Kamele (Letzte Kamelgeschichte)

Hamlet: Seht Ihr die Wolke dort, beinah in Gestalt eines Kamels?
Plonius: Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel.
Hamlet: Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel.
Polonius: Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel.
Hamlet: Oder wie ein Walfisch?
Polonius: Ganz wie ein Walfisch.

William Shakespeare (1564 – 1616)

Viel ist erzählt und geschrieben worden um die Kamele dieser Sphären, die Welt in der sie leben und wie sie uns über viele Jahre auf Trab gehalten haben. Alles hat ein Ende, auch die Kamelgeschichten. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, den Kamelen geht es allesamt gut – aber sie leben ihr eigenes Leben weiter, ziehen weiter in der großen weiten Welt.

Natürlich wird das Kamel Pollux in meiner Nähe bleiben, er wird weiterhin Schokolade futtern, wo er nur kann, wird Menschen auf alle Nerven gehen, aber eben auch das liebenswerte etwas abgerockte Kamel bleiben! Er ist ein wenig erwachsen geworden und freut sich über die Ruhe im Haus, auch zusammen mit der Katze Mausi.
Das liebe schwuppige Kamel Humphrey freut sich seines Lebens in der queeren Wohngemeinschaft am anderen Ende der Stadt. Dort scheint er sehr angekommen zu sein mit all seinen Allüren und seinen Neigungen zu außergewöhnlichem Outfit. Nur wenn er zu seinen Minnegesängen ansetzt, ist es mit dem großen Glück seiner Mitbewohner/Innen schnell vorbei.
Theo und das Erbeerkuchenkamel reisen zusammen um die Welt, schauen sich alles an was sie auch nur am Rande interessiert. Das Erdbeerkuchenkamel sagt wo es lang geht, Theo aber wird immer auf es aufpassen, er wird schamanisieren und alle Kamele dieser Welt weiterhin als Kamelschutzbeauftragter vertreten! Die beiden schicken regelmäßig Nachrichten von wunderschönen Orten dieser Welt.
Klärchen, Pollux’ innig geliebte, wilde Kamelfrau ist aufgebrochen, Abenteuer zu erleben. Sie schreibt immer mal wieder hitzige Postkarten von allen Brennpunkten dieser Welt und kommt so oft es geht, zu Besuch. Für Pollux ist das gut so, es ist doch viel zu aufregend für ihn, wenn Klärchen ständig in der Nähe ist und so freut er sich auf ihre Besuche.
Das schwedische Kamel Gustav vom anderen Ende der Stadt ist zusammen mit Etepetete unterwegs. Fast immer. Die beiden ziehen gemeinsam nach Skandinavien, Gustls alter Heimat. Ete nimmt ihren Wurmloch-Sombrero mit, damit sie immer mal diese Welt verlassen und am Ende des Universums eine Flasche Rotwein in der Kneipe am Ereignishorizont eines fernen schwarzen Loches leeren kann. Manchmal taucht sie noch unerwartet auf meiner Couch auf. Sie sagt dann, sie sei im Wurmloch falsch abgebogen. Ich aber glaube, sie möchte immer mal nach ihrem Bruder Pollux sehen, den sie insgeheim doch ein wenig vermisst.
Das große, stoische Kamel Brocki ist zusammen mit dem ebenso großen Obermarschall in einer fernen Wüste verschwunden. Brocki wird sicher weiter das Schieberätsel „Space Invader“ spielen und sich so gut wie gar nicht bewegen (was in einer heißen Wüste eine gute Idee ist). Der Obermarschall genießt diese Ruhe nach seinem aufregenden Leben in allen möglichen Fremdenlegionen – beide zusammen weisen sich verlaufenden Wüstentouristen gern den Weg in die nächstgelegene Oase, natürlich nicht ohne sich das fürstlich entlohnen zu lassen. Sie werden sicher reich dabei werden und sind als Wüstenwegweiser wichtig und berühmt.
Vom Q-Seng Sir Henry hörte ich schon vor geraumer Zeit, er hätte wieder die Segel gesetzt. Er verschwand mit den Worten, er habe „seine Strümpfe in der Nordwest-Passage verloren“ winkend und merkwürdige Lieder singend auf einem Segelschiff, das die Förde nach Norden davonsegelte.
Die erst vor Kurzem eingetrudelte Kamelin Kassandra ist genauso schnell verschwunden wie sie erschienen ist, natürlich ohne auch nur ein Wort zu sagen oder einen Laut von sich zu geben. Die leiseste Kamelin der Gemeinde hat ganz bestimmt einen ruhigen Ort für sich gefunden.
Von Onkel Tante_Otto und den anderen Önskads weiß ich wenig, Gerüchten zufolge sind sie nach Südamerika ausgewandert und erklären den den Lamas und Alpakas die Vorzüge von mehreren Hückeln.
Die Ehrenkamelöse Eule Greta lebt inzwischen in einem Moorgebiet ganz in der Nähe. Sie hat einen Eulenmann kennengelernt und durchstreift mit ihm die Landschaft auf nächtlichen Flügen. Den Umschnallhückel hat sie mitgenommen und wird ihn sicher in Ehren halten. Manchmal fliegt sie in der Dämmerung winkend und lächelnd an unserem Balkon vorbei. Pollux, die Katze Mausi und ich winken dann zurück und freuen uns über den kurzen Besuch.

Zurück bleiben die Katze Mausi und ich. Auch wenn es ohne die ständigen Unruhen, wirren Ideen und ständigen Kamelkaffeetrinken ziemlich ruhig geworden ist, freuen wir uns für alle Kamele, die wo auch immer in der Welt glücklich sind und sein werden.
Ich freue mich aber auf Weihnachten, wenn von der ganzen Bagage, von all den Bagaluten Vorschläge für die Wahl des Weihnachtskamels hier ankommen.
Natürlich sind das gerade sehr wehmütige Momente, nicht nur für mich, vielleicht auch für alle aufmerksamen LeserInnen. Die Kamele aber haben Spaß und Freude und auch wir leben unsere Leben jetzt weiter. Pollux nickt bei dem Gedanken, schiebt sich einen Riegel Schoki in die Schnute und legt sich wieder hin.

Einmal im Jahr aber, zum Weltkameltag, werden alle Kamele für ein ganz großes Fest an die Förde kommen – es wird Kuchen satt geben, laute Musik und ganz sicher wilde und unglaubliche Geschichten von den Hückeltieren. Ich freue mich drauf – bis dahin macht es gut, ihr Kamele!

Maritimer Besuch (Kamelgeschichten Teil 52)

Ein kurzer Besuch von einem Kraken – der ist das neue Maskottchen des Stammtisch-Stammtischs und galt gleichzeitig als Geschenk auch für die Kamele am anderen Ende der Stadt. Pollux hat sich natürlich sehr gefreut, zumal alle Kamele seit einiger wirklich sehr zu kurz kommen. Dabei beschäftigen sich alle mit sich selbst und sind sehr selbständig geworden. Wer hätte das gedacht?

Die Katze dagegen war doch ein wenig skeptisch – sie hat es nicht so mit acht Armen. Für sie zum Glück ist der Krake schon am anderen Ende der Stadt.

Pollux und das Sommerloch (Kamelgeschichten Teil 51)

Fußnote 1

Wie wir alle wissen, hat das Kamel Pollux ja sieben Pfoten. Somit auch sieben Beine und auch sieben Knie. Wen jetzt die Zahl sieben irritiert, oder wer meint, es hieße bei Kamelen nicht Pfoten, den verweise ich auf den Anfang dieser Geschichten.

Mindestens eins von Pollux sieben Knien ist ein wenig „labbrig“, also ausgeleiert, oder wie man das auch immer artgerecht nennen mag. Seit ein paar Tagen wackeln mehrere von seinen Beinen und das sogar bedenklich. Angeblich ist er beim Wohnungs-Joggen in ein Loch gefallen und hat sich dabei eine Pfote verrenkt. Die eigentlich Frage die sich hier aufdrängt, ist die nach der Joggerei – aber das lassen wir mal so stehen. Und was für ein Loch? Genau, es könnte eines von Etes Reisewurmlöchern sein, von denen niemand weiß, wo die gerade herumliegen. Oder aber es ist ein Loch, dass eines der Kamele gebuddelt haben, als sie hörten, dass sie (also die Kamele) inzwischen Zugang zu einem Schrebergarten haben (Fußnote 2) und üben fleißig Löcher buddeln? Das können sie alle, Löcher buddeln – der Obermarschall buddelt Schützengräben, Theo gräbt nach irgendwelchen Artefakten. Pollux vergräbt seine Schokoladenvorräte, der Kuseng sucht grabenderweise Piratenschätze auch außerhalb der Nordwest-Passage, usw. usf.

Was für ein Loch ist es also, in das Pollux gestolpert ist? Ich hatte schnell des Rätsels Lösung: es ist das Sommerloch! Da dieses in diesem Jahr ziemlich groß ist, wird sich das arme Kamel ordentlich weh getan haben und nun verstehen wir alle das große Gejammer und Gezeter. Nun auch das wird vorbeigehen, genauso wie das Sommerloch. Ich koche ihm nachher einen ordentlichen Schokoladenpudding, das wird ihn besänftigen.
Vielleicht möchte er auch mit zu Riesenrad heute Abend – im Zuge der Kieler Woche wird Riesenrad gefahren, es gibt sogar zwei in der Stadt, unglaublich eigentlich.  Humphrey vom anderen Ende der Stadt hat sich angekündigt, weil er meint, dass er dort oben besser von aller Welt bewundert wird! Der Kuseng möchte Ausschau halten nach besagter Nordwestpassage und kommt auch mit. Ebenso wie der Obermarschall und auch die stumme Kassandra, die ja neu in der Sippe ist, die beiden wollen auf jeden Fall mit zum Ausflug. Nun also auch Pollux, vielleicht wäre es klug, ihm den Schokoladenpudding nicht vorher einzuflößen….

Fußnote 1: tatsächlich ist diese Untertasse (siehe Bild) schon mal geflogen, siehe „Ete und das Ufo“, eine Kamelgeschichte, die leider noch nicht veröffentlicht wurde.
Fußnote 2: vom Schrebergarten, dem Kråkengårten, wird in einer der nächsten Geschichten die Rede sein.

Zuwachs (Kamelgeschichten Teil 50)

Auch diese Kamelgeschichte fängt an, wie soviele davor auch. Sie beginnt also mit den Worten „es ist ist ruhig geworden“. Das ist es, also ruhig. Zumindest von mir und an dieser Stelle. Wochen, wenn nicht gar Monate sind ins Land gegangen, ohne wesentliche Meldungen von Kamelen. Das liegt aber an mir, nicht an den Hückeltieren.

Denn wie bereits in der letzten Geschichte erwähnt, es gibt ein neues Kamel in der Horde. Und das ist eine Untertreibung: es gibt gar zwei neue Kamele. Wer hätte das gedacht?

In meiner Kamel-Kleinherde ist der Neuzugang die Legionelle. Seines Zeichens Kamel der Fremdenlegion. Genauer gesagt der „Obermarschall der Fremdenlegion MacLaurel“. Der Vorname ist nicht bekannt, es geistern aber Gerüchte durch die Welt, nach denen er Hansi heißt. Klingt natürlich blöd: Obermarschall Hansi MacLaurel. Insofern haben sich alle sehr schnell auf einen Spitznamen geeinigt: Legionelle.
Tatsächlich ist die Legionelle das am strengsten schauende Kamel, das ich jemals sah. Er war kaum aus dem Kamelpaket (mit dem er kam) entsprungen, schon waren alle Anwesenden schlagartig ruhig. Naja bis auf die Katze Mausi, die ihn anmiaute und ausgiebig beschnupperte. Allen anderen hat der strenge Blick sofort die Sprache verschlagen.
Natürlich hat die Legionelle einen Befehlston am Leib – dem allerdings niemand so recht folgt. Er möchte Marschmusik hören, möchte marschieren und allerlei so unnützes Zeug tun. Da ist er in seiner neuen Horde natürlich falsch.
Ich habe allerdings den leisen Verdacht, dass die Legionelle eigentlich fahnenflüchtig ist. Er kam direkt zum Ausbruch dieser vermaledeiten aktuellen neuen Sicherheitslage in der Welt. Ich schätze er war es leid, als Legionär immer wieder an so viel Leid teilzuhaben. Also ist er abgehauen und bei mir gelandet. Ich kann das gut verstehen und biete ihm gern Unterschlupf. Er wird sich allerdings den hiesigen Gepflogenheiten anpassen müssen – sollte ihm das gelingen, wird es noch einige lustige Geschichten um unseren Hansi geben – naja oder strenge Geschichten, wir werden sehen.

Ein zweiter Neuzugang ist am anderen Ende der Stadt zu verzeichnen. Ihres Zeichens ist Kassandra per Kamelpaket dorthin gelangt. Diese neue sehr sehr flauschige Kamelin ist sehr sonderbar, sie sagt keinen Ton, macht nichtmal Piep und ist das zurückhaltenste kamel, welches ich jemals sah. Diesen Superlativ macht sie tatsächlich dem schönen Humphrey streitig, der ja in allen Disziplinen der Superlativste ist. Was die Flauschigkeit angeht, hat Kassandra eigentlich auch die Nase vorn, aber das kann man Fred nicht antun.
Der Strengste ist nun auch die Legionelle, aber da wird Humphrey keinen Anspruch hegen.
Von der flauschig-zurückhaltenden Kassandra kann ich wenig berichten, das wird sich vielleicht auch ändern – auch das werden wir sehen, siehe oben.

Neulich hat die Legionelle gekocht. Es gab Kaktussalat und eingelegte Krokodilhaut. Was soll ich dazu sagen? Er versucht noch immer, das harte Kamel zu geben – das wird sich verwachsen, hoffe ich inständig. Auf jeden Fall war sein Essen…naja, ich möchte niemandem zu Nahe treten… aber es mußte mindestens mal ordentlich nachgewürzt werden. Vielleicht kocht er demnächst nicht mehr so oft, ist sicher besser…

Der Kamelonautenanzug (Kamelgeschichten Teil 48)

Wer hätte es gedacht? Kamele, vor Allem die die bei uns leben, sind Weltraumfahrer. Also mal zumindest manche der hiesigen Hückeltiere. Ich hatte es beinahe vergessen, aber die Kamele haben allesamt passende Kamelonautenanzüge, die sie zu besonderen Anlässen, oder immer wenn sie Gefahr laufen, im Weltall zu verschwinden, tragen.
Natürlich haben auch alle Ehrenkamele und Ehrenkamelösen so einen Kamelonautenanzug. Naja bis auf die Eule Greta und die Katze Mausi, da müssen wir noch Anzüge nachbestellen. Gibt es eigentlich irgendwo einen Kamelonautenanzugshop? Ich sollte Ete mal fragen, die ist schließlich die am weitesten Gereiste. Ich hoffe, jetzt fühlt sich der Kuseng nicht übergangen, er ist schließlich durch die Nord-West-Passage gesegelt. Also frage ich Ete und den Kuseng – ich bin auf die Antworten gespannt. Wahrscheinlich muss ich dann entweder in die Beaufortsee oder zu irgendeinem Galaxiehaufen am Ende der Physik reisen. Für beides benötige ich einen Kamelonautenanzug, wie gut dass ich einen habe!

Ete ist übrigens auch der Grund, warum mir das wieder einfiel mit dem Kamelonautenanzug. Sie ist ja gerade Dauergast bei mir (ein sehr gern gesehener natürlich!) und hat ihre Reisewurmlöcher mit gebracht. Ich wusste das auch nicht, aber sie hat ein scheinbar fest stationiertes Wurmloch bei sich Zuhause am anderen Ende der Stadt installiert (wie hat das eigentlich den Umzug neulich überstanden??) und für irdische Reisen diverse Reisewurmlöcher. Dummerweise ist Ete ein wenig unordentlich, böse Zungen behaupten, sie sei gar etwas schlampig veranlagt (ich gehöre nicht dazu!) und so lässt sie alles liegen und stehen, wo sie gerade ist. Dementsprechend liegen die kleinen Reisewurmlöcher in Mini-Sombrero-Form überall herum und so kann es passieren, dass man praktisch irgendwo ins Weltall stolpert. Zum Glück passe ich da nur mit einem Fuß hinein – aber neulich bin ich auf dem Weg ins Bett, meinerseits schon etwas schlaftrunken, ausgerutscht und mit dem linken Fuß im All gelandet. Wo genau, kann ich nicht leider sagen, aber als ich meinen Fuß wieder hinauszog, hatte ich grünen Glibber dran. Ich hoffe es ist etwas Unverfängliches gewesen und nicht etwa irgendwelche Alienexkremente oder so. Die Schlaftrunkenheit war schnell verflogen und nicht nur Ete hat leise gekichert.

Das zu den Kamlelonautenanzügen. Wobei ich gerade denke, ich sollte meinen mal wieder waschen und bügeln, aber das nur am Rande.
Vom anderen Ende der Stadt hörte ich, dass die dortigen Kamele derzeit alle im Partykeller sind. Oder im Partyfahrstuhl. Was immer das zu bedeuten hat – was mag ein Partyfahrstuhl sein? Wie auch immer, es kommt dort in den nächsten Tagen eine Mops-Dame zu Besuch. Der scheint es zu gefallen, alle möglichen Dinge anzuknabbern und anzulutschen. Da scheint der Partykeller der bessere Aufenthaltsort für die Partykamele zu sein. Hoffentlich ist das so, sonst hagelt es wieder Beschwerdebriefe von Theo – seines Zeichens Vorsitzender der Kamelschutzbehörde. Nunja, ich bin ja diesmal nicht betroffen und kann durchatmen.

Besuch und Weihnachtsnachrichten (Kamelgeschichten Teil 46)

Eine Eilmeldung, die längst überfällig ist. Sicher fragen sich schon etliche Leser*Innen, was denn aus dem diesjährigen Weihnachtskamel geworden ist, bzw. wer denn die Mütze tragen darf – wahrscheinlich fragt sich das niemand, ich erzähle das trotzdem, anhand einer Bildergeschichte.
Am anderen Ende der Stadt ist es einfach mit der Wahl des diesjährigen Weihnachtskamels. Nachdem Gustl seit Wochen nur noch „Mütze“ ruft, konnte ihm das niemand verwehren.

Anders bei mir. Theo schmollte als er hörte, dass es wieder Wahlen zum hiesigen Weihnachtskamel geben solle und er dementsprechend nicht gesetzt ist. Wer erinnert sich nicht an die aufregenden Wahlnächte und -partys im letzten Jahr? Dieses Jahr ist alles anders. Dieses Jahr ist Ete zu Besuch – Ete und Klärchen machen sozusagen ein Austauschprogramm (oben steht Klärchen rechts neben Gustav). So war hier die Idee geboren, dass Ete Weihnachtskamelin wird. Sehr deutlich ist Etes Reaktion dabei, leider hört man ihr verächtliches Schnaufen auf den Bildern nicht:

Schnell und unerwartet schlüpfte eine andere Kamelin nicht nur in die Rolle des Weihnachtskamels, sondern direkt unter die Mütze! Das Erdbeerkuchenkamel nutzte die Gunst der Stunde, als alle anderen noch haderten.

Die Eule Greta war ein wenig überrascht und skeptisch, was sehr deutlich zu sehen ist. Alle anderen gönnten der lütten Kamelfrau ihr Amt – was genauso überraschend ist, normalerweise herrscht Neid und Mißgunst (und Heulereien und Klagegesänge) unter den Kamelen, die keine Mütze tragen. Nun. So ganz entspannt ist die Lage dann doch nicht, denn mehrfach innerhalb von 24 Stunden zeigte sich dieses Bild:

Immer wieder lag das Erdbeerkuchenkamel ohne Mütze am Boden. Welch Frevel! Ich gestehe, ich hatte Theo in Verdacht, zumal er auch immer verdächtig unschuldig und pfeifend da saß. Aber…irgendwann, nachdem ich das Erdbeerkuchenkamel wiederum bemützt auf den Hocker gesetzt hatte, beobachtete ich die Katze Mausi. Die schlich sich nämlich schnuppernd an und hob behutsam ihre Pfoten und schubste das Erdbeerkuchenkamel vom Hocker und schubberte sich an der Mütze. Ich war baff. Dieses Procedere kann ich vielfach wiederholen – selbst wenn ich es mit Mütze zwischen Theo und Ete stellte, kam die Katze Mausi und schob es sanft auf den Boden. Unglaublich.
Der Gedanke lag nahe, dass Theo und Mausi gemeinsame Sache gemacht haben. Aber das habe ich schnell verworfen. Es liegt auch nicht daran, dass die Katze gern Weihnachts-Ehrenkamelin sein möchte (glaube ich wenigstens) – es ist ganz einfach: die Mütze lagerte in meiner Räuchersammlung, direkt neben dem weißen Salbei. Und so riecht sie nun auch. Der Katze scheint es zu gefallen und das Erdbeerkuchekamel sollte aufpassen, dass ihr Kopf durch sie Mütze nicht bald auch so riecht…könnte gefährlich werden, obschon die Katze doch sehr sanft mit Minikamel und Mütze umgeht.

Leider habe ich kein Beweisbild von den fast schon zärtlichen Übergriffen. Sollte mir es mir noch gelingen, einen fotografischen Beweis aufzunehmen, werde ich diesen selbstredend hier veröffentlichen. Ich freue mich auf jeden Fall über den Besuch – seit einigen Jahren ist Ete mal wieder da, wenngleich sie eigentlich ständig nur durch ihren Sombrero hüpft und durch das dort integrierte Wurmloch irgendwo am Ende der Galaxien ihr Unwesen treibt. Interessant war die Begrüßung durch die Katze Mausi – das war mehr als gegenseitiges beschnuppern, ich glaube, sie haben beide geschnurrt.

Ob sie gemeinsam durch die Galaxien reisen? Weiß man nicht so genau.

Nachtrag (P.S.): anbei der Beweis, praktisch des nachts per Wildkamera aufgenommen:
(nur falls man mir wieder nicht geglaubt hat, es alles wahr, der ganze Blog, all diese Geschichten passieren wirklich!)

Schal und Charles (Kamelgeschichten Teil 45)

Wenn man auf das Datum schaut, erkennt man, es ist ein Tag vor dem ersten Advent. Der aufmerksame Leser wird sich wahrscheinlich diebisch freuen, weil es jetzt um die alljährliche Weihnachtsmützenverteilung gehen könnte. Geht es auch, aber nicht primär. Es ist bisher nur das schwedische Kamel Gustav, das vehement mit dem einzigen ihm bekannten deutschen Wort nervt: Mütze! 

Ansonsten geht es um ein anderes Accessoire: den Schal. Pollux trägt seit vielen Jahren Schal, lange Jahre einen viel zu großen roten Schal und seit einigen Jahren einen Schal in curryfarben. Der ihm ganz hervorragend steht, um es mal ganz deutlich zu sagen. Aber auch jedes Kamel braucht Abwechslung: Pollux möchte nun Himmelblau tragen. Wie auch immer er darauf kommt. 

Vom anderen Ende der Stadt höre ich, dass Humphrey seinen stylischen magentafarbenen Schal gegen einen in mint tauschen möchte. Damit aber nicht genug: der Kuseng möchte auch einen schicken Schal, unbedingt in Der Farbe petrol. Beim Kuseng fällt mir ein, er wollte ja an den Plöner See auswandern, wird aber wohl doch am anderen Ende der Stadt bleiben. Wahrscheinlich befeuert der Plöner See sein Trauma aus der Nord-West-Passage, wir erinnern uns sicher alle, wobei hier die Geheimnisse noch nicht aufgedeckt sind!

Nun, bei all diesen Schals (oder ist der Plural von Schal dann Charles?) wollte das Erdbeerkuchenkamel auch mal auffallen: da muss nun ein weißer Schal her, ein schneeweißer. Es sagt, es sei so unschuldig und unbefleckt. Nun, wer das Erdbeerkuchenkamel kennt, wird wissen, dass es, so klein es auch ist, durchaus recht impulsiv sein kann. Unbefleckt? Nunja. Manchmal zieht es mit Klärchen nachts um die Häuser und kommt schmutzige Lieder singend zurück. Aber ich möchte den beiden Kamelfrauen lieber nicht zu nahe treten. Ist besser. 

Es heißt nun also, die Strick- und Häkelnadeln Tücken, wolle in vier Farben kaufen und daraus vier passgenaue Charles stricken und häkeln. Auf geht’s! 

Außer für Theo und Gustav: Mütze! 

Pollux und der Kamelschnubbn (Kamelgeschichten Teil 44)

Herbstzeit, Schnupfenzeit. Das ist ja keine Neuigkeit, aber kennt jemand die äußerst gefährliche und auch langwierige Krankheit Kamelschnubbn? Wenn man, oder auch frau, denkt, ein üblicher Männerschnupfen sei schlimm und mindestens tödlich, der kennt eben jenen Kamelschnubbn nicht. Leider hat es gerade Pollux erwischt und das so richtig. 

Um ehrlich zu, erwischt es immer nur Pollux, die anderen Hückeltiere scheinen immun zu sein gegen diese gefährliche Krankheit. Ich weiß nicht, ob es ein Virus ist oder ein Bakterium, auf jeden Fall befällt es ausschließlich Pollix. Immer wenn es soweit ist, also mindestens zweimal im Jahr, nehmen alle anderen Reißaus – mit dem ersten weinerlichen „ih ham Schnubbn!“ verlassen alle fluchtartig die östliche Hemisphäre. Ich bin immer noch der Meinung, dass Ete ein wie auch immer getarntes Not-Wurmloch für genau diesen Zweck erfunden und zur Verfügung gestellt hat. Was ich aber sicher weiß: alle anderen Kamele suchen das Weite. Schnellstens. 

Nun liegt Pollux also im Bett, brabbelt unaufhörlich irgendetwas unverständliches, von dem man immer wieder nur „Schnubbn“ versteht – alles fürchterlich nasal und dauernd unterbrochen von weinerlichem Schniefen. Das arme Kamel. 

Für mich heißt es nun, im Fünf-Minutentakt seine Nase mit einem frischen Taschentuch abzuputzen, ihm Suppe zu kochen, literweise heißen Kakao zu machen, ihm dauernd vorzulesen, ihn ständig zu bedauern und ihm natürlich den Hückel zu kraulen. Am besten alles gleichzeitig, klar. Immerhin brauche ich kein Kamelkaffeetrinken zu organisieren, der Rest der treulosen Bande ist ja weg. 

Ich muss unbedingt herausbekommen, wo das Not-Wurmloch ist – ich hoffe ich passe hindurch. Wo immer es auch hinführt, besser und entspannter ist es dort bestimmt. 

Selbst die Katze Mausi macht derzeit einen Bogen um Pollux, er ist aber auch wirklich ein klein wenig anstrengend. Aber was soll ich sagen, ich kenne ja auch Männerschnupfen. Hilft also alles nix, ich muss am Sonntagabend nochmal zum Bahnhof: die Milch ist leer und das arme kranke Kamel braucht noch heißen Kakao. 

Kamelgesundheit (Kamelgeschichten Teil 43)

Natürlich sind die Kamele immer allesamt gesund – nicht dass hier jemand anhand des Titels auf krumme Gedanken kommt! In einer Kameldokumentation hieß es neulich im Zusammenhang mit Wüstendurchquerungen: „An oberster Stelle steht die Gesundheit des Kamels.“ Zitat Ende.
Ich weiß zwar nicht, ob die hiesigen Kamele überhaupt nur grob wissen, was eine Wüste überhaupt ist – aber sie wissen sehr wohl, wie wichtig ihnen ihre Gesundheit ist. Logisch eigentlich.

Daraufhin kamen mir ein paar Ideen, wie man die Gesundheit der Hückeligen noch unterstützen kann. Gesunde Ernährung wäre da mal das allererste. Kuchen und Torten ab sofort nur noch zuckerfrei – so gibt es nur noch Vollwert-Möhrenkuchen ohne Zucker. Dieser Gedanke war kaum zu Ende gedacht, kaum ausgesprochen oder aufgeschrieben, da flogen schon die ersten Tassen, Flaschen und ich-weiß-nicht-was-alles in meine Richtung. Dummerweise hatte ich vergessen, einen Helm aufzusetzen, also half nur die Flucht. Dabei fällt mir ein, bzw. fiel mir auf, dass manche Menschen einen Helm anziehen, statt ihn aufzusetzen. Merkwürdig, das ist so ähnlich bei der Brille, die ziehen manche Leute eher auf. Oder an? Keine Ahnung, bei welcher regionalen Herkunft man was sagt. Auf jeden Fall ist ein Leben ohne Helm semi-optimal, wenn man die Essgewohnheiten der Kamele*Innen hinterfragt, oder gar überlegt, sie zu ändern.

Ein zweites Thema neben dem Zucker ist der Kaffee. Die hiesigen Kamele, zumindest die die bei mir leben, sind ein wenig dem Koffein verfallen. Das äußert sich in hoher Nachtaktivität, weshalb ich auch nachts einen Helm tragen müsste – prophylaktisch gesehen.
Am anderen Ende der Stadt fallen die dortigen Kamele um Punkt 22 Uhr ins wohlverdiente Kobra. (Wer jetzt nicht weiß was „ins Kobra fallen“ bedeutet, hat die Geschichten nicht aufmerksam gelesen und bekommt einen Rüffel, oder wahlweise ein zuckerfreies Stück Vollwert-Möhrenkuchen).
Bei meinen Kamelen hilft gegen die Nachtaktivität aber nur eins: Kaffee-Entzug. Ab sofort gibt es nur noch Kamillentee, bzw. hiesigen Kamelentee, was dasselbe zu sein scheint. Man kann sich nun lebhaft vorstellen, wie alle Kamele bei diesen Ideen ganz tüchtig in ein Tohuwabohu gefallen sind (statt ins Kobra). Großes Gemurre und Gekreische und alle liefen wild durcheinander (wie die Hühner bei Gewitter, möchte ich meinen).  

Hilfe kam sofort vom entspannten anderen Ende der Stadt, die Kamele wurden allesamt zum Kamelenteetrinken eingeladen – natürlich kommen sie mit mehreren 5-Liter-Kannen Kaffee! Im Titelbild sieht man die vor Freude in die Luft springenden Brüder Pollux und Theo, ein Wunder dass sie nicht bis ans andere Ende der Stadt gehüpft sind.

Eventuell sollte ich mal entkoffeinierten Kaffee besorgen, fällt ihnen ja vielleicht nicht auf. Und den Helm, den sollte ich demnächst wieder öfter tragen – vor allem wenn sie auf Entzug sind!