Die Sache mit dem Schlaf

Vor fast genau einem halben Jahr wollte ich schon einmal etwas über das Schlafen schreiben – aber es ist ein Fragment geblieben. Nun umtreibt mich das Thema schon wieder, mit geänderten (Vor)Zeichen zwar, aber da will scheinbar etwas aus meinem Kopf. Vielleicht nur Wirrwarr, das wird man sehen.  


Also. Ich schlafe sehr gern. Das mal vorweg. Seit einigen Jahren schlafe ich sogar mittags, bzw. am frühen Nachmittag eine halbe Stunde oder Stunde. Es ist wunderbar, die Augen zu schließen, während die Welt jenseits der Vorhänge einer sinnvollen Beschäftigung nachgeht. Dieser Gedanke beschreibt den großen Luxus,  den eine Mittagssiesta bietet – und es ist nicht mein Gedanke, ich hab ihn von Herrn Allmen aus den gleichnamigen Büchern von Martin Suter. Wunderbar. Danke dafür – für die Bücher und den Gedanken. Da weiß ich meine Siesta gleich nochmal ein wenig mehr zu schätzen.
Unproduktiv sein heißt im Falle des Mittagsschlafes ja nicht zwangsläufig, etwas Sinnloses zu tun. Nie ist ‚mensch‘ wacher als nach einem kurzen Mittagsschlaf, finde ich zumindest. Das Gefühl, sich aus dem hektischen Alltag unserer Welt zu klinken ist nahezu unersetzlich. Außerdem markiert diese Zeit für mich persönlich eine Grenze zwischen der Fremdbestimmheit des Jobs und der freien Zeit des Tages. Das ist nicht zu unterschätzen.
Nunja, an dieser Stelle sei erwähnt, dass ein zu langer Mittagsschlaf nicht gerade förderlich ist, den Rest des Tages in einem fitten und wachen Zustand zu verbringen – das kennt wahrscheinlich jeder. Das sei aber nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt.
Mittagsschlaf klingt sehr altmodisch – seit langer Zeit nennen ihn findige Coaches eher den Powernapp.
Nun, ich mittagsschlafe lieber, das klingt nicht nur schön altmodisch, sondern auch sehr gemütlich.


Nachts ausgiebig zu schlafen ist natürlich eine ganz andere Sache. Wenn ich mich recht erinnere (aber das ist gerade gefühltes Wissen) hat man pro Nacht ca. vier REM-Phasen, in denen man träumt, Erlebnisse verarbeitet, wahren Blödsinn zusammenspinnt oder spannende verklausulierte Erkenntnisse hat. Wenn man sich denn an Geträumtes erinnert.
Wahrscheinlich hängt die Anzahl der REM-Phasen mit der Dauer des Nachtschlafes zusammen, wenn ich mal so darüber nachdenke.
Einerseits habe ich nun Zeiten, in denen ich nach jedem Traum aufwache, also sicher 2-4 Mal in der Nacht. Das ist mitunter etwas anstrengend, weil ich, je nach Tiefe des im Traum erlebten, immer eine Weile benötige, bis ich wieder in den Schlaf finde. Seit ich den Mittagsschlafluxus zu meinen Errungenschaften zählen darf, macht mir das nachts weniger etwas aus – ich weiß ja, dass ich fehlenden Nachtschlaf nachholen kann. Komisch ist das aber schon, früher habe ich „nie geträumt“ – zumindest bin ich nie aufgewacht oder habe mich erinnert, es sei denn es handelte sich um Albträume. Irgendetwas hat sich also verändert. Ich denke und sage manchmal, dass sich diese Veränderung mit meiner ersten schamanischen Reise vor inzwischen einigen Jahren eingestellt hat. Nun, der Zeitraum könnte in etwa stimmen, aber ob das tatsächlich zusammenhängt? Es hört sich immer ganz toll und furchtbar wichtig und vor Allem spirituell an, wenn man so etwas äußert. Als sei das ein Initiationserlebnis gewesen – man kann solche Dinge ja auch zu etwas hochstilisieren, wenn man das denn möchte. Eigentlich möchte ich das nicht. Sollen doch alle anderen ihr Ego aufplustern und sich selbst wichtig nehmen – mag ich nicht. Vielleicht ja „nicht mehr“? Aus welchen Gründen nun auch immer, es gibt Zeiten in denen ich viel träume, besser gesagt, mich viel an die Träume erinnere. Je seltsamer der Traum, desto nachhaltiger die Erinnerung – könnte ein sehr guter Merksatz dabei sein. Vielleicht ist mein Schlaf ja auch leichter geworden und ich wache eher mal auf? Oder ich träume intensiver – vielleicht ist mein Leben ja in den ganzen letzten Jahren ja intensiver geworden und entsprechend sind auch die Träume zur Verarbeitung intensiver? Das ist auch ein schöner Gedanke. Aber ob der stimmt? Meine Lieblingstante hat mal gesagt, dass man, je älter man wird, weniger schläft und das der Schlaf leichter wird. Vielleicht werde ich also einfach alt? Das ist kein so schöner Gedanke. Vielleicht ist es ein Gemisch aus alledem, aus allen einzelnen Gedanken? Vielleicht ist es auch etwas ganz anders. Auf jeden Fall sind das ziemlich viele „Vielleichts“.


Was sich inzwischen wirklich greifbar verändert hat, ist, dass immer wenn ich liege, sich die Katze auf mich legt. Wobei: wie immer stimmt auch dieses „immer“ nicht (widerspricht sich der Gedanke mit diesem „immer“ nun in sich selbst?), Mausi legt sich oft auf mich, allerdings sehr oft. Aber eben nicht immer. Auf jeden Fall beim Mittagschlaf – sie wartet förmlich darauf. Sobald ich Mittags nach Hause komme, wir unser Begrüßungsritual hinter uns haben, sitzt sie vor dem Sofa und wartet – sobald ich dann liege, hüpft sie auf mich. Das ist schön, vor Allem schön warm. Dummerweise schlafe ich nicht mehr so gut, weil ich mich nicht viel bewegen mag. Aber die Nähe und Körperwärme ist wirklich schön. Nachts kommt das Kätzchen auch oft. Heute Nacht wachte ich auf und sie schnarchte während sie auf meinem Bauch lag – wer weiß wie lange sie da schon weilte? Ich hatte das nicht einmal mitbekommen. Gut dass sie so schlank und leicht ist. Was mir dabei noch auffällt: ich werde wohl keine Traumphase gehabt haben, als sie kam, sonst hätte ich das ja mitbekommen.


Trotzdem hatte ich heute Nacht seltsame Träume, das hängt mir immer noch nach – keine Bilder, eher ein Gefühl. Kennt wahrscheinlich auch jeder. In den letzten Tagen sind da merkwürdige Gefühle vorherrschend, die Träume betreffend. Muss ich mal drüber nachdenken. Vielleicht während ich heute Mittag mit der Katze auf dem Bauch daliege und vor mich hindöse: ich freu mich drauf!


P.S.: irgendwie ist es tatsächlich nur ein Wirrwarr an Gedanken geworden (siehe oben), aber das war eigentlich vorher klar.

Von Idiotoloten und Dark Romantic (Kamelgeschichten 19)

Manchmal kommt ja Input von Außen – auch für eine Kamelgeschichte. Input von Außen? Müsste der dann nicht Output heißen? Naja, auch so ein Quatschgedanke, den man vielleicht nur dann hat, wenn man sein Leben mit Kamelen teilt. Ich schweife gleich wieder ab. Also, Konzentration!

Gestern sind verschiedene Dinge passiert, bzw. Worte, Sätze gefallen und Ideen geboren. Was haben also „Idiotolote“ mit „Dark Romantic“, oder „Lobotomien“ zu tun? Und wie passt ein Rentierfell da hinein? Das alles sind die Zutaten eines vollkommen normalen Tages mitten in der Arbeitswoche – und die Kamele sind da bisher noch gar nicht vorgekommen. Aber sie gehören natürlich dazu. Mausi auch. Letztere aber nur, weil sie besagtes Rentierfell so toll findet. Es klingt wirr? Jawohl, das ist es auch!

Man mag sich jetzt fragen, was genau ein Idiotolot ist. Vielleicht fragt sich das auch niemand, aber ich werde trotzdem berichten, ist ja schließlich mein Blog. Ein Idiotolot ist eine handliche Maschine mit einem roten Blinklicht und einer großen Sirene. Es hat einen Sensor, der auf Idioten in der unmittelbaren Umgebung anspricht und anspringt. Den Rest kann man sich denken. Schlimm ist es, wenn das Idiotolot lärmt und blinkt, wenn man es einschaltet, während niemand sonst in der Nähe ist. Aber das ist ein anderes Thema und ich mag darauf gerade nicht eingehen. Nun, wir haben so ein Gerät mal erfunden und es machte oft ziemlichen Krach. Egal ob am Strand, in einem Club oder im Bus. Das Gerät ist bei Fred, Gustav, Ete und Brocki am anderen Ende der Stadt. Dort hat Ete gerade das Gehirn verliehen, weil jemand es braucht, um eine möglichst schlaue Arbeit über wichtige und schlaue Sachen zu schreiben – das Idiotolot ist natürlich in keinster Weise angesprungen, ist ja klar. Nun stellte sich die Frage, ob DAS Gehirn wie eine Batterie irgendwann leer ist oder durch Überbeanspruchung kaputt gehen kann. Da fiel mir ein, Ete sprach mal in Rotweinlaune von sogenannten Hirnläden irgendwo in irgendwelchen fernen Galaxien – dahin würde sie von Zeit zu Zeit per Sombrero-Wurmloch reisen, um DAS Gehirn pflegen und warten zu lassen. Soviel weiß ich. Ich weiß aber auch, dass es Hirnieläden gibt, das wiederum sind Läden, wo nur Hirnies hingehen (böse Zungen behaupten, Pollux wäre ein Betreiber eines solchen Ladens, ich möchte dem aber vehement widersprechen!) Man sollte nun tunlichst vermeiden, ein Idiotolot mit in einen Hirnieladen zu nehmen. Es würde wohl zerbersten. In einem Hirnladen macht es aber Sinn und sei es nur, um keine Inkompetenzen festzustellen. Merke zur Unterscheidung folgendes Eselsohr: In einem Hirnladen kann man das Hirn laden. (ok, jetzt springt definitiv das Idiotolot an!)

Wo bleibt nun eigentlich die Dark Romantic aus der Überschrift? Das ist eine gute Frage und ein paralleler Handlungsstrang des Tages.

Ein weitere (nicht ganz so gute) Frage ist: Was würde passieren, wenn man mit gescheiten Menschen aufeinandertrifft? Und wer ist überhaupt gescheit? Müsste man dann nach dem Treffen gegenseitig einen Beurteilungsbogen übereinander verfassen? Und was steht da drin? In Ermangelung eines Idiotoloten (es ist ja ein komplett paralleler Handlungsstrang) könnte es natürlich passieren, dass niemand der Anwesenden sonderlich gescheit ist und alle ob solcher abstrusen Gedankengänge, bzw. ganzer –welten vielleicht und unerbittlich irgendwohin eingeliefert werden müssen? Da kommen dann Lobotomien ins Spiel. Aber ist man gemeingefährlich, nur weil man den Weg in die Einweisung mit sämtlichen Kamelen auf allen Schultern begeht? Was würde Klärchen dazu sagen? Und wieso wäre das „Dark Romantic“? Fragen über Fragen. Man stelle sich vor: eine Zelle (nein, keine Terrorzelle!) in einer Einrichtung. Dunkle abgegilbte Wände. Zwei einfache Pritschen. Zwei Menschen, beide wenig gescheit (oder so viel, dass es sonst niemandem auffällt – wo ist das Idiotolot in diesem Handlungsstrang??). Eine Begegnung. Viele Kamele. Kein Entkommen. Also wenn DAS nicht romantisch ist, dann weiß ich es auch nicht.

Und plötzlich. So ganz nebenbei, tapert die Mausi vorsichtig über das gerade „gefangene“ Rentierfell und schnuppert und leckt daran. Wie eng die Dinge manchmal zusammenhängen – auch wenn man hier ganz sicher nicht von Kausalitäten sprechen kann. Oder doch? Ich glaube, ich sollte mir das Idiotolot mal wieder leihen.

Vom Zusammenwachsen der Dinge (Kamelgeschichten Teil 18)

Das oben zu sehende Bild ist keine Fotomontage, auch wenn es so aussehen mag. Die Dinge wachsen manchmal zusammen – und wenn sogar Kamele und Katzen zusammenwachsen können, dann können wir das weltweit!
Der ehemalige Katzendrachen Frau Malzahn ist zwar im Laufe der letzten Monate nicht zu einer Schmusekatze geworden, dafür wurde sie zu einer sehr selbstbewussten Katze, die weiß was sie will. Inzwischen will sie gern auf meinem Bauch liegen und schleicht sich nachts in mein Bett und macht es sich dort gemütlich, während ich schlafe. Ich bekomme das manchmal nicht einmal mit. Es wird bestimmt der Tag kommen, da schleppt sie die Kamele mit. Ich weiß, dass Pollux inzwischen etwas maulig ist, weil ihm Mausi den Rang ein wenig abgelaufen zu haben scheint. Dabei lieben wir alle doch unser schönes Polli-Kamel. Früher nannten wir ihn „Flusen“, fällt mir gerade ein. Er ist eben das Kamel der tausend Namen. Mausi ist aber auch nicht mehr nur Mausi und Frau Mahlzahn, sie ist auch die Mietzekatze und Schnuckelinchen, oder auch einfach mal „Katze“. Die Katzen-Namensgebung ist so unterschiedlich wie ihre Stimmungen, vielleicht spiegelt sie mich da ja auch nur richtig gut?

Auf jeden Fall ist die Mausi ganz schön gut angekommen – neulich hat Pollux sie geärgert (ich bin daran nicht ganz unschuldig) und sie hat ihm ordentlich eine gescheuert, mit Krallen, wohlgemerkt. Polli hat gejammert, geheult und mit seiner Pfote die Stelle gestreichelt, wo Mausi ihn erwischt hat. Tja und was macht die Katze da: sie schnuppert ausgiebig an ihm und legt ihm tatsächlich sanft eine Pfote auf den Kopf. Kaum zu glauben. „Pack schlägt sich – Pack verträgt sich“ hieß es mal. Wer weiß wie oft die sich da streiten und beharken wenn ich nicht da bin? Wahrscheinlicher aber ist, dass alle einfach dasitzen und wahlweise schlafen, oder rumgucken, oder so. Vielleicht machen sie das ja alle zusammen? Vielleicht habe ich auch einfach nur Kopfkino. Hm.
Eines weiß ich aber, keines der Kamele traut sich, diese Katze zu ärgern – und ich kann das gut verstehen. Manchmal blitzt es in ihren Augen und dann muss man vorsichtig sein. Ich glaube auch, ihr brauner „Blitz“ auf der Stirn fängt an zu leuchten, kurz bevor sie die Krallen ausfährt, oder vielleicht währenddessen! So genau kann ich das nicht beurteilen, weil ich in diesen Momenten eher mal das Weite suche.
Klärchen aber schaut sich dieses Gebaren natürlich genauestens an – ich warte auf den Tag, wo sie sich einen Blitz auf die Stirn malen lässt. Jeder hat ja so seine ihm eigenen Vorbilder und Ideale. Vielleicht gründen Mausi, Klärchen und das Erdbeerkuchenkamel ja auch mal eine Band – oder vielleicht eher eine Terrorzelle? Ete würde eher Letzteres interessant finden, schätze ich – sie wäre dann für den ideologischen Hintergrund sorgen und schöne rotweinbefleckte Flugblätter in Umlauf bringen. Aber ich schweife ab vom eigentlichen Thema – wobei ja vielleicht auch an dieser Stelle etwas zusammenwächst, ob das für die Welt gut ist, wird am Ende die Geschichte zeigen, ich mag mich da nicht einmischen.  

Nicht immer ist ein Zusammenwachsen positiv, das sieht man ja auch in der Welt da draußen. Da tun sich manchmal Lager zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören – vielleicht sogar, ohne es zu wissen oder zu bemerken. Man könnte meinen, alles sei besser, als allein zu sein? Auch das wird wohl in manchen Fällen die Geschichte zeigen – oder aber es verläuft sich im Sande und kein Hahn kräht oder keine Katze, kein Kamel miaut je danach.

Ein Song für diesen Sommer

Kein neues Stück, sicherlich kein typisches Sommerlied. Aber es passt wunderbar in meine Gedanken zu diesem Sommer. Ob außer mir schon jemand bemerkt hat, wie passend dieses Stück in seiner Energie und seinem Text in diese Zeit passt?

Die Sache mit dem Sommer

Die Jahreszeiten bestimmen unser Leben – immer noch, auch wenn wir das in unserer zivilisierten Welt manchmal nicht wahrhaben wollen. Nun ist also ein schöner, ein warmer Sommer. Der Herbst schickt trotz der immer noch hohen Temperaturen schon unauffällig seine Boten voraus. Die Abende werden kürzer, auch morgens sehe ich schon der Dämmerung zu, wenn im Alltag mein Wecker klingelt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, überkommt mich ein melancholisches Gefühl, sozusagen die Vorfreude auf die graue Zeit, auf die Zeit des inneren und äußeren Rückzugs.

Ich frage mich, ob dieser Herbst und dieser Winter wohl auch für mich Zeit für Rückzug bereit hält, das war in den letzten Jahren wahrlich nicht der Standard. Ich neige, wie vielleicht viele Menschen auch, gerade dazu den Umständen im Außen die Verantwortung dafür zu übertragen, aber nein, das ist nicht richtig. Wie immer ist auch das eine Entscheidung, die ich sehr bewusst für mich treffen kann. Selbst bei Stürmen, bei hoher See wird es möglich sein, unter meiner Decke zu liegen und alles vorbeiziehen zu lassen, was in der Welt tobt. Mein Gefühl sagt mir, es wird in der Welt toben. Nicht nur mein Gefühl, auch das vieler anderer Menschen zeigt unruhige Zeiten an. Vielleicht schafft es der Herbst, vielleicht gelingt es der Winterzeit, Ruhe in die Menschen zu bringen? Vielleicht einen Samen zu pflanzen, der im Frühjahr keimen wird? Das ist ein sehr naiver Gedanke, ja. Aber na und? Am Ende folgt die Energie dann eben doch der Aufmerksamkeit.

Aber noch ist es Sommer. Ein schöner warmer, ein heißer Sommer und der möchte auch bis zu seinem Ende gelebt werden. Soviele wunderbare laue Sommernächte gab es zu erleben in den letzten Wochen, das Meer war warm wie selten, die nahen Seen schon nicht mehr erfrischend.

Inzwischen ist es aber doch etwas kühler geworden und es gab Regen. Endlich, sagen nicht wenige. Es wäre schön, wenn auch die pandemischen Gemüter da draußen sich abkühlen würden. Ich bin mir nicht immer sicher, ob man sich heraushalten kann bei all den Dynamiken die sich zeigen und abzeichnen. Manchmal ducke ich mich aber tatsächlich lieber weg, weil es mir schwerfällt, eine der polarisierenden Meinungen mitzutragen, mittragen zu können. So oft ist kaum eine differenzierte Meinung gefragt.
Aber ich gehe ja auch bei großer Hitze und starkem Regen nicht ungeschützt draußen herum. Zumindest nicht lange.

Die Sache mit dem Sommer also. Der geht langsam aber stetig dem Ende entgegen, die Menschen werden nicht mehr alle nur weiße Haut haben – die Strände in S-H waren voll und überfüllt, die Menschen waren ausgelassen und scheinbar unpandemisch unterwegs. Der Schein trügt, die Ruhe auch. Hoffentlich ist es keine Ruhe vor dem Sturm? Vielleicht braucht es aber auch ein wenig Wind, damit sich etwas ändert. Katalysator Pandemie. Was sich ändern wird? Wird es wirklich sehr stürmisch, möchte ich darüber gar nicht nachdenken. Die Welt, die Gesellschaft, wir Menschen müssen etwas ändern. Jeder einzelne. Gut wenn es draußen kühler wird, wir brauchen alle einen kühlen Kopf. Der Sommer hat’s hochgekocht, jetzt darf sich alles setzen, bis ein Bodensatz bleibt. Den Winter als Rückzug, der Frühling wird die Keime austreiben! Ich bin sehr gespannt, was da kommt, was wir Menschen zusammen schaffen können! Ich habe beschlossen, mich darauf zu freuen!

Die weißen Menschen im Norden

Es hört sich an wie ein skurriler Titel eines abgehalfterten Science-Fiction-Romanes, oder einer drittklassigen Fantasiegeschichte. Nun vielleicht ist es auch so. Mir war gar nicht bewußt, dass es in Norddeutschland nicht nur weiße Menschen gibt, sondern auch Menschen, die wirklich weiß sind, also so richtig weiß! Wie jeder weiß, ist der hohe Norden unseres Landes nicht unbedingt gesegnet mit allzuvielen Sonnenstunden. Als ich hierher zog, hieß es „der Kieler wird nicht braun, er rostet“, als die Sprache mal auf die hiesigen klimatischen Bedingungen, gerade im Sommer, zu sprechen kam. Jetzt ist Sommer und in den letzten Wochen konnte man sogar mitunter hohe Temperaturen begrüßen. Wie es überall so ist, gilt auch hier die Regel: je höher die Temperatur, desto weniger Kleidungsstücke hat man auf der Haut (ob das immer so sinnvoll ist,möchte ich hier nicht zur Debatte stellen). Als ich in den letzten warm-heißen Tagen um die Mittagszeit mit dem Fahrrad die hiesige Promenade am Wasser entlang radelte, wurde ich geblendet. Ja, natürlich auch von der Sonne. Auch von den schönen Menschen die sich in selbiger aalten. Aber vor Allem weil die Menschen alle schneeweiß waren! Weißer als weiß, sodass sich das grelle Sonnenlicht darin beinahe spiegelte. Mir kam die Überschrift für diesen kleinen Aufsatz ad hoc in dem Moment. Die weißen Menschen von Kiel.
Ganz egal welches Alter, ganz egal ob Frau oder Mann, Mädchen oder Junge, alle weiß. Komplett weiß. Farbtupfer waren höchstens Bikinis, kurze Hosen, Badehosen, Shirts, etc. – was für ein Bild. Wenn Blässe zu anderen Zeiten mal als vornehm galt, was ist dann diese Schneeweiße? So mag ich es nennen: die Schneeweiße.

Wenige Tage später war ich am Strand in der Nähe. Es war Samstagmorgen, noch recht wenige Menschen waren dort. Je voller es wurde, desto mehr war ich irritiert. Hier waren nicht alle Menschen weiß! Es gab welche, die gebräunt waren, manche sogar sehr dunkel. Wie kann das sein, wo kommen die her? Im Strandkorb in meiner Nähe, ein mittelaltes Paar, freundlich grüßend und schön gebräunt. Als sie sich unterhielten, merkte ich: das waren Schwaben! Oder zumindest Menschen aus Süddeutschland, ich bin immer unsicher mit den Dialekten und Sprachfärbungen, auf jeden Fall mal nicht norddeutsch. Jetzt hätte ich eigentlich eine Umfrage starten müssen, aber ich stelle auch ohne Umfrage mal die These auf: je südlicher die Herkunft, desto brauner der Teint. Ob das eine haltbare Theorie ist? Während ich vor Ort noch so darüber nachdachte, machte ich mich auf, um ins Wasser zu gehen – ging durch den Sand, wich größeren Steinen aus, kam an manchen verschiedenbraunen Menschen vorbei und schaute an mir herunter: schneeweiß! Bauch, Beine, Füsse: alles weiß! Aber das ist ja auch kein Wunder, ich lebe ja schließlich hier oben.

Damals – Marian

Manchmal, nach ein wenig Wein, kommt alte Musik, Musik die mich noch immer mitten ins Herz trifft, nach über 30 Jahren. Es leben die schwarzen Seelen!

Wege im Leben – Lebenswege

Man sitzt in einem Zug, in einem Wagon, einem Abteil, auf einem Platz. Die Landschaften rauschen rechts und links vorbei, andere Züge mit anderen Menschen kommen entgegen oder überholen, biegen links ab oder rechts. An Bahnhöfen wird gehalten. Menschen steigen aus und steigen ein. Oder steigen um. In andere Richtungen. Nach Norden. Nach Süden, Osten oder Westen. Mit all ihren Gedanken, Geschichten, mit ihren Sorgen und ihren Freuden. Alle sind in Bewegung. Und immer kommt es zu Begegnungen. Vielleicht ist es ein Blickkontakt. Ein Lächeln. Vielleicht ein Anrempeln wenn Menschen es eilig haben, umzusteigen. Manchmal ist es auch ein Gespräch im Abteil, mit dem Sitznachbarn. Ein kleines, oft klitzekleines Stück des Weges geht man gemeinsam und sei es nur für einen Wimpernschlag, einen Augenblick. Ein Augen-Blick. Ein Wimpern-Schlag. Bevor das Leben dann wieder rasant an Fahrt aufnimmt, Wege sich wieder voneinander trennen, durch losfahrende Züge in allerlei Richtungen, von mir weg, oder parallel zu meinen Wegen. Es sind aber genau diese Momente, die das Leben ausmachen, die mein Leben ausmachen. Begegnungen, kurze oder lange. Begleitungen, für den Moment oder für Jahre. Alles, jede Begegnung kann mir etwas sagen, kann ein Gefühl hervorrufen, vielleicht sogar ein bleibendes, oft ist es nur eine Emotion für den Moment. Nur? Auch diese kleinen Momente machen in der Summe so viel aus – da gilt es, offen zu bleiben für all die Begegnungen, für die Lebenswege anderen Menschen die den meinen kreuzen. Ich freue mich drauf.

Die Wege im Leben
sind ein großes Bestreben,
die Richtung zu finden
sich winden
nach links und nach rechts
vor und zurück.
Immer mit der Hoffnung,
etwas oder jemand bleibt kleben.
Bleibt im Leben.
(Matt Mandarin)

Ich lerne

Nach einer gewissen Zeit lernen wir,
den feinen Unterschied zwischen dem Halten einer Hand
und dem Anketten einer Seele zu erkennen.

Und wir lernen, dass Liebe nicht bedeutet, sich zurückzulehnen,
und dass es nicht Sicherheit bedeutet, wenn wir einen Gefährten haben.

Und wir beginnen zu lernen, dass Küsse keine Verträge sind,
und Geschenke keine Versprechen.

Und wir beginnen, unsere Niederlagen zu akzeptieren,
mit erhobenem Haupt und offenen Augen.

Und wir lernen, alle unsere Wege im Heute zu bauen,
weil die Gelände des Morgen zu unsicher sind, um darauf Pläne zu schmieden,
sie pflegen nach der Hälfte einzubrechen.

Und nach einer gewissen Zeit lernen wir,
dass auch die milde Sonnenwärme brennt, wenn derer zu viel wird.

So bepflanzen wir denn unseren eigenen Garten und schmücken die eigene Seele,
statt darauf zu warten, dass uns jemand Blumen bringt.

Und wir lernen, dass wir wirklich aushalten können,
dass wir wirklich stark sind, und dass wir wertvoll sind.

Und wir lernen und lernen … und mit jedem Tag lernen wir.


Jorge Luis Borges (Argentinischer Autor, 1899-1986)
(Bild von https://unsplash.com)

Shame

Do you ever get that feeling
When the guilt begins to hurt?
Seeing all the children
Wallowing in dirt
Crying out with hunger
Crying out in pain
At least the dirt will wash off
When it starts to rain

Soap won’t wash away your shame

Do you ever get the feeling
That something isn’t right?
Seeing your brother’s fist
Clenched ready for the fight
Soon the fighting turns to weapons
And the weapons turn to wounds
So the doctor’s stitch and stitch and stitch
And stitch and stitch and stitch and stitch

Surgery won’t improve your pain

It all seems so stupid
It makes me want to give up
But why should I give up
When it all seems so stupid?

Do you ever get the feeling
That something can’t be done?
To eradicate these problems
And make the people one
Do you ever get that feeling
Something like a nagging itch?
And all the while the doctors stitch
And stitch and stitch and stitch and stitch

Hope alone won’t remove the stains (for shame)

(Shame – Depeche Mode)
(Bild: The Sinner – Facebook)