einen Stein im Brett, sollte er wirklich mal etwas zu sagen haben!

Abschiede (#2)

Es gibt im Leben immer wieder Situationen und Momente, in denen es unumgänglich ist, Abschied zu nehmen oder etwas loszulassen. Das können Menschen sein, das kann eine r Idee oder vielleicht auch Träume sein. Oder alte Glaubenssätze. Manchmal ist es wirklich wichtig, etwas loszulassen, um im Leben weiterzukommen – oder einfach auch, um frei zu sein. Oft ist es sehr schwer, wenn liebgewonnene Menschen sich verabschieden. Aber auch das gehört dazu. Mitunter muss man auch schweren Herzens selbst den Abschied suchen – das ist vielleicht  sogar eine Königsaufgabe im Leben, das ist wenigstens für mich so.

Irritiert bin ich, wenn andere Menschen sich aus meinem Leben mit lauthalsen Gesten und Worten verabschieden – dann aber nicht wirklich gehen, sondern noch bewußt/unbewußt  kleben bleiben. In einem Film sah ich gestern, dass sich ein Mann immer wieder die Mailboxansage seiner verstorbenen Freundin anhörte. Immer und immer wieder, bis nach Tagen und Wochen die Nummer gelöscht war. Er quälte sich selbst, wohl auch, weil er eben keinen wirklichen Abschied im Leben nehmen konnte. Das ist eine besondere Situation und eine sehr traurige zugleich.
Andere Menschen schauen sich vielleicht immer und immer wieder Fotos der Person an, die sie doch verabschiedet haben. Oder sie klicken Profile und Seiten im Internet des Menschen an…oft, häufig und noch öfter. Mich verwundert das. Worten müssen doch Taten folgen? Bleibt man nicht umso mehr energetisch verbunden, je mehr man „unauffällig“ die Nähe noch sucht? Oder bleibt man energetisch eh immer mehr oder weniger verbunden? Das vermag ich nicht zu sagen.

Mir persönlich fällt es schon von jeher schwer, etwas oder jemanden loszulassen. Ich werde langsam besser darin, aber trotzdem: es ist nicht leicht. Natürlich nicht. Wenn mir etwas einmal sehr wichtig war, muss ich alles was ich „drumherum“ gebaut habe, mit loszulassen. Manchmal sind das ganze Lebenskonzepte und Entwürfe. Aber eines weiß aus meiner bescheidenen Erfahrung: es lohnt sich. Man sagt das einfach so dahin, aber tatsächlich schafft es Raum, wenn man etwas wirklich frei gibt! Das schließt den Trennungsschmerz gar nicht aus, der ist natürlich da und der gehört auch dazu – weniger bei altem Geschirr welches man weiterverschenkt, als bei geliebten oder vertrauten Menschen, die man weiterziehen lässt. Wenn man aber seine Schränke Zuhause leert, schafft man auch Platz für Neues. Ob man diesen praktischen Umstand einfach so von seinen Schränken auf sein Herz übertragen kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Das mit dem eigenen Herz ist eine schwierige Sache – auch da muss man loslassen. Aber Vieles bleibt auch bestehen, trotzdem man es losgelassen hat. So ein Herz ist ganz schön groß und hat viel Platz und viele Winkel, in denen Erinnerungen, Emotionen und „alte“ Gefühle ihren Ort finden – da braucht es dann wohl den Faktor Zeit, aber eben auch eine klare Intention.

„Höre immer auf dein Herz!“
Sagte mal jemand zu mir. So ist das und damit ist eigentlich alles gesagt.
So einfach, so schön und doch so schwer.

(Bild: The Sinner, FB)

Sichten

Es gibt viele Sichten in der deutschen Sprache, viele Möglichkeiten, Worte durch anhängen von Silben zu bilden. Umsicht, Einsicht, Absicht sind Beispiele dafür. Ganze Sichtweisen zeigen sich, wenn man mal wieder mit der deutschen Bahn ein paar Kilometer durch die Lande und Landschaften fährt. Gerade unterhalten sich lautstark zwei junge Menschen, scheinbar Wiwi- oder BWL-Studenten, über die wirtschaftliche Lage des Landes, über Chancen und Möglichkeiten in diesen eigentlich schwierigen Zeiten. Demnach scheinen sich neue Gewinnchancen trotz der Pandemie zu ergeben, oder gerade wegen dieser Pandemie? Merkwürdig. Sollte es nicht um anderes gehen als um Profite und Strategien? Auf wessen Rücken gewinnt man? Eine Frage die man vielleicht immer mal stellen sollte. Wo finanzielle Gewinner sind, gibt es auch Verlierer. Solche, um deren Existenz es geht. Interessiert das eigentlich den gemeinen BWLer? Wahrscheinlich nicht, besonders umsichtig und nachhaltig wird in dem Fach wohl nicht immer gehandelt. Aber das ist ja nur meine Ansicht, vielleicht irre ich ja auch?

Das denke ich, während die Schleswig-Holsteinische Landschaft an mir vorbeifliegt. Was für eine Aussicht und welch Weitsicht! Die Wolken am blauen Himmel bilden wunderbare Strukturen und Formen, ich sehe speiende Drachen, Ungetüme, engelsgleiche Wesen, die sich ständig verändern. Darunter die weite Landschaft, das viele Grün in den unendlich vielen Tönen im Herbst. Kühe und Pferde auf Weiden. Raubvögel in der Luft. Kleine Dörfer und Höfe. Bäume, Sträucher, Wiesen. So viel Natur, schöne Natur, mit der es sich lohnt, verbunden zu sein. Aber das ist nur der Fokus und meine Ansicht, den, bzw. die ich gerade setze und habe. In diesem Moment, wo meine Gedanken leicht sind und fliegen können.

Wahrscheinlich sind all das nur Facetten, die wir Menschen haben. Morgen ist mein Fokus auf etwas anderem, vielleicht mache ich mir Gedanken über Materielles? Dann sehe ich keine Wolken, keine Natur und ich habe keine leichten Gedanken? Dann sind vielleicht die Wahrnehmungen und Aussichten eines vermeintlichen Wirtschaftsmenschen nicht mehr so sehr strukturiert, sondern spiegeln ihm etwas ganz anderes wider? Kommt da Freude, Leichtigkeit und Liebe dazu? Möge das doch so sein. Ich würde es mir und jedem Menschen wünschen – ich würde es der ganzen Welt, der ganzen Erde wünschen – dass wir Menschen alle auch Facetten haben, die die Schönheit der Erde sichtbar werden lässt.
„Auf die Dauer nimmt die Seele dir Farbe der Gedanken an“ so (oder so ähnlich) wird Marc Aurel, der römische Philosoph zitiert – und mit all diese Seelen wandern und wandeln wir alle in der Welt, auf der Erde, in den Gemeinschaften mit Menschen und in der Natur umher.

All die Ansichten, Aussichten, Sichtweisen aller Menschen sind doch ein kunterbunter Strauß und niemals alle gleich. Sie ändern sich täglich, stündlich, ja in jedem Moment. Mit diesem Gedanken kann man ja auch umsichtig sein mit seinen Mitmenschen, auch wenn die sich vielleicht gerade mit Themen in den Vordergrund spielen, die fern von dem sind, was uns selbst bewegt. Es hat alles seine Berechtigung. Immer und zu jeder Zeit. Man sollte seinen eigenen Impulsen, was Bewertungen im Außen angeht, mit Vorsicht begegnen. Vielleicht auch mal nachsichtig sein. Nachsichtig sein auch mit sich selbst, ein entspanntes Gesicht machen, sozusagen.

Das ist doch auch mal eine Einsicht.