Jetzt schreibe ich schon eine ganze Weile etwas über unsere Medienlandschaft – komme von Höcksken auf Stöcksken und verzettele mich in tagesaktuellen Themen. Stopp. Davon gibt es wirklich genug zu lesen, „alle Welt“ echauffiert sich über die Art und Weise der Berichterstattung, über Inhalte und Nicht-Inhalte. Das reicht. Mehr davon braucht kein Mensch. Lest das doch woanders, wenn ihr wollt. Ich fang nochmal von Vorne an.
Mich bewegt zurzeit der mediale Hype mit seinen teils brüllenden Schlagzeilen. Corona-Virus, Brexit, Trump, Klima, AfD, VW, etc. Einige dieser Themen sind wahre Ladenhüter, immer wiederkehrende Schlagzeilen. Aber letztlich sind all das Themen, die ich selbst gar nicht so recht beurteilen kann – mir fehlt schlicht eigenes erlebtes Wissen. Je nach Nachrichtenmagazin bekomme ich teils doch unterschiedlichste Facetten zu jedem Thema geliefert. Wenn ich in den Sozialen Netzwerken stöbere, sind da mitunter noch ganz andere Meinungen, scheinbare Fakten, die auftauchen. Was mache ich nun eigentlich damit, wem glaube ich was? Wie bilde ich mir nun meine Meinung? Naja und nicht zuletzt: was sind eigentlich Fakten? Der Begriff „Harte Fakten“ ist wirklich ein Modebegriff, ständig wird von Fakten gesprochen und ich fürchte, viele Menschen nehmen diesen Begriff und hinterfragen ihn nicht weiter – fast so, als wäre das ein physikalisches Axiom. Genau betrachtet, gehen auch diese Axiome von einem bestimmten Weltbild aus und sind keinesfalls ständig und für jeden Menschen uneingeschränkt gültig. Was ist also die Wahrheit? Gibt es sie überhaupt, DIE Wahrheit. Sicherlich nicht. Ich merke oft, dass es mir schwerfällt, mich bei allen Themen dieser Welt zu positionieren, eine klare und unumstößliche Meinung zu haben und zu vertreten. Ich weiß einfach zu wenig – und ich bin mir auch für mich sicher, dass viele Themengebiete viel zu komplex sind, um sie umfassend begreifen zu können. Aber muss ich das überhaupt? Brauche ich notwendigerweise ständig eine Meinung? Für eine Diskussion brauche ich eine Meinung, oder zumindest ein wenig Wissen über ein Thema. Wenn ich mit jemandem über Themen rede, ist es ein Austausch von Informationen…wenn es gut läuft. Läuft es nicht gut, wollen Menschen andere Menschen überzeugen, leider oft mit dem viel zitierten gefährlichen Halbwissen, oder mit überhaupt keinem Wissen, dafür mit sehr viel Meinung.
Ich schweife schon wieder ab und merke, wie schwer es mir fällt, das Thema Medien klar und deutlich zu behandeln, auch innerlich. Vielleicht liegt es daran, dass Medien immer auch und entscheidend davon abhängen, ob sie wahrgenommen werden und wer sie konsumiert. Was ein Mensch damit macht und wie er damit umgeht, ist halt ein ganz anderes Thema. Medienmagazine und Zeitungen sind oft plakativ. In den sozialen Medien ist der Ton ein sehr rauer geworden. Es gibt unabhängige Medien, Presseagenturen und wer weiß was noch alles. Möglichkeiten, die uns Bürger informieren sollen – und damit eben auch eine Meinungsbildung betreiben. Bleibt die Frage, inwieweit das von wem zielgerichtet ist oder sein könnte? An dieser Stelle begibt man sich schnell auf’s Glatteis der Verschwörungstheorien – und davon gibt es viele, gab es in der Geschichte der Menschheit wohl schon immer. Aber auch diese Theorien runden das Bild ab, zeigen einen Teil des menschlichen Denkens, die Skepsis, den Zweifel. Das will gesehen werden!
Ich für meinen kleinen Teil mag mich gern bemühen, alle möglichen Ideen und Meinungen zu globalen Themen wahrzunehmen, vermeintliche Fakten anzusehen – daraus ergibt sich immer ein Bild und es wird immer unvollständig sein. Mit dieser Gewissheit lässt es sich leben, für mich, denn es entlässt mich aus dem scheinbaren Zwang, eine Meinung haben zu müssen. Ich muss aber nicht alles bewerten, nicht alles beurteilen. Bei aller Ernsthaftigkeit zu Themen steht mir etwas Gelassenheit gut zu Gesicht! „Die Kirche im Dorf lassen“ heißt ein schöner alter Satz. Heutzutage spricht man von Achtsamkeit, da geht es viel um den eigenen gelassenen Atem – und achtsam mit den Medien umzugehen ist glaube ich eine gute Idee.
Und manchmal, nicht einmal so ganz selten, lege ich mich lieber auf’s Sofa, schließe die Augen oder ich lege mich ins Gras, sehe den Wolken zu und lasse die Welt die Welt sein. Sie dreht sich auch ohne mich einfach und stetig weiter.
(nicht nur ein schönes Palindrom, sondern auch eine hier passende Bedeutung: „Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verzehrt“)