Heutzutage ist das Wort Angst in aller Munde – naja nicht in aller Munde, aber in vieler Menschen Munde. Ich frage mich, was ist Angst eigentlich genau? Gibt es eine allgemeingültige Beschreibung? Wenn ich es in eine bekannte Suchmaschine eingebe, dann kommt da als Beschreibung „Angst: beklemmendes, banges Gefühl, bedroht zu sein“.
Ja, so könnte man das ausdrücken – unter anderem. Es gibt so viele Beschreibungen, das wird subjektiv in Nuancen sehr unterschiedlich sein. Dann gibt es Begriffe wie Phobie, Panik, Panikattacke, Angststörung, usw. usf. Wir alle haben Angst. Vor allem Möglichen. Spannend wird es zu erfahren, was hinter so einem Angstgefühl liegt, woher es kommt, was es antriggert. Das zu erfahren setzt aber voraus, dass man das Gefühl der Angst überhaupt wahrnimmt, ins Bewusstsein hinein lässt. Wenn ich mich so umschaue in der Welt, in meinem eigenen Umfeld, dann sehe ich Menschen, die angstvoll handeln, sich ängstlich verhalten. Das ist, finde ich, nicht schlimm. Ich habe gestern jemanden gefragt, ob er wirklich so eine Angst hätte, wie es den Anschein hat – als Antwort erhielt ich eine absolut konfrontative Aussage, dass das nicht stimme und mal absoluter Quatsch sei. Keine Angst also, nunja. An dieser Stelle habe ich mir zwei Dinge gedacht. Zum einen eben, dass da wohl dieses Angstgefühl bei dem betreffenden Menschen nicht ins Bewusstsein drängt (aber wer bin ich, sowas zu beurteilen?). Zum anderen aber auch, warum mir das eigentlich so sehr auffällt und weshalb mich das so sehr abstößt. Wenn ich ehrlich bin, dann fällt mir auch das Resonanzgesetz (das Spiegelgesetz, oder auch das Gesetz der Anziehung genannt) ein. Man wird vom Außen genau dann getriggert, wenn man selbst davon etwas im Innen hat. Ist also eine gute Chance für mich, mal zu schauen, wovor ich denn gerade so alles Angst habe. Gehe ich mal in mich und spüre hinein, sind da zurzeit viele Ängste – natürlich auch die virale Lage betreffend. Das ist gar nicht so offensichtlich, aber unter der Oberfläche ist da etwas. Die Angst, krank zu werden. Die Angst, isoliert zu sein. Zum Beispiel. Und da ist viel mehr als das – unabhängig von der Situation in der Welt. Angst, einsam und allein zu sein. Angst, Fehler zu begehen, oder begangen zu haben. Angst vor Verletzung. Vor Scham. Vor Schuld. Und und und. Wie stelle ich mich dem und was mache ich damit? Wahrnehmen, ja das ist das eine. Dahinter zu schauen ist nicht immer so ganz einfach, oftmals liegen Ängste in den eigenen Schatten. Mit Freunden darüber zu sprechen ist gut. Sich mit der geistigen Welt zu verbinden und dort um Rat zu fragen. Alles gute Ideen.
Erstmal bin ich dankbar dafür, so etwas überhaupt zu spüren. Dankbarkeit fällt da manchmal schwer, aber es funktioniert. Wenn ich an das Spiegelgesetz denke, kann ich mich um die schönen Dinge des Lebens bemühen, sozusagen den Fokus verändern – das ist manchmal aber leichter gesagt als getan. Ein weiterer Gedanke wäre, dass Ängste ja nicht überflüssig sein – Angst ist ein Überlebensinstinkt. In Therapien lernt man, dass man zwei Möglichkeiten hat, angstvollen Situationen zu begegnen. Man kann weglaufen, oder kämpfen. Flucht oder Kampf. Sonst nichts. Was Mensch gern bei Ängsten und Panikattacken macht, ist aber, in die Starre zu gehen. Das ist fatal, weil sich dadurch die Situation nicht ändert. Ist aber Ignoranz eine gangbare Strategie? Sicher nicht auf Dauer. Es kommt wohl auf die Art und die Tiefe der eigenen Ängste an. Manches ist abhängig von äußeren Situationen, manches sind einfach tief verwurzelte eigene Ängste. In der Psychologie spricht man auch von der Angst als Zustand auf der einen und der Angst als Eigenschaft auf der anderen Seite. Alles gar nicht so einfach.
Ich versuche, mich nicht allen Ängsten gleichzeitig zu stellen – bei Paniken dürfte das allerdings schwierig werden. Was nun?
Atmen. Atmen hilft. Atmen hilft immer. In die Angst hineinatmen. Ein guter Plan. Ein- und Ausatmen. Ein und Aus und Ein und Aus. Atmen muss man sowieso, dann kann man es auch ganz bewusst machen, manche Ängste verschwinden tatsächlich auf diese Weise. Wunderbar, einfach mal ausprobieren!
(P.S.: Da fällt mir noch ein Nachtrag ein. Gedanken dazu, was Angst aus Menschen und deren Verhaltensweisen so machen kann. Das ist ja das, was wir gerade überall sehen. Manche kapseln sich bestimmt ab, ziehen sich zurück, möglicherweise ist das eben erwähnte Starre? Andere kanalisieren scheinbar ihre Angstgefühle in Wahrheiten, die fernab des Mainstreams sind – da werden dann gern allgemein als richtige geltende Tatsachen komplett in Frage gestellt, um die Auslöser der Angst zu eleminieren. Andere Menschen wiederum verfallen wohl in Aktionismus, einfach um sich abzulenken. Die nächsten üben sich in andauerndem Humor. Wieder andere maßregeln ständig andere Leute, die sich nach öffentlicher (oder eben derer) Meinung unkorrekt verhalten. Es scheint auch Menschen zu geben, die offen in Panik sind, zumindest soweit man das als Außenstehender beurteilen kann. Dann gibt es bestimmt Leute, die sich in kleinen Gruppen Gleichdenkender zusammentun uns sich austauschen. Wieder andere bleiben gelassen – sehen dabei aber ihre ängstlichen Gefühle, nehmen sie wahr.
Es gibt soviele Möglichkeiten. Viele werden verschiedenste Strategien kombinieren, nicht bewußt, klar. Es gibt ja auch kein Richtig oder Falsch. Alles ist legitim, solange man Andersdenkende eben anders denken läßt. Aber funktioniert das da draußen gerade mit der Toleranz? Funktioniert das bei mir selbst? Hm. Ich atme wohl erstmal tief ein…)
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