Etepetete (Kamelgeschichten 2)

Das Kamel Pollux hat eine Schwester, Etepetete, genannt schlicht Ete. Ete kam wenige Jahre nach Pollux zu mir – ich weiß nicht mehr, woher sie kam, sie war plötzlich da. Wie alle anderen übrigens auch. Ich hatte schon das Gefühl, die Kamelgroßfamilie würde sich komplett bei mir einquartieren – zumal es im Laufe der Zeit merkwürdige Geschichten von entfernten Verwandten gab, die irgendwann alle zum Kamelkaffeetrinken kommen würden. Kamelkaffeetrinken. Das ist ein ganz eigenes Thema – und kein leichtes, weil es viel Vorbereitung bedarf, allein das Backen unzähliger Kuchen (es gibt dann Kuchenlisten!) dauert seine Zeit. Aber ich schweife ab. Ete. Ete ist eine sehr hübsche Kamelin, sie ist eine Etage kleiner als Pollux, dafür ist sie unglaublich schlau. Sie ist praktisch „das Gehirn“, wenn man mal etwas Wichtiges zu erledigen hat, wo es viel Cleverness braucht, kann man sich von Ete das Gehirn leihen. Meist bekommt man es dann für ein paar Stunden und weiß plötzlich alles über jedes, das ist großartig. Für Ete selbst hat es aber den Nachteil, dass sie sich mit anderen Menschen und anderen Kamelen schnell intellektuell langweilt, das macht sie eigentlich immer. Daher hat sie sich irgendwann ein Wurmloch gebaut, dass sie in einem großen Sombrero versteckt hat (am Anfang wußte niemand, warum Ete immer in diesen Sombrero hüpfte und erst Stunden später selig lächelnd wiederkam). Ete ist mit dem Wurmloch gern in Raum und Zeit unterwegs, oft ist sie im Restaurant am Ende des Universums und trinkt dort ganze Rotweinbestände aus. Sie nimmt das Leben leicht macht was sie will und schnaubt eher einmal, wenn jemand dummes Zeug erzählt, um dann fix im Sombrero zu verschwinden. Naja, und dummes Zeug wird viel geredet wenn die anderen Kamele in der Nähe sind, das steht mal fest! Ete hat aber auch ein Faible für große stattliche Kamelherren – sie hat sich in das schwedische Kamel Gustav verguckt, obwohl Gustav eigentlich nur schwedisch spricht, verstehen sie sich ohne Worte meist gut – vielleicht kann Ete aber auch alle Fremdsprachen dieser Welt gleichzeitig sprechen, sie hat ja DAS Gehirn. Das weiß ich aber nicht so genau. Ete wohnt zusammen mit Gustav, Fred und Brocki am anderen Ende der Stadt und ich sehe sie selten. Manchmal materialisiert sie sich auf meinem Sofa, dann ist sie irgendwo im Wurmloch falsch abgebogen. Sie murmelt dann ein „Guten Abend“ und verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Sie ist ein wenig eigenbrötlerisch, aber wenn man sie braucht, ist sie da. Pollux liebt seine Schwester und ist sehr stolz auf sie. Die beiden kommen sich auch nicht ins Gehege, weil er auf Schokolade und sie auf Rotwein (und Schnaps) steht. Schimm war es,als vor einiger Zeit mal der Sombrero kaputt war, da war Sie unausstehlich, wohl auch weil sie nicht mehr zum Restaurant am Ende des Universums oder zum Café an den Saturnringen reisen konnte – da hat sie dann mal ein wenig geplaudert über ihre Reisen. Sonst würde davon ja niemand wissen, ist ja klar. Mit Ete muss man sich gustellen – sie hat nicht nur das Gehirn, sie kann auch immer einen guten Rotwein besorgen. Außerdem ist sie ja eine sehr liebenswerte Kamelin, wenn sie mal da ist.

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