Kamelyoga – Der Samurai (Kamelgeschichten Teil 15)

Der Titel dieses Teils der Kamelgeschichten ist ein wenig verwirrend und nicht so ganz das beschreibend, um was es eigentlich geht – und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mehr, wie es zu dieser Beschreibung kam. 
Dem naiven Leser einer Kamelgeschichte mögen also nun Bilder im Kopf entstehen, auf denen ein stolzes Kamel in Samuraikluft unnachgiebig und kampfeslustig mit einem herben Schwert da steht und Angst und Schrecken verbreitet. Ganz so ist es nicht. Stolz ist es, das Kamel, das ist wahr. Angst und Schrecken verbreitet es auch, genau dann, wenn es nicht aufhört, den Samurai zu mimen. Überraschenderweise geht es gerade um Pollux, nicht um Theo oder um Gustav. 
Es lässt sich schlecht beschreiben, wie „der Samurai“ bei Pollux aussieht – es ähnelt ein wenig einer Yoga-Figur wie der aufschauende Hund oder so. Pollix leitet seinen Samurai mit den Worten „Guck ma!“ ein, schmeißt sich auf seinen Hückel, streckt alle Viere (jaja, alle Siebene!) von sich und schaut Beifall heischend nach Vorne. Es ist…nunja, es ist ein wenig skurril, möchte ich meinen. Pollux ist ja ansonsten nicht sehr ausdauernd, aber den Samurai kann er oft machen, viele viele Male nacheinander und man muss ihn immer und jedes Mal bewundern. Es sei denn, man mag ein zeterndes und vehement heulendes Kamel lieber, als ein Samurai-Kamel. Man gut, dass er kein Schwert hat, es wäre wohl ansonsten nicht ganz ungefährlich. 

Ich weiß nicht warum, aber den Samurai machte Pollix einige Jahre nicht – plötzlich war er wieder da. Das Kamel schmiss sich auf den Hückel und los ging’s. Ich kann mich leider nicht erinnern, was es brauchte, damit er damit wieder aufhört – im Zweifel wird es eine Tafel Schokolade gewesen sein, aber es sollte mir dringend wieder einfallen…!
Ich werde mal am anderen Ende der Stadt nachfragen, ob eines der dortigen Kamele solch merkwürdige Anwandlungen auch gerade an den Tag legt, wundern würde mich das nicht. Ich habe längst aufgehört, bei den Kamelen an Zufälle und spontane Einfälle zu glauben, wahrscheinlich gehört all das in einen großen Plan. Und wahrscheinlich wird es um nicht weniger als die Weltherrschaft gehen, etwaige Theorien diesbezüglich haben schon oft ersonnen. Wozu es dafür einen komischen Samurai braucht? Ich habe wirklich keine Ahnung.

Eigentlich ist der Gedanke, es könne sich um eine Art Kamelyoga handeln gar nicht so schlecht – wahrscheinlich ist Pollux dann sogar der große Vorreiter einer Yogawelle, die inzwischen längst Land und Leute überschwemmt hat (ich frage mich an dieser Stelle immer, ob es nicht inzwischen weitaus mehr Yogalehrer als Yogaschüler gibt?). Pollux also als Kamelyogalehrer? Ich weiß nicht so genau, ob das ein guter Gedanke ist. Vielleicht gibt es auch bald das allererste Kamelyogastudio? Sicher direkt neben dem Kniehaarfriseur. Sollte all das so sein, kann man den Kamelen eine gewisse Geschäftstüchtigkeit nicht absprechen, wohlgemerkt: sollte das so sein. Vielleicht will Pollix auch einfach nur Aufmerksamkeit heischen, dann würde kein großer Plan dahinterstecken – aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich glaube ich kaufe schnell ein paar Schachteln Schokolade, große Schachteln, das kann auf jeden Fall nicht schaden!

Jagende Kamele (Kamelgeschichten Teil 14)

So langsam spielen wir uns ein: die Katze, die Kamele und ich. So dachte ich wenigstens. Heute morgen kam ich nach dem Aufstehen ins Wohnzimmer, Frau Mahlzahn lag wie immer morgens auf dem Fell, die Kamele hockten zusammen auf ihrem Sitz. Alles vollkommen normal und wie immer. Bis auf Theo. Ein verräterisches Blitzen in den Augen, eine Schweißperle tropfte von seiner Stirn – und, wie auf dem Bild zu sehen, war er umgeben von bunten Federn. Ich war, gelinde gesagt, ein wenig erstaunt. Was war da passiert? Bei genauerem Hinsehen sah man Pollux neben Theo leicht grinsen, das Erdbeerkuchenkamel zuckte unablässig mit den Vorderpfoten und Klärchen kicherte ein wenig verrückt-verzückt vor sich hin. Haben die Kamele sich Frau Mahlzahn als Beispiel genommen und jagen jetzt….ja, was jagen die denn? Woher kommen die Federn und wo ist der Rest von Ihnen? Jagen die Kamele im Rudel (Horde, Herde, Gruppe?) wie Löwen das tun? Oder darf jeder mal jagen und alle anderen feuern ihn/sie an? Fragen über Fragen.

Die Einzige die in dieser Situation ruhig war, war die Katze. Wobei, auch das stimmt eigentlich nicht. Ich wurde kurz vorher etwas merkwürdig von Frau Mahlzahn geweckt, sie stand neben meinem Kopfkissen und miaute mir zweimal dermaßen laut ins Ohr, dass ich beinahe senkrecht im Bett stand. Woraufhin sie direkt wieder abzog und sich auf das Fell im Wohnzimmer gesetzt hat. Das haben die doch alle miteinander abgesprochen! Also glaube ich wenigstens. Oder aber, es fliegen neuerdings bunte Vogelattrappen durch den Raum? Vielleicht hat ja die Eule Greta für bunten Federschmuck gesorgt? Oder Ete hat Vogelattrappen durch Wurmlöcher geschickt und sie im Wohnzimmer materialisieren lassen?
Ich hab ja schon öfter überlegt, die eine oder andere Webcam zu installieren, um sehen zu können, was während meiner Abwesenheit und während der Nacht so alles passiert. Aber vielleicht ist es auch besser, wenn ich all das nicht so genau weiß und die Kamele freuen sich diebisch, wenn ich verdattert bin…sollen sie doch ihren Spass haben.

Kamele mit Krallen (Kamelgeschichten Teil 13.2)

Die ungewöhnliche Kamelgeschichten-Nummerierung dieses Teils resultiert aus der Tatsache, dass das Thema dieses Eintrages für manche von uns sehr unheilvoll werden könnte, das wird es auf jeden Fall mal für mich sein, sollte das so eintreffen. Die dreizehn musste also irgendwie in den Titel rein.

Seit einigen Wochen lebt ja die liebe Frau Mausi Mahlzahn in der Kamel-WG. Sie ist nach wie vor ganz und gar großartig darin, einen spektakulären Hückel zu machen und macht das auch von Zeit zu Zeit, um auch den skeptischsten unter den Kamelen den Wind aus den zweifelnden Segeln zu nehmen. Die skeptischste von allen ist neben Klärchen aber das Erdbeerkuchenkamel. Die Kleine (wenn man sie so nennt, kriecht sie einem in die Ohren  und fängt an, sehr hohe und sehr helle Töne zu kreischen – Blixa Bargeld lässt grüßen!) ist doch sehr argwöhnisch, was die Katze angeht. Ich glaube, sie ist ein wenig eifersüchtig, weil sich Theo immer etwas an Frau Mahlzahn heranmacht – dass der Arme dabei komplett ignoriert wird, dürfte dem Erdbeerkuchenkamel vollkommen egal sein, ihr geht es immer sehr ums Prinzip! Gestern ging es eigentlich ganz gut bei ihr, es gab frische Erdbeeren.  Allerdings ohne Kuchen, dafür mit kleinem Kamel, welches sehr schnell alle Erdbeeren einmal angeleckt hatte. Toll, ich wollte dann plötzlich lieber keine Erdbeeren mehr und alles blieb für das Erdbeerkuchenkamel.

Während also das Erdbeerkuchenkamel die Erdbeeren anleckte, hat Frau Mahlzahn ihre augenscheinlich lieblichen Pfoten gezeigt. Man darf sich aber von der Sanftheit nicht täuschen lassen, sie kann ordentlich zulangen, manchmal gar sehr nachhaltig, auch wenn man dann nicht weiß, was eigentlich passiert ist. Schlimm ist es, wenn sie dabei ihre Krallen ausfährt, die sind gemeingefährlich. Zumindest für mich. Die Kamele finden das toll und vor Allem Klärchen will unbedingt auch solche Krallen! Pollux möchte seinem Klärchen natürlich eine Freude machen und hat schonmal angefangen, Frau Mahlzahns Pfoten zu zählen (er kam auf fünf bis sechs pro Pfote, das ist immerhin sehr nahe dran!) und hat zusammen mit Theo eine Krallenbestellung für alle aufgegeben. Eines von Theos Ämtern ist ja auch die externe Beschaffung, das heißt, ich bekomme von ihm gesammelte Aufträge und Einkaufslisten. Nun stehen da heute also neben etlichen Schokoladen- und Erdbeertorten gleich mal 93 (in Worten: dreiundneunzig!) Krallen für die vier Kamele. Ich habe keine Ahnung wie diese Zahl zustande kam, wahrscheinlich sind da auch noch diverse Ersatzkrallen mit dabei. Ich gehe auch davon aus, die Kamele die am anderen Ende der Stadt leben, werden dann auch Krallen haben wollen. Aber das ist dann ja weniger mein Problem.

Ich frage mich jetzt, wo man solche Krallen bestellt? Werden die dann mit Lederriemchen zum umbinden geliefert, oder wie soll das gehen? Wenn ich an Pollis sieben Pfoten in sieben Gummistiefeln am Strand denke, wird das auch ein wenig skurril. Aber das ist es ja irgendwie eh schon, was machen also noch Krallen aus? Außer dass es für mich unheilvoll sein könnte, wenn diese Hückeltiere neben ihrem scharfen Mundwerk auch noch scharfe Klingen an den Pfoten haben. Immerhin könnten sie dann ihre Torten und Kuchen selbst portionieren, das ist doch was!

Oppa und die Kamelhorde (Kamelgeschichten Teil 13)

Kamelrudel

Irgendwie ist das alte Kamel Oppa bisher gar nicht so richtig aufgetaucht, dabei reden alle Kamele ständig über ihn (naja das tun sie eigentlich nicht, der Kamelhaufen ist eine treulose Bande (ich weiß bis heute nicht, ob es Herde oder gar Horde heißt) und sie haben ihren alten Lehrer nur sehr sehr selten auf dem Schirm).

Oppa ist nicht wirklich der Großvater der Kamele – er kam irgendwann, bzw. war er einfach irgendwann da und stellte sich als eben als Oppa vor. Er sagte, er sei ein großer Kamellehrer und daraufhin sind alle bei ihm zur Schule gegangen. Seitdem kann Pollix bis sieben zählen, man erkennt das an seinen schon erwähnten sieben Pfoten – könnte er bis 100 zählen, hätte er wohl hundert Pfoten. Theo war auch in der Oppa-Schule, Hamfred genauso. Was aus den beiden bisher geworden ist, wissen wir ja. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle lieber nicht sagen.
Oppa ist alt und vergesslich, das war er schon als er bei mir damals ankam, oder eben einfach „da war“. Er war leicht senil – da er dieses Wort aber als gebildetes Kamel verstand und verständlicherweise nicht mochte, galt er eben als sinel, nicht als senil. Das fand er gut.

Etepetete war auch in Oppas Unterricht. Aber nur ca. 2 Doppel-Sekunden, dann ist sie ausgerissen. Da Oppa (und das darf ich gar nicht laut sagen) ja selbst auch nicht lesen kann (er kann nur schreiben), war Ete natürlich komplett unterfordert – ich glaube, damals hat sie dann angefangen, Wurmlöcher zu entwickeln. Inzwischen scheint Ete auch Wurmlöcher an andere zu veräußern – offensichtlich ist Humphreys derzeitige Wohn-Schublade auch ein Wurmloch, mit dem er zu einem glitzernden Schwuppenschloß reisen kann. Was er natürlich ständig tut, mitsamt den Straußens und allen Chippendales. Auf jeden Fall hörte ich letztens eine solche Theorie. Bei Pollux ist das anders, er ist beinahe selbst ein Wurmloch – hält man eine Tafel Schokolade in seine Richtung, osmodiert er sie, ohne sich zu bewegen. Selbst durch Staniolpapier kann er Schokolade aus der Verpackung ziehen und futtern, ohne sich auch nur im Mindesten zu bewegen (Dabei fällt mir ein, dass es sehr schade ist, dass die meisten Schokoladen inzwischen ohne Staniolpapier auskommen, sicher aus Umweltgründen, emotional finde ich das allerdings schade – aber das ist nun wirklich Off-Topic). Pollux ist also das Osmosekamel, sozusagen. Oder eben ein Wurmlochkamel explizit für Schokolade. Das klingt spannend, ist aber höchst lästig wenn man selbst mal Schokolade essen will – das geht per se nur heimlich und sehr weit weg. Ich muss Ete irgendwann auch mal fragen, ob ich so ein Wurmloch haben kann. Das muss allerdings so groß sein, dass ich hinein- oder besser hindurchpasse – Sombrerogröße reicht mir nicht. Könnte also problematisch werden.

Achja, es ging um Oppa. Der sinele Oppa hatte irgendwann die Schnauze voll von der Kamelherde (Horde, Herde, Gruppe, Rudel, was weiß denn ich?), die alle immer was von ihm wollten – zudem ist er sehr ungern von Niedersachsen nach Schleswig-Holstein gezogen. Es ergab sich vor ein paar Jahren, dass eine nahestehende Kamelliebhaberin in der Nähe von Hameln das Bedürfnis nach Kamelnähe hatte, ihr ging es wohl nicht so gut, sonst hätte sie niemals ein Kamel wie Oppa zu sich geholt! Naja so ganz stimmt das nicht, ich habe Oppa einfach zu ihr geschickt, er wollte dringend zurück nach Niedersachsen und das war DIE Chance. Nun sitzt er unweit von Hameln und schreibt ab und an eine Ansichtskarte, die niemand lesen kann (weil ja alle bei Oppa nur schreiben, aber nicht lesen gelernt haben). Ich kann die Karten lesen. Leider. Es steht nur Unsinn und unzusammenhängender Quatsch drauf – Oppa ist wohl noch ein wenig sineler geworden. Der Inhalt der letzten Karte zu Ostern war „Hallo Rudel! Habe viel Ohren im Bauch! Pistazien sind gelb-geangelt. Geht so! Von Oppa.“ Nunja. Was soll man dazu sagen? genau: gar nichts!
Macht aber alles nix, wir schicken ihm 2-3-mal im Jahr eine Grußkarte, die er aber auch nicht lesen kann. So ist das mit der Kommunikation. Hauptsache, es geht allen gut und sie sind gesund.  

Nachtrag:
Ich fürchte, jetzt ist Klärchen sauer. Sie wollte den 13. Teil der Kamelgeschichten für sich verbuchen – sie sieht sich als sowas wie “die wilde 13” der Kamelhorde. Sie wollte in der 13. Geschichte etwas über ihre geplanten Attentate loswerden. Vielleicht will sie nur angeben…diesen Gedanken laut zu sagen, könnte gefährlich sein – schließlich will ich nicht Teil der Attentatsplanungen werden. Ich sag also lieber mal nüscht.

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Der mutige Theo (Kamelgeschichten Teil 12)

Es ist immer wieder erstaunlich, was es braucht, damit sich etwas verändert. Am Wochenende wurde ausgiebig schamanisiert in einem Onlineseminar.  Sowohl das Kamel Theo als selbsternannter Oberschamanisierer als auch Frau Mahlzahn waren sehr präsent. Letztere aber nur am ersten Tag, am zweiten brauchte sie Ruhe und war kaum gesehen – bis auf den Moment des großen Heilrituals, da schaute sie interessiert zu – und kaum war das Ritual zuende, sprang sie auf den Schoß und wollte mit ins Bild der Videokonferenz.

Theo hingegen war zwei Tage in seinem Element. Mir war das gar nicht so aufgefallen, obwohl die Kamele direkt vor mir saßen – aber heute morgen fiel mir die Veränderung auf. Theo hat plötzlich einen Mittelscheitel. Auf dem Hückel! Unglaublich, seit wann hat er den? Und wie blöd sieht das eigentlich aus? Vielleicht ist das der neue Kamelchic, wir werden das beobachten müssen. Vielleicht haben sie das bald alle? Dann kommen bestimmt horrende Kamelfriseurkosten auf uns zu, ich wage nicht, darüber nachzudenken. Neben Kniehaarfriseuren gibt es in Kiel dann auch Kamelhückelfriseure. Prima, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die verschlafene Stadt im Norden.

Aber noch etwas war anders heute früh, Theo pirschte sich unauffällig an Frau Mahlzahn heran. Die saß auf dem Schaffell und harrte der Dinge die da kommen würden – in dem Fall war das Theo, der ihr seinen Hühnergott zeigen wollte, den er ja immer stolz um seinen Hals baumeln hat. Erstaunlicherweise ist Frau Mahlzahn nicht gleich abgehauen, sondern hat sich den Stein angeguckt, sogar daran geschnuppert. Wie ich Theo kenne, ist er nun sehr stolz und freut sich wie bolle. Ich nehme an, man muss sich jetzt nicht nur ständig den Stein bewundert anschauen, sondern auch seine große Heldentat immer wieder anhören, er hat schließlich den großen Mut gehabt, sich der Katzendrachenlady zu nähern. Naja. Ich freu mich selbstverständlich drauf. Worauf ich mich gerade nicht freue ist das Kuchenbacken, ich hätte nicht über Theos neue Hückelfrisur lästern sollen – selber Schuld, immerhin scheint er den Betonmischer im Schrank zu lassen, das Thema Betonschuhe ist glücklicherweise gerade etwas out. Glück im Unglück also.

Nicht dass ich Theos großen Mut nicht zu schätzen wüßte, aber ich sah neulich Frau Mahlzahn schon ein paar Mal bei den Kamelen – so hat sie tatsächlich mal Klärchen die Pfote an den Hückel gelegt und sie begutachtet. Die beiden sind sich aber auch ähnlich, sie haben beide mitunter ein Funkeln in den Augen, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Was für ein Glück, dass ich sowieso schon oft einen Helm trage, an der Stelle ändert sich also nichts.

Aristocats (Kamelgeschichten Teil 11)

Zuerst einmal wird dem aufmerksamen Leser aufgefallen sein, dass der zehnte Teil dieser wundervollen kleinen Serie fehlt – das ist keinesfalls ein Versehen und auch kein Zufall. Eines der Kamele untersagte mir diese runde Zahl zu benutzen, er/sie möchte aber nicht genannt werden. Irgendjemand sagte mal zu ebenjenem Kamel, er/sie könne wohl nicht bis zehn zählen! Seitdem ist dieses Kamel beleidigt und seitdem ist diese Zahl auch eine Tabuzahl. Dem folge ich gern, sonst muss ich wieder stundenlang backen.

So. Die Aristocats. Seit Kurzem lebt also Frau Mahlzahn bei uns. Sie hat sich überraschend schnell eingelebt und macht ihr Ding. Die Kamele sind allesamt skeptisch und argwöhnisch, ich glaube aber auch, dass sie gehörigen Respekt, wenn nicht gar Angst haben – selbstredend wird das niemand zugeben. Verständlich wäre das aber, Frau Mahlzahn hat ziemliche scharfe Krallen, sie kann furchteinflössend fauchen und wahrscheinlich sogar Feuer speien. Ich habe neulich versucht, Frau Mahlzahn und Pollix miteinander bekannt zu machen, es war beiden höchst unwohl zumute, das war deutlich zu erkennen. Theo hat unterdessen gezittert, entweder weil er gerade energetisch mit Gustl verbunden war, oder weil er in Frau Mahlzahn eine Mafiösin und somit einen Racheakt vermutet hat. Ich tippe auf Letzteres, bin mir aber wie immer nicht sicher – mir sagt ja niemand etwas. Die Begegnungen verlaufen auf jeden Fall allesamt kurz, man geht aneinander vorbei und ignoriert sich. Es hätte aber wesentlich schlimmer kommen können.

Gestern nun kam Humphrey zu Besuch. Er hat ein Katzendrachenwillkommenheißungslied, bzw. einen Drachenzähmungssingsang geprobt und wollte die neue Mitbewohnerin kennenlernen – und natürlich wollte er sich eine Weile unter die rosa Seidenlampe setzen, logisch. Von dem Singsang habe ich eigentlich gar nichts gehört, aber Frau Mahlzahn und Hamfred verstanden sich prima. Frau Mahlzahn hat neben Fred sitzend einen ordentlichen Buckel gemacht, der den Hückeln der Kamele in so gar nichts nachstand, daraufhin waren alle Kamele durchweg begeistert. Es sieht also so aus, als wäre Frau Mahlzahn doch eine Ehrenkamelöse, danach sah es anfangs so überhaupt nicht aus. Aufgrund ihres beeindruckendes Buckels braucht sie nichtmal einen Umschnallhückel tragen – das ist auch gut so, ich hätte Angst um meine Hände, wenn ich ihr so einen hätte umbinden sollen. Da hab ich nochmal Glück gehabt. Wieder einmal: danke Humphrey!

Als kleiner Wermutstropfen sei gesagt, dass Pollix ein wenig beleidigt war, weil Humphrey scheinbar einen besseren Schmiß bei Frau Mahlzahn hat als er, aber das kann ja noch kommen. Vielleicht sollte er auch mal wieder baden, er riecht gerade ein wenig streng. (das sollte ich eigentlich nicht laut sagen und nichtmal denken)
Humphrey ist allerdings glücklich wieder von dannen gezogen, auch das hätte sehr viel schlimmer kommen können, hätte er seinen Singsang lauthals in die Länge gezogen. So mußte ich nichtmal rosa Donuts backen – nur ein großen Topf Schokoladenpudding für Polli, aber das mache ich ja eh ständig.

Eule Greta (Kamelgeschichten Teil 9)

Greta ist natürlich eine Eule, kein Kamel. Aber sie ist seit einiger Zeit ein Ehrenkamel, eine Ehrenkamelöse. Normalerweise bekommt jedes Ehrenkamel, jede Ehrenkamlöse einen Umschnallhückel, den er/sie regelmäßig und voller Stolz tragen muss – da passen Theo und Gustav meist akribisch drauf auf. Bei Greta ist anders, sie hat irgendwie einen Sonderstatus und ich habe noch nicht verstanden, warum.
Sie braucht auf jeden Fall weder besagten Umschnallhückel, noch muss sie regelmäßig Kuchen backen oder Schokolade besorgen. Sie sitzt ständig auf Pollux‘ oder Theos Hückel, angeblich wegen des besseren Überblicks – die beiden scheinen sich sogar geehrt zu fühlen, wenn sie da sitzt, bzw. sogar trohnt. Das ist schon merkwürdig. Komisch auch, dass nichtmal Klärchen sonderlich eifersüchtig wird, wenn Greta mit Pollux herumflirtet – normalerweise ist Helmpflicht, wenn Klärchen sowas mitbekommt, aber sie beäugt Greta nur. Vielleicht liegt das an der sprichwörtlichen Weisheit von Eulen, Greta ist vielleicht das Orakel der Kamele? Naja, oder es liegt an ihrem wirklich spitzen und scharfen Schnabel. Wer weiß?

Greta ist mir mal zugeflattert. Zugeflogen wäre falsch gesagt, sie kann glaube ich nicht fliegen, zumindest habe ich das noch nie gesehen. Ab und an sitzt sie irgendwo und flattert wie wild mit den Flügeln – ohne dass irgendetwas passiert. Also außer dass ein ordentlicher Luftzug durch den Raum weht und Greta nach einiger Zeit sehr kurzatmig wird. Neulich hat sie versucht, Klärchen das fliegen….äh das flattern beizubringen. Ich konnte mir das Drama nicht mit ansehen und bin lieber rausgegangen.

Spannend wird es jetzt, wenn der Katzendrachen morgen kommt. Wer dann wohl vor wem mehr Respekt hat? Vor mir sicher weiterhin niemand – alles andere würde mich wundern.

Kamele mit Schlafmasken (Kamelgeschichten Teil 8)

Inzwischen haben scheinbar auch die Kamele einen leichten bis mittelschweren Lagerkoller – wobei es immer noch Menschen gibt, die behaupten, das sei alles immer noch ganz normal.

Ich bekam gestern ein Bild von Humphrey am recht frühen morgen zugeschickt – er hatte ein unsinnig großes „Etwas“ auf dem Kopf, das sich als Kätzchenschlafmaske aus Plüsch offenbarte. Es sah ein bißchen grotesk aus, das muss ich zugeben, aber Hamfred war schon immer ein wenig extraordinär. Soweit so gut.

Fünf Minuten später saß das Erbeerkuchenkamel auf Pollux‘ Kopf. Er sagte, er hätte nun eine nach Erdbeerkuchen duftende Erdbeerkuchenkamelschlafmaske. Ohje, die haben Langeweile, war mein Gedanke. Kurze Zeit später saß Pollux auf dem Erdbeerkuchenkamel, es schaute nur ihr Hintern hervor: sie hatten getauscht und nunmehr hatte sie eine Polluxschlafmaske auf.

Als ich noch mit  den Augen rollte, sah ich Theo, der mal wieder Bungeejumping probte: mit einem um seine Pfoten gewickelten Teraband sprang er vom höchsten Bücherregal im Wohnzimmer und kreischte im freien Fall. Ich musste ihn dann wieder nach oben setzen, als er aufhörte, sinnlos herumzubaumeln. Aber das ist ja alles ganz normal. Derweil hat die Eule Greta versucht, Klärchen das Fliegen beizubringen – allerdings in Trockenübungen auf dem Sessel. Sie saßen da nebeneinander und Greta schlug wie bekloppt mit den Flügeln und raunte Klärchen leise ihre Flugtipps ins Ohr. Also ich habe Greta noch nie fliegen sehen und ich schätze, das wird auch bei Klärchen nicht anders werden. Alles also immer noch ganz normal.

Aber Langeweile haben sie sicher immer noch alle, nur zugeben würden sie es nie.
Immerhin waren alle so sehr mit ihrem Unsinn beschäftigt, dass ich keinen Schokoladenkuchen backen mußte – es hätte also schlimmer kommen können. Allerdings wollen jetzt doch alle eine Kätzchenschlafmaske aus Plüsch haben, vielen Dank Humphrey!

Kamele in wirren Zeiten (Kamelgeschichten 7)

Oft werde ich gefragt, wie es sich mit den Kamelen in diesen viralen Zeiten lebt. Naja, eigentlich fragt mich das kein Mensch, aber ich möchte doch davon berichten.
Wenn ich ehrlich bin, ist es den Kamelen auch vollkommen schnurzpiepenegal, ob da draußen Viren und Bakterien oder Monster und Dämonen unterwegs sind. Sie kümmern sich um ihre eigenen Befindlichkeiten. Wobei Klärchen ja gerade dabei ist, sich einen Mundschutz zu besorgen. (Wie heißt das dann eigentlich bei Kamelen, Schnauzenschutz?) Auf jeden Fall plant Klärchen etwas, wo sie so einen Schutz benötigt – natürlich sagt sie nicht, was sie plant. Ich fürchte aber, es wird weniger um ihren Schutz gehen. Wahrscheinlich plant sie eine Art Terroranschlag und möchte nicht erkannt werden, wobei jeder sie aufgrund ihres imposanten Hückels sofort erkennen wird. Aber das sag ich ihr lieber nicht.

Pollux ist momentan dabei, sich um Theo zu kümmern. Auch wenn Polli selbst gerade nicht so gut beieinander ist, er weint immerzu. Aber Theo steht wirklich etwas neben sich – er schaut immer ganz verwirrt und traurig, ist wohl nicht in seiner Kraft, der großen Kamelkraft. Scheinbar hat die äußere Verwirrung in der großen und kleinen Welt um ihn herum auch Einfluss auf sein Seelenleben. Pollux spürt sowas und die beiden kleben momentan sehr aneinander – der eine ist wirr und kraftlos, der andere traurig und verzweifelt. Zusammen können sie sich aber gut halten und Halt geben. Zwischendurch muss man beiden den Hückel kraulen und ihnen sagen, dass alles gut ist, bzw. wieder wird. Oft wollen sie das aber nicht glauben. Dann bringe ich Schokoklade, Schokladenpudding oder Schokoladenkuchen. Dann geht’s.

Von Hamfred am anderen Ende der Stadt hörte ich neulich, dass er derzeit in einer Nachttischschublade lebt. Manchmal wird er von den Straußens (das sei der korrekte Plural eines Vogel-Straußes, wie ich die Tage gelernt habe) besucht und es geht verdammt hoch her im Nachttisch. Eigentlich wollten die Straußens und Humphrey mich über Ostern besuchen und hatten die Chippendales gebucht, die dann bei mir für die Kamele und Co. getanzt hätten, zumindest mal für die schwuppigen. Ich war sehr froh, dass ich nicht da war. Die Feierei wurde verschoben und die Chippendales kampieren zurzeit auf einem Spielplatz vor Humphreys Wohnung, bzw. seinem Nachttisch. Ich bin sehr froh, dass ich niemals an besagtem Spielplatz vorbeikomme und am Ende noch angesprochen werde, aber leider befürchte ich, dass Fred bald doch vorkommen wird, um „mal unter meiner rosa Lampe zu sitzen“ – hoffentlich ohne Chippendales!

Wie man sieht, ist auch in diesen wirren Zeiten alles ganz normal. Spannend wird es, sollte tatsächlich bald mal eine Katze einziehen, das wird alles und alle auf den Kopf stellen – ich freu mich drauf!

Kamelvorstellungsrunde (Kamelgeschichten 6)

Inzwischen häufen sich die missmutigen Stimmen von Kamelen, die sich nicht beachtet fühlen. Das möchte ich natürlich ändern – auch weil ich schon offene Drohungen vereinzelter Hückeltiere erhalten habe. Gerade Klärchen ist da momentan etwas vehement, ich schätze sie ist derzeit gelangweilt, da sie soviel Zuhause ist und auch, weil Pollux gerade eine Trauerphase durchmacht und die beiden nicht den lieben langen Tag herumknutschen wie sonst. Klärchen also. Von ihrer Impulsivität habe ich schon erzählt, wenn sie einem droht, muss man das ernstnehmen! In diesen emotional besonderen Zeiten hat sie sich mit dem kleinen Erdbeerkuchenkamel zusammengetan – die beiden hecken irgendetwas aus und ich bin nicht wirklich sicher, ob ich wissen möchte, was das ist. Das Erdbeerkuchenkamel gehört an Theos Seite, was die beiden genau verbindet, weiß ich nicht. Sie sitzen immer zusammen und Theo macht, was sie sagt. Oft. Sogar meistens. Das Erdbeerkuchenkamel plant, die Erdbeerfelder die in diesen Krisenzeiten nicht abgeerntet werden können, selbst zu beernten. Da kommt dann wohl Klärchen ins Spiel, sie will helfen. Was das für die Erdbeerfelder bedeutet? Keine Ahnung – aber auch hier rate ich allen Beteiligten, einen Helm aufzusetzen. Manchmal frage ich mich, wieviele Erdbeeren in so ein Minikamel hineinpassen? Es sind viele Erdbeeren, sehr viele, das steht mal fest. Im gegensatz zum Erdbeerkuchenkamel ist Klärchen wahrhaft eine Rebellin, sie erinnert ein wenig an eine Guerillakriegerin. Dabei kann sie auch ganz sanft sein, manchmal wenigstens.

Die beiden größten Kamele sind Gustav und Brocki, sie sind eine gute Nummer größer als Pollix und Theo. Beide, also Gustl und Brocki, leben am anderen Ende der Stadt. Gustav ist vor ein paar Jahren aus Schweden gekommen. Er hat in einem schwedischen Second-Hand-Laden sein Dasein gefristet und ist „uns“ praktisch zugelaufen. Uns stimmt nicht, zu mir kommt er nur ab und an zu Besuch. Gustav spricht ausschließlich schwedisch, zumindest vermuten wir das, da wir selbst ja kein Wort schwedisch sprechen. Er hat einen wunderbaren, perfekt geformten Hühnergott um den Hals hängen, den er mal während eines Dänemarkurlaubs am Strand gefunden hat. Seitdem zeigt er jedem der es nicht wissen will im Sekundentakt diesen Stein und möchte, dass man ihn bewundert. Also den Stein. Naja UND Gustav selbst auch. Dumm ist, dass er den Stein in Dänemark fand, er hasst Dänemark. Er will lieber nach Svenska! Gustav ist sehr liebenswert, etwas eigensinnig und wohl verknallt in Etepetete. Seit einigen Monaten hat Gustav einen neuen Job, der ihn total ausfüllt – er ist Kopf- und Buchhalter. Seitdem sehe ich ihn nicht mehr, aber ich höre, ihm geht es gut und das ist das Wichtige. Mit Theo ist Gustl immer zwischendurch im Kontakt, energetisch, Theo fängt dann an zu vibrieren und man sollte schauen, ob nicht im Umfeld merkwürdige Dinge passieren – die beiden hexen und zaubern, ich erwähnte das schon einmal.

Brocki ist schon lange dabei – er ist mir irgendwann mal auf einer Kirmis zugelaufen. Naja gelaufen? Ich habe noch nie gesehen, dass er sich bewegt hätte. Wir haben ihn mal einen Tag lang gefilmt und dann in Superzeitlupe den Eindruck gehabt, er hätte einmal kurz mit dem linken Ohr gewackelt, aber sicher waren wir uns nicht. Seitdem gibt es auf jeden Fall das Gerücht, er würde sich so schnell bewegen können, dass wir das mit bloßem menschlichen Auge nicht erkennen. Brocki hält sich auf jeden Fall zurück, er ist das stoischste Kamel, das es nur geben kann. Früher litt er an Höhenangst, weshalb er eine Konfrontationstherapie gemacht hat und mehrere Jahre (!) auf dem höchsten Regal saß und herunterschaute. Seitdem ist er geheilt. Glaube ich. Seit 1-2 Jahren widmet sich Brocki einem Schieberätselspiel mit Space-Invader-Motiven. Augenscheinlich hat sich noch nie etwas bewegt auf dem Spielfeld, aber vielleicht geht auch das alles so schnell, dass wir das nicht erkennen können. Oder Brocki sinniert seit Jahren über seinen nächsten Zug, wer weiß das schon. Wir mögen Brocki alle sehr und er ist augenscheinlich glücklich und zufrieden, was will man mehr?

Ich glaube, das waren jetzt alle Kamele. Sollte ich eines vergessen haben, wird es eng für mich. Pollux, Humphrey, Theo, Etepetete, Klärchen, Gustav, Brocki, das Erdbeerkuchenkamel und die Önskads.
Es gibt natürlich mitunter noch andere hückellose Wesen, die oft nur temporär dazugehören. In Humphreys Fall ist das, wie schonmal erwähnt, oft Federvieh. Es gab schonmal eine Eselin, einen Hai, einen Pinguin und viele viele andere.

Momentan haben wir, seit ein paar Jahren schon, eine Eule bei uns, sie heißt Greta. Greta kann als Eule leider nicht fliegen, und sitzt meist bei Pollux oder Theo auf deren Hückel und wird von Klärchen und dem Erdbeerkuchenkamel beäugt. Aber Greta ist sehr weise und hat einen spitzen Schnabel, sie wird respektiert. Möglicherweise bringt sie auch ein wenig Gleichgewicht in den Kamelhaufen, wer weiß?