Abschiede (#2)

Es gibt im Leben immer wieder Situationen und Momente, in denen es unumgänglich ist, Abschied zu nehmen oder etwas loszulassen. Das können Menschen sein, das kann eine r Idee oder vielleicht auch Träume sein. Oder alte Glaubenssätze. Manchmal ist es wirklich wichtig, etwas loszulassen, um im Leben weiterzukommen – oder einfach auch, um frei zu sein. Oft ist es sehr schwer, wenn liebgewonnene Menschen sich verabschieden. Aber auch das gehört dazu. Mitunter muss man auch schweren Herzens selbst den Abschied suchen – das ist vielleicht  sogar eine Königsaufgabe im Leben, das ist wenigstens für mich so.

Irritiert bin ich, wenn andere Menschen sich aus meinem Leben mit lauthalsen Gesten und Worten verabschieden – dann aber nicht wirklich gehen, sondern noch bewußt/unbewußt  kleben bleiben. In einem Film sah ich gestern, dass sich ein Mann immer wieder die Mailboxansage seiner verstorbenen Freundin anhörte. Immer und immer wieder, bis nach Tagen und Wochen die Nummer gelöscht war. Er quälte sich selbst, wohl auch, weil er eben keinen wirklichen Abschied im Leben nehmen konnte. Das ist eine besondere Situation und eine sehr traurige zugleich.
Andere Menschen schauen sich vielleicht immer und immer wieder Fotos der Person an, die sie doch verabschiedet haben. Oder sie klicken Profile und Seiten im Internet des Menschen an…oft, häufig und noch öfter. Mich verwundert das. Worten müssen doch Taten folgen? Bleibt man nicht umso mehr energetisch verbunden, je mehr man „unauffällig“ die Nähe noch sucht? Oder bleibt man energetisch eh immer mehr oder weniger verbunden? Das vermag ich nicht zu sagen.

Mir persönlich fällt es schon von jeher schwer, etwas oder jemanden loszulassen. Ich werde langsam besser darin, aber trotzdem: es ist nicht leicht. Natürlich nicht. Wenn mir etwas einmal sehr wichtig war, muss ich alles was ich „drumherum“ gebaut habe, mit loszulassen. Manchmal sind das ganze Lebenskonzepte und Entwürfe. Aber eines weiß aus meiner bescheidenen Erfahrung: es lohnt sich. Man sagt das einfach so dahin, aber tatsächlich schafft es Raum, wenn man etwas wirklich frei gibt! Das schließt den Trennungsschmerz gar nicht aus, der ist natürlich da und der gehört auch dazu – weniger bei altem Geschirr welches man weiterverschenkt, als bei geliebten oder vertrauten Menschen, die man weiterziehen lässt. Wenn man aber seine Schränke Zuhause leert, schafft man auch Platz für Neues. Ob man diesen praktischen Umstand einfach so von seinen Schränken auf sein Herz übertragen kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Das mit dem eigenen Herz ist eine schwierige Sache – auch da muss man loslassen. Aber Vieles bleibt auch bestehen, trotzdem man es losgelassen hat. So ein Herz ist ganz schön groß und hat viel Platz und viele Winkel, in denen Erinnerungen, Emotionen und „alte“ Gefühle ihren Ort finden – da braucht es dann wohl den Faktor Zeit, aber eben auch eine klare Intention.

„Höre immer auf dein Herz!“
Sagte mal jemand zu mir. So ist das und damit ist eigentlich alles gesagt.
So einfach, so schön und doch so schwer.

(Bild: The Sinner, FB)

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